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BeitragVerfasst: Sa Jul 05, 2014 14:01 
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Registriert: Mi Jul 17, 2013 12:33
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hallo,

hier ein paar Antworten:

Frage A:
Warum hat es Allstromempfänger noch bis in die 50er Jahre gegeben ?
Gab es nach dem Krieg noch Gleichstromnetze in Deutschland ?
Im Netz konnte ich leider keine Informationen zu diesem Thema finden.

Meines Wissens gab es noch bis in die sechziger Jahre kleine Gleichstromnetze ein Deutschland, in ländlichen Gegenden, wo der Netzverbund noch nicht hingekommen war. Man muss aber der Fairness halber sagen, dass die größeren Radios in Allstromtechnik schon in den frühen Fünfzigern zu den Exoten gehört haben. Bei den kleinen und billigen Radios haben sicher die Kosten eine Rolle gespielt, ein dicker Widerstand ist billiger als ein Netztrafo, und auch kleiner von der Baugröße. Um den dicken Netztrafo zu sparen, hat sich vor allem bei den Fernsehern der Röhren Ära die Allstromtechnik als Standard durchgesetzt.

Frage B:
Warum wurde bei den Röhrenradios der AM Empfang noch solange hochgehalten.
Seit Einführung des UKW Netzes wurde AM doch nur noch von einer kleinen Minderheit gehört.

Der AM Empfang wurde auch deshalb hochgehalten, weil es im öffentlich rechtlichen Rundfunk für die junge Generation kaum Programm gab. Auf Mittelwelle konnten BBC, verschiedene Soldatensender, Radio Hilversum, später Radio Luxemburg o.ä. gehört werden, die vom Musikprogramm deutlich weniger muffig waren. Radio Luxemburg war ja noch bis in die siebziger Jahre der Jugendsender, und wahrscheinlich maßgeblich dafür verantwortlich, dass Kurz- und Mittelwelle so lange populär blieben.

Frage C:
Was hat man sich bei den unsinnigen Seitenlautsprechern in den Radios gedacht ?
Angeblich wollte man eine Art Raumklang erzeugen. Meiner Meinung stellt sich bei den mir bekannten Geräten kein Raumklang ein.

Das hängt stark von den Radios ab - es gibt schon einige Exemplare, die sich mit dem 3D-Klang richtig gut anhören. Bei vielen Geräten kannst Du es auch gar nicht mehr so leicht beurteilen, weil sich hinter den seitlichen Gittern Elektrostaten befinden, die heute meist defekt sind.

Frage D:
Warum hat man das Thema Plattenspieler und Phonoeingang selbst bei hochwertigen Röhrenradios/Truhen so stiefmütterlich behandelt ?
Bereits in den 50ern und 60ern gab es hervorragend klingende Stereo- und Monoschallplatten (z.B. die Musik von Bert Kaempfert).

Das ist eins von meinen Lieblingsthemen, weil hier bei den meisten Dampfradiofreunden große Wissenslücken existieren. Das Konzept des heutigen HiFi Plattenspielers wurde 1951 von Perpetuum Ebner geboren. PE hat einen völlig neuen Plattenspieler entwickelt, der die Bedürfnisse der damals neuen Vinyl Schallplatte berücksichtigte, und auch aus Schellackplatten einen bis dahin nicht gekannten Klang rausholte. Der Plattenspieler bildete die Basis für das spätere Erfolgsmodell Rex A. das in den Fünfzigern in fast jeder deutschen Musiktruhe steckte. PE baute von Anfang an die Plattenspieler in eienr Standard- und in einer Sonderklasse-Variante. Die Standardvariante war mit einem von ELAC zugekauften Kristallsystem bestückt, die Sonderklasse Variante hatte schon 1951 ein Magnetsystem, das nach dem MM-Prinzip arbeitete, und einen mit einer Doppeltriode bestückten Entzerrer Vorverstärker. Wenn es Dich interessiert, ich habe mal einen Zeitschriftenartikel von damals als pdf gespeichert:

