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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Restauration Löwe Venus-Luxus 2791W, mein erster Gegentakter

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 10:42 
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Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich schon vor Ewigkeiten aufhören neue Radios zu restaurieren, ihr kennt das aber sicher, irgendwann bekommt man Entzugserscheinungen. :D
Die letzten Flohmarktbesuche waren immer eher verwunderlich was manche Menschen alles versuchen zu verkaufen, von Röhrenradios keine Spur. Werden die seltener? :roll:
Und ich wollte ja nicht irgendwas sondern ein Gerät welches mir gefällt und das ich behalten möchte.
Mehr oder weniger aus Frust bin ich dann zu einem Trödelladen gefahren, manchmal hat man da glück und findet seltene Schätze. (mein Kiraco Amati ist von da z.B.)
Und ich wurde fündig. Das Loewe stand da unter einem Stapel anderer Geräte und "schaute" traurig daher, die Staubschicht verriet das es da schon länger stand. Geht ja garnicht! Dummerweise wollte der Händler 60€ dafür haben und meine Begleitung schaute schon ganz genervt. Also stehen lassen und nach hause gefahren.
Ziemlich genau eine halbe Stunde später stand ich alleine wieder im Laden und schaute mir das Gerät genauer an. Alles noch vorhanden, das Gerät ist im unterbastelten Originalzustand. Den UKW Tuner wollte jemand öffnen und verbog das Blech leicht, schlechtes Zeichen? mal sehen! Skalenseile sind gerissen. Nur das Gehäuse wird ein Problem, der Lack ist zu beschädigt zum erhalten.
Jeder Verhandlungsgrundlage beraubt (der Verkäufer wusste ja das ich extra deswegen nochmal hergefahren bin) habe ich es dann für die 60€ mitgenommen. Ich weiß, viel zu viel, aber ich wollte es unbedingt. Und mir war es das Wert.

Meine Idee ist nun, sofern es Euch interessiert, den Vorschritt am Gerät hier zu Dokumentieren. Falls kein Interesse an sowas besteht sagt bitte bescheid.

Was macht das Gerät für mich besonders? Zuerst stechen der große Frontlautsprecher und vorallem der "Schallkompressor", also der Hornlautsprecher ins Auge. Wenn man Graetz glauben darf führt die Akustische Verzögerung durch die Trichter zu einem sehr guten Raumfüllenden 3D Klang. Der Lautsprecher vor dem Horn ist ein Kalottenlautsprecher, dieser besteht nicht aus Papier sondern einem getränkten Stoff oder ähnlichem. Ich vermute mal die Hochtonwidergabe wird sehr gut sein, der kleine Bruder (Apollo 3761W) der sich in meinem Besitz befindet weiß schon zu gefallen.
Interessant fand ich aber auch das es sich um eine echte Gegentaktendstufe handelt. Komisch ist nur das man diese mit 2x ECL82 bestückt hatte, bedeutend mehr Leistung als mit 1x EL84 schafft man scheinbar nicht. Verkaufsargument? Der restliche Röhrensatz ist eher gewöhnlich, der Empfang wird wohl so gut wie bei diversen anderen Radios mit Standardröhrensatz der 50er sein.
Das Gerät war damals relativ teuer, etwa vergleichbar mit einem Sinfonia 522 oder Grundig 5077, also durchaus gehobene klasse.

Der Ausgangszustand, Staub, Staub und noch mehr Staub. Auf dem zweiten Bild sieht man den Aufgehebelten UKW Tuner, hoffentlich wartet da keine Überraschung.

Bild

Bild

Das Gerät ohne Skalenscheibe. Interessantes Detail, die Skalenzeiger sind beleuchtet. Die Taster sind eingeklebt, ich habe die Achsen leicht mit dem Lötkolben erwärmt bis der Kleber flüssig wurde und sich die Tasten beschädigugngsfrei abziehen lassen. Das klappt immer.

