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Klangeinstellung Grundig 3088
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Autor:  andrit [ Fr Mär 23, 2018 20:51 ]
Betreff des Beitrags:  Klangeinstellung Grundig 3088

Hallo zusammen,

bin auf der Fehlersuche an meinem Grundig 3088.

Folgendes Problem ergibt sich:
- Wenn der Klangregler Sprache gewählt ist, funktioniert das Radio unter UKW soweit gut.
- Wenn ich aber keinen Klangregler aktiv habe, der Wunschklang oder Musik angewählt habe, wir der Klang extrem Bass-Lastiger und verzerrt stark bzw. Übersteuert.

Woran kann das liegen?


Kann die Poti´s aus dem Schaltplan nicht ganz zuordnen. Habe ja 4 Poti´s für die Klangeinstellung, wobei ich nur eine Änderung bei dem für die niedrigste und höchste Frequenz merke.
"L" vermute ich auf Lautstärke
H = Höhen?
B = Bass?
B = ?


Gruß
Andi

Autor:  röhrenradiofreak [ Fr Mär 23, 2018 22:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Deine Vermutung ist soweit richtig.
L = Lautstärke
H = Höhen
B = Bässe (das ist ein Doppelpoti, es wirkt sowohl auf den Signalweg vor dem Lautstärkeregler als auch auf die Gegenkopplung).

Die beiden weiteren Potis, die im Schaltplan rechts in der Nähe der Lautsprecher gezeichnet sind, beeinflussen Frequenzbereiche dazwischen. R50 ist für ein Frequenzband zwischen Bass- und Mitteltonbereich zuständig und R51 zwischen Mittel- und Hochtonbereich. Diese beiden Potis sind aber nur aktiv, wenn die Taste Wunschklang gedrückt ist. Dann ergeben sie zusammen mit dem Höhen- und Bassregler einen 4-Band-Equalizer.

Sind denn die wichtigsten Kondensatoren schon erneuert, vor allem C63 (der berühmt-berüchtigte Koppelkondensator)?

Lutz

Autor:  andrit [ Fr Mär 23, 2018 22:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Danke für die super antwort.

Nein getauscht ist noch nix. Alle Papierkondenstaren sind bestellt und werden erneuert. Vor allem die 22nF.

Gruß
Andi

Autor:  röhrenradiofreak [ Fr Mär 23, 2018 22:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Dann wette ich, dass das beschriebene Problem nach Tausch von C63 behoben ist.

Lutz

Autor:  andrit [ Fr Mär 23, 2018 23:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Aber warum der C63?
Müsste doch dann bei Sprache auch Probleme bereiten oder?

Autor:  Klarzeichner [ Sa Mär 24, 2018 7:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Ja, eigenlich schon, nur verzerren die Bässe zuerst hörbar, und die sind ja bei "Sprache" abgesenkt.

Die beiden mittleren Klangeinsteller sind übrigens nur in Stellung "Wunschklang" in Betrieb.

Wenn das Radio am Ende gut und voll klingen soll, kannst du während du auf die Kond. wartest noch etwas notwendiges tun: Hauptlautsprecher ausbauen und die weggebröselte Schaumstoffabdichtung rundherum am Rand des Lautsprecherkorbes (nicht die Membransicke!) durch einen starken/dicken Filzstreifen oder tesamoll erneuern. Das Problem haben alle Grundigs aus dieser Zeit. Die Frontseite des Lautspr. muss zur Schallwand hin luftdicht abgeschlossen sein!
Auch das krümelige Schaumgummi in der Kalotte des Lautsprechers vorsichtig entfernen, so dass keine Krümel in den Luftspalt geraten.


Gruß
Stefan

Autor:  röhrenradiofreak [ Sa Mär 24, 2018 11:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

andrit hat geschrieben:
Aber warum der C63?
Müsste doch dann bei Sprache auch Probleme bereiten oder?

Der C63 hat die Aufgabe, das NF-Signal von der Anode der NF-Vorstufenröhre (EABC80) an das Steuergitter der Endstufenröhre (EL84) weiterzuleiten, gleichzeitig aber die Gleichspannung, die an der Anode anliegt, vom Steuergitter fernzuhalten. Wenn seine Isolation nicht mehr in Ordnung ist (was bei 60 Jahre alten Papierkondensatoren meist der Fall ist), kann er letzteres nicht mehr richtig. Am Steuergitter liegt dann eine positive Spannung an, die dort nicht hingehört. Die Röhre arbeitet dann mit zu hohem Anodenstrom.

Sie liefert dann weniger Ausgangsleistung, was dazu führt, dass mit zunehmender Lautstärke die Verzerrungen früher einsetzen. Da die Bässe die meiste Leistung benötigen, fällt dies vor allem auf, wenn das Signal Bässe enthält. Außerdem werden durch den zu hohen Anodenstrom die Endstufenröhre, der Ausgangsübertrager und das Netzteil des Radios überlastet. Deshalb ist es so wichtig, dass dieser Kondensator in Ordnung ist.

Wenn Du die Taste "Sprache" drückst, wird der Kontakt Ba-Bb geöffnet. Dann liegt in Reihe zum C63 noch ein weiterer Kondensator, C64. Diese sperrt einerseits die Bässe im Signalweg, vor allem, aber stellt er zusätzlich eine Isolation bereit. Diese ist wegen seines viel kleineren Wertes in der Regel auch dann besser als die von C63, wenn das auch ein Papierkondensator ist. Die Endstiufenröhre enthält dann also keine oder fast keine Gleichspannung mehr am Steuergitter und kann mit den korrekten Werten arbeiten.

Lutz

Autor:  andrit [ Sa Mär 24, 2018 12:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Danke für die Tipps.

@Steffan: Hatte sogar zufällig noch Tesa Moll da und direkt zwei lagen reingemacht.

Kondensatoren sind getauscht. Da waren doch ein paar vermutlich nicht mehr so gute dabei....
Habe bis auf einen Papierkondensator, der 6,8nF am Abschirmgitter der EF89 getauscht. Siehe da, im UKW funktioniert wieder alles perfekt. Klangregelung ebenfalls wieder in Ordnung.

Autor:  Klarzeichner [ Sa Mär 24, 2018 13:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Klangeinstellung Grundig 3088

Na perfekt, Andi! Freut mich!!

Und hallo Lutz, ja wirklich, der C64, den hatte ich glatt übersehen und der fehlte bei meiner Argumentation. Danke!

Grüße
Stefan

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