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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 8:47 
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Registriert: Sa Mär 06, 2010 19:22
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Ein Freund von mir war neulich auf der Frankfurter Musikmesse. Er erzählte mir von einer neuen, unglaublichen Methode, alte Schallplatten, vornehmlich Schellackplatten, mittels Scanner und dementsprechender Software zu digitalisieren.

Man muß sich die Arbeitsweise des Programms in etwa so vorstellen, wie das eines Texterkennungsprogramms. Nur daß hier nicht gescannte Buchstaben in Text umgewandelt werden, sondern die gescannten Rillen der Schellackplatte in "Schallschwingungen" umgewandelt und in eine WAV-Datei gespeichert werden. Man benötigt dazu "nur" einen Scanner, der groß genug ist, eine 30cm-Platte scannen zu können. Also müßte es mindestens ein Din-A-3 Scanner sein. Auch stellt das Ganze an den Rechner eine recht hohe Rechenleistung.

Die Vorteile sollen jedoch immens sein.

Dadurch, daß keine Berührung einer Nadel mit dem Schellackmaterial stattfindet, entfällt das typische Nadelgeräusch. Auch soll die Software in der Lage sein, defekte Rillen in gewissem Umfange wieder "reparieren" zu können. Da ja bei einer Schellackplatte, auf Grund der Tatsache, daß sie ja in mono ist, beide Rillenflanken gleich sein müssen, kann die Software, wenn lediglich nur eine der Rillenflanken beschädigt ist, diese aus der bestehenden intakten Rillenflanke neu berechnen.

Ein weiterer großer Vorteil ist, daß auch die Möglichkeit besteht, Scans von der original Matritze machen zu können. Diese liegt ja sozusagen als "Negativ" vor. Aber genau wie bei einer Fotobearbeitungs-Software, läßt sich hier aus diesem "Negativ" ein "Positiv" herstellen. Hierdurch wären dann Digitalisierungen von absolut unbeschädigten Vorlagen und ohne den Umweg über das Schellackmaterial möglich.

Es gibt recht oft Schellackplatten, die nicht richtig zentriert sind und den Tonarm zu recht "hübschen" Hin- und Herbewegungen bringen. Das hört sich dann dementsprechend an. Mit Hilfe dieser Software läßt sich auch dieses Problem "einfach" lösen.

Die Zukunft wird zeigen, was hieraus wird.

VG Willi


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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 9:35 
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Ist dieses Verfahren zufällig von der A. PRIL soft- acoustics GmbH. Dann kenne ich es schon! :wink:

Wolfram


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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 10:48 
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Die >Neuheit< passt so richtig zum heutigen Tag-
Na ja, ein paar Voodoo-HIFI-Freaks wirds schon geben, die sich das Zulegen müssen.

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MfG Volkmar

Alle Stufen schwingen, nur der Oszillator nicht !


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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 13:03 
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Hallo,

nette Idee, allerdings gibt es ja in der Tat ähnliche Verfahren. Natürlich nicht mit "Consumer"-Geräten und preislich auch eher was für Nationalbibliotheken.

Besonders interessant sind diese Verfahren natürlich bei stark beschädigten Tonträgern. Durch die optische Verarbeitung lassen sich z.B. Kratzer quasi mit Photoshop entfernen und die ursprüngliche Rillenflanke wiederherstellen. Gleiches gilt auch für zerbrochene Schellacks.

Beste Grüße,
Michèl


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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 21:16 
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Also für einen Aprilscherz halte ich das nicht. Es ist sicherlich technisch machbar, aber ich glaube die handelsüblichen Scanner werden nicht die nötige Auflösung und Qualität haben. Für den professionellen Einsatz halte ich das schon für machbar.

In einer HiFi Zeitschrift habe ich mal einen Bericht gelesen, über einen Plattenspieler, der die Rillen mittels Laser abtastet. Das war vor einigen Jahren und die Technik ist von der CD überholt worden.

