Dampfradioforum

Dankenswerterweise hatte mir der Jupp die Serviceunterlage zu dem Gerät hochgeladen.

Wichtig beim Wechsel des UKW-Antriebsseiles ist wirklich, daß einerseits die Antriebswelle sauber und blank ist. Diese hat die Form eines Doppelkonus (ist diese Bezeichnung richtig ?) damit das Seil immer wieder nach innen rutschen kann und sich nicht überschlägt. Ist die Welle rostig, klappt das Rutschen nicht und das Seil überschlägt. Also habe ich die Welle zunächst mit einem feinen Fräskopf am Dremel vom Rost befreit und schließlich mit einer Polierscheibe blitzblank poliert.

Weiterhin sollte das Seil aus glattem Material sein, damit es nicht von sich aus das Rutschen verhindert. Original war ein transparentes Kunststoffseil darauf, das mich stark an Angelschnur erinnerte. Das hatte ich nicht, also habe ich ein sehr dünnes und glattes Textilseil genommen, damit klappte es schließlich.

Eine weitere Tücke besteht darin, daß man das Seil, wenn man es zunächst in eine Feder in dem Antriebsrad eingehängt hat, kaum unter Zugspannung halten kann, bis man alle anderen Kniffe getätigt hat und an der Öse der anderen Feder angelangt ist. Dort kann man zwar die Zugspannung erhöhen, indem man schließlich die Aderendhülse mit einer Flachzange platt kneift.

Dennoch reicht die Zugspannung dann meist nicht aus, um die Kraft sicher auf das Antriebsrad zu übertragen. Als Trick habe ich das Seil an der unteren Umlenkrolle zunächst um die Achse statt um die Rolle selber geführt. Erst nach dem Sichern der zweiten Aderendhülse und der damit grundsätzlich hergestellten Funktionsfähigkeit des Seilzuges habe ich das Seil dann mit einem schlanken Haken über diese Umlenkrolle gezogen. Damit wird die Spannung soweit erhöht, daß eine sicher Funktion gewährleistet ist.

Wofür steht die Abkürzung SABA ? Mein Mathematiklehrer hätte diese sicher mit: "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht" übersetzt.....

_________________
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Hallo Holger!

Aus Deinen Zeilen glaube ich, eine gewisse Abneigung gegen SABA-Geräte herauszulesen.
Für eine verrostete Antriebswelle, so glaube ich, kann man das SABA-Werk nicht unbedingt verantwortlich machen.
Der Wildbad 11 war ja schließlich nicht als Outdoor-Gerät gedacht.
Und das Auflegen des Skalenseiles beherrschten die SABA-Damen damals perfekt - ganz ohne Hexerei.

Schau Dir doch mal den SABA-Film an - vielleicht nimmt dann Deine Abneigung ein wenig ab.
https://www.youtube.com/watch?v=0iwd38tdCSA

Nix für ungut

_________________
noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin

Abneigung ? Naja. Das Wildbad hat ja noch nicht einmal eine Duplexkupplung....dafür aber eine Einweggleichrichtung ! Für mich ein Unding bei einem Gerät dieser Größenklasse.

Über die Jahre habe ich festgestellt, daß man im Schwarzwald damals häufiger zu Lösungen neigte, die andere zwar weniger elegant als grobschlächtig, dafür aber langlebiger und servicefreundlicher hinbekamen. Die Duplexkupplung in Form der "ploppenden Trommel" ist tatsächlich elegant, wer aber mal gesehen hat, wie Graetz das löste, muß einfach sagen: das ist simpler und war vermutlich auch billiger und ist viel weniger fehleranfällig.

Dann die Netzschalter mit den drei Ebenen, Defekte an diesen Dingern und deren Nachfolgern ziehen sich bis in die 70er-Jahre.

Tastenaggregate, in denen es brennt (bis Serie W5) usw....es stimmt, ich bin kein Saba-Fan und das Radio ist für den Verkauf bestimmt.

Dennoch habe ich einige: Rekord W50 mit UKW-S, Konstanz W, Bodensee Export W, Lindau W2, Schwarzwald W2 (auch verkäuflich), Freiburg W3 und Meersburg W5, dazu eine Ur-Sabine.