http://www.nerstheimer.de/bilder/pe_sonderklasse_ft2_52_web.pdf

Um zu begreifen, was das für ein Fortschritt war, muss man sich vor Augen führen, dass man 1951 noch Koffergrammofone aus deutscher Produktion kaufen konnte, und dass die gängigen Plattenspieler zu dieser Zeit wie Grammofone aufgebaut waren, also mit schwerem Tonarm und Schneckenantrieb auf die Tellerachse. Das PE-Laufwerk kann sich zu dieser Zeit zu Recht als der modernste Plattenspieler der Welt nennen. Das Ende der Evolution dieses Plattenspielers war dieser hier:

http://www.radiomuseum.org/r/perpetuum_3310pe_studio_2.html

Dieser Plattenspieler war ein voll manuelles Laufwerk, und ist in verschiedenen Ausführungen in kleinsten Stückzahlen ab etwa 1958 gebaut worden. Auch wenn das Laufwerk an einigen Stellen modifiziert ist, entspricht es vom Grundsatz dem PE-Laufwerk von 1951, und ist auch nach heutigen Maßstäben noch voll HiFi-tauglich. Das erste HiFi-Laufwerk von Dual war dieses hier, es kam 1960 auf den Markt:

http://www.radiomuseum.org/r/dual_1006m.html

Wo Du aber recht hast, und was mir auch immer wieder auffällt, ist, dass es trotz der verfügbaren Technik nur wenige Musiktruhen und Kombinationen gibt, die diese auch nutzen. Bei den meisten Geräten gibt es einen krassen Widerspruch zwischen dem Radio und den Lautsprechern, und der eingebauten Phonotechnik. Der einzige Hersteller, der durchgängig bei den Spitzenmodellen auch adäquate Phonogeräte einbaute, war Grundig. Grund hierfür wird wohl gewesen sein, dass es noch nicht wie heute allgemein üblich war, Musik zu sammeln. Die meisten Leute haben Radio gehört, den Plattenspieler nur zu Weihnachten und zu Karneval benutzt, und das Tonbandgerät war bis in die frühen sechziger ein Gerät für ein ernsthaftes Hobby. Die oben aufgeführten guten Plattenspieler waren in ganz wenigen Musiktruhen eingebaut, und wurden überwiegend als Einbauchassis z.B. für Diskotheken verkauft - und da sind sie dann zusammen mit der Einrichtung irgendwann auf den Müll gewandert. Die einzigen HiFi-Plattenspieler aus der Zeit, die heute noch regelmäßig auftauchen, sind die Sonderklasse Laufwerke von PE aus der Zeit um 1957, wo das Mono Magnetsystem PE7000 eingebaut ist. Wenn so ein Gerät mal günstig zu bekommen ist, lohnt sich das auf jeden Fall - die Nadeln gibt es noch als Nachbauten zu kaufen, und es ist beeindruckend, wie so ein Fünfzigerjahre-Eimer mit Plastiktonarm klingen kann.

Standard war aber in den Fünfzigern das Kristallsystem, die oben genannten HiFi-Laufwerke brachten den Vorverstärker mit. Ich kenne nur ganz wenige Radios, wo ein vollwertiger Entzerrer Vorverstärker ins Radio eingebaut ist - das ist z.B. die Grundig Truhenchassis aus der 9080. Noch in den sechzigern war es üblich, den Vorverstärker in den Plattenspieler einzubauen, und selbst die großen Zargen von Dual aus der Zeit bis 1975 hatten einen vorbereiteten Platz für den TVV47. Dass jeder Verstärker/Receiver standardmäßig einen Phono Magnet Eingang hatte, das kam erst mit den Japanern in der zweiten Hälfte der siebziger.


Frage E:
Viele Röhrenradios aus dem Ostblock hatten auch in den 60ern noch einen Röhrengleichrichter verbaut.
Gab es im Osten keine Selengleichrichter ?

