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Alte Netzelkos
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Autor:  Niko [ Di Sep 14, 2010 14:26 ]
Betreff des Beitrags:  Alte Netzelkos

Hallo,
dass bei einem Röhrenradio die Teerkondensatoren rausfliegen, ist ja klar. Aber wie sieht es mit den Netzelkos aus?

Sehr oft sind das 2x 50 µF/350 Volt in einem Metallbecher. Bei diesen frage ich mich immer, ob sie wirklich rausmüssen. Meistens haben sie nach dem Formieren ausreichend Kapazität (über 70%), so dass kein Brummen hörbar ist. Wenn sie optisch einwandfrei sind, sich im Betrieb nicht selbst erwärmen und auch sonst alles passt, was spricht gegen den Alltagsbetrieb solcher Kondensatoren?

Gruss, Niko

Autor:  Walterh [ Di Sep 14, 2010 15:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Hallo Niko

Meine Meinung: Nichts.

Wenn ein Kondensator keinen (nennenswerten) Serienwiderstand und eine Kapazität in vernünftigem Bereich hat, dann soll er m.E. sogar im Einsatz bleiben. An einem Oldtimer wird der Motor ja auch nicht revidiert, wenn der noch gute Leistung und Kompression hat......

Eine Ausnahme stellen ev. Geräte dar, die man für Dritte repariert. Von einem reparierten Röhrengerät wird erwartet, dass es mehr als die nächsten zehn Jahre ohne Probleme spielt (eigene Erfahrung ....).

Gruss, Walter

Autor:  amiga3000 [ Mi Sep 15, 2010 11:38 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Walterh hat geschrieben:
Hallo Niko

..... An einem Oldtimer wird der Motor ja auch nicht revidiert, wenn der noch gute Leistung und Kompression hat......

Gruss, Walter


Das ist da so nicht richtig! Da dichtungen verhärten und er undicht wird, MUß man diese sogar revidieren,da diese sonst nicht alltagstauglich sind und eine *ölsardiene* auf rädern wird nach kurzer *wiederbelebungszeit. Besonders 2-takt motoren müssen revidiert werden,da diese durch verhärtete kurbelwellendichtringe falschluft ziehen und so durch abmagerung ein kapitaler motorschaden entstehen kann. Gute Kompression ist halt nicht alles :wink:

Autor:  Walterh [ Mi Sep 15, 2010 13:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Hallo amiga2000

Klar.

Aber wenn ein Elko oder Motor leckt (= Deine Ölsardine) dann ist Jedem klar, dass er rausfliegt bzw. eine Revision ansteht.

Wenn ein Zweitakter Falschluft zieht, dann dürfte der wohl kaum mit normalen/richtigen Leistungswerten arbeiten (= der Elko hat keine Normdaten/Kapazität/Serienwiderstand --> er fliegt raus).

Aber lassen wir Motoren hier raus (sorry, mein Fehler dieser Vergleich)......

Gruss, Walter

Autor:  Christoph [ Mi Sep 15, 2010 17:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Wenn der Elko optisch gut aussieht lasse ich ihn auch für die ersten Tests drinne.
Wenn das Radio nicht brummt, die Anodenspannung stimmt und der Elko nicht warm wird bleibt er drinne.
Ich habe teilweise schon nur 2x32µF statt 2x50µF gemessen und auch das hat zu keinen übermäßigen Brummen geführt.

Nur bei verdächtigen Elkos messe ich den Leckstrom, sinkt der nach ein paar mal auf und entladen darf er auch bleiben. Formiert habe ich noch nie.

Nur wenn das Radio wie schon gesagt wurde an Dritte geht die technisch keine Ahnung haben würde ich auch alles was nicht 100% OK ist tauschen.

Selbst normale Kondensatoren müssen nicht unbedingt getauscht werden.
Ich wollte neulich mal schnell sehen ob mein Tefifon T573 Chassis grundsätzlich geht und habe deswegen nur alle Kondensatoren die Anodenspannung führen getauscht. Der Klang ist trotzdem genauso gut wie bei meinem anderen Tefi Chassis, wo bereits alle Kondis getauscht sind.
Auch im Museum haben wir einen Grundig Wunschklang mit vielen Kodensatoren im Wunschklangregister. Auch da wurden nur alle Anoden- bzw. Gleichspannungsführenden Kondensatoren getauscht. Auch der spielt so sehr gut.
Für Geräte die nicht täglich laufen sondern eher nur in einer Sammlung stehen und nur hin und wieder mal in Betrieb sind ist das auch eine gute Lösung.

Grüße
Christoph

Autor:  Walterh [ Mi Sep 15, 2010 19:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Hallo Christoph

Du sprichst mir aus der Seele!

Wir möchten doch, zumindest bei Sammlergeräten, möglichst die originale Substanz erhalten. Und bei einem Abblock-Kondensator kommt es auf etwas Leckstrom nicht an.

Klar gibt es Geräte, die so feucht gestanden haben, dass zum Erreichen der einwandfreien Funktion viel ersetzt werden muss. Meist ist das aber nicht der Fall.

Die bekannten Verdächtigen wie der Koppelkondensator zwischen Anode Treiber- zu Gitter Endröhre, die "Trafokiller", die Lichtantenne-C's etc. sind zu prüfen, abzuhängen oder zu ersetzen. Elkos sind sowieso zu prüfen.

Die Resultate können dann so aussehen, wie am gestern fertig reparierten Gerät Philips BCH375A zu sehen.

Chassisunteransicht vorher (man beachte den riesigen Widerstand, der richtig 1,2 kOhm haben sollte....)

Bild

Chassisunteransicht nachher

Bild

Frontansicht:

Bild

Das Gerät spielt so, subjektiv gesagt 8_) einwandfrei. Mit einem Meter Messstrippe hat man, weil eine KW-Lupe fehlt, feinmotorische Probleme, aus den vielen gut empfangenen aber sehr nahe bei einander liegenden Sender einen sauber einzustellen.

Gruss, Walter

Autor:  Daniel [ Di Sep 21, 2010 12:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Walterh hat geschrieben:
Die bekannten Verdächtigen wie der Koppelkondensator zwischen Anode Treiber- zu Gitter Endröhre, die "Trafokiller", die Lichtantenne-C's etc. sind zu prüfen, abzuhängen oder zu ersetzen. Elkos sind sowieso zu prüfen.


Soweit alles verstanden und nachvollziehbar, was aber bitte sind
Walterh hat geschrieben:
Lichtantenne-C's


Kann ja am schönen Wetter liegen das ich Dir nicht folgen kann :wink:

Daniel

Autor:  Walterh [ Di Sep 21, 2010 13:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Alte Netzelkos

Hallo Daniel

Vor allem in der zweiten Hälfte der 30iger-Jahre, aber teils auch noch später, wurden von den Radioherstellern Kondensatoren zwischen der Netzzuleitung und dem Antenneneingang verbaut - teils schaltbar, teils nicht.

Bild

Hier im Bild ist es der Kondensator 73.

Damit konnte anstelle einer aufwändig zu erstellenden Antennenanlage das (Licht-) Stromnetz als Antenne genutzt werden, welches damals ja meist noch mit Freileitungen erstellt war.

Hat nun einer dieser Lichtantennenkondensatoren einen (Fein-) Schluss, so führt das dazu, dass die Antennenspule "abraucht".

Da man diesem Risiko entgehen will und weil die heutigen Stromnetze durch Störungen überlagert und meist im Boden verlegt sind, empfiehlt es sich, diese Kondensatoren "stillzulegen".

Gruss, Walter

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