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BeitragVerfasst: Mo Okt 24, 2011 22:27 
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Schaub Regina 53 H Front.jpg

Hallo Radiosammler,
hier einige Details zu der Reparatur des oben gezeigten "Schaub Regina 53 H".
Beim Abgleich der AM-ZF war mir aufgefallen, dass sich einer der Kerne nicht mehr drehen ließ. Es handelt sich um das letzte Bandfilter an der Anode der letzten ZF-Stufe unmittelbar vor dem AM-Demodulator. Der AM-Empfang (auf Mittelwelle, Langwelle, Kurzwelle) war leidlich, d.h. die Empfindlichkeit war noch brauchbar, die Trennschärfe auch, und bei schwachen Sendern war auch der Ton gut, aber beim Anschließen einer etwas längeren Drahtantenne übersteuerte der ZF-Verstärker, so dass enorme Verzerrungen zu hören waren.
Nach etlichen Versuchen wie Tausch der Röhren, erneutem Abgleich der anderen, noch beweglichen Spulenkerne, Suche nach defekten Widerständen, Tausch auch des allerletzten verdächtigen Kondensators, hatte ich eigentlich nur noch den festsitzenden Kern als Erklärung für die Verzerrungen.
Dateianhang:
Schaub Regina AMZF Filter Kern defekt.jpg

Den Kern habe ich ausgebohrt und erneuert. Mühsam, aber geht.
Dateianhang:
Schaub Regina AMZF Filter repariert.jpg

Danach war der Abgleich möglich und der Empfang perfekt. Die Erklärung für die Verzerrungen: Die AGC (automatische Verstärkungsregelung) bekam kein adäquates Signal, so dass der ZF-Verstärker übersteuerte.
Wer wäre darauf gekommen? Liebe RFT's: Wäre das Allgemeinwissen gewesen?
Grüße, Georg


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BeitragVerfasst: Di Okt 25, 2011 15:33 
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Hallo, Georg,

sofern für dieses Gerät Herstellerangaben über die AM Empfindlichkeit vorliegen, wäre nur bei der Überprüfung feststellbar gewesen, dass die Empfindlichkeit nicht ausreichend ist. Auch ein Wobbeln des ZF-Verstärkers hätte möglicherweise weitere Aufschlüsse gegeben.

Es hätte aber genausogut unter dem Punkt "Exemplarstreuungen" abgehakt werden können, je nach Ausprägung.

Bei einer normalen Reparatur wäre wahrscheinlich letzteres der Fall gewesen.

Deshalb würde ich es nicht unbedingt als Allgemeinwissen unter Radio-Fernsehtechnikern ( ich selbst habe von 1978 bis 1982 diesen Beruf erlernt ) voraussetzen.

VG Henning

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BeitragVerfasst: Mi Okt 26, 2011 22:20 
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Hallo Henning,
als Nicht-gelernter war das jedenfalls Denksport und zum guten Teil Glückssache. Ich fragte mich, wie kann die ZF-Stufe übersteuern? Dabei glaubte ich, alle anderen denkbaren Ursachen ausgeschlossen zu haben. Also erhöhte ich künstlich - mit einer regelbaren Gleichspannung von außen - die AGC-Regelspannung, und der Empfänger klang bei starken Sendern wieder normal, laut genug und unverzerrt. So kam ich drauf, dass die Regelspannung zu niedrig war, und da konnte das Filter mit dem festsitzenden Kern als Ursache in Frage kommen.
Sonst hätte ich mir nicht den Streß gemacht.
Andere Frage: Kennst Du Dich mit dem Phasendiskriminator für FM-Demodulation aus?
Gruß, Georg

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BeitragVerfasst: Do Okt 27, 2011 5:09 
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Hallo,

das ist sehr interessant. Dieser Fehler hätte den einen oder anderen sicherlich zum Aufgeben bewogen - Hut ab :super: .

Vielleicht könntest du noch beschreiben, wie du den Spulenkern ausgebohrt hast. Das Problem haben sicherlich auch andere und das ein oder andere Filter wurde beim Ausbohren auch komplett zerstört.

Konkret:

- Hast du das Filter ausgebaut ?
- Wie hast du die Spule eingespannt, ohne sie zu zerstören ?
- Wie hast du es hinbekommen, das der Bohrer auch nur im Kern bohrt und dir nicht seitlich weggelaufen ist ?
- Wie hast du die Reste des Kerns herausbekommen ?
- Und zu guter letzt - woher hast du einen Ersatzkern gehabt ? (Ich hab mal gelesen, das neben den Gewinden auch die HF-Eigenschaften des Kernmaterials unterschiedlich ist, so das man hier wohl fast nur Orginalteile einbauen kann) ?