H.

_________________
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Hallo Holger!

Mit den Augen eines Werkzeugmachers oder Feinmechanikers betrachtet, ist das hier auf dem Bild eine tolle Sache:


Natürlich geht es auch einfacher/billiger.
Ich vergleich das mal so:
Die Ventilsteuerung eins russischen Moskwitsch über Stößelstangen und Kipphebel funktioniert auch - aber im Vergleich zu dieser Ventilsteuerung:
http://images.google.de/imgres?imgurl=h ... 4&biw=1280

kann man sie jedoch nur als primitiv bezeichnen.

Aber:
Jeder hat seine Vorlieben. Wir müssen deshalb nicht in Streit geraten

_________________
noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin

Hallo ihr beiden,

na, berechtigte Kritik hat doch nichts mit Streit zu tun.
Ich sitze zwischen euch, ich sehe die SABAs kritisch und mag sie trotzdem. Holger hat mit allen Kritikpunkten recht, und die Liste ließe sich noch erweitern. Auch hat Saba - bei aller Hingabe zur mechanisch aufwendigen Konstruktion mitunter frech wenig fürs Geld geboten, z. B. Ausgangsleistung (die Musik-Fernseh-Truhe Bodensee 126 Stereo für 2699 Mark mit 2x3 Lautsprechern hatte eine (!) EL 95 (!) pro Kanal. Oder die ach so tollen Freiburgs: Freiburg 100 bis 14 schalten in Stellung Stereo den einzigen Hochtöner ab!
Dennoch mag ich die Sabas und habe ein Dutzend in der Sammlung. Denn sie haben eben auch ihre Stärken.

Gruß
Stefan

Moin moin zusammen,

dem kann ich mich nur anschließen. Ganz neutrale Fakten: Probleme mit dem Duplexantrieb bei z.B. Graetz- und Nordmende-Geräten sind mir unbekannt, bei Radios von SABA und Grundig beispielsweise um so mehr. Wenn dann noch Teile aus Zinkdruckguss durch die Zinkpest zerfallen, wie beim SABA-Antrieb, wird die Reparatur zur nervenaufreibenden Herausforderung, denn alleine das Zerlegen/Zusammensetzen erfordert sehr viel Geduld.

Generell kann ich auch sagen, dass alle Konstruktionen mit Friktionskupplungen (mit Scheiben aus einem weichen, schaumgummiartigen Belag) relativ stark störanfällig sind, Konstrukte mit Klauen- oder Zahneingriff hingegen praktisch unverwüstlich sind und allenfalls nach vielen Jahren Stillstand verharzen. Das lässt sich aber mit gängigen Werkstattmitteln und -praktiken recht einfach beheben.

Klar hatten die auch ihre guten Seiten. Ich habe in den letzten Jahren sicher 700 Radios aus den 50er-Jahren gesehen und intensiv vergleichen können. Der beste UKW-Tuner, den ich der Zeit zwischen hatte, war der in dem Meersburg W5. Der hat die frühe Ausführung mit der ECC85. Es steckt bis heute noch die originale Siemensröhre da drin. Extreme Trennschärfe und perfekte Empfindlichkeit, damit hört man die frequenzmodulierten Flöhe husten. Da das Gerät, das ich an meinem Geburtstag 2014 auf dem Sperrmüll fand, auch noch ausgesprochen gut klingt, habe ich es trotz des mäßigen Lacks behalten und das bleibt auch hier.

Wirklich noch einen draufsetzen konnte Grundig, aber erst Jahre später mit dem Tuner des 5195. Der kann es alles noch einen Hauch besser, klingt aber anders und ist eckig, daher nicht so mein Geschmack.

Also, ich bin jetzt kein eingeschworener Saba-Hasser, kann aber andererseits den Hype, der um die Geräte aus dem Schwarzwald gemacht wird, auch überhaupt nicht nachvollziehen, zumal ich die Automatic für eine nettes, aber im Grunde überflüssiges Gimmick halte, so lange sie mit Kabelfernsteuerung bedient werden muß. Aber da ist ja Abhilfe in Sicht....

H.

_________________
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....