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 Betreff des Beitrags: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: So Apr 14, 2024 17:46 
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Hallo Forum,
da ich gerne schon mal Bauteile aus Schrott-Platinen "rette", wobei die Platinen zuletzt immer öfter auch bleifreies Lot enthalten, habe ich zu meinem Leidwesen die Nachteile des bleifreien Lots erleben müssen: Zum Teil kriege ich die Bauteile einfach nicht gewaltfrei ausgelötet. Aber die Bauteile sollen ja "intakt" bleiben.

Meine Versuche ergaben, dass weder Entlötlitze noch ein leistungsstärkerer, heißerer Lötkolben wirklich helfen.

Komischerweise gibt es plötzlich überhaupt keine Probleme mehr, seitdem ich die Lötstellen vor dem Auslöten neu mit reichlich bleihaltigem Lot verlöte, so dass mit Hilfe des im Bleilot enthaltenen Kollophoniums ein Überschuss bleihaltiges und eine Mindermenge bleifreies Lot an der Lötstelle völlig problemlos eine neue Legierung bilden, die wunderbarerweise ganz leicht schmilzt und sich mit allen gängigen Methoden gut entlöten lässt.

Ist das Zufall, oder generell so?

Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr ähnliches erlebt?

Viele Grüße
Georg

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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: So Apr 14, 2024 18:56 
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Registriert: Do Feb 13, 2020 13:52
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Hallo Georg,

radio-hobby.de hat geschrieben:
Meine Versuche ergaben, dass weder Entlötlitze noch ein leistungsstärkerer, heißerer Lötkolben wirklich helfen.

Doch, eine normale Lötstation auf um die 320 Grad eingestellt, schafft das gut. Ich nehme dafür eine Entllötpumpe, Entlötlitze würde ich nicht nehmen.


Viele Grüße,
Axel :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: So Apr 14, 2024 20:21 
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Hallo Georg,

das deckt sich ziemlich exakt mit meinen Erfahrungen. Gerade zweilagige Platinen sind in der Hinsicht ein Alptraum.
Hitze hilft zwar ein wenig, aber das Lot fließt auch mit Litze einfach nicht aus den Augen heraus. Meist muss man die Bauteile regelrecht herausbraten. Das "Auswaschen" mit Bleilot kann funktionieren, muss aber leider nicht immer.

Viele Grüße
Max

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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: So Apr 14, 2024 22:51 
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Danke für eure Antworten!
@ Axel: vielleicht wird mein 100 Watt-Lötkolben nicht heiß genug. Die Temperatur kann ich nicht messen.
Allerdings lösen sich damit öfter die Leitbahnen von der Platine.
@ Max: genau! Die doppellagigen Platinen mit durchkontaktierten Löt-Löchern sind beim Auslöten schrecklich, ganz besonders bei eng tolerierten Maßen von Anschlussdraht und Löt-Loch, so dass es "klemmt".
Aber nicht mehr so sehr beim "Verdünnen" des Lots mit Bleilot.

Ein zehn Jahre alter Thread über bleifreies Lot ...
https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=24&t=2127&hilit=entl%C3%B6ten&start=60
... enthielt noch Hinweise auf recht unterschiediche Zusammensetzungen des bleifreien Lots.
Ist das immer noch so, oder hat man sich zwischenzeitlich auf eine "übliche" Legierung geeinigt?

Gruß
Georg

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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Mo Apr 15, 2024 11:43 
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radio-hobby.de hat geschrieben:
... enthielt noch Hinweise auf recht unterschiediche Zusammensetzungen des bleifreien Lots.
Ist das immer noch so, oder hat man sich zwischenzeitlich auf eine "übliche" Legierung geeinigt?


Das weiß ich zwar auch nicht, aber ich stelle durchaus große Unterschiede fest, was die Schmelzpunkte und Fließeigenschaften bleifreier Lote angeht, die man so auf Platinen vorfindet. Besonders auffällig finde ich es immer beim Einsatz von Entlötlitze. Wo manche Lote schön in die Litze hineinlaufen und die Lötstelle "leersaugen", bappen andere einfach nur am Kolben und der Litze. Ohen Fließmittel oder einen Tropfen Bleilot geht dann gar nichts mehr.
Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, daß die Legierungen aller Wahrscheinlichkeit nach auf Schwalllötautomaten und nicht auf händisches Löten optimiert sein werden. Je nach Lagerung/Einsatzort der jeweiligen Platine wäre es sicher auch mal interessant, ob da eine Umwandlung des Zinns zwischen der Alpha- zur Betakonfiguration eintritt. Das dürfte die Eigenschaften nämlich ganz immens verändern und bei den heutigen Legierungsbestandteilen (Cu, Ag in kleinen Mengen) viel eher auftreten als wenn noch 40% Blei dabei sind.

Ich löte hier standardmäßig mit 350°C bei 80W und einer 2mm-Bleistiftspitze. Meinen Erfahrungen zufolge hat man mit der Entlötpumpe bei den beschriebenen Platinen noch viel weniger Erfolge, die benutze ich persönlich eher bei Lötösen, an denen aufgrund der aufgebrachten Lotmenge der Verbrauch an Litze einfach zu hoch wäre. Gerade, wenn der Abstand von Anschlussbein und Durchführung sehr eng toleriert ist, hat die Pumpe ja auch kaum Möglichkeit, den Spalt dazwischen leerzusaugen. Wenn ein wenig Platz ist (bei Leistungstransistoren, Spannungsreglern, etc.), dann klappt das schon besser.
Das Problem, daß die Litze als Kühlfahne wirkt ist natürlich nicht zu vernachlässigen, aber oft bekomme ich das vorhandene bleifreie Lot auch ohne die Litze gar nicht erst dazu, bis zur anderen Seite des Lötauges durchzuschmelzen...