Bild

Unter dem Chassis ist es ziemlich aufgeräumt, viele der Kondensatoren sind keine Papierwickel mehr sondern hochwertige Styrofex. Ein paar EROs und 2 Malzbonbons, die Bestellung bei ATR ist schon raus. Ich habe extra die schwarzen Folienkondensatoren gekauft, die Fallen nicht so ins Auge und müssen meiner Meinung nach nicht getarnt werden. Der Siebelko ist exotischer, der hat 3x50µF und ist deshalb recht groß. Ich vertraue den alten Teilen nicht mehr, will aber wieder eine Optik haben die ähnlich zum Original ist. Elko abklemmen und 3 neue drunterbasteln sieht unschön aus meiner Meinung nach, ich habe mir einen neuen F&T von Jan Wuesten bestellt.

Bild

Auf den Bedienelementen und Zierleisten ist der Dreck der letzten 60 Jahre. Die wurden einfach mit in die Geschirrspülmaschine gepackt und sehen jetzt wieder aus wie neu. Selbst die Beschriftungen sind noch da. Chassis und Gehäuse wurden mit dem Staubsauger und Pinsel, anschließend mit Spüliwasser und Küchentüchern nachgereinigt. Jedes Staubkorn erwischt man nicht, allerdings ist es danach wieder sauber genug für dem Wohnraum. Die Kappen bei den Drehknöpfen fehlt, eventuell kann mir mein Großvater da mal wieder helfen und aus einem Messingstück die Blenden nachdrehen.
Ausgangszustand:

Bild

Das Gehäuse ist wie erwähnt schon ziemlich mitgenommen, man fühlt die Schäden im Lack sogar schon. Das Furnier ist zum glück unbeschädigt. Ich möchte mich nächste Woche nach Tischlereien umschauen, das Gehäuse soll am Schluss im perfektem Zustand sein. Selber neu lackieren ging schonmal schief, da möchte ich kein Risiko eingehen. Falls jemand im Raum Stuttgart einen Tipp hat wo man Gehäuse sauber lackieren lassen kann würde ich mich über eine Antwort freuen! Alternativ will ich es mit Schellackpolitur versuchen, der Aufwand ist zwar sehr hoch aber dafür kommt man ohne Sprühpistole zum perfekten Ergebnis. Leider wären die Goldstreifen dann weg.

Bild

Bild

Warum man 2 Furniere gerade an der Oberseite zusammenlegte weiß ich nicht, sieht nicht sehr schön aus. Kann mir nicht vorstellen das man das im Neuzustand so deutlich gesehen hatte?

Bild

Durch die Hitze der Glühlämpchen sind die Fassungen beschädigt, ich bastle mir etwas aus einer Halteklammer und einer Gummitülle. So ein glück habe ich ein Sortiment Tüllen letztens bei Polin bestellt, wenn man es nicht weiß fällt es auch nicht auf.

Bild

Wie gehts jetzt weiter?
Nächste Woche kommen hoffentlich die Bestellten Ersatzteile dann geht`s an die Kondikur, parallel lese ich mich in Schellackpolieren ein. Bei der Gelegenheit werden Glühlämpchen und Röhren gegen neue Ersetzt, der Originale Satz ist Reserve für die Zukunft. Die Endstufe macht mir ein wenig Sorgen, so wie ich da sehe müssen die Beiden Endröhren ähnliche Kennlinien haben damit die Ruheströme ungefähr gleich sind und die Verzerrungen minimal. Ich kann mir aber fast nicht vorstellen das Loewe die Röhren damals selektiert hatte?

Bild

Schönen Sonntag :hello:

lg,
Jan

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Igitt! Da ist ein Transistor in meinem Röhrenradio! (-;


Zuletzt geändert von Nachwuchsbastler am Fr Jun 09, 2017 20:54, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 13:42 
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ECL82 ist, was um ihre Endpentode angeht, ziemlich kräftig,was um Stromtragfähigkeit von Kathode angeht.

Ich bin sicher, dass ECL82 Gegentakt (B / AB) mehr als EL84 Gegentakt leistet..
Fast richtig vermutet, AB Gegentakt, ECL82 mit 10,5W versus EL84 mit 11W bei 250V Anodespannung. Obwohl ECL82 weitaus kleinere Verlustleistung vertragen könnte, kommt der auf ähnliche Ergebnisse.

Aber Fakt ist so, dass ECL82 nicht so zuverlässige Endröhren ist (Gitteremision ?)

