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 Betreff des Beitrags: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Di Feb 08, 2011 14:12 
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Im Dezember als es so finster kalt war schlenderte ich mit meiner Frau über den Weihnachtmarkt. Plötzlich rief jemand: Ron, Ron, warte mal. Ich drehte mich um und sah ein alten Schulkollege. Wir hatten uns Jahre, oder vielleicht schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen. Obwohl er total abgefranst daherkam umarmten wir uns kurz. Es war Kurt, ein von mir sehr geschätzter Mensch. Kurz zu Kurt. Mit ca. 15 Jahren lief mir Kurt zum ersten mal auf dem Schulhof in die Arme. Er war groß, hatte ein schwer vernarbtes, doch von der Symmetrie sehr schönes Gesicht. Kleine tiefliegende Augen, die aber immer offen wirkten. Kurz gesagt, der ganze Junge bestand aus Paradoxien. Schulisch pfefferte er nur 1er und 2er raus. Doch beim Thema Beruf, oder was möchtest du einmal werden, richtete Kurt sich auf, was ihn noch größer machte und sagte: „Clochard!“ Okay, Kurt lernte Konditor, was zu der Zeit auch nicht gerade der favorisierte Berufswunsch war, und wurde einer der jüngsten Konditormeister. Zur Feier des Meisterbriefs, natürlich ein 1er Brief, lud er ein. Es gab die 3Liter Flasche Rotwein vom Discounter, wir nannten das Zeug Fi- Fi, und eine Kerze. Als die Flasche gelehrt war, was bei 12 Jungs nicht lange dauerte nahm Kurt seinen Meisterbrief und fackelte ihn über die Kerze ab. Dabei verkündete er, ich hab gekündigt! Jetzt, wo Kurt die sogenannte dicke Knete verdienen konnte? Viele Jungs, die zum Teil noch in der Ausbildung steckten, konnten es nicht verstehen. Mann Kurt, jetzt wo du Karre (Auto, oder Moppet) kaufen kannst? Was willst du denn jetzt machen? Kurt richtete sich auf: "Jetzt werde ich Clochard!" Nach 14 tagen machte sich Kurt auf nach Paris um das Handwerk des Clochard zu lernen. Damals war ich etwas betrübt, wir kannten uns nun schon Jahre und hatten unendlich lange Nächte über Gott, das Universum, die Welt und die Menschen diskutiert. Diese Diskussionen mit Kurt haben mir viel gegeben. Weit über vier Jahrzehnte später kann ich mich noch an einige Weisheiten von Kurt erinnern. Zum Beispiel: Wer lügt betrügt nur sich selbst! Der Lügner beleidigt seinen eignen Intellekt.

So, und jetzt stand er nach Jahrzehnten wieder vor mir. Auf dem Weihnachtsmarkt. Mit drei riesigen Plastiktüten voller undefinierbaren Zeug. Auf die obligatorische Frage, na Alter, wie geht’s? kam Kurt zielstrebig zur Sache. Ron, ich brauche Geld, es ist *****Bitte in diesem Forum auf die Ausdrucksweise achten/ Automatisch zensiert!******! Na ja, gelogen war es bestimmt nicht. Ich zog meine Börse in der 100,- Euro in zwei Fünfziger steckten. Kurt sah die beiden Fünfziger und meinte, sag mal Alter, können wir teilen? Obwohl das Gesicht meiner Frau jetzt nicht mehr unbedingt weihnachtlich aussah, gab ich Kurt Fünfzig Euro. Mit dem Schein in der Hand hatte Kurt keine Zeit mehr und musste ganz schnell weiter. Es gab einen sehr kurzer Abschied mit der Bemerkung: Erst mal ein Fläschchen zum aufwärmen holen. Bei meinen Kommentar, es ist Weihnachten, nimm was gutes, war er schon in der Menschenmenge verschwunden. Dafür begann eine Diskussion mit meiner Frau die ich damit abwürgte, dann spende ich halt 50 Euro weniger an die SOS Kinderdörfer. Ich brauche es wohl kaum zu erwähnen, damit war der Abend gelaufen.

