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 Betreff des Beitrags: Philips BX653A: Eine Stauborgie !
BeitragVerfasst: Mo Jan 10, 2011 10:12 
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Hallo Forum,

nachdem ich in der Vergangenheit unzählige deutsche Geräte, vor allem große, durchgeackert habe, wollte ich mich nun mal an einen Holländer trauen, einen Philips BX653A von 1955. Ich bekam ihn durch eine Anzeige in http://www.marktplaats.nl und da ich hier nahe an der Grenze wohne, war es auch nicht allzu weit bis Eindhoven zu fahren.

http://www.radiomuseum.org/r/philips_bx653a.html

Von draußen sieht das Gerät noch ganz manierlich aus, was ich aber nach Abnahme der Abdeckungen hinten und unten erwartete, hat mir doch etwas die Sprache verschlagen, ich will es Euch nicht vorenthalten:

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Und nun von unten:

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Ich hatte schon viele sehr staubige Radios, aber das hier schlägt sie alle. Sogar mein Staubsauger mußte husten...

Das Gerät gibt noch einige gequälte Töne von sich, der AÜ des Hochtonkanals wurde mal ersetzt, hoffentlich durch einen passenden, außerdem wurde das Skalenseil für AM mal gewechselt, und zwar falsch !

Die Kiste ist so dermaßen verkonstruiert, wenn´s ein Pferd wäre, müßte man´s erschießen. Gestern abend habe ich es mit Müh und Not geschafft, den bockenden Netzschalter zu reparieren und den Koppelkondenstaor zu tauschen, mehr habe ich in zwei Stunden Arbeit nicht geschafft. Ähnlich wie bei einer Truhe sitzen Chassis und der getrennte Netztrafo auf einer gemeinsamen Grundplatte. Ehe ich überhaupt mal an die Eingeweide rankam, war über eine Stunde weg. Die Entwickler haben sich keinen Pfifferling um Servicefreundlichkeit geschert. Das ganze Gerät ist gelötet, wie Kraut und Rüben, schrecklich.

Immerhin gibt es im Netz eine komplette Serviceanleitung zu dem Teil, so wird die Auferstehung wohl dennoch gelingen.

Gruß
Holger

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BeitragVerfasst: Mo Jan 10, 2011 11:13 
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Hallo Holger!

Interessante Kiste! Hätte ich wahrscheinlich auch zugeschlagen. Den Staub und die Spinnweben hätte ich ehrlich gesagt beklatscht. Nur der Gedanke, daß ich das Ding im Auto hatte, würde mir den Schauer über den Rücken jagen... :mrgreen: .

Bitte prüfe die beiden EZ80. Die sollten etwa gleiche Werte haben. Sonst wird es einer etwas warm.
Interessant finde ich die Anbindung des externen Lautsprechers.
Elektrisch sollten da keine Überraschungen aufwarten. Sieht auf den ersten Blick überschaubar aus.
Mechanisch - na ja, halt Philips. Ist es dann noch für den Nicht-Deutschen Markt wird es sowieso spassig.

Aber wenn es Dich tröstet. Das genaue Gegenteil davon habe ich gerade auf dem Tisch. Was großes von Saba - Danke Jean!!
Ist vom Aufwand her eher was für Warmduscher. Geht schon fast zu leicht alles.

Ich finde, auch wenn die großen deutschen Geräte immer gut zu machen sind, auch andere Mütter hatten schöne Töchter. Vor allem Vorkriegsgeräte warten da mit tollen Dingen auf.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mo Jan 10, 2011 12:26 
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ein schöner Bolide in Bi-Ampli Techik und 21cm Lautsprecher. Solche organischen und anorganischen Fremdkörper blase ich mit Pressluft raus, dann ist das kein Thema. Seilplan, Lagepläne etc., alles ist bestens dokumentiert. Die Überarbeitung müsste eigentlich Freude machen, und das Radio noch mehr Freude wenn es fertiggestellt ist.

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Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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BeitragVerfasst: Mo Jan 10, 2011 12:38 
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Da hat mintestens eine spinnenfamilie über mehrere generationen dinn gehaust :mrgreen: . Ausblasen mit pressluft währe bei dem da nur mit Mundschutz gegangen :mrgreen: . Schaut auch wunderbar verbaut aus das ganze. Aber alles *widerbefüllbare* tauschkandidaten.

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Mfg.
Mario


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BeitragVerfasst: Mo Jan 10, 2011 13:29 
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amiga3000 hat geschrieben:
Aber alles *widerbefüllbare* tauschkandidaten.


wie das geht würde ich mal gerne sehen .. und den arme Kerl der die Klumpen dann auch wieder so einbauen muss..

