Hallo!
Beim Kauf eines alten Radios will man natürlich immer wissen wie alt es wohl sein mag. Dies läasst sich bereits auf dem Flohmarkt etc. leicht feststellen. Bei den meisten Radios ist auf der Rückseite ein Röhrenplan abgedruckt. Anhand der Röhrenbestückung kann eine grobe Altersbestimmung vorgenommen werden.
Vorkrieg:
Die ersten Radios hatten meist Röhren der sogenannten R-Serie mit 5-poligen Europasockel. Z.B. RE134, RES164, ...
R-Röhren in einem VE 301W. Von l. nach r.: RGN 354, RE 134, REN 904
Ab ca. 1935 lösten neue Röhren mit Topfsockeln die R-Röhren ab. Außerdem wurde ein einheitliches Bezeichnungssystem eingeführt. Typisch für die 2. Hälfte der 30er Jahre sind Röhren der Serien mit den Anfangsbuchstaben A oder C. Typische Röhren der Zeit sind z.B. AK2, AF7, AL4, AB2, CF7, CK1, CL4, AD1, AZ1...
CK 1, eine Röhre mit Außenkontaktsockel
Ab 1937 tauchen die ersten magischen Augen (C/EM2, AM1, AM2,..) auf. Ebenso halten die ersten E-Röhren in die Geräte einzug. (z.B. EL4, EF4). Die meißten Geräte sind aber weiterhin mit A-Röhren bestückt, da die E-Röhren von Philips zuerst in Deutschland nicht verwendet werden durften.
1938 kommt eine neue Röhrenserie auf den Markt, die noch im selben Jahr in den ersten Radiogeräten eingesetzt wird. Die Stahlröhren. Sie gibt es sowohl in E- und V-, als etwas später auch in U- und D-Ausführung.
Typische Vertreter sind z.B. EF11, ECH11, EL11, ECL11, EM11, EFM11, AZ11, UF11, UBF11, UL11, VCL11...
Die letzten Geräte mit Stahlröhren verschwinden Anfang der 50er vom Markt. 1950 werden nochmal neue Stahlröhren entwickelt. Die ECF12, EF15, EBF15 und EAA11, die speziell für UKW-Empfänger konzipiert wurden.
Endröhre UCL11 aus der Serie der Stahlröhren.
Eine Typische Stahlröhre ist die UCH11. Hier eine frühe Ausführung mit hohem Aufbau.
1941 kommen als letzte neue Röhrenserie vor Ende des Krieges die sogenannten Schlüsselröhren mit Loktalsockel der Reihe 21 auf den Markt. Diese wird aber weitgehend nur in kleineren Empfängern eingebaut. Vor allem in Philips-Geräten und dem sogenannten "Komisbrot".
Typische Vertreter dieser Röhren sind die UCH21, UBL21, ECH21 und EBL21.
Nachkrieg
Die ersten Nachkriegsjahre sind von Mangelwirtschaft geprägt. Es wird verwendet was gerade da ist. Die "Notradios" kommen auf den Markt. Diese sind meist mit der Wehrmachtspenthode RV12P2000 in allen Stufen bestückt.
Ebenso ist die Röhrenbestückung ECH4, ECH4, EBL1 bei den ersten Nachkriegsradios sehr verbreitet. (Standardsuper)
1949 kommt mit der Serie der "Rimlock-Röhren" die erste kleine Allglasröhre in Deutschland auf den Markt. Sie hat die Reihe 40. Sie findet sehr schnell Verbreitung und ist besonders in den Jahrgängen 50-53 sehr häufig zu finden. Eine Typische Rimlockröhrenbestückung ist: ECH42, EF41, EBC41, EL41 und AZ41.
Frühe UKW-Empfänger sind oft so bestückt: EF42, ECH42, EF41, EF41, EBC41, EB 41 und EL41.
Typische Rimlockröhren sind: ECH42, EF41, ECC40, EL41, EBC41, EB41, EAF41, UCH42, UL41, UF41, UBC41, UB41, AZ41, UY41, EZ40 und als Sonderfall die ECL113.
Typische Rimlockröhre EL41
1950 kommen schließlich die ersten Noval-Röhren (80er Reihe) auf den Markt. In den Jahrgängen 1952-1954 findet man oft eine Mischbestückung zwischen Rimlock und Noval. 1954 ist mit der ECC85 schließlich der Reigen der "modernen Radioröhren" der letzten Generation komplett.
Eine typische Röhrenbestückung eines Radios der 2. Hälfte der 50er:
ECC85, ECH81, EF85 oder EF89, EABC80, EL 84 und EM80 oder EM84. Dieser Röhrensatz ist der verbreiteste Überhaupt und wird deswegen auch "Standardröhrensatz" genannt.
Ab 1960 wird als Endröhre auch die damals neue ECL86 verwendet. Die EABC80 entfällt meist und die EF89 wird durch eine EBF89 ersetzt.
Typische Novalröhren sind: ECC81, ECC82, ECC83, ECC85, EF89, EF85, ECH81, EBF89, EABC80, EL84, ECL82, ECL86, UCC85, UL84, UF89, UBF89, UCL82, EZ80,...
Mit dieser Röhrenserie endet 1967/ 68 der Einsatz von Röhren in Radios. Der Transistor hat gesiegt.
Typischer Radioröhrensatz der 50er Jahre. alles Röhren der 80er Serie.
Magische Augen, Bänder,...
Zum Schluss noch ein paar kurze Worte dazu.
Ab 1937/38 erste Verwendung der Magischen Augen.
Anfang der 50er werden meist die runden magischen Augen EM34, EM35, EM11 und EFM11 verwendet. Ab 1954 werden meist die "magischen Fächer" EM80 oder EM85 in die Radios eingebaut.
Ab ca. 1957/58 hält das "magische Band" EM84 einzug in die meisten Radios.
Magischer Fäscher EM80
Magisches Band EM84
Anregungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge dürfen gerne gepostet werden.
Text überarbeitet 25.11.07