Ich hoffe ich bin nicht zu aufdringlich mit meinen Fragen - aber ich habe letztens an einem alten Spulensatz mit festgelackten Kernen 'geübt', was leider nicht zum Erfolg geführt hat. Ich glaube auch, das einige andere hier schonmal ähnliche Probleme hatten :hello:


Gruß
Oliver

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Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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BeitragVerfasst: Do Okt 27, 2011 23:53 
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Hallo Oliver und alle anderen Interessierten,
Wo man solche Spulenkerne auch finden kann:
Dateianhang:
Mittelwellenspule Kosmos.jpg

Im Kosmos Elektronik Labor XG mit Zusatz XS oder XU aus den Siebzigern

So habe ich den Kern ausgebohrt:
- Es war keine gute Idee von mir, zu versuchen, den Kern durch die Abgleichöffnung hindurch ausbohren zu wollen. :mrgreen:
- Man sollte also besser zuerst das Bandfiltergehäuse öffnen und die Spule ablöten, sonst reißen die Drähtchen ab, wenn der Spulenkörper plötzlich aus der Verankerung bricht, was mir aus Faulheit passiert war :angry:
- Ok, dann habe ich eben nach dem Abbrechen des Spulenkörpers aus dessen Verklebung und nach dem Abreißen der Anschlussdrähtchen das Bandfiltergehäuse geöffnet und den Schaden besichtigt.
- Ich habe den Spulenkörper beim Bohren mit der Mini-Bohrmaschine in der Hand gehalten.
- Bei einem äußeren Kerndurchmesser von immerhin 7 mm habe ich mit einem 2 mm Bohrer begonnen, das Loch der Länge nach durch den Kern zu bohren. Schön mit Augenmaß den Bohrer gerade ausrichten. Ich kam ganz gut gerade aus. Ich glaube, dass man vor allem ein handliches kleines Bohr-Schleif-Maschinchen mit nicht allzulangen Bohrern braucht, um mit der einen Hand den Spulenkörper zu halten, und mit der anderen Hand die Bohrung sicher zu führen. Ich halte das kleine Gerät so, wie man einen Kugelschreiber hält.
- Dann in kleinen Schritten mit dem kleinen Bohrer fräsen, das Loch erweitern und dabei immer nur dicht an das Gewinde herantasten, bloß das Gewinde nicht beschädigen.
- Kleine Bruchstücke des Kerns mit einem kleinen Schraubenzieher immer vom Rand her vorsichtig zur Mitte abhebeln. Dafür habe ich über eine Stunde gebraucht. Der Erfolg hängt davon ab, ob das Material des Kerns gerne bröckelt oder der Spulenkörper dünnwandig und empfindlich ist. Ich hatte auch schon mehrere Spulen, die ich nicht "retten" konnte.
- Abschließend das Gewinde penibel reinigen, denn kleine Reste können den neuen Kern gleich wieder festklemmen
- Diese 7-mm-Kerne waren wohl üblich und kamen für MW, LW und AM-ZF öfter vor. Ich hatte früher viele Geräte geschlachtet und die Teile aufgehoben, darunter auch einige Kerne. Von dieser Sorte hatte ich genau 1 Stück übrig. Für die 472 kHz scheint es nicht ganz so kritisch zu sein, welches Material der Kern hat. Alle von mir getesteten Materialien erhöhen die Induktivität. Den genauen Wert stellt man einfach ein, indem man den Kern entsprechend weit in die Spule eindreht. Kritisch ist es auf jeden Fall bei UKW, vielleicht auch schon im oberen KW-Bereich.

Grüße, Georg


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BeitragVerfasst: Fr Okt 28, 2011 7:48 
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Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.
Gerade die Dinge, die man NICHT machen sollte sind wichtige Erfahrungen, die man eigentlich nicht braucht :mrgreen: .

Ich kann da was hinzufügen - hier ging es um einen festgelackten Kern:

In den Backofen mit der Spule und auf 80° erwärmen - dann löst sich der Kern.
Das funktioniert vmtl. nur mit Kernen, die lediglich mit Wachs gesichert wurden. 80°C ist auch zu viel: Die Farbe der Lackisolierung verändert sich (wird dunkler). Ebenfalls gibt es Kunststoffe, die sich verziehen - Aus dem Gewindeloch wird ein Gewindeoval - das war es dann. :wut:

Mit dem Lötkolben den Kern erwärmen.
Gleiche Auswirkung wie oben - lediglich die Lackisolierung veränderte sich nicht. Vermutlich habe ich den Lötkolben einfach zu lange draufgehalten, da der Lack sich durch Temperaturzufuhr nicht beeindrucken lies.
Außerdem kann man hierbei auch gut abrutschen und den Spulenkörper schön anschmelzen. :angry:


Gruß
Oliver

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BeitragVerfasst: Fr Okt 28, 2011 10:20 
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Ich habe auch schon Kerne gehabt, die beim vorsichtigen Anbraten mit dem Lötkolben (auf 150 Grad) nicht formstabil blieben, der Schlitz wurde breiter und der ganze Kern vermatschte regelrecht. Schlechtes Material !

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....


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BeitragVerfasst: Do Nov 10, 2011 0:03 
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Welcher Hersteller sichert den HF-Kern mit Lack? Eine "Meisterleistung". :roll:
Anderswo habe ich schon die Empfehlung gelesen, den Kern zusammen mit einem Stück Gummiband in den Spulenkörper einzuschrauben. Auch beim Schaub fand ich diese Gummibänder, welche inzwischen bei manchen Spulen zu Klebstoff mutiert waren.
Den neuen Kern habe ich erst einmal ganz ohne Sicherung gelassen. Vielleicht nehme ich später ein klein wenig Bienenwachs (kein Stearin).
Grüße, Georg

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