Hey Christopher,
jau, gleich mein zweites Radio, ein Schaub-Lorenz Goldsuper W 52 war mit diesem Mangel behaftet!
Och joh, in einem Anfall von selbstsicheren Übermut, wo natürlich auch die Euphorie über das neu erstandene tolle Gerät (ist ja schon ein ganz schönes Monster das Teil) mitschwang, dürfte dieser Eingriff doch wohl nicht so schwierig sein, so dachte ich, ööhhmm
Es war ein Samstagmorgen, ca. 7:30h und (noch) froh gelaunt ging's ans Werk! Noch reichlich unerfahren was diese OP anbelangte versuchte ich zunächst mit eingebautem Chassis unter Einsatz atemberaubenden Hand und Fingerverrenkungen dem Übel die Wurzel, sprich Seil zu entreißen! Diese Vorgehensweise stellte sich aber schnell als völlig unzweckmäßig heraus, da auch das Seil hinter der Skalenscheibe ein Eigenleben führte und ebenfalls nach regenerierung flehte!
Also Chassis vorgezogen (Lautsprecherkabel blieben dran), Knöppe ab, Scheibe losgefriemelt und mit mir bis heute noch unerklärlichen akrobatischen Verkantungstechnischen Einlagen (Roncalli läßt grüßen) aus dem Gehäuse buxiert!
Mittlerweile war's 14:50h, 20 Zaretten und 5 Kaffee intus, das Frustbarometer pendelte zwischen 4 und 5 hatte ich endlich das alte Seil vor mir liegen! In meinem Wahn hatte ich mir aber den genauen Verlauf nicht eingeprägt, geschweige die Wicklungen übers Aufnahmerad gemerkt und was war das, Stahl UND Stoffseile bildeten einen völlig undurchsichtigen Komplott???
16:20h, die Temperatur im Zimmer nahm unerträgliche Werte an, erste Rückenschmerzen und Hunger stellten sich ein und ich hatte völlig den Überblick verloren! Drehe ich die Antriebswelle nach links, kurbelt der Dreko nach rechts und die Skalennadel wandert auf die linke Seite, aber nicht weit genug, ne, andersrum, oder wie oder was?!
Schweiptropfen kullerten mir über die Brille und meine eh schon schlechte Sicht, angeheizt durch den Einsatz mehrerer Wattprotzender Schreibtischlampen wurde mehr und mehr eingeschränkt!
Das Stoffseil hatte fast seinen Endpunkt erreicht und verlangte nach seiner Ausgleichsfeder, die verpaßte ich ihm und stellte dann schäumend fest daß ca. 2 cm fehlten um sie über den Zapfen zu stülpen, ebenso war wohl eine Wicklung zu wenig, bzw. das ganze Aufwickeln von der falschen Seite aus begonnen!
18:50h. Brennender Schweiß in den Augen, in einer Hand das auf Zug gehaltene (zu kurze) Stoffseil, in der anderen ein Spitzzange welche ein Überlappen des Stahlseils auf der Rolle verhindern sollte, schoß es mir plötzlich durch den Kopf, Klaus, was machst du hier eigentlich, aus welchem unersichtlichen Grund setzt du dich diesem unsäglichen Stress aus, welcher abscheulicher Unholt hat dich dazu getrieben nun schon seit Stunden Sklave dieses abgefuckten 50jährigen Schrotthaufens zu sein??!
Völlig Demoralisiert und alle Frustendorphinen freien Lauf lassend öffnete ich erst die linke dann die rechte Hand und sah mit Tränen und Schweiß verschwommenen Augen wie sich die Arbeit von Stunden in Wohlgefallen auflöste!
20:15h. Eine halbe Stunde auf dem kühlen Klo, etwas Magenbefüllung und 1 Ltr. Mineralwasser zeigten Wirkung! Junge, du läßt dich doch nicht von diesem Röhrenwichtel niederknechten, dem wirst du's jetzt zeigen und ihm dieses vermaledeite Seil einpflanzen, wär' doch gelacht!
SONNTAG 2:18h! Es war VOLLBRACHT! Nach 5 Fehlversuchen, blutigen Fingern, mächtigen Rückenschmerzen, schlaffen Augenlidern und der faszinierenden Tatsache weder ich noch Dritte sind durch herumfliegende Teile zu Schaden gekommen tat sich in mir eine wohltuende Zufriedenheit auf, gepaart mit der Vorstellung es mal wieder GESCHAFFT zu haben fiel ich gegen 3:00h total geschafft ins Bett und träumte... von gerissenen Skalenseilen!
Allen hier liebe Grüße vom Klaus ! der Euch den Rat gibt, laßt besser die Finger von diesen nervenaufreibenden "Arbeiten"! 8)