Du findest auch bei westdeutschen Geräten oft Konstruktionen, an denen man erkennen kann, dass da Teile verbaut werden mussten, die noch auf Lager lagen. Technisch zog die DDR in den sechziger Jahren noch ganz gut mit, nur musste halt öfter als im Westen altes Zeug aufgebraucht werden. Das für mich skurrilste Beispiel ist das mit der runden Bildröhre. Der erste in der DDR frei verkäufliche Fernseher war der Sachsenwerk Rembrandt, und der war mit einer runden Bildröhre bestückt, die auf eine Konstruktion von 1938 zurückgeht:

Bild

Eins der letzten Geräte, die mit der kleinen runden Bildröhre bestückt waren, kam 1959 auf den Markt, und war schon fast die Parodie eines Fernsehers:

http://www.radiomuseum.org/r/stern_stas_iris_12b.html

Das Gehäuse war für eine 43cm-Bildröhre vorbereitet, aber scheinbar musste man noch alte Bildröhren unterbringen, und da hat man halt einen sehr großen Rahmen in das Gehäuse gebaut. Solche Lösungen findest Du bei DDR-Geräten häufig.

Frage F:
Im Gegensatz zur späteren Transistortechnik wurden in den Radios der 50er und 60er praktisch immer die gleichen Röhren verbaut.
Mit ca.10 Typen kann man wahrscheinlich 90% aller Radios abdecken.
Hat man nicht versucht mit neuen Schaltungskonzepten und Röhrentypen die Geräte weiter zu entwickeln (z.B. höhere Ausgangsleistungen) ?

Ganz stimmt das nicht. Einerseits hat man es in den Fünfzigern durch Standardisierung geschafft, die Preise nach unten zu drücken, und dadurch viele technische Errungenschaften fürs breite Volk verfügbar zu machen. Andererseits hat es schon Entwicklungen gegeben, ab den späten Fünfzigern hat es einen deutlichen Trend gegeben, die Röhren kleiner zu machen ( z.B. die EL95 ), oder mehrere Röhrensysteme zu integrieren ( ECL86, ELL80, ECLL800 ). Diese Integration wurde wichtig, als es galt, die Stereotechnik in ein Radio einzubauen, ohne es größer werden zu lassen und die Preise zu erhöhen. Als es dann mit der HiFi-Technik losging, gab es einige Röhrenverstärker ( z.B. die wunderbaren Geräte von Saba Telewatt, eigentlich Klein und Hummel ), die mit Endröhren bestückt waren, die Ableger von Fernsehröhren waren. Der Grund, weshalb es irgendwann nicht mehr weiterging, war einfach, dass die Röhrentechnik generell am Ende angekommen war. Dass dann von den Transistoren eine viel größere Typenvielfalt auf dem Markt war, lag schlicht und einfach daran, dass mit den Halbleitern auch die ganzen amerikanischen Typen und später noch die Japaner hinzukamen. Hätten wir in den Fünfzigern schon die Röhren aus der ganzen Welt in Deutschland gehabt, wäre die Typenvielfalt nicht viel kleiner gewesen, und wie bei den Transistoren wissen wir auch bei den Röhren, dass vergleichbare Typen unter tausend verschiedenen Bezeichnungen auf dem Markt sein können. Bei den Japanern hat man teilweise das Gefühl, dass sie die Halbleiter für jedes Gerät anders stempeln, nur um die Reparatur zu erschweren.

Frage G:
Warum wurden Anzeigeröhren anstelle von Zeigerinstrumenten verwendet ?
Sogar die UKW Stereoanzeige in den 60igern wurde oftmals mit einer Röhre anstelle einer einfachen Lampe realisiert.

wahrscheinlich, weil sie billiger waren. Ich kann mich noch an meine frühe Bastelzeit in den frühen siebzigern erinnern - da waren selbst einfache Einbaudrehspulinstrumente unerschwinglich, wir haben aus dem Restpostenhandel Messwerke gekauft, und sie umskaliert, weil wir uns ein Multimeter nicht leisten konnten. Magische Augen kosteten nur einen Bruchteil, und waren für Abgleichzwecke ähnlich gut zu gebrauchen. Sie waren nicht nur in Radios, sondern sogar in der Messtechnik verbaut, z.B. in Messbrücken. Die Stereoanzeige wurde nicht mit einer separaten Röhre realisiert, sondern es gab ein magisches Band, das neben der Abstimmanzeige noch ein Indikatorfeld für Stereo eingebaut hatte. Hier ist eine Beschreibung solch einer Röhre:

http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... EMM803.htm

Es gab auch genügend Stereoradios, die eine Indikatorlampe eingebaut hatten - mir ist im Moment aber keins bekannt, das ein separates magisches Band nur für die Stereoanzeige hatte.