Am letzten Samstag klingelt es. Ich drücke auf, aber es klingelt wieder und wieder. Ich in meine Puschen und runter zur Tür. Der Nachbar parkte gerade seinen fabrikneuen BMW X-Drive ein und daneben stand Kurt mit einen von diesen Rieseneinkaufswagen vom Supermarkt. Vollbeladen und behangen mit alten Plastiktüten, Plunder und einen großen Karton. Er wuchtete den Karton aus der Einkaufskarre, murmelte dabei, endlich wieder Platz und drückte mir den Karton in die Hände. Hoffentlich kannst du etwas damit anfangen. Ich habe ihn 14 Kilometer zu dir geschoben und muss gleich weiter. Zum entsetzen des Nachbarn und der Nachbarin umarmte er mich kurz, sagte: Freunde für immer und rappelte dann auch gleich mit seinem Einkaufswagen weiter. Ein letztes: Alter mach gut, und schon war er um die Ecke verschwunden. Ich schleppte den Karton ins Haus und hoch in mein Zimmer. Verdammt schwer dachte ich nur und machte mich sofort ans auspacken. Aus einen nicht enden wollenden Haufen alter zerschlissener Badetücher wickelte ich dann einen optisch gut erhaltenen Telefunken Opus 2114. Und da war auch sie wieder, die Träne im Auge, die sich mit zunehmenden Alter immer rarer macht.

Jetzt zum Gerät, es fehlten zwei Röhren, eine ECC83 und eine ECL86. Von der ECC83 hatte ich zum Glück noch eine original Telefunken am Start. Von der ECL86 leider “nur“ eine Lorenz. Egal, rein damit und UKW gedrückt. Sekunden später, Musik. Einmal das UKW Band durchgestimmt, ein super Empfang. Dann zum Höhenregler, leider festgefressen, Bassregler festgefressen, Balance festsitzend. Aus den Seitenlautsprechern, kein Ton. Bei gedrückter Stereo-Taste fallen auch die Frontlautsprecher aus. Okay, ich hab das Gerät komplett gereinigt, die Röhren durchgemessen, alles im grünen Bereich, der Höhen und Tiefenregler funktioniert auch wieder, die Balance lässt sich, wenn auch schwergängig, doch wenigstens ein bisschen drehen. Leider sind mir mindesten ein bis zwei Dutzend Kondensatoren und Wiederstände aufgefallen die gewechselt werden müssten.

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Ein in der Luft endender Kondensator und ein loser roter Draht. Ob die beiden zusammen gehören?
Mit dem Gerät bin ich total überfordert, ich weiß nicht einmal wofür die 5pol DIN Buchse mit der Aufschrift Stereo-Balanceregler sein soll.

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Meine Fragen an euch:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Opus 2114 und dem Opus 2214?

Hat vielleicht einer eine Anleitung, oder einen Schaltplan?

Gibt es vielleicht jemand der Erfahrung mit diesem Gerät hat, oder Fachmann genug ist, solch ein Gerät instand zu setzen?.
(Ich würde das Gerät gegebenenfalls anliefern und abholen)

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Was mache ich mit dem Gerät?

Ratlose Grüße
Ron

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Wer keine Geheimnisse mehr besitzt, hat bereits alles verloren.

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http://picasaweb.google.com/ronstroehlein

"...aus Liebe zur Musik..."


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Di Feb 08, 2011 14:52 
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Hallo Ron,
wer Schatullen restauriert kann auch Opus'e überarbeiten. Da sind auch nur Kondensatoren zu tauschen.
Die ECC83 kann man bei diesem Gerät auch weglassen, die ist nur für die TA Eingänge.
Hier sind die Schaltungen, die Unterschiede zwischen 2114 und 2214 must du dir selbst rauslesen.

Übrigends eine schöne Geschichte!

