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Téléviseur ancien - Grammont Baujahr 1950 https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=36&t=4306 |
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Autor: | Fernsehjeck [ Mi Mär 17, 2010 12:31 ] |
Betreff des Beitrags: | Téléviseur ancien - Grammont Baujahr 1950 |
Es ist etwas still im Fernsehforum geworden, da muß ich doch mal wieder ran. Vorstellen möchte ich heute ein Standgerät der Firma Grammont aus dem Pariser Vorort Malakoff (bis 1952/53 Rue de Raspail). Das Fernsehgerät habe ich von einem Möbelhändler nahe der Schweizer Grenze (Berner Oberland) erworben. Bei tiefstem Schneetreiben mußte ich das Gerät in den Bergen abholen, um so mehr freute ich mich über den herzlichen Empfang und die für Frankreich so übliche Gastfreundschaft. Eine große! Tasse Kaffee und und ein großer Teller Kekse wurden kredenzt. Der Verkäufer hatte dieses seltene Fernsehgerät von einem Entrümpeler erworben, und dieser hatte es vom Dachboden eines alten Schlosses geholt. Sowohl den Verkäufer als auch mich hätte interessiert, aus welchem Schloß es wohl stammte. Das Gehäuse ist keine Sonderanfertigung für betuchte Schlossbesitzer, sondern laut Werbeanzeige aus "la télévision francaise" ein luxoriöses Standgerät. Der Verkäufer führte mir dann noch mit einem 110V Trafo vor, das der Fernseher nur noch leise Knackgeräusche von sich gäbe. Naja, die Elkos sind ja noch in Ordnung, denn ein leises unregelmäßiges Knacksen und leises Netzbrummen war zu hören. Französische Fernseher hatten AM-Ton. Und da sind wir schon bei der Technik: Bildröhre Philips MW 31-16 mit Ionenfalle Hochspannung aus dem Netztrafo, technischer Aufbau ähnlich dem Vor- gänger 218 der Jahre 1948/49. Aus dem Oberteil des Gehäuses und der Chassiskonstruktion wurden die 51er Modelle 504 (455 Zeilen) und 508 (819 Zeilen) abgeleitet. Bei diesem Gerät ist das Chassis jedoch geteilt, Netzteil im Boden des Gehäuses. Zeilenendröhre ist die bauchige EL 38, sonst überwiegend amerikanische Röhren (Pico). Den Schriftzug habe ich auch. Oberhalb des Lautsprecherfeldes befindet sich eine Klappe mit den Synchron- reglern. Der Fernseher ist üblicherweise ein Einkanaler. Ungewöhnlich ist der Fundort, normalerweise war Empfang nur im Umkreis bis max 180 km radius um den Eiffelturm möglich. Dem Gerät wurde noch eine selbstgebastelte Vorstufe verpasst, untersucht habe ich diese nicht, es kann eine Art Antennenverstärker sein oder ein Frequenzumsetzer. 455 Zeilenfernseher können keine 819 Zeilen synchronisieren, da der Zeilentrafo aus Blech ist, allenfalls ein zu schmales Bild wird sichtbar. Wegen des Antennenbrandes auf dem Eiffelturm wurde 1956 der Betrieb eingestellt, die Geräte unbrauchbar, ursprünglich war ein Betrieb bis 1957 vorgesehen. 1948 kostete das billgste Fernsehgerät ca. 248000 Fr (Aussage eines Sammlerkollegen), soviel wie ein neuer kleiner Citroen! Die Begeisterung der Fernsehteilnehmer war daher groß als diese Geräte plötzlich nur noch Schrottwert hatten. Deshalb wurden Fernsehgeräte vom Staat teilweise zurückgenommen und der Kaufpreis teilweise erstattet. Den ersten Ärger gab es schon 1950, als das 819 Zeilen-Programm seinen offiziellen Dienst aufnahm, das Programm war attraktiver gestaltet. Auch wurden die Fernsehempfänger schlagartig besser und preiswerter. Heute ist mir in Sammlerkreisen nur noch ein weiteres Gerät dieses Typs bei einem Sammler in Paris bekannt. Noch eine kleine Geschichte am Rande: Warum heißt der Eiffelturm eigentlich Eifelturm? Eine Klassenkameradin, damals 4. Schuljahr sagte mir, daß ihre Oma erzählt habe, er heiße so, weil man bei schönem Wetter bis in die Eifel sehen könnte! Hoffentlich steht dieser Unfug nicht bald bei Wi....! Gruß, |
Autor: | Ben [ Mi Mär 17, 2010 16:18 ] |