Egal, mach weiter so mit Löwe. :daumen:

Grüss
Matt

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 14:47 
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Das mit dem gespiegelten Furnier haben sie damals bei Loewe recht oft so gemacht, um eine annähernd symmetrische Optik hinzukriegen. Kann man mögen, oder auch nicht. Hier ist der Lack wirklich schlecht. Du wirst sehen, das sieht ganz anders aus, wenn der neue Lack erstmal drauf ist.

Das Vorgängermodell 1791 hatte ich auch mal hier. Das hatte einen sehr feinen, ausgewogenen Klang, wie es hier mit dem Trötenlautsprecher ist, weiß ich leider nicht. Das haben in der Zeit auch andere Hersteller mal so gemacht (Saba FDS9), sind aber schnell davon wieder abgekommen.

Nur weiter so, ich verfolge Deinen Bericht und bin insbesondere auf das Ergebnis der Holzarbeiten gespannt.

H.

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 15:51 
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Wie Du vermutest, sollten die Pentodensysteme der Endstufenröhren ähnliche Kennlinien haben. Nicht nur, damit die Ruheströme gleich sind (da vermeidet u.a. eine Gleichstrom-Vormagnetisierung des AÜ), sondern auch die Steilheit (also der Verstärkungsfaktor) sollte ähnlich sein. Letztere wird durch die Konstruktion und die Emission der Röhre bestimmt, wenn man also zwei Röhren vom gleichen Hersteller mit ähnlichen Emissionswerten hat, sollte die Steilheit auch ähnlich sein.

Röhren mit völlig gleicher Kennlinie wird man kaum finden. Die Frage ist nun, ab welchem Unterschied man tatsächlich einen Einfluss auf den Klang hören kann. Wenn sich die Anodenströme nur um wenige % unterscheiden, hört man das vermutlich nicht. Eine neuwertige Röhre mit einer ausgelutschten zu kombinieren, ergibt sicher unbefriedigende Ergebnisse. Aus Erfahrungen mit ähnlichen Gegentaktendstufen würde ich behaupten, wenn sich die Anodenströme um maximal 15-20% unterscheiden, ist alles in Ordnung. Andere Meinungen?

Eine gewisse Angleichung der Anodenströme kann man erreichen, wenn man jeder Endröhre eine eigene Kathoden-RC-Kombination spendiert. Also den 400 Ohm-Kathodenwiderstand R54 durch 2 x 800 Ohm ersetzen und den Elko durch 2 x 100 µF. Das bewirkt für jede Endröhre eine separate Gleichstromgegenkopplung und dadurch einen gewissen Ausgleich eventuell unterschiedlicher Ruheströme.

Lutz


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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 15:55 
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Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17
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Moin,
Gegentaktendstufe:
Ein Super der gehobenen Klasse braucht einfach sowas ;-).
Dazu kommt: Eine EL84 leistet guenstigstenfalls 5,7W mit einem Klirrfaktor von 10% und etwas ueber 50mA Katodenstrom. Zwei ECL82 leisten um die 10W bei (Telefunkenangabe) 4,8% Klirr und nur geringfuegig mehr Gesamtkatodenstrom.
Zudem kann man bei dieser Bestueckung den kompletten Gegentaktverstaerker auf zwei Novalfassungen unterbringen. Unterm Strich zu jener Zeit eine wirtschaftliche Angelegenheit, mehr Effektivitaet an Aufwand gab es spaeter nur mit der ECLL800.
Die hoehere Leistung erlaubt den sinnvollen Antrieb grosser Membranflaechen, ohne die Endstufe auszuquetschen, dazu hat man durch die hoehere Verstaerkung auch mehr Reserven fuer wirksame Gegenkopplungen und Klangbeeinflussungen.

Da kam gerade noch die Frage zu der Paarung der Endroehren:
Ein gemeinsamer Katodenwiderstand ist moeglich, wie hier; damals hat man die Roehren nicht ausgemesen, sondern sich darauf verlassen, dass die normale Streuung der Daten hinreichend gering ist. Anders ist Grosserie nicht moeglich.