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Gruß,
Jupp
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BeitragVerfasst: Di Jan 11, 2011 0:42 
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Sind das etwa alles kunstoffvergossene? Ist auf den bildern, dank staub, schlecht zu sehen. Sehen aber aus wie teerbomben im plastikröhrchen.

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Mfg.
Mario


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BeitragVerfasst: Di Jan 11, 2011 8:43 
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Zitat:
Die Dinger sind vom Typ D, siehe C-Kunde. Neubefüllen fällt da leider aus.


Typ ist der richtige.

Meine Lösung war hier einmal (und nie wieder). Links und rechts mit feinem Sägeblatt aufsägen und den Inhalt ausbohren. Dazu den Kondensator einspannen. Am besten in einer Ständerbohrmaschine machen.
Danach mit schwarzem Acryl zuschmieren. Ging eigentlich sehr gut. Nachteil war nur die Sauerei am Bohrer. Die muß beim nächsten Versuch wieder ab.
Also entweder pro Kondensator ein Bohrer - :shock: - oder jedesmal saubermachen.
Passiert mir auf jedenfall nicht mehr so schnell.
Hier war es nur nötig, weil der Kondensator auf dem Chassis saß und es stilecht aussehen sollte.

paulchen


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BeitragVerfasst: Di Jan 11, 2011 17:22 
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Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
... Klasse Gerät!!!
... und schon so modern
... schon für AM-Stereo vorbereitet..., oder wofür sind die beiden Ferritantennen?

smile....

VG Henning

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Schlau ist, wer weiss, wo er nachlesen kann, was er nicht weiss
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz


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BeitragVerfasst: Mi Jan 12, 2011 14:36 
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@Henning,

für AM-Stereo sollten die beiden Ferritstäbe schon unabhängig voneinander drehbar sein...

@Alle:

Die wichtigsten Fehler habe ich schon behoben: der Netzschalter tat seine Pflicht nicht mehr, ich hatte Plusspannung auf dem Gitter einer der beiden EL84 und dann hatte mal jemand einen neuen Kathodenwiderstand für die andere EL84 eingebaut. Statt 220 Ohm hatte der Klappspaten 120 Kiloohm genommen, das krächzte natürlich nur noch. Nun muß ich noch ein neues AM-Skalenseil auflegen, weitere Kondensatoren tauschen und mal richtig gründlich saubermachen und dann die Mechanik schmieren. Schließlich werde ich wohl auch FM ein bißchen nachgleichen müssen, den zugunsten des Polizeifunk-Empfanges verdrehten Oszillator habe ich schon wieder richtiggestellt.

Der Klang ist aber auch so schon ausgesprochen satt !

H.

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BeitragVerfasst: Mi Jan 12, 2011 16:37 
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Holger hat bereits die deutschen Serviceunterlagen bekommen. Falls noch jemand Interesse hat:

Philips BX653A

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Gruß,
Jupp
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BeitragVerfasst: Fr Jan 14, 2011 17:01 
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Dolles Projekt.

Aber sieh zu, daß Du nicht den Lebensraum von vom Aussterben bedrohten Lebewesen vernichtest.
Oder Dir ein Bewohner entkommt und unter Deinem Bett eine neue Population gründet.

Ich selbst könnte mit Herpes auf den Augen sowieso nicht löten.

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Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: Fr Jan 14, 2011 17:40 
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Alles schon weg, kein Geschrei !

Nachdem ich den gröbsten Dreck schon abgesaugt hatte, war ich eben bei einem Sammlerkollegen zu Gast, der einen Kompressor sein Eigen nennt. Dort gab es auch einen neuen Schallwandstoff, da mir der alte gestern beim Waschen flöten ging, restlos rott...

Nun liegen noch vor mir:

Neuaufziehen des AM-Skalenseils
Schmieren aller Lagerstellen
Montage von Skalenhintergrund und Skalenglas
Abgleich der FM-Zf
Zusammenbau des ganzen Gerätes

Ob ich abschließend noch eine neue russische Anzeigeröhre einbaue, weiß ich noch nicht, die alte ist noch nicht restlos verbraucht.

H.