Ich hoffe, dass die Antworten ein wenig weiterhelfen.

Gruß Frank


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BeitragVerfasst: Sa Jul 05, 2014 20:41 
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Hallo,
Frank vielen Dank für Deine Antworten. Deine Ausführungen zu den Plattenspielern sind mir völlig neu. Echt interessant zu lesen.

Zitat:
Dass jeder Verstärker/Receiver standardmäßig einen Phono Magnet Eingang hatte, das kam erst mit den Japanern in der zweiten Hälfte der siebziger.

Die Japaner haben das Thema HIFI halt ein wenig ernster genommen als die deutschen Traditionshersteller. Das wird auch deutlch, wenn man die japanischen HIFI Kataloge der siebziger Jahre mit denen der deutschen Hersteller vergleicht.

Zitat:
Technisch zog die DDR in den sechziger Jahren noch ganz gut mit, nur musste halt öfter als im Westen altes Zeug aufgebraucht werden.

Sehe ich auch so, mein REMA 2003 ist wirklich ein gutes Radio.

Johannes


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BeitragVerfasst: Mo Jul 07, 2014 9:50 
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Zu B sag ich einfach mal, daß es hier in Deutschland ja bis in die frühen 80er das Staatsmonopol gab, und das war verdammt wenig.
1 bis maximal 2 Programme pro Anstalt, in der Mite des Landes waren vielleicht noch HR, BR, WDR zu empfangen, das sind schon etwas mehr aber den Hahn hat das angestaubte Pollunderprogramm auch nicht gerade fett gemacht
Hier im Norden bekam man nix anderes als den NDR, mit Glück und Ostwind noch DDR :mrgreen: aber dafür brauchte man denn schon ne Yagiantenne
Auf UKW herrschte deshalb ausser 3-4 Sendern gähnende Leere. Und das noch zu einer Zeit als es längst bis 108 MHz erweitert war
Als es dann mit den Privaten losging wurde es doch erst richtig interessant.

Mittel-und Langwelle boten die ganze Welt und waren gerammelt voll.

Heute findet man keine leere Stelle mehr, aber fast alle sind mit ihrem kollektiven Radio Ga Ga Programm nicht zu ertragen :kotz:
Ich weich daher schon längst wieder auf AM aus.
Keine Verkehrskasperei, keine Doofwerbung, kein eintöniger Singsang eines Chors, der im liegen schreit, wer den besten Mix, Service hat usw

So hab ich das Viertelfinalspiel verfolgt

Dateianhang:
Radio WM.JPG
Radio WM.JPG [ 174.16 KiB | 7177-mal betrachtet ]


Auf Langwelle 177 DLR :D


Gruss
Andi

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BeitragVerfasst: Mo Jul 07, 2014 13:36 
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hallo Andi,

in Hamburg habt Ihr aber auch Pech mit dem Radioprogramm. Was das Radioprogramm angeht, bin ich immer ganz froh, wenn ich von meiner Schwester in Hamburg wieder in den Ruhrpott zurückkehre. Der Westdeutsche Rundfunk hat sich zwar auch dem Mainstream angepasst, aber nicht auf allen Kanälen und zu jeder Zeit. Auf Eins Live, WDR2 und WDR4 läuft das gruselige Zeug nur dann, wenn der "Mob" vor dem Radio hängt, also schwerpunktmäßig zum Berufsverkehr, zum Frühstück und abends bis zur Tagesschau. Ab 20.00 Uhr wird es auf allen Kanälen sehr viel anspruchsvoller, selbst der Schlagersender WDR4 bringt dann schonmal Bigband Jazz oder Chansons aus der Vorkriegszeit. WDR2 wird abends zum Sender für den Fan der etwas älteren Rockmusik, und selbst Eins Live zeigt, dass auch moderne Popmusik nicht zwangsläufig Mist sein muss. Dazu haben wir noch den Kultursender WDR3, der sogar klanglich ein absoluter Traum ist, den Wortsender WDR5, der mein Standard-Radiosender ist, und Funkhaus Europa, aus dem Gastarbeiterfunk entstanden, ist er heute hoch interessant, wenn man mal die Länder ausserhalb der EU kennenlernen will. Deutschlandradio Kultur gibt es auch auf UKW, und ziemlich flächendeckend.

