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BeitragVerfasst: So Aug 17, 2014 10:56 
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Heute möchte ich Euch über ein Gerät berichten, das gestern auf meiner Werkbank gelandet ist:

Dateianhang:
Rückwand.jpg


WEGA Herold 1022
Jahrgang 1953/54.

Einen Herold hatten wir ja schon öfter hier im Forum, daher läuft mein Beitrag auch unter "Radios und Geschichten" und nicht als Reparatur-/Restaurierungsthema.

Natürlich wurde dieses Gerät nicht "in der Pfalz" gebaut, aber dort schlummerte es im Fundus eines Museums.

Doch der Reihe nach.

Unter den Veranstaltungstipps hier im drf wurde vor kurzem der Tag der offenen Tür des Rundfunkmuseums Münchweiler-Alsenz mit Radioflohmarkt veröffentlicht.
Nun hatte ich mich zwar nach längerem Hin und Her entschieden, doch nicht hinzufahren, aber natürlich hatte ich die auf der Website des Museums angebotenen Geräte aus dem Museumsfundus beäugt.
Tja, da fand sich so manches, was mir gefallen hätte, aber dazu hätte es einer Inaugenscheinnahme bedurft,
bis auf 2 WEGA Herold:

So ein Gerät wollte ich schon immer mal haben. Ein Butter-und Brot-Radio, das sich aber hinsichtlich der Kombination Bakelit-Holz von der Konkurrenz abhebt.

http://www.radiomuseum.org/r/wega_herold_54_1022.html

Die veröffentlichten Fotos sind einigermaßen aussagefähig, zudem hat das Museum für jedes Gerät eine Beschreibung der Baugruppen hinsichtlich ihres Zustandes anhand von Schulnoten beigefügt. Der vermeintlich "schlechtere" der beiden Herolds kostete 20 Eu. , schien aber komplett und mit nicht gebrochenem Gehäuse /Skala. Das war es mir wert, auch im Hinblick auf die Ungewissheit, dass Zustandsbeschreibungen hinsichtlich ihrer persönlichen Wahrnehmung ja doch nicht immer von allen so gesehen werden.

Versand kostete 15 Eu., die Abwicklung lief über einen Ansprechpartner des Museums....und klappte hervorragend. Wohlverpackt kam das Gerät hier an.
Die Zustandsbeschreibung deckte sich hervorragend mit dem vorgefundenen Ist-Zustand.
Diese Schilderung als dickes LOB an dieser Stelle an das Museum und Herrn Niebl, der die Abwicklung übernommen hat. !!

Doch nun zum Gerät.

Hier weitere 2 Fotos:

Dateianhang:
Chassis_1.jpg


Das Gerät ist zu Reparaturzwecken bereits ausgebaut, die Skala verwahrt, allerdings bislang nur grob gereinigt. Erste Reparaturen wurden vorgenommen, er spielt nach Einsetzen zahlreicher Austauschteile bereits wieder.

Dateianhang:
Chassis_Trafo_unten.jpg



Nähere Details im nächsten Beitrag, damit dieser hier nicht zu lang wird.

Gruß
k.


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k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)


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BeitragVerfasst: So Aug 17, 2014 11:10 
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Hallo Klaus,
der Netztrafo scheint ja eine "heisse Zeit" gut überstanden zu haben,wenn man die Wickel Abdeckung betrachtet.

Claus

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Wer mit der Röhre hört,der hört,wie es richtig röhrt :D


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BeitragVerfasst: So Aug 17, 2014 11:45 
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So, hier nun im Anschluss die Fortsetzung des Themas.

Zustandsbeschreibung des Geräts.

Gehäuse:
Stark verschmutzt, dickere äußere Fettschicht (Küchendunst). Lässt sich aber, nach kurzer Probe, gut entfernen und scheint sogar das Bakelit konserviert zu haben. Jedenfalls glänzt es darunter.

Holzeinlagen:
Nicht vermackt, aber abblätternder Lack. Werden also entlackt und neu lackiert.

Schallwand:
Stoff schmutzig, einige Webfäden leicht beschädigt. Ich habe mich für eine schonende Wäsche der Schallwand entschieden, auch wenn sie nicht wieder "perlweiß" wird.

Nun die Technik.

