Hallo Leute,
einer meiner letzten Fänge war ja ein Röhrenkofferradio Akkord Pinguin U59.
Vorletztes Wochenende war ich ja auf dem großen Flohmarkt in Osnabrück.
Bei einem älteren Radiosammler, der nur einen ganz kleinen Stand hatte, wurde ich fündig.
Neben einem dicken Messsender, einem weiteren Kofferradio aus den 70ern, und noch etwas "Kleinkram" stand der Pinguin.
Das Pinguin hat er vor mehr als 30 Jahren aus erster Hand bekommen und wenn nötig repariert.
Fehlen tun eine der Antennen (hat noch jemand eine?!), eine Rippe der Schallwand ist gebrochen aber geklebt worden, und der Griff ist etwas rissig. Ansonsten normale Gebrauchspuren, aber durchaus vorzeigbar.
Funktionieren sollte es laut ihm einwandfrei, der Preis war bei nicht verhandelbaren 45€.
Für ein Röhrenkofferradio nicht viel, wie ich meine.
Geldbeutel gezückt, bezahlt und mitgenommen.
Zuhause angekommen, und überlegt, wie macht man das denn jetzt eigentlich.. beschäftigt hatte ich mich mit Röhrenkofferradios (obwohl ich sie schon immer interessant fand, mich der Preis aber abschreckte) noch nicht wirklich.
Ich wusste nur, das die D-Röhren bezüglich ihres Heizfadens ziemlich anfällig sind.
Also sah ich von einem Einschalten erstmal ab.
Ich habe das Radio stattdessen innen wie außen noch etwas gereinigt (es war aber schon wirklich sehr sauber, kam schließlich aus Sammlerhand).
Am Samstag habe ich dann beim 50er Jahre Kino im Radiomuseum Vechta mal den Enno Janke gefragt. Ihn kannte ich schon von Fratzenbook und einem anderen Forum, und in vechta lernten wir uns persönlich kennen.
Er erklärte mir wie ich das machen könnte. 2x 1,5V Monozellen rein und Stellung "Stabi" wählen. Fortan wurden die Röhren mit 1,45V geheizt und das Radio spielt über Netzbetrieb auf allen Wellenbereichen gut, lediglich Mittelweille ist etwas schwach.
Heute habe ich mich mit Herbert (rettigsmerb) nochmal rangemacht.
Gemeinsam haben wir überlegt, wie sie sich das damals gedacht haben.
1,45V Heizspannung sind nämlich noch etwas zu hoch. Die Monzellen lieferten 1,6V, in Stellung Stabi wurde eine Art Stabilisator aktiv die diese Spannung auf 1,45V anpasste.
Das war dieses Teil:
Weiter überlegten wir, was denn wohl passiert, wenn man die Monozellen komplett weglässt, und das Gerät weiter auf Netzbetrieb in Stellung "Stabi" spielen lässt. Probieren geht über Studieren, also raus mit den Monozellen.
Ergenis: Heizspannung lag weiterhin bei 1,45V. Dann habe ich auf Herberts anraten den einstellbaren Widerstand im Heizkreis gesucht. Nach halbstündigem suchen sprang er mir dann doch noch ins Auge
Regelbar war der Widerstand bis 30 Ohm, die (originale) Einstellung lag bei etwa 19,5 Ohm. Ich habe ihn daraufhin auf knapp 24,5 Ohm hochgestellt.
Nun stellte sich eine Heizspannung von 1,29V ein.
Das Radio spielt nun also über Netzbetrieb ohne Monozellen bei 1,29V Heizspannung und brummen tut auch absolut nichts.
Mit Monozellen sollte es aber genau so sein. Und wenn ich mir dann nochmal eine Anodenbatterie bauen sollte.. geht auch netzunabhängiger Betrieb.
Die ersten Bilder stammen noch vom probeweisen Betrieb mit Monozellen:
So ein Stecker ist da aktuell dran, ich möchte da, wenn ich einen bekomme, einen alten Hirschmannstecker mit entferntem Mittelstift dran machen.
Diese Bilder sind von heute:
Von hinten: Gut zu sehen die sieben Röhren, der UKW Tuner, die großen Elkos, Tastensatz mit Spulen und Trimmern (die normalerweise unter einen Stück Pappe verborgen liegen), Ferritantenne Filter und Trafos. Interessant finde ich, das TA, TB sowie Zweitlautsprecher im inneren des Gerätes sind.
Als der ältere Sammler das Gerät bekam lag bei den Spulen und Trimmern auch das Problem. Sämtliche Drähte waren abgerissen. Das dort gelötet wurde, sieht man mittlerweile nicht mehr. Denn auch diese Lötungen sind bereits über 30 Jahre alt.
Von vorne, aber quasi die "Unterseite" des Chassis. Eng geht es besonders rechts zu. In der Mitte der Ausschnitt für den Lautsprecher. Der Elko 47µF/350V wurde ebenfalls vorm Vorbesitzer erneuert. Dort liegt Anodenspannung an (98,6V).
Hier der angesprochene regelbare Widerstand. "Nach links" erhöht den Wert.
Wie es bei meinen Geräten Gang und Gebe ist - ob VE, Allstromer, Großsuper oder auch Röhrenkofferradio - PDauertest über mehrere Stunden.
Aufgrund des warmen Wetters, der eingedeckten Terrasse mit Steckdose und der Handlichkeit des Gerätes wurde dies kurzerhand nach draußen verlegt.
Nun schimmert auch schon die Skalenbeleuchtung - 24V/0,1A Sofitte - durch.
Mein Fazit zu diesem Gerät: Es gefällt!
Ein Röhrenkofferradio aus den 50er Jahren im funktionstüchtigen und recht gut erhaltenem Zustand für unter 50€ - ich denke das kann sich sehen lassen.
Übrigens nimmt das gerät 11,45W leistung auf. Da soll noch einer sagen, Röhren fressen viel Strom. Man darf aber nicht verschweigen, das die Ausgangsleistung nur gut 0,2 Watt beträgt. Der Klang ist trotzdem nicht schlecht!
Bereits ein Jahr später gab es bei Akkord keine Neuentwicklungen im Bereich Röhrenkofferradio mehr. Pinguin U59 - der letzte seiner Art!
Wenn jetzt noch jemand eine Antenne über hätte..
mfg Tim