73
Peter


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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 16:39 
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hf500 hat geschrieben:
... Paarung der Endroehren:
Ein gemeinsamer Katodenwiderstand ist moeglich, wie hier; damals hat man die Roehren nicht ausgemesen, sondern sich darauf verlassen, dass die normale Streuung der Daten hinreichend gering ist. Anders ist Grosserie nicht moeglich.

Bei der Herstellung des Geräts waren beide Röhren neu, vom gleichen Hersteller und sogar aus der gleichen Charge. Dann sind die Eigenschaften sehr ähnlich.


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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 17:24 
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Bernhard W hat geschrieben:
Bei der Herstellung des Geräts waren beide Röhren neu, vom gleichen Hersteller und sogar aus der gleichen Charge. Dann sind die Eigenschaften sehr ähnlich.


Genau sowas würde ich auch wieder zu finden versuchen. Ebay macht vieles möglich. Allerdings erst, wenn ich wüßte, das die Originalröhren definitiv im Eimer sind. Denn die sind ja auch gleich schnell gealtert, insofern....

H.

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 17:41 
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Freut mich da Interesse besteht, danke für Eure Antworten! :D

Zitat:
ECL82 ist, was um ihre Endpentode angeht, ziemlich kräftig,was um Stromtragfähigkeit von Kathode angeht.

Ich bin sicher, dass ECL82 Gegentakt (B / AB) mehr als EL84 Gegentakt leistet..
Fast richtig vermutet, AB Gegentakt, ECL82 mit 10,5W versus EL84 mit 11W bei 250V Anodespannung. Obwohl ECL82 weitaus kleinere Verlustleistung vertragen könnte, kommt der auf ähnliche Ergebnisse.


Ich las im Radiomuseum zu diesem Modell das die Endstufe 6W Leisten soll, für Gegentakt kam mir das sehr wenig vor. Vermutlich werden die sich da vertan haben, der Übertrager ist auch deutlich größer als einer für eine "normale" EL84 Eintakt Endstufe.

Zitat:
Aber Fakt ist so, dass ECL82 nicht so zuverlässige Endröhren ist (Gitteremision ?)


Die Röhre wird wieder hergestellt (Als 6BM8EH) von der Firma Elektro Harmonix, ob die das Problem beheben konnten? Kostet Pro Stück 20€ bei BTB, wenn es sich lohnt kann ich mal anfragen ob sie mir die beiden Endpenthoden ausmessen und selektieren können.
Die Russische Version der Röhre 6F3P gibts als paar über Ebay für <20€. Nicht das ich geizig bin, bisher waren die Russischen Röhren die ich verbastelt habe aber durchweg gut.

Zitat:
Du wirst sehen, das sieht ganz anders aus, wenn der neue Lack erstmal drauf ist.

Zitat:
Nur weiter so, ich verfolge Deinen Bericht und bin insbesondere auf das Ergebnis der Holzarbeiten gespannt.


Da bin ich auch gespannt, brauche noch einen guten Schlachtplan weil ich damit sehr wenig Erfahrung habe. Sprühdosenlack etc. kommt nicht in Frage, die Oberfläche soll perfekt werden. Deshalb die Idee mit der Schellackpolitur, auf die Zierstreifen muss man dann aber leider verzichten. Über Tipps bin ich hier sehr dankbar. :wink:

Zitat:
Wie Du vermutest, sollten die Pentodensysteme der Endstufenröhren ähnliche Kennlinien haben. Nicht nur, damit die Ruheströme gleich sind (da vermeidet u.a. eine Gleichstrom-Vormagnetisierung des AÜ), sondern auch die Steilheit (also der Verstärkungsfaktor) sollte ähnlich sein. Letztere wird durch die Konstruktion und die Emission der Röhre bestimmt, wenn man also zwei Röhren vom gleichen Hersteller mit ähnlichen Emissionswerten hat, sollte die Steilheit auch ähnlich sein.

Zitat:
Eine gewisse Angleichung der Anodenströme kann man erreichen, wenn man jeder Endröhre eine eigene Kathoden-RC-Kombination spendiert. Also den 400 Ohm-Kathodenwiderstand R54 durch 2 x 800 Ohm ersetzen und den Elko durch 2 x 100 µF. Das bewirkt für jede Endröhre eine separate Gleichstromgegenkopplung und dadurch einen gewissen Ausgleich eventuell unterschiedlicher Ruheströme.