Das Gerät hat ein langes Arbeitsleben hinter sich, wie man auch anhand der Staubschicht im Inneren und der Ablagerungen auf dem Chassis sieht.

Dateianhang:
Chassis_2.jpg


Der technische Befund untermauert dies.
Es fanden sich an Reparaturen einige ersetzte Kondensatoren, inklusive des Becherelkos. Zudem waren die EF85 mal durch eine EF80 ersetzt worden sowie die EL41 durch eine gleichwertige, die optisch noch sehr neu wirkte. Später mehr dazu.

Außerdem war in jüngerer Zeit mal eine neue Netzschnur angefrickelt worden, die mittels einer wirklich GEWALTIGEN Lüsterklemme (für Kabel jenseits der 14 qmm) im Gerät mit dem morschen Rest des Altkabels verbunden war. Zusammen mit einer ersetzten Sicherung, die einen zu großen Wert hatte, sowie einer durchgebrannten Sicherung.
Zudem der Netztrafo, der deutlich sichtbar Hitze abbekommen hatte (ja Claus, der hatte es warm :wink: ). Alles in allem, kein gutes Zeichen.


Funktionsprobe nach Austausch der kritischsten Kondensatoren und Herstellen einer betriebssicheren Elektrik:

Skalenbeleuchtung bleibt aus, es knistert, die (nunmehr korrekten Sicherungen) halten, es stinkt sofort gewaltig nach faulen Eiern.
Also den Gleichrichter radikal rausgeworfen und durch Silizium-Brückengleichrichter ersetzt.
Vorsorglich den Bestand nach Ersatztrafo abgesucht.

Juhu !
1x SABA-Trafo und 1x Nordmende Othello53, die vom Kern und den Befestigungsstehbolzen (!) perfekt passen würden !

Dateianhang:
Ersatztrafos _2.JPG


Also dort schon einmal Entwarnung.



Erneuter Versuch mit neuem Gleichrichter und Originaltrafo.
Licht geht an, nichts stinkt, nichts kokelt, erster noch kracheliger Empfang auf AM, brauchbare Sekundärspannungen.

Erstaunlicherweise wird der gestresste Originaltrafo auch nach etwa 15-minütigem Probebetrieb nicht übermäßig warm. Der bleibt also erstmal drin und steht unter verschärfter Beobachtung.

Zu den Röhren.

Die EF80 wurde durch eine hierhin gehörende EF85 ersetzt.
Die ECC81 war "extrem platt", d.h. 1 System tot, 1 System mit Minimalanzeige auf dem W19. Das Radio muss also über die letzten Jahre nur noch auf MW betrieben worden sein.
ECH81 und EABC80 sind noch brauchbar. EM11 schwach, aber leuchtet noch.

Nun die EL41. Relativ neu, wie bereits geschrieben. Von VALVO, aus einer späten Serie, noch recht sauber im Vergleich zum Rest des Geräts. Spitzenwerte auf dem W19.
ABER:

Nach Ersatz aller alten Teerkondensatoren und Einsetzen einer nagelneuen ECC81 ging das Gerät auf der Werkbank in einen längeren Probebetrieb. UKW ging nun wieder, ein erster Nachgleich brachte bessere Leistungen, aber auch zunehmende Verzerrungen, die ich zwar zunächst auf den Abgleich schob, was aber unlogisch und auch letztlich nicht der Fall war.

Nach einiger Suche fand sich eine Gittervorspannung der so neuen EL41 von 17,9 Volt (!!!).
Gitteremission. Eine Altröhre aus dem Fundus stellte sofort und dauerhaft sauberen Klang her.
Schade um die Röhre.

Mutmaßung: die Röhre wurde seinerzeit durch einen Reparateur einfach nur ersetzt. Die vermeintliche Todesursache vielleicht schon der Vorgängerröhre, der uralte Koppelkondensator, saß bis gestern friedlich an seinem Platz. Das könnte dann auch die neue Röhre dauerhaft überlastet haben.

Gruß
k.
Nachtrag 18.8.: Das Gerät spielte gestern auf der Werkbank problemlos über mehr als 3h mit gutem UKW-Empfang. Selbst der Trafo wurde nur mäßig warm. Da ist noch einiges zu tun, aber der Kandidat scheint zumindest über den Berg zu sein.


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