In der Vergangenheit hab ich auch schon moderne Platinen mit interessanter Bestückung entsorgt, weil ich einfach die Schnauze voll hatte. Was wirklich gut funktioniert ist das großflächige Auslöten per Heißluftfön und anschließendes Ausklopfen der Bauteile, aber schonend ist natürlich anders.

Viele Grüße
Max

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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Mo Apr 15, 2024 19:52 
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Registriert: Sa Jan 21, 2017 21:25
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Die hier hilft, bin mit ihr aber weder verwandt noch verschwägert:
https://eleshop.de/hakko-fr-301-desoldering-gun.html

Es gibt auch noch die diversen ZD-irgendwas Entlötstationen aus China, die sind billiger. Alles Andere wird mit bleifreiem Lot und mehrlagigen Platinen nicht wirklich was.

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Mo Apr 15, 2024 21:03 
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Hallo Georg, hallo zusammen.
Bei mir hilft oft auch, die Leiterplatte vorher mit dem Heißluftfön gut vorzuwärmen.
Dann nehme ich auch gerne verbleites Zinn und eine gute Sauglitze mit einer guten Lötstation.
Ich weiß nicht, ob ich die Bezeichnung hier schreiben kann; soll ja keine Werbung sein...
Wenn es gar nicht klappt und wirklich interessante Bauteile aufgebaut sind, säge ich die Leiterplatte auch mal knapp an den Bauteilen auseinander und kann dann die Beinchen seitlich aus den Durchkontaktierungen herauslösen mit dem Lötkolben.
Bei meiner Arbeit früher hatten wir übrigens spezielle Entlötstationen, die mit einer beheizten hohlen Lötspitze ausgestattet waren. Das heiße Zinn wurde dann mit Unterdruck herausgesaugt. Das hat auch mit bleifreiem Zinn gut funktioniert.
Im Prinzip ähnlich, wie das, was Günther hier vorgestellt hatte, nur wie eine Lötstation aufgebaut.
Bei großen Masseflächen usw. hatten wir aber auch die Leiterplatten vorgeheizt.
Für ganz hartnäckige Fälle gab es einen Topf mit flüssigem Zinn, auf den die Leiterplatte gelegt wurde, bis die Lötstellen aufgeschmolzen waren.
Danach konnte man auch große Leistungsbauteile herausziehen.
Viele Grüße,
Frank.


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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Mo Apr 15, 2024 21:30 
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Hallo

Ich verwende seit geraumer Zeit eine ZD915,einen Billigheimer aus China. Eigentlich ein ausreichendes Equipment.
Allerdings bei beidseitig bleifrei gelöteten Platinen bringts die nicht wirklich.

Aber über 300 Euro für eine Hakko ausgeben? Das ist mir ein paar Ecken zu teuer . Das müßte sich über die Menge bezahlt machen.

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Grüße aus dem Rheinland
Roman


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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Di Apr 16, 2024 20:53 
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Vielen Dank für alle Antworten. Ein heißes Lötbad auf meinem Basteltisch wäre ja wohl overkill, ist aber sicher sehr praktisch, wenn man es hat.
Vorheizen mit Heißluftfön werde ich probieren!
Entlötstationen mit Pumpe hatte ich vor ewigen Zeiten probiert, vielleicht hatte ich nicht die nötige Geschicklichkeit, vielleicht war die Station damals nichts wert; der Ausbilder riet auch generell vom Auslöten ab...
@Frank:
Die Säge nutze ich auch schon mal. Immer erfolgreich, ermöglicht übrigens auch tiefe Einblicke in andere Bauteile, die kurzerhand mit durchgesägt werden, um an das Bauteil zu kommen.

Gruß
Georg

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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: Do Apr 18, 2024 21:09 
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Hatte gerade das perfekte Beispiel für eine unmögliche Entlötaufgabe, wenn man keine passende Ausrüstung zur Hand hat: Ein achtpoliger Stecker in einer durchkontaktierten Platine mit großen Kupferflächen auf beiden Seiten sollte ausgelötet und um 180 Grad gedreht wieder eingelötet werden.

Ein zerstörungsfreies Auslöten des Steckers war weder mit Entlötlitze noch mit einer händischen Entlötpumpe möglich, da die Kupferfläche direkt unter dem Plastikstecker das Lötzinn so stark gekühlt hat, daß es da einfach nicht herauszubekommen war. Gott sei Dank hatte ich zwei dieser Platinen, also hab ich einmal den Stecker zersägt und einmal die Platine. Ansonsten wäre ich an dieser banalen Aufgabe gescheitert.

In solchen Fällen hilft nur ein ordentliches Entlötgerät, lieber mehr ins Auslöten * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, zum Einlöten reicht bald etwas.

_________________
Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Entlöten bei bleifreiem Lot
BeitragVerfasst: So Apr 21, 2024 21:57 
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Hallo zusammen,
noch zur Ergänzung: Die guten Entlötstationen in der Firma hatten damals keine eingebaute Pumpe sondern wurden zentral von einer Vakuumpumpe versorgt.
Der Filter war öfter mal verstopft von Flussmittelkruste und musste gereinigt werden.
Und die Säge scheint doch öfter verwendet zu werden :wink:
Viele Grüße,
Frank


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