Zitat:
Bei der Herstellung des Geräts waren beide Röhren neu, vom gleichen Hersteller und sogar aus der gleichen Charge. Dann sind die Eigenschaften sehr ähnlich.


Das Problem ist, durch den gemeinsamen Widerstand an der Kathode lässt sich der Ruhestrom der Einzelnen Systeme kaum vergleichen. Man kann höchstens den Spannungsabfall Anode -> Kathode messen um unterscheide zu sehen.
Zwei gleiche Röhren bekomme ich hin, falls BTB das macht würde ich mir die Röhren fürs gute Gefühl selektieren lassen.

Zitat:
Ein Super der gehobenen Klasse braucht einfach sowas ;-).
Dazu kommt: Eine EL84 leistet guenstigstenfalls 5,7W mit einem Klirrfaktor von 10% und etwas ueber 50mA Katodenstrom. Zwei ECL82 leisten um die 10W bei (Telefunkenangabe) 4,8% Klirr und nur geringfuegig mehr Gesamtkatodenstrom.
Zudem kann man bei dieser Bestueckung den kompletten Gegentaktverstaerker auf zwei Novalfassungen unterbringen. Unterm Strich zu jener Zeit eine wirtschaftliche Angelegenheit, mehr Effektivitaet an Aufwand gab es spaeter nur mit der ECLL800.
Die hoehere Leistung erlaubt den sinnvollen Antrieb grosser Membranflaechen, ohne die Endstufe auszuquetschen, dazu hat man durch die hoehere Verstaerkung auch mehr Reserven fuer wirksame Gegenkopplungen und Klangbeeinflussungen.


Ich bin echt gespannt ob man das mehr an Leistung dem Gerät anmerkt, eventuell die niedrigeren Verzerrungen auch bei kleiner Leistung? (ich höre natürlich nicht übermäßig laut darüber)
Der Lautsprecher ist wirklich überraschend groß, sieht man auf den Bildern nicht unbedingt. Freue mich jetzt schon sehr darauf wenn das Gerät wieder läuft.

Mir ist gerade aufgefallen, ich habe garkein Bild von der Front im Ursprünglichen Zustand gemacht. :angry: Jetzt ist es schon zu spät, der Unterschied ist gewaltig.
Der Skalenhintergrund wurde ausgebaut und unter fließendem Wasser mit Spülmittel abgewaschen. Beim Apollo befanden sich hinter dem Skalenhintergrund ein paar Kondensatoren die gewechselt werden sollten, beim Venus ist das nicht der Fall. Dafür scheint es einen 5nF Kondensator im Tuner zu geben, mit glück ein Styroflex.

Bild

Wie erwähnt sind 2 Skalenseile gerissen, der Grund war verharztes Öl. Da drehte scheinbar jemand mit aller Gewalt am Drehknopf für die Ferritantenne und an der Senderwahl, der gesamte Schlitten für Glühbirnchen und Skalenseil war verzogen. Ich konnte das zerlegen und vorsichtig im Schraubstock wieder hinbekommen, nach dem entfetten mit Isopropanol von Gestänge und Schlitten lief er aber weiterhin schwerer als sein Kollege für AM. Ich habe die Seitenteile ganz vorsichtig mit 2 Kombizangen gegriffen und wieder gerade gedreht bis der Schlitten so leicht wie der andere ging. Zum Abschluss wurde mit Balistol das Gestänge ganz leicht eingeölt, funktioniert jetzt wieder wie es sein soll. Bei der Gelegenheit wurden gleich die Glühbirnchen ersetzt, die alten waren zwar noch OK aber man kommt im Falle eines Defektes fast nicht mehr heran.