Telefunken Opus 2114

Telefunken Opus 2214

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Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Di Feb 08, 2011 17:04 
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Für deine schnelle Reaktion ein dickes Danke Franz-Josef! Ich glaube du hast mich durchschaut. Obwohl nicht wirklich gut, so kann ich doch besser Geschichten erzählen als Radios reparieren. Signifikante Unterschiede zu den 2114 und 2214 scheint es bis auf das Herstellungsdatum kaum zugeben. Die TA-Eingänge sind für mich schon sehr wichtig, denn wenn ich allein zuhause bin läuft überwiegend das Beatles-Radio. Keine Endlosschlaufe die sich alle 4 Stunden wiederholt, sondern moderiert mit Nachrichten. Zwar aus L.A. aber egal.

http://beatlesradio.radio.de/

Auf Radio.de gibt es eine sehr gute Auswahl an Internet Radios vieler Sparten und Jahrgänge,
so zum Beispiel auch:

http://101rupinkfloyd.radio.de/

Nach einem kurzen Trailer geht es los. Danach bleibt es kosten und werbefrei.
Als App für den Ipod läuft es völlig werbefrei.

Franz-Josef, noch mal Danke!
Ron

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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Di Feb 08, 2011 18:38 
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Zitat:
Obwohl das Gesicht meiner Frau jetzt nicht mehr unbedingt weihnachtlich aussah, gab ich Kurt Fünfzig Euro.


ich hätte hier genauso reagiert, auch wenn meine Frau es auch nicht verstanden hätte. Manchmal kommt ja was zurück, und in dem Fall hast du unterm Strich einen guten deal mit dem Radio gemacht.
Durchschaut? wir sind in der Mehrzahl alle nicht die Mega-Spezialisten. Es ist wie beim Klavierspielen. Wir können ein paar schöne einfache Stücke spielen und damit manch einen verzücken..

ich höre mir jetzt mal das pink floyd Radio an, da stehe ich genauso wie meine Frau drauf. Beatles ist mehr die domaine meiner Frau.

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Gruß,
Jupp
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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Di Feb 08, 2011 19:53 
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Was eine super tolle Geschichte, liest sich echt wie Öl. Klasse geschrieben Ron, schade das sie so kurz war.
Auf dem 3. Bild in der Mitte der Widerstand sieht etwas mitgenommen aus, musste mal überprüfen ob der durch ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Do Feb 10, 2011 18:33 
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So, die Pläne sind eingetütet. Meine Fähigkeiten am Klavier sind leider genauso beschränkt wie die am Lötkolben. "Paint It Black" mit zwei Finger, aber da ist dann niemand entzückt, sondern jeder denkt sofort aufhören und mit dem Lötkolben kann ich drei in eins, braten, kleben und mich verbrennen. Eine saubere Lötstelle gelingt selten. Gedanken warum es so ist habe ich mir schon öfter gemacht. Liegt bestimmt am Werkzeug, wie heißt es doch so schön: „Kann der Bauer nicht schwimmen, liegt es an der Badehose.“

Gery, danke, der Text ist stark eingekürzt. Ein Forenhai hat mir mal erklärt, mehr als drei Sätze könnten die Leute im Internet gar nicht aufnehmen. Da hatte der Hai wohl unrecht.

Leider sieht nicht nur der Widerstand mitgenommen aus und qualmt wie ein Kettenraucher. Der braune Kondensator davor hängt mit einem Ende in der Luft, ob er zu dem losen roten Draht gehört? Ohne vernünftiges Messgerät wird die Frage schwer zu beantworten sein. Zumal ich einen zweiten Widerstand entdeckt habe, der auch meint ins Lager der Indianer zu konvertieren und Rauchzeichen gibt.

Der Opus 2114 scheint ein Traumgerät zu sein, zumindest für mich. In Stereo sollen angeblich die großen Frontlautsprecher als Bässe arbeiten und nur das Stereosignal über die Seitenlautsprecher wiedergeben werden. Also schon eine hochkomplexe Angelegenheit, mit Signal und Frequenzsplitting. Okay, nachdem das Gerät jetzt gereinigt ist habe ich es erst mal eingepackt und warte auf die Dinge die da eventuell noch kommen.

