Hallo,
nun will ich auch einmal einen Reparaturbericht versuchen, und nicht nur "Geräte, die die Welt nicht braucht" vorstellen.
Es handelt sich um einen Graetz Sinfonia 522 mit Schallkompressor. Das Radiogerät gehört unserem Forumskollegen "senseo" der es mir zur Instandsetzung anvertraut hat.
Die Reparatur wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich es nicht nur bei einer einfachen Instandsetzung belasse, sondern alle Funktionen wiederherzustellen gedenke.
@senseo: Keine Sorge, - ich werde keine Stundensätze berechnen.
Momentan befinde ich mich noch in der Vorbereitungsphase. Das heißt, ich erstelle erst einmal einen Plan was so alles zu machen ist.
Senseo hat bereits in seinem Anfrageposting eine Mängelaufstellung gemacht. Ich wiederhole dies nochmals kurz zur Erinnerung.
1) Schlechter Empfang.
Anm.: Bei LMK eigentlich überhaupt kein Empfang.
2) Knarzen und knistern aus dem Lautsprecher bei erhöhter Lautstärke.
Anm.: Bei UKW. Dreht man lauter, dann krächzt es nur noch.
3) Klangregisterumschaltung klemmt.
Anm.: Vermutlich ein mechanisches Problem. Sollte lösbar sein.
4) Beim Sender suchen ist am Knopf ab und an ein ruckeln zu spüren.
Anm.: Wenn sich die beiden Skalenzeiger passieren, dann streifen sie aneinander. Das werde ich schon hinkriegen.
Das Gerät ist völlig unverbastelt. Einzig ein neues Skalenseil ist irgendwann mal eingezogen worden. Das könnte aber auch schon 25 Jahre her sein.
Ich bringe nun am besten erst mal ein paar Bilder.
Oben mittig befindet sich der Schallkompressor
Ich habe dann zunächst einmal das Gerät entstaubt.
Dann ging's auf den Tisch. Die Bodenplatte ist aus Pappe und wurde von Graetz bei der Fertigung angenagelt.
Nach vorsichtigem Lösen hatte ich dann die Unterseite vor mir.
Nahezu sämtliche Schrauben die das Chassis am Gehäuse festhalten befinden sich unter dieser Bodenplatte. Man kommt also nicht drum herum.
Wie nicht anders zu erwarten, fanden sich viele Papierkondensatoren.
Wenn ich die alle ausgetauscht habe, dann muß ich erst mal meine Vorräte ergänzen.
Mittlerweile kennt fast jeder diese gelben Dinger. Gute Qualität zwar, - aber eben knallgelb. Diese so ohne jegliche Tarnung einzusetzen, widerstrebt mir aber nun. Ich werde da was machen.
Nun wird sich vielleicht der eine oder andere sagen: "Der Rocco11 hat doch einen an der Waffel! Wieso will er die Kondensatoren auf alt machen, obwohl vielleicht nie wieder jemand die Chassisunterseite sehen wird?"
Naja, - weil es mir eben so besser gefällt.
Die bis jetzt ausgetauschten EROs waren allesamt hinüber.
Wie nicht anders zu erwarten war. Komisch, daß z.B. zwei Kondensatoren mit 0,01 µF eine Kapazität von 0,041 bzw. 0,062 µF anzeigten. Ich erinnere mich aber, daß bereits auf RMorg jemand mal was von diesem seltsamen Effekt schrieb. Ungeklärt - für mich jedenfalls - ist aber, ob die Kondensatoren nur
scheinbar, oder aber
tatsächlich diesen erhöhten Wert haben. Im ersteren Fall würde das bedeuten, daß das mit einer Meßfrequenz arbeitende Kapazitätsmeßgerät beschissen wird. Vielleicht sollte ich mir zusätzlich mal eine echte Kapazitätsmeßbrücke zulegen.
Den Isotest haben alle Kondensatoren nicht bestanden.
Wohl dem, der ein Isotest 7 hat.
Durchgefallen ! Der Zeiger muß auf Rechtsanschlag zurückgehen.
Das sollten eigentlich nur 10 nF sein.
Ich habe da noch ein kleines, relativ unbedeutendes Problem:
Experten, - bitte nachdenken:
Der Schaltplan stimmt nicht 100%ig mit der Schaltung überein! Obwohl es derjenige ist, der bei dem Gerät dabei war!
Von der Anode der EL84 sollten eigentlich nur zwei Leitungen weggehen. Eine zum Ausgangstrafo, - und eine über einen Kondensator von 5 pF zum Gitter der EM34. In der Schaltung ist aber noch eine dritte Leitung. Wenn ich's richtig gesehen habe, dann führt ein Widerstand (angekokelt) mit 12 KOhm und ein nachgeschalteter Kondensator mit 5000 pF direkt zum Plusanschluß des Ladeelkos !!
Dieser 5000 pF Kondensator ist von den Abmessungen her größer als die anderen 5000 pF Kondensatoren im Gerät. Auch hat er keine Angabe der zulässigen Gleichspannung, sondern zwei Wechselspannungsangaben.
Er trägt die Aufschrift: 5000 pF 500V~ 250V~ (b)
Hat sowas schon mal jemand gesehen? Und wieso ist das nicht im Schaltbild eingezeichnet? Widerstand und Kondensator machen nicht den Eindruck, als wären sie irgendwann nachträglich eingebaut worden. Es sieht eher so aus, als wären sie schon immer drin gewesen.
Falls da irgend jemand was weiß, - bitte mitteilen.
Ok. Das war's mal für heute.
Gruß und gute Nacht.
Rocco11