Dampfradioforum

Ich hatte in einem anderen Beitrag schon erwähnt, dass ich in dieser Woche 5 alte DDR Geräte abgeholt habe. Zwei davon haben mich so beeindruckt, dass ich dafür jeweils schon einen Beitrag geöffnet habe. Auf einem der Bilder war nun auch ein Gerät teilweise zu erkennen, das ich erst auf Hinweis von Uwe und Paulchen näher betrachtet habe. Nachdem ich etwas zur Thematik "Weltfunk 50 er Jahre DDR" gelesen habe, will ich auch diesem Gerät einen eigenen Beitrag widmen.
Das äußerlich unscheinbare Gerät ist wohl in vielerlei Hinsicht doch etwas Besonderes.

Ich habe bis jetzt noch kein Weltfunk Radio gefunden, bei dem die EM80 hinter der Skalenscheibe plaziert wurde.

Die 1957 von Herbert Münch verewigte Röhrenbestückung bestätigt, dass es ich außerdem um einen UKW-Empfänger handelt. Er hat sich allerdings verschrieben, den es ist natürlich eine ECC85 verbaut worden. Das sich auf der Skala kein Hinweis auf UKW finden lässt, bestätigt den Bausatzcharakter dieser Geräte.



Einen Funktionstest habe ich noch nicht gemacht, da mir der Porzellanschalter links auf dem letzten Bild noch Fragen aufwirft. Der Schalthebel liegt derzeit außerhalb der Schaltkontakte. Bringt man ihn in die richtige Position verhindert die Feststellschraube, dass er umschalten kann. Ein sicher lösbares Problem. Aber ich will mich in die Schaltung erst einmal einarbeiten. Hat schon mal jemand von Euch ein derartiges Gerät gesehen und kann eventuell zur Identifizierung beitragen ? In RM.org werden ebenfalls Besitzer von Weltfunk-Radios gesucht. Ich werde zumindest signalisieren, dass ich ein Gerät habe und Infos liefern könnte. Mal sehen, was sich so zusammentragen lässt.
Gruß
Matthias

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Gruß
Matthias

Ein sehr interessantes Gerät wie ich finde. Die EM80 ist mir schon bei Deiner ersten Vorstellung aller Geräte aufgefallen und hat bei mir Fragen aufgeworfen, die jetzt mit der Röhrenbestückung und dem Chassis nicht weniger geworden sind.

Schaue doch bitte mal, wenn Du das Gerät später zerlegen solltest, wie der Ausschnitt in die Scheibe gekommen ist. Eventuell ist der nachträglich eingearbeitet worden??
Auch wäre der eigentlich UKW-Strang von der Konstruktion interessant. Ich sehe erstmal keinen UKW-Tuner auf dem Chassis. Müsste also unterhalb sitzen. Hat da der Erbauer eventuell den gesamten UKW-Strang nachträglich reingebaut?
Wie wird auf UKW geschaltet? Wie wird abgestimmt?
Fragen über Fragen ...
Auf jeden Fall spannend!!

paulchen

Hallo Paulchen,
Es ist schon erstaunlich, wie viele Fragen so ein Gerät aufwerfen kann. Da der Aufbau und die Verarbeitung einen Bausatz vermuten lassen, sind eben nachträgliche Veränderungen nicht so leicht zu erkennen.


Die Bilder der Skalenscheibe lassen erkennen, dass hier wirklich nachgearbeitet wurde.

Die Aufnahme der EM80 wirkt so, als wäre das von Anfang an so gewesen.


Der Tuner ist sicher irgendwie nachträglich verbaut worden. Die ganze FM Signalkette wirkt aber, als wäre das so vorgesehen. Das Skalenseil für UKW ist auch etwas heller als das für AM. Auf jeden Fall wurde schon mal dokumentiert, dass alle Röhren 1957 schon an Ort und Stelle waren. Die EM84 fehlt in der Auflistung von Hernn Münch allerdings. Auch die zweite Seilscheibe sieht nicht so aus, als wäre diese nachträglich montiert worden.