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Hallo Fernsehjeck, das Gerät hat ein traumhaftes Design! Trotz der enormen Baugröße (Vergleich mit der Cola-Dose links unten im Bild) wirkt es regelrecht grazil. Aber nun eine kurze Frage, weil ich das technisch nicht begriffen habe: Ist das ein Gerät nach der 819-Zeilen-Norm oder nach der 455-Zeilen-Norm? Gibt es überhaupt die Möglichkeit, Geräte nach diesen Normen heute noch - per HF-Modulator/Normenwandler - irgendwie mit Bild/Ton zu versorgen? Falls nicht - es ist in jedem Fall "auch so" ein absolutes Prachtstück. Gratulation! Gruß Ben P.S.: "Tour Eiffel" heißt dann demzufolge "Reise durch die Eifel"... |
Autor: | Fernsehjeck [ Mi Mär 17, 2010 16:47 ] |
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Hi Ben, Danke für Dein Interesse. Bei dem Gerät handelt es sich um ein 455 Zeilengerät. Damals ab 1950 bis etwa 1952 wurden sowohl von vielen, nicht von allen Firmen Tv-Geräte mit 455 und 819 Zeilen angeboten. Nur wenige Fernseher konnten beide Normen wiedergeben. Von diesem Gerät gab es nach meiner Kenntnis keine 819 Zeilenausführung, leider sind meine Produktionskenntnisse über das Jahr 1950 nicht vollständig. 455-Zeilenfernseher waren aufgrund der einfacheren Bauart (weniger Röhren, Zeilentrafo aus Blech) auch billiger. Wer sich jedoch noch 1950 zum Kauf eines solchen Gerätes mit alter Technik entschied war auf der Verliererseite. Für die Umwandlung des Video/Audio-Signals aus der Quelle habe ich einen HF-Modulator von einem namhaften TV-Techniker vom Niederrhein. Es gibt jetzt aber auch schon Bauanleitungen im Internet. Das Bildsignal wird umgepolt, das NF-Signal amplitudenmoduliert, und das Ganze dann im Band 1 wieder ausgespuckt. Für die Umwandlung des 625 Zeilen-Signals habe ich (in Einzelteilen ) einen Zeilenwandler nach DAVID LOOSER aus England. Ich besuchte Ihn damals in den 90ern, denn er konstruierte ein solches Gerät für 405 Zeilen (alte GB-Norm). Leider habe ich mich bisher vor dem Zusammenbau auf 7 Veroboard-Karten gedrückt. Loosers Gerät arbeitet mit Interpolation, ver- einfacht ausgedrückt errechnet das Gerät aus dem Bild ein neues Bild mit sinnigen Übergängen, einfache Geräte die auch im Handel sind schneiden lediglich einige Zeilen heraus. Die Auflösung ist mit Interpolation deutlich besser wie Looser mir vorführte. Die Attraktivität französischer Fernseher ist wirklich einmalig. Kein anderes Land war so mutig und kreativ in der Gestaltung von Gehäusen wie Frankreich. Eben super-schick wie die Französinnen! Gruß, Fernsehjeck |
Autor: | Willi H 411 [ Mi Mär 17, 2010 19:57 ] |
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Ben hat ja auch schon das Design angesprochen, und ich kann es nur wiederholen: Es ist einfach nur traumhaft. Aber das betrifft ja generell die meisten Geräte aus der damaligen Zeit. Selbst bei einem "simplen" Röhrenradio von damals kann man vor der Schreinerarbeit nur Achtung haben. Dein Gerät hier setzt allen aber noch die Krone auf. Wenn ich mir dagegen die "Modedesigns" unserer Zeit anschaue, kann ich nur zu dem Schluß kommen, daß unsere Zeit äußerst armseelig ist. Wenn heute mal etwas "avantgardistisch" ist, dann ist es oft nicht nur unpraktisch, sondern auch noch potthäßlich. Man kann es vielleicht so sagen, daß früher noch mit "Liebe" konstruiert und entworfen wurde. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Schätzchen. VG Willi |
Autor: | Fernsehjeck [ Do Mär 18, 2010 6:57 ] |
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Willi, Danke fürs Kompliment. Ich will in absehbarer Zukunft dem Gerät mit dem Lötkolben zu Leibe rücken. Auch das Gehäuse muß neu lackiert werden. Die Schloßgespenster waren schon ausgezogen als ich das Gerät kaufte (hoffe ich ) den Holzwürmern haben wir schon in der Hitzekammer das Leben ausgedampft. Gruß, |
Autor: | Willi H 411 [ Fr Mär 19, 2010 13:17 ] |
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Fernsehjeck hat geschrieben: ...den Holzwürmern haben wir schon in der Hitzekammer das Leben ausgedampft.