Bild

Das wird die Aufgabe für morgen, mir etwas einfallen lassen das die Birnchen wieder heben. Mir ist wichtig das das so aussieht als könnte es original sein, momentan denke ich an eine Klammer aus Federstahl. Die Verdrahtung auf Netzseite entspricht nicht mehr der heutigen Vorstellung von Schutzklasse 2 Geräten, das Netzkabel wird durch ein 3 Poliges Ersetzt. Die Erde wird an einer Schraube vom Trafo befestigt, keinesfalls will ich das Chassis mechanisch bearbeiten. Da so eine Gummileitung einfach komisch aussieht habe ich 2 Meter Gewebeleitung in Braun und einen Schwarzen Bakelit Schukostecker bestellt. Das sieht sicher nachher toll aus.

Bild

Gruß,
Jan

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Zuletzt geändert von Nachwuchsbastler am So Jun 04, 2017 18:59, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 17:45 
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Zitat:
Genau sowas würde ich auch wieder zu finden versuchen. Ebay macht vieles möglich. Allerdings erst, wenn ich wüßte, das die Originalröhren definitiv im Eimer sind. Denn die sind ja auch gleich schnell gealtert, insofern....


Ich besorge mir auf jeden Fall ein zweites Pärchen Röhren, die Originalen sind dann wieder Reserve. Die Elektro Harmonix sind mir sympathisch, wenn die originalen Probleme hatten sowieso.

Gruß,
Jan

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BeitragVerfasst: So Jun 04, 2017 19:32 
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Hallo Jan,

Zierstreifen gibt es zum aufkleben als Rollenware.

Ich habe irgendwo einen Anbieter gefunden, welcher solche Zierstreifen in allen möglichen Breiten hat.
Leider weiß ich nicht mehr, wie der heißt.


Grüße

Martin


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BeitragVerfasst: Mo Jun 05, 2017 8:06 
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Moin,

die besagten Goldstreifen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen bei ATR und sind gut. Hab damit schon nen Blaupunkt Riviera 2440 und einen Philips Jupiter 553/3D neu dekoriert :hello:

Viel Erfolg mit dem Loewe , ist technisch ein sehr interessantes Gerät mit Gegentakt und Schallkompressor. Den Äußerungen von Graetz kann man meiner Meinung nach Glauben schenken ( hab nen Musica 517 und Melodia 518 mit Schalltröte hier) , bei manchen Liedern hört man diese leichte Verzögerung, aber es ist definitiv nicht unangenehm , zumindest für meine Ohren :super:

_________________
Grüssle ussm Schwoabaland :hello:

Yannik



!Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

Letzte Neuzugänge: Heli Admiral Tisch, Grundig 4008W :mauge:


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BeitragVerfasst: Mo Jun 05, 2017 11:56 
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Nachwuchsbastler hat geschrieben:
Das Problem ist, durch den gemeinsamen Widerstand an der Kathode lässt sich der Ruhestrom der Einzelnen Systeme kaum vergleichen. Man kann höchstens den Spannungsabfall Anode -> Kathode messen um unterscheide zu sehen.

Der Spannungsabfall zwischen Anode und Kathode sagt kaum etwas über den Anodenstrom aus.

Um den Anodenstrom in dieser Schaltung genau zu messen, trennt man die Verbindung zwischen Anode und AÜ auf und schaltet einen Strommesser dazwischen. Bitte nicht mit abgeklemmter Anode in Betrieb nehmen, das gefährdet die Röhre, weil dann der gesamte Anodenstrom über das Schirmgitter fließt.

Zur groben Orientierung kann man auch die Spannung am Ladeelko messen und, während das Radio auf TA geschaltet ist, die beiden Röhren abwechselnd herausziehen. Die Spannung sollte dabei um den gleichen Betrag ansteigen.

Lutz


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BeitragVerfasst: Mo Jun 05, 2017 15:31 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
Um den Anodenstrom in dieser Schaltung genau zu messen, trennt man die Verbindung zwischen Anode und AÜ auf und schaltet einen Strommesser dazwischen.


Moin,
nee, das geht viel einfacher ;-)
Den Strommesser einfach parallel zur Anodenwicklung(shaelfte) schalten. Nach der Stromteilerregel fliesst der groesste Teil des Anodenstromes dann durch das gegenueber der Anodenwicklung sehr viel niederohmigere Messgeraet. Der Messfehler durch die parallelliegende Uebertragerwicklung ist hinreichend gering, so dass das Messegebnis aussagekraeftig ist.

