Hallo!
Eigentlich hatte ich ja eine Radiosommerpause angekündigt, da ich mich um Garten, Haus und Mopeds kümmern wollte. Nun ist der Garten soweit o.k., die Mopeds startbereit und auch der Rest im grünen Bereich. Was nun ?
Also ging ich schweren Herzens auf den Speicher. Da fiel mir der Syntektor ins Auge, um den ich mich eigentlich im Spätjahr kümmern wollte. Um genau zu sein ist es ein 1955er Neckermann Standard Syntektor 111/26 (Körting 620W). Irgendwie habe ich großen Gefallen an dem Gerät gefunden, erstens eben wegen der Syntektor-Schaltung, zweitens wegen der Optik und drittens wegen dem Klang.
Ich wusste, dass das Gerät soweit funktioniert, da ich es nach dem Kauf schon mal testete. Sogar der Elektrostaat ist noch o.k.
Allerdings muss es auch noch ein wenig optische Pflege bekommen.
Also rauf auf die Werkbank und los. Das Zerlegen verlief relativ unspektakulär, alle Knöpfe usw. ließen sich leicht demontieren. Das Chassis war auch relativ schnell ausgebaut und ich erwartete eigentlich einen Teerbombenteppich. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Kondensatorlandschaft war ein buntes (bunt ist wörtlich zu nehmen) Sammelsurium aus rund 50 Jahren Kondensatorproduktion. Ero Teerbomben, Eroid, Erofol I, Erofol II, Ero 1800 und Ero KT 1807. Wima Durolit, TFF, FKC, MKS und Entstörkondensatoren. A C E und eine Sorte axialer Kondensatoren in einem rosa Gehäuse ohne Typenangabe (wohl aus 70er Jahre Produktion), die ich noch nie gesehen habe. Die Elkos waren bis auf den Netzelko noch original. An dem Radio muss wohl schon einige Mal Hand angelegt worden sein oder jemand hat seine Kondensatorsammlung darin verbaut. Leider stimmten einige Werte auch nicht 100% mit dem Schaltplan überein, so wurde z.B. anstatt 2000 pF gerne mal 3300 pF verbaut. Man war wohl großzügig. Der Netzelko wurde ebenfalls mal durch einen anderen ersetzt. Der Rest besteht aus Keramischen und zwei Typen von Styroflex. Nun war mir klar, warum das Gerät recht ordentlich funktionierte. Leider wurde der Kondensatortausch an manchen Stellen meinen wohl etwas hoch gesteckten Ansprüchen nicht gerecht. Fahrlässig fand ich, dass man als Koppelkondensator einen 250 V „A C E“ verwendete. Das hätte schief gehen können. Auch wenn noch viele brauchbare Kondensatoren dabei waren entschloss ich mich für einen Kompletttausch, natürlich ohne Styroflex und Keramik. Die Röhren waren bis auf die EBC41 noch original. Bei Körtingradios sind die Röhren durch einen Klebestreifen mit dem Chassis „versiegelt“. An allen andern Röhren war dieser Klebestreifen noch erkennbar.
Ich habe zunächst die Teerbomben, Eroid, A C E und Durolit gewechselt um danach weiter testen. Dies führte dazu, dass die Höhenreglung wieder einwandfrei funktionierte, die wurde nämlich durch eine Teerbombe „blockiert“. Ich habe übrigens zwei persönliche Teerbombenrekorde aufgestellt: Ein 5000 pF hatte noch 1100 pF und ein 25 nF hatte sage und schreibe 116 nF!
Die Kathodenspannung stimmte nun auch bis auf 0,1 Volt genau.
Also wechselte ich weiter fleißig die Kondensatoren.
Was mir jedoch bei den zwischenzeitlichen Tests auffiel war dass die Bassreglung etwas schlecht funktionierte. Die wird über R2 (16 MOhm, neg. log) und C 705 (10 nF) gesteuert. Beim Nachmessen des Potis habe ich festgestellt, dass es einen Schaden hat. Es steigt an bis auf 16 MOhm, geht dann weiter bis auf ca. 22 MOhm und wird dann unendlich. Da ein solches Poti nur schwer zu bekommen sein wird, habe ich mir zunächst damit beholfen, C 705 durch 22 nF zu ersetzen. Nun kann man wieder recht ordentlich regeln, allerdings steht nur noch ca. der halbe Potiweg zur Verfügung. Falls jemand von euch noch ein solches Poti hat und es loswerden möchte bitte melden.
Als nächstes kommt mein erstes Problem, das ich nicht selber lösen kann, da ich nicht so der Schaltungstechniker bin:
Man muss den Lautstärkeregler recht weit aufdrehen um eine entsprechende Lauststärke zu erhalten. Der Klang ist wirklich super. Das Poti habe ich überprüft, das ist o.k. Also habe ich weiter gesucht. Dabei viel mir auf, dass sie Anodenspannung der EBC41 nur 45 Volt beträgt, obwohl sie laut Schaltplan 70 Volt betragen sollte. Die Röhre ist o.k., sie hat über 100 % Emission, die EL84 hat 90% Emission. Eine andere NOS-Röhre zeigte die gleichen Werte, . Irgendwie muss sie zuwenig Spannung erhalten. Ich gehe mal davon aus, dass die mangelnde Lautstärke an der etwas niedrigen Anodenspannung der EBC41 liegt. Ich habe euch mal einen Schaltplanauszug angefügt. Zur Info: Alle Kondensatoren bis auf C704 (Styroflex) sind getauscht, die Widerstände W701-703 geprüft.
Viele grüße: Frank
*Moderation Niko: Thread in "Reparatur und Technik" verschoben*
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Viele Grüße aus der Pfalz!
Nicht nur alte Radios klingen schön, sondern auch alte Flugzeuge
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