Hallo Ben,
nach zwei Stunden sollte sich die Endbetriebstemperatur eingestellt haben. Mit einem weiteren Temperaturanstieg ist daher nicht mehr zu rechnen. Ich denke du brauchst dir da keine weiteren Sorgen zu machen.
Nun noch ein kleiner Ausflug in die Theorie, um Herberts Anmerkungen noch etwas zu ergänzen:
Die Kernerwärmung hängt einerseits von den Hystereseverlusten und andererseits von den Wirbelstromverlusten ab. Die Hystereseverluste sind von den Materialeigenschaften und die Wirbelströme von der Blechdicke. Isolationsprobleme zwischen den Blechen erhöhen die relative Blechdicke - damit gibt es eher selten Probleme; es sei denn der Kern ist sehr stark vom Rost befallen.
Die Hystereseverluste sind wie bereits erwähnt vom Kernmaterisl abhähig - diese Eigenschaft kann man in der Hysterese-Kurve darstellen. Die von der Kurve einegeschlossene Fläche sind die Hystere-Verluste. Und wir sehen: Im Sättigungsbereich erhöht sich der Flächeninhalt nur noch gering. Das bedeutet auch die Kernverluste, welche für die Kernerwärmung verantwortlich, nehmen kaum noch zu.
Aber der Stromanstieg erfolgt im Sättigungsbereich überproportional, was zu einem höheren Stromfluss führt und damit eine erhöhte Erwärmung der Wicklungen nach sich zieht.
Bei moderneren in Vorzugsrichtung gewalzten Trafoblechen, vornehmlich Schnittbandkernen, sind für Netztrafos 1,3 Tesla üblich - dadurch kann die Windungszahl verringert werden.
Ausgangsübertrager werden wegen des linearen Zusammenhanges zwischen Spannung und Strom nur bis ca. 0,8 Tesla magnetisiert, um einen möglichst geringen Klirrfaktor zu erzielen. Zudem arbeiten man dabei auch mit geringeren Blechstärken 0,35mm (gegenüber 0,5mm bei Netztrafos), damit sich die Wirbelstromverluste auch bei höheren Frequenzen in vetretbaren Grenzen halten.
Dazu folgend eine Abbildung der Hysteresekurve eines normal gängigen Trafobleches. Bei diesen Blechen ist für Netztrafos eine Magnetisierung bis ca. 12000Gauss (1,2Tesla) zu empfehlen, was auch von den meisten Herstellern berüchsichtigt wurde.
Dateianhang:
Hysterese-Schleife 1024.jpg
Und man sieht auch deutlich wie man bei gering erhöhter Spannung schnell in den Sättigungsbereich gerät. Daher ist es auch gut nachvollziehbar, dass bei Netztrafos welche wegen knapper Auslegung bei 220V so gerade leicht in die Sättigung "gefahren" wurden, bei 230V schon mit einem deutlichen Stromanstieg reagieren können.