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Gruß Stephan

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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 21:40 
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Hallo!

Also eine Schallplatte per Laser abzutasten dürfte vollkommen problemlos möglich sein. Der riesen Vorteil ist hier die vollkommen verschleißfreie Abtastung. Ob dieses Verfahren allerdings z.B. bei der digitalisierung genutzt wird weis ich nicht.

Das mit dem Scannen hört sich sehr interessant an. Nur dürften Scanner die eine entsprechende Auflösung bringen ziemlich teuer sein. Mit einem billigen LED-Scanner für 69€ dürfte da nicht viel zu machen sein.
Aber eigentlich ne tolle Idee: Die Rillen werden quasi von der SW abgetastet. Das ganze dann als Wav gespeichert und fertig ist die Sicherungskopie in wenigen Sekunden.

Gruß Christopher :)

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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 21:43 
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In wenigen Sekunden dürfte das nicht erledigt sein, da braucht man sicher ordentlich Rechenleistung.

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Gruß Stephan

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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 21:51 
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Kommt auf den Rechner und die SW an. Die SW müsste nur Multiprozessor-fähig ist, so eine Schallplatte liese sich ja sehr gut aufteilen/ paralelisieren. Wenn man dann noch die entsprechende HW hat, z.B. einen aktuellen Xeon/ Opteron 6/ 8-Kerner oder einen Core i7 dürfte das schon rennen. Und wenn alle Stricke reißen lässt man auch noch die GPU rechnen. :lol:

Gruß Christopher :)

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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 23:16 
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Hallo,

die Scannergeschichte lasse ich mal außen vor.

Bei der Laserabtastung von Schallplatten gab es aber tatsächlich mal einen Prototypen. Vorgestellt wurde dieser einem kleinen, geladenen Kreis von Journalisten in den USA, - mit Fotografierverbot.

Es hat tatsächlich funktioniert, - nur, - "vollkommen problemlos" - wie Christopher meint - war die Sache nicht. Der geschätzte Preis bei Serienproduktion lag bei 5.000 US$.

In weiterführenden Tests haben sich dann noch Schwachstellen herausgestellt. Nämlich, daß man bei der Laserabtastung buchstäblich jeden Dreck hört. Das heißt, auch die allergeringste Verschmutzung in den Rillen trat weitaus deutlicher hervor als bei Nadelabtastung.

Gruß

Rocco11

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http://www.youtube.com/watch?v=PZUL6cPc26g&feature=related


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BeitragVerfasst: Do Apr 01, 2010 23:16 
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Registriert: Sa Mär 06, 2010 19:22
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Der erste April ist nun vorbei, und nun will ich dann doch die Auflösung bringen.

Die Software, die ich oben so schön beschrieben hatte, stammt von der Firma, die scotty schon benannt hat. Genauer gesagt, von der Firma A. PRIL & SC. Herz soft- acoustics GmbH & Co. KG.

Leider. Das einzige, was an meiner Geschichte stimmt, ist, daß ein Freund von mir tatsächlich auf der Frankfurter Musikmesse war und dort auch neue Softwarelösungen zur Restauration von Schellackplatten vorgestellt wurden.

Allerdings steckt in meiner Geschichte doch ein kleines Fünkchen Wahrheit.

Im Jahre 1860 hatte Édouard-Léon Scott menschliche Stimmen auf mit Ruß geschwärztem Papier aufgenommen. Allerdings konnten diese Aufnahmen nicht wiedergegeben werden. Dies bedurfte erst der Erfindung von Thomas Alva Edison im Jahre 1877.