Grüßle
Ron

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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Fr Feb 11, 2011 16:28 
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Registriert: So Okt 18, 2009 18:36
Beiträge: 1642
Wohnort: bei Fulda
Hallo Ron,

Ich bin jetzt etwas irritiert: auf der einen Seite hast du eine umfangreiche Sammlung hochwertiger Geräte (oder ist das nur eine Bildersammlung aus anderen Quellen?). Auf der anderen Seite deine Aussage:
Zitat:
Meine Fähigkeiten am Klavier sind leider genauso beschränkt wie die am Lötkolben

Irgendwie passt das für mich nicht ganz zusammen. Falls du wirklich solche Probleme beim Löten hast, solltest dich mal darin üben z.B. durch Reparatur einfacher Gebrauchsgeräte. Noch besser kleine Basteleien (z.B. siehe Jogis Röhrenbude). Da kann man ganz schnell Erfolge haben und damit Selbstvertrauen gewinnen! :super:
Ansonsten bist du ja am Rande des Ruhrgebietes mit seiner hohen Einwohnerdichte. Da bietet sich die Kontaktaufnahme mit anderen Sammlern geradezu an. Z.B. in einem kleinen Workshop.Vgl. auch: viewtopic.php?f=37&t=4680
Noch zum Opus: in der Tat ein komplexes und interessantes Gerät und nichts für Anfänger. Ich glaube, du hast das in deiner Situation genau richtig gemacht. Entweder warten, bis ein "Fachmann" sich der Sache annehmen kann oder selbst die erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse Stück für Stück erwerben und dann an den Opus heranwagen. Hilfreich wären da natürlich Bilder der offensichtlich unnvollständigen Verdratung. Vielleicht hat ja auch ein Forumsmitglied das gleiche Gerät. Ich leider nicht.
Ich hoffe, ich bin dir da nicht irgendwie "zu nahe getreten", aber ich finde es Schade, wenn jemand wegen vielleicht zu hoher Ansprüche an sich selbst die Löterei aufgibt.
Viele Grüße von einem, der sich mit der Sache auch nur autodidaktisch beschäftigt (o.k. das auch schon etwas länger...), aber mittlerweile wenigstens Löten kann... :hello:
Grüße
Frank

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Viele Grüße

Frank


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 Betreff des Beitrags: Re: Gefühlsschwanger
BeitragVerfasst: Sa Feb 12, 2011 14:19 
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Grüß dich Frank,

Zitat:
Ich hoffe, ich bin dir da nicht irgendwie "zu nahe getreten"


...nein, passt schon und irgendwie triffst du sogar den Nagel auf dem Kopf. Natürlich kann ich einen Widerstand tauschen und an einem guten Tag auch sauber verlöten. Nur ist das Löten nicht wirklich mein Ding. Tut der Liebe zu den Geräten aber keinen Abbruch. Beim Opus 2114 ist nur der eine braune Kondensator und rote Draht auf Bild 3 lose. Ansonsten ist das Gerät schon vollständig verdrahtet. Eine einfache Schaltung ist kein Problem. Zum Beispiel bei der Operette 7 ging alles flüssig von der Hand. Als ich jedoch das Chassis vom Freiburg 14 vor mir auf dem Tisch hatte wusste ich gleich, Ron lass die Finger davon. Also bin ich ca. 800 bis 900 km (hin/rück) von der Ruhr zum Neckar gefahren. Dort saß ein Fernsehmeister alter Schule. Dort angekommen stellte sich jedoch heraus der Fernsehmeister war schon lange verstorben und es war der Sohn, zwar kein Fernsehmeister, auch kein Techniker, aber mit selben Vor- und natürlich Nachnamen und Visitenkarte. War trotzdem kein Beinbruch, der Junge war in der Werkstatt seines Vaters groß geworden und kannte sich aus. Fehler am Freiburg 14, natürlich der Suchlauf und ab ca. 100Mhz bis 104Mhz auf UKW kein Empfang. Gerät auf die Gummimatte gewuchtet und die Fehler dem Fernsehmeistersohn erklärt. Zum Empfangsfehler meinte er sofort eine EC92 sei defekt. Ich, nö, hab beide EC92 getestet, die sind gut. Er reißt die beiden EC92 raus, steckt sie ins Prüfgerät und beide sind gut. Trotzdem greift er ins Regal und steckt eine neue EC92 ins Gerät, Empfang bis heute mehr als okay. Ohne Glück hätte ich den Fehler nicht lokalisieren können und vielleicht auch so mancher Bastler Stunden, Tage gebraucht, sich die Ohren gebrochen, oder Porto über Porto für Ersatzteile bezahlt. Nun war der Fehler in wenigen Minuten behoben. Know-how, oder eine fundierte Ausbildung hat schon Wert und der Wert kann nicht nur Kosten verursachen, sondern auch Kosten senken. Zurück zum Freiburg. Zuerst wollte ich mir einen schönen Tag am Neckar gönnen, die Gegend, Städtchen erkunden und dort übernachten weil ich dachte, so ein Freiburg ist eine zeitintensive Reparatur. Doch nach drei Stunden surrte mein Handy, Ron, der Saba ist fertig. In den drei Stunden war ich bei meiner Besichtigungstour am Neckar erst zwei Städtchen weitergekommen. Also die ca. 25km zurück, da saß der Radio und Fernsehmeistersohn schon bei Kaffee und Kuchen in der Küche und bat zu Tisch.

