@willy - in Zusammenhang mit Stereo habe ich nie von Tiefen- oder Seitenschrift gesprochen, und in mono gab es nunmal beide Varianten. Ich habe auch darauf hingewiesen, dass man von dem verlinkten Thread aus dem HiFi Forum nur den Teil lesen soll, der sich in Posting 5 auf die Erklärung für "Stereo, auch mono abspielbar" bezieht - der ganze Rest dieses Threads ist dieses typische HiFi Forum Gegacker, das einen schon beim Lesen krank macht.
Was aber nunmal Fakt ist, ist, dass die Nadel bei stereofonen Platten Bewegungen in zwei Ebenen machen können muss. Ob die sich hinterher gegeneinander aufheben oder nicht, ist eigentlich egal - man muss sich nur eine in Flankenschrift geschnittene Rille unter dem Mikroskop ansehen, um erkennen zu können, dass sie breiter und schmaler wird, was dann dazu führt, dass die Nadel bei konstantem Auflagedruck auch nach oben und unten bewegt wird, während es bei reinen Mono Platten in Seitenschrift nur eine Bewegung nach links und rechts gibt.
Natürlich geht in der Praxis die Welt nicht unter, wenn man Stereoplatten mit Monosystemen abspielt. Es mag auch sein, dass die Informationsdifferenzen in den Flanken sich gegeneinander aufheben, also ein reines Monosignal entsteht. Was aber bleibt, ist der Umstand, dass die Nadel beim Abtasten von Stereoplatten eine zweidimensionale Bewegung macht, und ein Mono-System der horizontalen Komponente dieser Bewegung eine andere Kraft entgegensetzt als der vertikalen Komponente. Oder anders formuliert - bei einem Stereosystem ist die Nadelnachgiebigkeit in horizontale und vertikale Richtung ungefähr gleich, während sie beim Mono System in vertikale Richtung annähernd null ist. Die Technik, die bei den "Stereo, auch mono abspielbar" Platten angewendet wurde, ist, dass die senkrechte Bewegungskomponente auf Kosten der Klangfülle stark abgeschwächt wurde, der Effekt aber trotzdem noch da war. Man kann es selber ausprobieren - auch bei gleich guten Systemen ( z.B. die Ronette Wendesysteme, die es in mono und stereo gab ) klingen Stereoplatten mit dem Stereosystem um Welten besser als mit dem ansonsten gleich guten Mono System. Dass das kaum jemanden gestört hat, liegt daran, dass die Plattenwiedergabe mit Standardgeräten vor der HiFi Ära eh so schlecht geklungen hat, dass niemand auf die Unterschiede geachtet hat, und auch nicht auf den Plattenverschleiß.
@EQ80 - das System, was Du da hast, ist genau das, was ich noch für meine 9010 suche
. Es gab eine rote Ausführung und eine weisse - die weisse ist für Schellackplatten die rote für Mikrorillenplatten. Der Hinweis von Willy auf den Nadelspezialisten ist hier wenig zielführend. Die frühen Ausführungen des PE3000 waren fest mit einer Nadel bestückt - ersatz gab es zwar, nur wurde der Austausch von Werkstätten bzw. PE selber vorgenommen. Deshalb gab es auch die verschiedenen Farben, rot für Mikrorille, weiss für Normalrille und optional violett mit extragroßer Normalrillenspitze für bestimmte Arten von Vorkriegs-Schellacks.
Die frühen Nadelträger bestanden nur aus dem Nadelträger, einem Gummilager und einem kleinen Metallanker. Diese neu als Nachfertigung zu suchen, ist zwecklos, und wenn mal NOS-Teile auftauchen ( ich habe zwei Dosen voll davon ), sind die Gummilager steinhart, und die Nadeln nicht mehr verwendbar. Es war halt noch nicht ganz ausgereift das Ganze, und als Mitte der Fünfziger das Magnetsystem PE7000 mit wechselbaren Nadeln rauskam, versorgte man die Besitzer der Altgeräte mit dem PE3000/7, einem System, in das die Nadelträger des PE7000 eingebaut werden konnten. In Mikrorillenausführung gibt es die PE7000 Nadelträger noch als Nachfertigung. Für Normalrillen ist es schwieriger, man kann aber eine Mikrorillen Nachbaunadel mit etwas Fummelei mit dem Nadelträger für Normalrillen bestücken. Die PE7000 Nadeln passen mit etwas Gefummel auch in die Systeme der ersten Generation.
In Deinem Fall würde ich zunächst mal das Ohmmeter an die beiden Anschlüsse des Systems halten. Es muss ganz grob ein Wert von ca. 2kOhm angezeigt werden - unendlich bedeutet ebenso wie null Spulendefekt, und dann brauchst Du Dir über eine Nadel keine Gedanken mehr zu machen. Das System besitzt zwei Aufnahmespulen und eine Brummkompensationsspule. Wenn das System einen Widerstand von unendlich hat, hat wahrscheinlich irgendjemand das Gehäuse geöffnet und dabei den langen Draht abgerissen, der vom Anschluss zur Kompensationsspule läuft. Ob man das noch reparieren kann, hängt davon ab, wo genau der Draht abgerissen ist. Wenn man beide Enden noch sehen kann, hat man eine Chance, man braucht aber eine sehr leistungsfähige Lupe und einen sehr feinen Lötkolben.
Die kleine Plastikbox war übrigens dazu gut, den jeweils nicht benötigten Tonabnehmer sicher unterbringen zu können.
Hier ist ein Link zu einem Forumsthread, in dem man den Unterschied zwischen den beiden Systemgenerationen sehen kann. Die Nadeln stimmen hier übrigens nicht - die Farben waren rot für Mikrorille, grün für Normalrille und violett für extragroß:
http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=754Hier gibt es z.B. die PE 7000 Nadel für Mikrorille:
https://www.schallplattennadeln.de/SAPH ... m-Ebner/3/http://nadelkiste.de/product_info.php?products_id=1384Die in der Nadelkiste gelisteten PE3000 - Nadeln sind 70er Jahre Teile, also nicht zu gebrauchen.
Hier noch ein Bild von meinem PE7000, für das die Nadeln eigentlich konstruiert waren:
So, ich hoffe, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben. Sollte das System einen Spulendefekt haben, bitte trotzdem nicht wegwerfen, sondern eher in meine Richtung - ich habe immer noch vor, mir mal eine Reparaturmethode einfallen zu lassen - bei mir lagern drei PE Rex Sonderklasse und nur ein einziges funktionierendes System
. Wenn mir jemand bei der Systembeschaffung helfen kann, trenne ich mich im Gegenzug auch gerne von einem der Laufwerke - ich brauche ja nur eins, und eins ist eh nur noch als Teilespender zu gebrauchen. Zwei funktionsfähige kann ich aber aus dem Haufen zusammenbauen.
Gruß Frank