Klar finden sich dazwischen auch mindestens fünf Stationen, die ständig versprechen, die beste Musik aller Zeiten zu spielen, doch insgesamt hatte ich noch nie so viele hochwertige UKW Sender zur Verfügung wie heute. Der einzige Nachteil - man muss ein Radio haben, das bis 108 MHz geht, sonst kann man einige Sender nicht empfangen.

Sieht aber sehr relaxt aus, wie Du da Fußball hörst - und Hamburg hat vielleicht nicht das beste Radioprogramm, dafür ist es eine der schönsten Städte in Deutschland - und das ist doch auch was, oder ?

Gruß Frank


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BeitragVerfasst: Mo Jul 07, 2014 17:00 
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radiofreddy hat geschrieben:
hallo Andi,
...
Klar finden sich dazwischen auch mindestens fünf Stationen, die ständig versprechen, die beste Musik aller Zeiten zu spielen, doch insgesamt hatte ich noch nie so viele hochwertige UKW Sender zur Verfügung wie heute. Der einzige Nachteil - man muss ein Radio haben, das bis 108 MHz geht, sonst kann man einige Sender nicht empfangen.
...
Gruß Frank


Leider ist das Thema mit der Frequenzerweiterung für unsere Radios verschollen. Ich hab den Plan noch irgendwo und meiner Frau und mir gottseidank je einen Kasten gebaut.

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Viele Grüße
Philipp

"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.


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BeitragVerfasst: Mo Jul 07, 2014 17:50 
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ich mag eigentlich nur noch nachts UKW hören. Tagsüber sind bei uns alle Sender voll mit Dummgeschwätz, Dampfplauderern, Jingles, Gewinnspielen und Werbung. Auf Arbeit hab ich bisher immer BR2 gehört, aber der Sender hat sich in den letzten Jahren total zum Landwirtschafts-Bio-Öko- Klima und "wie ist die Welt doch vergiftet"- Sender entwickelt.
45 Minuten Live-Reportage aus dem Kuhstall eines Allgäuer Biobauern der kurz vor der Pleite steht - das hält man auf Dauer nicht aus....

Gruß,
Achim


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BeitragVerfasst: Mo Jul 07, 2014 18:05 
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Registriert: Fr Dez 07, 2012 18:24
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Zitat:
Sieht aber sehr relaxt aus, wie Du da Fußball hörst - und Hamburg hat vielleicht nicht das beste Radioprogramm, dafür ist es eine der schönsten Städte in Deutschland - und das ist doch auch was, oder ?


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:super:

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BeitragVerfasst: Di Jul 08, 2014 21:59 
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Registriert: Sa Mai 17, 2014 11:51
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Wohnort: Berlin
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Zur Frage A:
Gleichstrom (2 x 80 V) war auch in dieser Kleinstadt hier die Stromversorgung bis etwa 1956, alks das neue Kino aufmachte. Die Maschinentechnik brauchte Drehstrom, und damit war das (propagandistische) Instrument geschaffen, den Überlandanschluß herzustellen. Zuvor war die Drehkonstanz der Maschinen nicht geradfe gut, und damit der Kinobesuch "beschwerlich". Die Gleichstromteile des Ortes wurden dann auch noch bis Mitte der 60er mit Gleichrichter versorgt.
1937 hatten gerade mal 60% des Reiches überhaupt irgendeinen Strom, weshalb in den 30ern Batterieausführungen der Standard Empfänger gebräuchlich waren, so wie später die Allströmer.