Freiburg ist fertig.
Wie? Alles geht?
Grinsen, natürlich geht alles.
Alles? Auch wirklich Kanalgleich bei jeder Lautstärke?
Ja, alles!
Quanta-Costa?
80 Euro!
Ich dachte 100 Euro.
Nein, hab ja nur 3 Std. gebraucht, 80 Euro, Kaffee und Kuchen sind mit drin.
Ja danke, und die Röhre?
Auch.
Respekt! Wie kann man denn zum Festpreis von 100 Euro Freiburgs reparieren?
In dem man für keinen technischen Fehler, egal welchen, länger als 4 Std. braucht.
Okay, okay, hab verstanden. Respekt!

Meine Frau machte große Augen als ich schon am frühen Abend wieder mit dem Freiburg im Wohnzimmer stand. Angeschlossen und der Frau erst mal über die Erlebnisse berichtet. Vom Empfang, wie mir ein sehr kräftiger, gedrungener Mann mit dem optischen Erscheinungsbild eines Zuhälters aus den 70ern die Tür öffnete. Schwere, dicke Goldkette um den Hals, Daumdick etwa, allerdickstes Goldarmbändchen ums Handgelenk, bammelnd, also zu lang. Und ja, es war der Mann mit dem ich telefoniert hatte und verabredet war meinen Freiburg zureparieren. Wie er in dem Gerät unter Dauerstrom werkelte und das Armbändchen locker gegen die glühenden Röhren klingelte. Toll, in dem Moment war ich auf eine ganz andere Art gefühlsschwanger.

Damit ist auch schon die zweite Geschichte erzählt. Von einen meisterlichen Sohn und einem Freiburg 14. Zum Schluss, alles funktioniert perfekt, auch mit einem Stethoskop am Gerät kann man keine Flöhe husten hören. Geschichte ist ca. 2 Jahre her. Zum Erbe des Vor- und Nachnamen gab es gleich noch, wen auch kleines, doch von der Bezeichnung schon Anwesen dazu und der meisterliche Sohn hat kaum noch Lust sein Goldarmbändchen an den Röhren erklingen zulassen.

Schade! Nach anfänglichen Schock mochte ich den Radio- und Fernsehmeistersohn, denn trotz einer nicht ganz zeitkonformen gesellschaftlich angepassten Optik war es ein sehr netter Mensch der mir mit seiner Hilfe viel Freude geschenkt hat und auch in diesem Fall wurde mir wieder bewusst, mit Vorurteilen besser zu haushalten.

Grüßle
Ron







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In einem Techniker-Forum hat es der Löt- Legastheniker schwer!

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