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Gruß
Matthias

Der Tuner in dieser flachen Bauform wirkt sogar modern (für Röhrenradioverhältnisse).

Die FM-ZF-Kette, wie aus dem Bilderbuch.
Gruß
Matthias

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Gruß
Matthias

Ich denke mal die Geschichte ist dann so, daß einer der wußte wie es geht und auch die Möglichkeiten dazu hatte den UKW Bereich dann später da nachträglich rein gebaut hat.
Das kann durchaus schon ein paar Jahre nach der eigentlichen Fertigstellung des Radios gewesen sein, also fast 60 Jahre her sein.
Aber hat mich doch mein Riecher richtig geleitet mit dem Fenster für die EM80 .

Ich bleib dabei - säubern und so lassen.

paulchen

solche getrennten ZF-Wege kenne ich von grenzübergreifenden Produktionen. Für Frankreich genügte AM, und für D wurde UKW auf diese Weise nachgerüstet und die Skalenscheibe eingedeutscht. Also fast die Hälfte der Röhren wird immer geheizt ohne beansprucht zu werden

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Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)

Der Titel dieser Rubrik lautet u.a. Geräte & Geschichten. Geschichten sind normalerweise die, die zu den Geräten erzählt werden. In diesem Fall erzählt mir aber dieses Radio eine Geschichte.
Mir hat natürlich der Name Herbert Münch keine Ruhe gelassen, zumal das dritte Gerät dieser Abholung, ein EAW AT462 ebenfalls eine fachmännische Verbastelung aufweist. Zu dem Gerät wird es noch einen Beitrag geben. Ich habe bei der Anbieterin der Radios nachgefragt und es gab zuerst keinen Hinweis auf einen "Fachmann" in der Familie. Der Name Münch war aber der Mädchenname der Oma und sie versprach, nochmals nachzufragen.Was sie mir dann gestern noch berichten konnte, hat mich zugegeben doch berührt. Bei Herbert Münch handelt es sich um den Bruder ihrer Oma, der zeitlebens schwer krank war. Er litt an Bluterkrankheit und konnte bzw. durfte keinem Beruf nachgehen. Er hat sich deshalb aus der Not heraus das Wissen um die Radiotechnik autodidaktisch beigebracht und begonnen, in seiner Umgebung Radios zu reparieren. Wer damals in der DDR lebte, weiss was es heisst, bei spärlichem Fachbuch-und Werkzeugangebot und ohne Internet solche Fertigkeiten zu erwerben. Ich erinnere mich auch noch, dass mein Vater unseren Rochlitz Oberon auch zu einem Fachkundigen im Nachbarort und nicht zur Servicewerkstatt in die Stadt brachte. Das war damals schneller und günstiger. Entsprechend gefragt waren solche Handwerker. Herbert Münch wurde gerade mal 40 Jahre alt und starb viel zu früh an den Folgen seiner Krankheit.
Für mich ist bemerkenswert, dass die Zusammenhänge der heute lebenden Familie gar nicht mehr bewusst waren. Durch den Erhalt dieser Geräte wird zumindest ein Teil seines Lebenswerkes nachträglich gewürdigt.
Eine Frage die mich in dem Zusammenhang beschäftigt, ist die nach dem vertretbaren Umfang von Veränderungen an alten Radios. Die Frage wird immer wieder sehr kontovers disskutiert. Welche modernen Kondensatoren sind vertretbar, welche Umbauten schon eine Verbastelung usw. Was hätte mich an diesen Radios so gereizt, hätte es den UKW Einbau oder das nachträglich verbaute magische Auge nicht gegeben? Beim letzten Radio handelt es sich sogar um den Austausch der NF - Stufe. Was würden wir uns wünschen, was unsere Nachkommen mit unserem Nachlass in 50 Jahren anstellen? Was gilt dann als besonders interessant und erhaltenswert? Fragen über Fragen..
Grüße aus Franken
Matthias

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Gruß
Matthias