Vor einigen Jahren gelang es jedoch Technikern, diese Aufnahmen von Scott hörbar zu machen. Und zwar, indem sie diese Papierstreifen tatsächlich scannten und mittels einer "virtuellen Abtastnadel" der Software sozusagen "abtasteten". Wer es nachlesen und auch hören möchte, hier die Links:

Researchers Play Tune Recorded Before Edison
First Sounds

So ist also meine Fantasie mit diesem Fünkchen Wahrheit durchgegangen. Aber ich hoffe, daß euch dieser Ausflug nach "Phantasien" genauso viel Spaß gemacht hat, wir mir.

Zum Abschluß noch eine Geschichte, die jedoch kein Aprilscherz ist:

Vor kurzem war ich bei Saturn in der CD-Abteilung. Mein Neffe hatte dort eine CD gesucht, und wir hatten einen Verkäufer danach gefragt. Zufällig war dort auch ein Stand mit Langspielplatten. Also diese großen schwarzen Scheiben mit dem kleinen Loch in der Mitte. Ich kam darauf mit dem Verkäufer, der übrigens sehr nett war, ins Gespräch und meinte, daß Schallplatten ja wieder im Kommen sind. Darauf meinte er todernst, daß die Qualität bei Schallplatten ja auch besser sei, als bei CDs, da bei Schallplatten mehr Spuren vorhanden seien. Ich bemerkte, daß bei Schallplatten ja auch nur der linke und rechte Kanal vorhanden sei.
"Nein," meinte er, "bei Schallplatten sind acht Kanäle übereinander in der Rille gespeichert."

Na ja, hoffentlich weiß dann die Nadel, welche Spur sie gerade nehmen muß. :D

VG Willi


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BeitragVerfasst: Fr Apr 02, 2010 0:45 
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Registriert: So Dez 28, 2008 16:44
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Als der Verkäufer alt genug war Musik zu hören, gab es in den Geschäften nur noch CDs. :wink:
Aber so weit weg von deinem Aprilscherz ist die Aufnahmereproduktion von 1860 nicht. Die beiden Links sind übrigens sehr interessant.

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Gruß Stephan

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BeitragVerfasst: Fr Apr 02, 2010 10:01 
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Registriert: Mi Jun 04, 2008 0:16
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Hallo in die Runde,

häufig verbirgt sich auch hinter einem Scherz ein Körnchen Wahrheit. Die Hochschule für Technik und Architektur in Fribourg/Schweiz ist nämlich seit einigen Jahren an genau diesem Projekt "dran".

http://visualaudio.project.eia-fr.ch/

Gruß Ben


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BeitragVerfasst: Sa Apr 03, 2010 7:16 
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Hallöle,

der Link von Ben ist sehr interessant.

Ich musste mir aber einen grinsen, als ich las, dass die "Rille" im englischen "groove" heißt (wußte ich bisher trotz durchaus vorhandener Englischkenntnisse nicht). :wink:

Dann können wir ja eigentlich bei jedem Aufsetzen der Plattennadel singen:
"Get into the groove..." :lol: :lol: :lol:

Gruß,

Volker

_________________
Die Kinder von heute sind Tyrannen! Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.
Sokrates, griech.Philosoph, 469-399 v.Chr.

Das halbe Leben besteht aus Warten. In der anderen Hälfte versucht man sich zu erinnern, worauf.


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BeitragVerfasst: Sa Apr 03, 2010 12:21 
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Registriert: Sa Mär 06, 2010 19:22
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Interessant bei Bens Link ist, daß die dort auf Film fotografieren, mit der Begründung, daß diese Aufnahmen am längsten haltbar sind. Im Gegensatz zu digitalen Medien. :lol:


@ Blue Fox
Daher auch der Ausdruck "makin' groovie" :D

VG Willi


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BeitragVerfasst: Sa Apr 03, 2010 14:04 
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Willi H 411 hat geschrieben:
"Nein," meinte er, "bei Schallplatten sind acht Kanäle übereinander in der Rille gespeichert."

VG Willi


das müssten die neuen Blue-Ray Schallplatten sein, die werden schichtweise abgetastet.

_________________
Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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