Im Dezember als es so finster kalt war schlenderte ich mit meiner Frau über den Weihnachtmarkt. Plötzlich rief jemand: Ron, Ron, warte mal. Ich drehte mich um und sah ein alten Schulkollege. Wir hatten uns Jahre, oder vielleicht schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen. Obwohl er total abgefranst daherkam umarmten wir uns kurz. Es war Kurt, ein von mir sehr geschätzter Mensch. Kurz zu Kurt. Mit ca. 15 Jahren lief mir Kurt zum ersten mal auf dem Schulhof in die Arme. Er war groß, hatte ein schwer vernarbtes, doch von der Symmetrie sehr schönes Gesicht. Kleine tiefliegende Augen, die aber immer offen wirkten. Kurz gesagt, der ganze Junge bestand aus Paradoxien. Schulisch pfefferte er nur 1er und 2er raus. Doch beim Thema Beruf, oder was möchtest du einmal werden, richtete Kurt sich auf, was ihn noch größer machte und sagte: „Clochard!“ Okay, Kurt lernte Konditor, was zu der Zeit auch nicht gerade der favorisierte Berufswunsch war, und wurde einer der jüngsten Konditormeister. Zur Feier des Meisterbriefs, natürlich ein 1er Brief, lud er ein. Es gab die 3Liter Flasche Rotwein vom Discounter, wir nannten das Zeug Fi- Fi, und eine Kerze. Als die Flasche gelehrt war, was bei 12 Jungs nicht lange dauerte nahm Kurt seinen Meisterbrief und fackelte ihn über die Kerze ab. Dabei verkündete er, ich hab gekündigt! Jetzt, wo Kurt die sogenannte dicke Knete verdienen konnte? Viele Jungs, die zum Teil noch in der Ausbildung steckten, konnten es nicht verstehen. Mann Kurt, jetzt wo du Karre (Auto, oder Moppet) kaufen kannst? Was willst du denn jetzt machen? Kurt richtete sich auf: "Jetzt werde ich Clochard!" Nach 14 tagen machte sich Kurt auf nach Paris um das Handwerk des Clochard zu lernen. Damals war ich etwas betrübt, wir kannten uns nun schon Jahre und hatten unendlich lange Nächte über Gott, das Universum, die Welt und die Menschen diskutiert. Diese Diskussionen mit Kurt haben mir viel gegeben. Weit über vier Jahrzehnte später kann ich mich noch an einige Weisheiten von Kurt erinnern. Zum Beispiel: Wer lügt betrügt nur sich selbst! Der Lügner beleidigt seinen eignen Intellekt.
So, und jetzt stand er nach Jahrzehnten wieder vor mir. Auf dem Weihnachtsmarkt. Mit drei riesigen Plastiktüten voller undefinierbaren Zeug. Auf die obligatorische Frage, na Alter, wie geht’s? kam Kurt zielstrebig zur Sache. Ron, ich brauche Geld, es ist *****Bitte in diesem Forum auf die Ausdrucksweise achten/ Automatisch zensiert!******! Na ja, gelogen war es bestimmt nicht. Ich zog meine Börse in der 100,- Euro in zwei Fünfziger steckten. Kurt sah die beiden Fünfziger und meinte, sag mal Alter, können wir teilen? Obwohl das Gesicht meiner Frau jetzt nicht mehr unbedingt weihnachtlich aussah, gab ich Kurt Fünfzig Euro. Mit dem Schein in der Hand hatte Kurt keine Zeit mehr und musste ganz schnell weiter. Es gab einen sehr kurzer Abschied mit der Bemerkung: Erst mal ein Fläschchen zum aufwärmen holen. Bei meinen Kommentar, es ist Weihnachten, nimm was gutes, war er schon in der Menschenmenge verschwunden. Dafür begann eine Diskussion mit meiner Frau die ich damit abwürgte, dann spende ich halt 50 Euro weniger an die SOS Kinderdörfer. Ich brauche es wohl kaum zu erwähnen, damit war der Abend gelaufen.
Am letzten Samstag klingelt es. Ich drücke auf, aber es klingelt wieder und wieder. Ich in meine Puschen und runter zur Tür. Der Nachbar parkte gerade seinen fabrikneuen BMW X-Drive ein und daneben stand Kurt mit einen von diesen Rieseneinkaufswagen vom Supermarkt. Vollbeladen und behangen mit alten Plastiktüten, Plunder und einen großen Karton. Er wuchtete den Karton aus der Einkaufskarre, murmelte dabei, endlich wieder Platz und drückte mir den Karton in die Hände. Hoffentlich kannst du etwas damit anfangen. Ich habe ihn 14 Kilometer zu dir geschoben und muss gleich weiter. Zum entsetzen des Nachbarn und der Nachbarin umarmte er mich kurz, sagte: Freunde für immer und rappelte dann auch gleich mit seinem Einkaufswagen weiter. Ein letztes: Alter mach gut, und schon war er um die Ecke verschwunden. Ich schleppte den Karton ins Haus und hoch in mein Zimmer. Verdammt schwer dachte ich nur und machte mich sofort ans auspacken. Aus einen nicht enden wollenden Haufen alter zerschlissener Badetücher wickelte ich dann einen optisch gut erhaltenen Telefunken Opus 2114. Und da war auch sie wieder, die Träne im Auge, die sich mit zunehmenden Alter immer rarer macht.
Jetzt zum Gerät, es fehlten zwei Röhren, eine ECC83 und eine ECL86. Von der ECC83 hatte ich zum Glück noch eine original Telefunken am Start. Von der ECL86 leider “nur“ eine Lorenz. Egal, rein damit und UKW gedrückt. Sekunden später, Musik. Einmal das UKW Band durchgestimmt, ein super Empfang. Dann zum Höhenregler, leider festgefressen, Bassregler festgefressen, Balance festsitzend. Aus den Seitenlautsprechern, kein Ton. Bei gedrückter Stereo-Taste fallen auch die Frontlautsprecher aus. Okay, ich hab das Gerät komplett gereinigt, die Röhren durchgemessen, alles im grünen Bereich, der Höhen und Tiefenregler funktioniert auch wieder, die Balance lässt sich, wenn auch schwergängig, doch wenigstens ein bisschen drehen. Leider sind mir mindesten ein bis zwei Dutzend Kondensatoren und Wiederstände aufgefallen die gewechselt werden müssten.
Ein in der Luft endender Kondensator und ein loser roter Draht. Ob die beiden zusammen gehören?
Mit dem Gerät bin ich total überfordert, ich weiß nicht einmal wofür die 5pol DIN Buchse mit der Aufschrift Stereo-Balanceregler sein soll.
Meine Fragen an euch:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Opus 2114 und dem Opus 2214?
Hat vielleicht einer eine Anleitung, oder einen Schaltplan?
Gibt es vielleicht jemand der Erfahrung mit diesem Gerät hat, oder Fachmann genug ist, solch ein Gerät instand zu setzen?.
(Ich würde das Gerät gegebenenfalls anliefern und abholen)
Was mache ich mit dem Gerät?
Ratlose Grüße
Ron