Hallo Hans Detlef,
hallo Rest...
es ist durchaus richtig, dass es früher die unterschiedlichsten Methoden zur Lackierung gab. Man muss aber etwas differenzieren. Erlaubt mir einen kurzen Exkurs.
Die Geräte der 20er Jahre waren durchwegs technische Gegenstände, keine Möbelstücke. Detektorgeräte waren meist in einfachen, schwarz lackierten "Kisten" aus Weichholz untergebracht, für Truhen war die bevorzugte Holzart Eiche, dunkel "lackiert". Wie lackiert wurde, hing natürlich stark vom Hersteller ab. Eines hatten die Eiche-Geräte aber gemeinsam: Die Oberfläche war offenporig. Eiche ist grobporig und von der Struktur her von unterschiedlicher Holzhärte. Das konnte man mit damaligen Mitteln mit vertretbarem Aufwand nicht glänzend polieren. Aus meiner Erfahrung, waren die meisten Geräte mit der damals üblichen Ölfarbe "gestrichen" (z.B. SIEMENS Rfe-Serie bis zur 22).
Bitte auch nicht vergessen, dass das Jahr 1929 die Weltwirtschaftskrise nach Deutschland brachte. Es wurde billig produziert! Zum Teil wurden Geräte in mit Leinölfirnis gestrichenen Pappgehäusen auf den Markt gebracht (z.B. AEG Geadux)!
Übrigens kam auch Leinölfirnis bei Holzgehäusen zum Einsatz (z.B. von MIX & GENEST bei den Emgefunk-Geräten). Man erkennt diese Firnis daran, dass sie einen leicht grünlich-gelben Schimmer hat. Dem Öl wurden Harze beigemischt, der es schneller trocknen ließ. Im Alter reißen diese Lacke stark auf, blättern aber nicht ab.
Schellackpolituren waren auch damals schon selten, da aufwändig im Auftrag und anfällig gehen Alkohol und Wasser. Zudem wurde Schellack nur auf "glatten" Flächen angewendet, da das Polieren von Nuten, Vertiefungen und Wülsten schwierig bis unmöglich war. Einige Geräte gab es dennoch, z.B. den DeTeWe Neutrohet in poliertem Gehäuse oder den früheren DeTeWe R.E.59. Polierte Geräte waren meist aus Nussbaum, seltener aus Palisander.
Der Wandel kam um das Jahr 1930 mit der Verwendung von Nitrocelluloselacken. Diese Lack-Technologie stammte ursprünglich aus dem Automobilbau und wurde zur Fahrzeuglackierung verwendet. Der Lack ließ sich färben und spritzen und war schnelltrocknend. Auch war es durch Spritzen möglich, komplexere Gehäusestrukturen zu versiegeln. Der berühmte TELEFUNKEN "Katzenkopf" 340WL war beispielhaft mit Nitrocelluloselack lackiert. Erkennen kann man diese Lacke dadurch, dass sie zur Rissbildung und zum Abblättern neigen, da sie nicht witterungsbeständig und wenig lichtecht sind. Ärgerlich, wenn diese Lacke auch noch gefärbt sind und abblättern. Habe hier einen OWIN R52, dessen Oberfläche durch Abblättern des Lackes fast nicht restaurierbar ist, sondern neu lackiert werden muss.
Diese Lacke blieben bis in die 50er Jahre (die abblätternde SABA Heimatserie von 1952...)
2-K-Lacke kamen erst in den 60er Jahren mit den typisch dick lackierten Hochglanzgeräten... AEG Tambour 61, NORDMENDE Tannhäuser 330, SABA Freiburg 14 etc. Diese Lacke sind weitestgehend unempfindlich gegen Wasser, Alkohol etc, jedoch nicht resistent gegen thermische Verspannungen. So sieht man bei diesen Geräten oft nur einen oder zwei Risse quer über die lackierte Fläche, dafür tief und unschön.
Bei einigen Lacken stoße ich aber auch an Grenzen. Bis heute konnte ich nicht herausfinden, auf welcher Basis der Lack des SCHAUB 229 Spitzkühler ist, ebenso der SACHSENWERK Serie zwischen 1934 und 1936. Diese Lacke haben die Haptik von Celluloselacken, sind aber nicht alkoholresistent.
Auf Sonderformen von Lacken, wie die Mattierung (bei den Makassar-Geräten TELEFUNKEN 586WLK, T7001 etc) oder Schleiflacke etc. gehe ich jetzt nicht ein, sonst endet das hier in Geschwafel
Jeder Lack will unterschiedlich restauriert werden. Ich beschäftige mich damit seit über 25 Jahren...
Sicherlich wäre es nicht falsch, den Lack des MENDE zu restaurieren. Ich kann nur sagen, dass ich mit Patinaöl und Patinafarbe die besten Erfahrungen gemacht habe. Die Produkte sind leicht verfügbar und leicht zu verwenden.
Viele Grüße,
Jörg