So, hier nun im Anschluss die Fortsetzung des Themas.
Zustandsbeschreibung des Geräts.Gehäuse:
Stark verschmutzt, dickere äußere Fettschicht (Küchendunst). Lässt sich aber, nach kurzer Probe, gut entfernen und scheint sogar das Bakelit konserviert zu haben. Jedenfalls glänzt es darunter.
Holzeinlagen:
Nicht vermackt, aber abblätternder Lack. Werden also entlackt und neu lackiert.
Schallwand:
Stoff schmutzig, einige Webfäden leicht beschädigt. Ich habe mich für eine schonende Wäsche der Schallwand entschieden, auch wenn sie nicht wieder "perlweiß" wird.
Nun die Technik.Das Gerät hat ein langes Arbeitsleben hinter sich, wie man auch anhand der Staubschicht im Inneren und der Ablagerungen auf dem Chassis sieht.
Dateianhang:
Chassis_2.jpg
Der technische Befund untermauert dies.
Es fanden sich an Reparaturen einige ersetzte Kondensatoren, inklusive des Becherelkos. Zudem waren die EF85 mal durch eine EF80 ersetzt worden sowie die EL41 durch eine gleichwertige, die optisch noch sehr neu wirkte. Später mehr dazu.
Außerdem war in jüngerer Zeit mal eine neue Netzschnur angefrickelt worden, die mittels einer wirklich GEWALTIGEN Lüsterklemme (für Kabel jenseits der 14 qmm) im Gerät mit dem morschen Rest des Altkabels verbunden war. Zusammen mit einer ersetzten Sicherung, die einen zu großen Wert hatte, sowie einer durchgebrannten Sicherung.
Zudem der Netztrafo, der deutlich sichtbar Hitze abbekommen hatte (ja Claus, der hatte es warm
). Alles in allem,
kein gutes Zeichen.
Funktionsprobe nach Austausch der kritischsten Kondensatoren und Herstellen einer betriebssicheren Elektrik:Skalenbeleuchtung bleibt aus, es knistert, die (nunmehr korrekten Sicherungen) halten, es stinkt sofort gewaltig nach faulen Eiern.
Also den Gleichrichter radikal rausgeworfen und durch Silizium-Brückengleichrichter ersetzt.
Vorsorglich den Bestand nach Ersatztrafo abgesucht.
Juhu !
1x SABA-Trafo und 1x Nordmende Othello53, die vom Kern und den Befestigungsstehbolzen (!) perfekt passen würden !
Dateianhang:
Ersatztrafos _2.JPG
Also dort schon einmal Entwarnung.
Erneuter Versuch mit neuem Gleichrichter und Originaltrafo.
Licht geht an, nichts stinkt, nichts kokelt, erster noch kracheliger Empfang auf AM, brauchbare Sekundärspannungen.
Erstaunlicherweise wird der gestresste Originaltrafo auch nach etwa 15-minütigem Probebetrieb nicht übermäßig warm. Der bleibt also erstmal drin und steht unter verschärfter Beobachtung.
Zu den Röhren.
Die EF80 wurde durch eine hierhin gehörende EF85 ersetzt.
Die ECC81 war "extrem platt", d.h. 1 System tot, 1 System mit Minimalanzeige auf dem W19. Das Radio muss also über die letzten Jahre nur noch auf MW betrieben worden sein.
ECH81 und EABC80 sind noch brauchbar. EM11 schwach, aber leuchtet noch.
Nun die EL41. Relativ neu, wie bereits geschrieben. Von VALVO, aus einer späten Serie, noch recht sauber im Vergleich zum Rest des Geräts. Spitzenwerte auf dem W19.
ABER:
Nach Ersatz aller alten Teerkondensatoren und Einsetzen einer nagelneuen ECC81 ging das Gerät auf der Werkbank in einen längeren Probebetrieb. UKW ging nun wieder, ein erster Nachgleich brachte bessere Leistungen, aber auch zunehmende Verzerrungen, die ich zwar zunächst auf den Abgleich schob, was aber unlogisch und auch letztlich nicht der Fall war.
Nach einiger Suche fand sich eine Gittervorspannung der so neuen EL41 von 17,9 Volt (!!!).
Gitteremission. Eine Altröhre aus dem Fundus stellte sofort und dauerhaft sauberen Klang her.
Schade um die Röhre.
Mutmaßung: die Röhre wurde seinerzeit durch einen Reparateur einfach nur ersetzt. Die vermeintliche Todesursache vielleicht schon der Vorgängerröhre, der uralte Koppelkondensator, saß bis gestern friedlich an seinem Platz. Das könnte dann auch die neue Röhre dauerhaft überlastet haben.
Gruß
k.
Nachtrag 18.8.: Das Gerät spielte gestern auf der Werkbank problemlos über mehr als 3h mit gutem UKW-Empfang. Selbst der Trafo wurde nur mäßig warm. Da ist noch einiges zu tun, aber der Kandidat scheint zumindest über den Berg zu sein.