Beim Aufräumen der Werkstatt fiel mir wieder dieser Suchermonitor einer Profifernsehkamera von Panasonic in die Hände. Vor längerer Zeit erhielt bei uns eine Abteilung für Medien und Journalismus einen neuen "Chef". Der meinte nur "mit dem alten Geraffel kann ich nix anfangen" und so wanderten vier Kameras von Anfang der 90er Jaher im Alu-Guss-Gehäuse von Panasonic samt dem ganzen Studio-Geraffel in den Wertstoff.
Bestimmt ein Dutzend Monitore, uralte Panasonic-Profi-VHS-Recorder (ohne Tuner und mit digitalzählwerk und mit Zeitzähler), sowie einiges anderes an Video-Zeug wurde weggeworfen.
Eine Kamera sicherte ich für's Museum, samt Kunststoffhartschalenkoffer (so groß wie ein Reisekoffer) und dem kompletten Service-Manual, dicker als ein Telefonbuch.
Etwas später lagen dann die Sucher mit Augenmuschel und drei Suchermonitore für den stationären Betrieb im Studio in der Tonne.
Ein Suchermonitor war völlig demoliert, aber die Technik samt Röhre war noch in Ordnung.
Mir fiel also wieder dieser zerlegte schwarzweiß-Monitor mit 13cm Röhre in die Hände.
Da ich endlich wieder was produktives machen wollte und endlich auch mal wieder Reste weg sollten, kam mir die Idee eine Kombination aus Monitor und Radio zu bauen.
Alles sollte aus dem Fundus stammen.
Es sollte ein Hochkantgehäuse werden, wie diese Hochkant-Fernseh-Radiotruhen, nur eben nicht viel größer als ein Schuhkarton.
Die Frontmaske mit der Bildröhre sollte in's neue Gehäuse finden, als Radio nahm ich ein Blaupunkt Essen von Ende der 60er Jahre, volltransistorisiert und mit Chromrand um die Nadelstreifenskala. Das Radio sollte nicht umgebaut werden, da ich so alte Schätzchen nicht gerne verbastele.
Lautsprecher fand ich ebenfalls in der Grabbelkiste, sie stammten von einem spät 70er oder früh 80er Kofferradio von Sanwa, an dem nix mehr zu retten war, außer die Lautsprecher und die Platinen (von der ich das Stereo-Dekoder IC weiterverwenden möchte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte).
Die Teile für's Gehäuse waren ebenfalls schnell gefunden. Frontmaske wurde der Deckel, der von der Nordmende Phono-Super-Schlachtung übrig geblieben war, für die anderen Teile reichte der Rest einer Birkensperrholztafel. Den Stoff für die Schallwandöffnung spendete ebenfalls jener Nordmende Phono-Super.
Als Verstärkungs- und Knotenstücke nahm ich vierkantlatten, gehobelt aus Fichte 20x20mm.
Grob zugeschnitten fräste ich die Platten auf dem Frästisch mit Anschlag auf's Endmaß. Die Frontplatte wurde ebenfalls auf diese Weise "formatiert".
Die Löcher für Radio, Bildröhre und Lautsprecheröffnung wurden durch Bohren (Ständerbohrmaschine, Akkuschrauber mit Forstnerbohrer) und anschließendes Ausfräßen am Frästisch mit Bündigfräser und innen gegengespaxter Latte als Anschlag hergestellt.
Anschließend wurden alle Teile miteinander verleimt.
Das Gehäuse sollte dunkel werden, im Stil der 30er Jahre, die Schallöffnung sollte ebenfalls schlicht ausfallen, da mir das Anfertigen von Zierrat eh keinen Spaß machte und ich das Gerät auch eher schlicht halten wollte.
Fürs Abdunkeln probierte ich eine Möbellasur "Nussbaumdunkel", was ich mir besser gespart hätte: Am Ende blieb das Gematsche auf dem Holz drauf und die Farbe zog fast nicht ein, von einer einigermaßen glatten Oberfläche war keine Spur. Nachdem das Zeug über's Wochenende trocknen konnte erfolgte der "Zwischenschliff" der eigentlich zum Abschleifen wurde.
Danach nahm ich Clou Holzbeize dunkelnussbraun, aufgetragen mit einem Ballen aus Küchenkrepp. Die Frontplatte wollte ich ursprünglich original lassen, aber durch das Bearbeiten nahm die Zahl der Kratzer deutlich zu und so richtig passte das auch nicht zusammen. Außerdem war es nicht möglich nur die Seitenteile des verleimten Gehäuses zu beizen, die Front aber frei zu halten. Also beizte ich den Lack ab, was noch keine 10min. dauerte.
Nachdem die Beize getrockent war, stellte ich erfreut fest, dass das Holz nirgends gequollen oder rauh geworden war. So konnte die Behandlung mit Hartöl direkt durchgeführt werden.
Ich brauche keinen Hochglanz und die Oberfläche genügt nach dem ersten Durchgang absolut meinen Anforderungen und so konnten bereits Lautsprecher, Radio und Röhre samt Maske in ihre neue Behausung einziehen.
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Im Gehäuse war auf den Bildern noch ein neueres Blaupunkt Frankfurt drin, welches ein fast identisches Gehäuse besitzt. Inzwischen ist das Blaupunkt Essen mit seiner schönen Nadelstreifenskala und der Chromeinfassung der Skala drin.
Als nächstes müssen noch zwei Potis für Helligkeit und Kontrast, sowie ein Drehschalter für EIN-RADIO-TV-AUX und das Chassis des Monitors eingebaut werden (ungefähr so groß wie zwei Europlatinen).
Auf der Rückseite muss noch ein Halteblech für die Buchsen angebracht und ein Netzteil eingebaut werden. Das Radio läuft mit 12V, der Monitor mit 10V. Zusammen fließen etwa 0,8-0,9 Ampere.