73
Peter


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BeitragVerfasst: Mo Jun 05, 2017 16:11 
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Danke für den Beitrag, Jan!!! :-)
Beste Grüße,
Jochen

PS: Den Vorgänger 2781W hatte ich hier mal in Arbeit:
http://www.radiomuseum.org/forum/loewe_opta_2781w_2781_w_meteor_restauration.html

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Sicherung gut, Kabel schlecht!


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BeitragVerfasst: Di Jun 06, 2017 16:01 
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Hallo zusammen,

Die Geschichte mit den Lampenfassungen wird wohl noch interessant, alles was mir bisher eingefallen ist wirkte fehl am Platz. Die Beste Idee waren bisher Gummitüllen (die zum Kabel durchführen) und 2x 0,5mm Stahlbleche, das ganze spannt sich dann von selbst gegen den Skalenhintergrund. Bei den Geräten ohne Platine ist es mir wichtig das es noch so aussieht wie es Original gewesen sein könnte.
Die Andere Idee ist gemäß Anleitung von Jogi (Knöpfe selbergießen) die Form von den Originalen Fassungen abzunehmen und mit Epoxy zu gießen. Die Form ist aber ungünstig, dann wäre es von der Optik aber wieder nahe dem Original.

Das Gehäuse gebe ich unter Umständen in fähigere Hände, dafür bekommt es dann wirklich eine Schelleckpolitur. Abbeizen würde ich selber, aber die Oberfläche aufarbeiten würde ich nie so sauber hinbekommen. (Bin da ein "gebranntes Kind") Ich war gerade beim Möbelrestaurator damit, ein vorsichtiger Test mit Möbelregenerator zeigte um so deutlicher wie schlecht der Lack ist. (und wie toll das Gerät nachher aussehen könnte!) Davor muss aber erstmal die Technik wieder laufen.
Eure Tipps, Martin und Yannik waren super! Die Frage kam nämlich auf ob es diese Streifen zum aufkleben gibt, die kommen unter den Lack. Die Frage ist nur, wie klebe ich die sauber auf, unser Auge ist für so parallele Flächen ja sehr empfindlich.

Zitat:
Viel Erfolg mit dem Loewe , ist technisch ein sehr interessantes Gerät mit Gegentakt und Schallkompressor.


Vielen Dank, kann ich gut gebrauchen! :super:
Freue mich auch sehr darauf wenn es dann mal wieder läuft. (hoffentlich)

Zitat:
Der Spannungsabfall zwischen Anode und Kathode sagt kaum etwas über den Anodenstrom aus.

Um den Anodenstrom in dieser Schaltung genau zu messen, trennt man die Verbindung zwischen Anode und AÜ auf und schaltet einen Strommesser dazwischen. Bitte nicht mit abgeklemmter Anode in Betrieb nehmen, das gefährdet die Röhre, weil dann der gesamte Anodenstrom über das Schirmgitter fließt.


Zitat:
Den Strommesser einfach parallel zur Anodenwicklung(shaelfte) schalten. Nach der Stromteilerregel fliesst der groesste Teil des Anodenstromes dann durch das gegenueber der Anodenwicklung sehr viel niederohmigere Messgeraet.


Mein Gedanke war über den Spannungsabfall den AP der Röhren vergleichen zu können. (Ungefähr) Gleiche Spannungen über den Röhren = gleiche Ruheströme. Die restliche Umgebung ist ja symmetrisch. Ich hatte aber noch eine andere Idee, wenn die Endpenthodentriode (tolles Wort, nicht?) nicht in ihren Fassungen stecken kann man wunderbar den Innenwiderstand vom AÜ messen. Rein rechnerisch müssten es 280 Ohm pro Röhre sein, über den Spannungsabfall habe ich den Strom.

Zitat:
Danke für den Beitrag, Jan!!! :-)


Gerne :super:
Deinen Beitrag im RM habe ich schon mehrmals gelesen, tolles Ergebnis und super beschrieben!
Ich selber traue mich nicht an meinen Loewe, zumindest noch nicht. Muss mir noch ein anderes Testobjekt suchen bei dem ich üben kann.

Gruß,
Jan

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