Du bist ja brutal. VG Willi |
Autor: | Erik [ Fr Mai 21, 2010 5:07 ] |
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Willi H 411 hat geschrieben: Man kann es vielleicht so sagen, daß früher noch mit "Liebe" konstruiert und entworfen wurde.
Hier bei mir ist gerade eine Fotografenkollege zu Besuch. Er erzählte mir eben, daß eine Kunde abgesprungen ist, weil ihm die ausgesuchten Rahmen zu teuer sind. Es liegt nicht an den Konstrukteuren und Handwerkern, es sind die Kunden. Der Kunde will einfach nicht für gutes Design das doppelte zahlen. |
Autor: | Willi H 411 [ Fr Mai 21, 2010 9:02 ] |
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@ Erik Ich glaube, so pauschal kann man das nicht sagen. Natürlich gibt es heute sehr viele, die nach dem Motto "Geiz ist geil" leben. Es wird den Leuten eingebleut, daß auch "billige" Sachen gut sind. Ohne dabei den Unterschied zwischen "billig" und "preiswert" zu vermitteln. Wenn ich mir andererseits anschaue, was ein bekanntes schwedisches Möbelunternehmen teilweise für einen teuren Schrott anbietet, und das wird dann auch noch von den Leuten gekauft, dann kommt es wohl im Endeffekt nur darauf an, wie etwas dem Kunden "verkauft" wird. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß ich früher einmal selber ein großer Fan dieses schwedischen Möbelunternehmens war. Allerdings bin ich durch die Geschäftspolitik der letzten 10 Jahre sehr vergrault worden. Von daher stellt sich die Frage, ob manche Kunden tatsächlich nicht mehr Geld für gutes Design zahlen wollen oder ob es sich hierbei gewissermaßen um das Produkt der "Erziehung durch die Werbung" handelt? Diese Frage kann ich allerdings auch nicht so einfach beantworten, auch wenn ich schon sehr davon überzeugt bin, daß es sich so verhält. VG Willi |
Autor: | Erik [ Fr Mai 21, 2010 19:56 ] |
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Willi H 411 hat geschrieben: Wenn ich mir andererseits anschaue, was ein bekanntes schwedisches Möbelunternehmen teilweise für einen teuren Schrott anbietet, und das wird dann auch noch von den Leuten gekauft, dann kommt es wohl im Endeffekt nur darauf an, wie etwas dem Kunden "verkauft" wird. Ja, das ist wohl so eine Art Lemming-Effekt? Ich habe mir die Möbel für mein Arbeitszimmer selbst gebaut. Das Material war teurer als ein gekauftes Möbel. Aber meine sind besser im Sinne von Gebrauchswert (Ablageflächen usw). Das Holz ist ja so was von teuer geworden! Aber zurück zu den Fernsehern; ein Fernseher war in den 50ern ein absoluter Luxus. Und Luxus wurde schon immer gut verpackt. Nur ist es heute so, daß auch Leute mit ordentlich Geld nicht die Möglichkeit haben, einen Fernseher mit geschmackvollem Design zu kaufen, es gibt einfach keine. Was wiegt der obige Fernseher eigentlich? |
Autor: | Fernsehjeck [ Mi Jun 02, 2010 12:04 ] |
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Hallo Erik, leider bin ich zur Zeit mit widerlichen Problemen beschäftigt, so daß ich keine Zeit für die Teilnahme an Diskussionen in Radioforen habe. -Leider - Ich nenne nur ein Stichwort: internationaler Versand! Nun um Deine Frage nach dem Gewicht zu beantworten, ich schätze so 50kg, der Netztrafo ist riesig groß, der Rest ist mit einem typischen Standgerät (ohne Spanplatten!) vergleichbar. Und tschüssi darf mich jetzt weiter ärgern und streiten. P.S. Wenn ich die Sachlage einigermaßen durchleuchtet habe , mach ich hier ein Faß auf! Aber nicht so eins , sondern so eins: |
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