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BeitragVerfasst: Mo Jan 17, 2011 12:25 
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So, nun ein kleiner Abschlußbericht. Zunächst mußte das AM-Skalenseil neu aufgezogen werden. Das ist problematisch, weil die Seilscheibe des AM-Drehkos keine Seitenführung hat, das Seil also ständig zur Seite weglaufen kann oder einfach abspringt. Da die Seilscheibe recht klein ist, muß sie von links kommend 3-fach und von rechts kommend anderthalbfach umschlungen werden, damit der Zeiger seinen ganzen Weg ablaufen kann. Eine Sch...konstruktion !
Immerhin gibt es eine gute Skizze in den von Jupp freundlicherweise zur Verfügung gestellten Unterlagen. Damit und unter Zuhilfenahme einiger Streifen Isolierband und eines "Bremsklotzes", mit dem ich den Drehko in einer Stellung blockierte, gelang es mir schließlich, diesen schwierigen Seilzug aufzulegen. Gery, das ist alles Übungssache, und ohne Fluchen geht das auch bei mir nicht. Auf dem folgenden Bild ist außen links die Drehko-Seilscheibe zu erkennen:

Bild

Schwungmasse und Antriebsachse sind hier der Einfachheit halber abgenommen. Die beiden Stahlrollen in der Bildmitte sitzen hinten auf einem gemeinsamen Schieber, der bei UKW durch ein Stahlseil von der Tastatur her gezogen wird und die eine Stahlrolle an ein Gummirad heranzieht, welches auf der Antriebsachse sitzt. Ist einer der anderen Wellenbereiche eingeschaltet, ist die andere Stahlrolle in Kontakt mit dem Gummirad, soweit die eigenartige Duplex-Umschaltung. Durch die Demontage der Schwungmasse und der Antriebsachse kommt man aber recht gut an alles dran.

Hier nun dieselbe Situation mit Schwungmasse und Antriebsachse:

Bild

Rechts unten sieht man das Höhenpoti baumeln, welches nicht, wie in den meisten deutschen Radios üblich, am Chassis montiert ist, sondern durch die Skalenscheibe gesteckt und mit Hilfe einer flachen Mutter angeschraubt wird. Hier nun also mit Skala, diese wird auch nicht durch Schrauben und Klammern gehalten, sondern durch Gummiauflagen an den Achsen an Ort und Stelle gehalten:

Bild

Damit wird ein Mitrappeln des Skalenglases bei großen Lautstärken effektiv verhindert.

Was soll ich noch sagen: auch andere (in dem Fall holländische) Mütter hatten schöne Töchter...aber komplizierte. Das Gerät sprengt den Rahmen einer Instandsetzung eines deutschen Durchschnittsradios bei weitem. Zeitaufwand incl. Anbringung eines neuen Stoffes bisher sicher 25 Stunden, eine wirklich gründliche Reinigung des Chassis ist bisher nicht erfolgt. Der eklige Dreck ist natürlich weg, aber die Nikotinverschmutzung ließ sich mit dem Kompessor nicht beheben. Mit Bref und Ohrenstäbchen werde ich hier auch nicht beginnen, das Chassis ist viel zu kleinkariert und verwinkelt.

Die UKW-Zf mußte nur minimal nachgeglichen werden, vor allem das Ratiofilter brauchte etwas Aufmerksamkeit, da es in Sendermitte Verzerrungen gab. Das ist nun erledigt und der Zusammenbau kann folgen. Ich stelle später noch ein Bild des kompletten Gerätes ein.

H.

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BeitragVerfasst: Mi Jan 19, 2011 17:42 
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So, nun das versprochene Abschlußbild:

Bild

Ich weiß, Radios fotografieren ist nicht mein Ding, das geht besser. Auch fehlt noch das Emblem, auf meine entsprechende Suchanfrage hatte sich leider niemand gemeldet. Damals war der Kleber schlecht...

Der Klang ist sehr, sehr gut, da braucht´s keine eisenlose Endstufe. Sehr detailreich und räumlich, auch ohne 3D. Ein feines Radio, fraglos. Es kostete damals 438 Gulden, was wohl etwa 400 DM entsprach. Also so viel, wie ein Freudenstadt, ungefähr. Da ist der Fall klar, diesen Vergleich gewinnt der Philips, auch wenn er kein 3D hat.

H.

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BeitragVerfasst: Do Jan 20, 2011 12:06 
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Respekt! Holger

Eine große Leistung! Ich gratuliere von Herzen.

Ein Vorschlag noch zur Güte -
Wenn der Staub nun weg ist, vielleicht setzt du wieder eine Spinne ein? Die schützt das Gerät vor Insekten und Ungeziefer :P

Bitte nicht krumm nehmen.

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MfG Heiner
Die schöne Adrienne
hatte noch eine Hochantenne!


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