Frage B:
Mittelwelle war eine brauchbare Verbreitungsform, die historisch weiter genutzt wurde. ZUmindest von der Generation, die es kannte. Und von jenen, die halt Abwechslung vom "Ö-R Einheits Gähnen" haben wollten. UKW war ja die (seit den 30ern) vorbereitete Neuerung, die aufgrund des Kopenhagener Wellenplanes recht schnell umgesetzt werden musste, da die Beschränkung auf 4,5 kHz NF doch eine andereKlangqualität brachte, als die Vollfrequente Modulation im 3.Reich, die sicher nicht Koordinierungskonform sehr viele Kanalbreite brauchte. Einseitenband Modulation wollte ja keiner angehen.

Frage C:
Auch der "3D" Klang kommt aus dem beliebten Kinobereich, wo um 1952 3 dimensionale Filme große Erfolge (wie alle 10 Jahre wieder) feierten. Ab 1953 dann auch im CinemaScope Breitformat mit 4 Kanaliger Stereowiedergabe. Und so etwas mußte auch im Heim zu verkaufen sein, wie heute Dolby Surround 7.1 und 3D Fernseher. Allerdings hatte die Heimtechnik zu dieser Zeit noch keine echten Stereoquellen (auch wenn Dietz und Ritter schon 1937 mit "dem neuen Stereo-Klang" werben...)

Frage D:
Pickups in Plattenspieler hatten in den 1930ern (Telefunken) schon Dauersaphire und elektrodynamische Abtastrer, zumindest im gehobenen Preissegment. Entsprechende Verstärker waren auch in Luxussupern der Zeit vorhanden, auch in den 50ern.
Der heute gebräuchliche MM Tonabtaster kommt von Elac um 57 (?). Man darf auch nicht vergessen, daß Schallplatten, und damit Musik sehr teuer war, eine Single kostete 5 Mark, die LP 20 Mark, bei Einkommen um 150 - 300 Mark sehr viel Geld, was die geringe Anzahl erklärt. Und warum die Menschen mit Rundfunk zufrieden sein mußten.
Anfang der 60er kommen die Meisten Plattenspieler der Welt, so habe ich mal gelesen, finde die Quelle aber nicht mehr, von 3 Firmen: PE, Elac und Dual.

Frage E:
Nicht nur in der Ostzone waren Röhrengleichrichter gebräuchlich. Phillips, als Röhrenhersteller hat häufig alles unternommen, teure Zukaufbauteile zu vermeiden, und alles selbst zu fertigende zu verbauen. Lieber 2 Röhren mehr, auch wegen des garantierten Folgegeschäftes. Und wenn man einen Ausgangstrafo vermeiden kann, baut man Lautsprecher mit 400 Ohm Schwingspule, konstruiert eine eisenlose Endstufe und entwickelt die EL 84 weiter zur EL 86, mit höherer Spannunghsfestigkeit zwischen Heizung und Katode. Sichert das Röhrengeschäft und die eigene Valvo Lautsprecherfertigung.

Frage F:
Das zeichnete sich ja mit der "Harmonischen Reihe" der Stahlröhren ab Modelljahr 1939 schon ab, eine Einheitsserie der "Rundfunktechnischen Gemeinschaft", mit Standardschaltungen, die bewährt waren. Eigentlich ist die ECH 11 dann über die ECH 41 zur ECH 81 miniaturisiert worden, aus der EBF 11 wird die Entsprechende Rimlokröhre und Novalröhre wie EBF 89.
Die kleineren Röhren der "90" er Serie sind m.W. eher aus Amerika gekommen, wo diese von RCA in den 40ern eingeführt wurden. Die EL 90 (6AQ5) ist nicht mehr, als eine miniaturisierte 6L6GC. Die Amerikaner nutzen dafür die Novalröhren nicht so gerne.
Außer die Bauform halt nichts neues...

Frage G:
Mein Schundig Stereomeister 15 hat als UKW Stereoindikator ein Schauzeichen, wie im Telephon. Eine Art Drehspulmesswerk ohne Zeiger, und der Stereomeister ist ja einer der ersten UKW Multiplex Stererogeräte deutscher Fertrigung.
Übrigens läuft er immer noch, mit den ersten ECLL 800, und das trotz der Tatsache daß dieses der Empfänger meines Jugendzimmers war, mit 2 Klipsch La Scala als Lautsprecher. Ich kann nicht sagen, daß die ECLL auffälliger war, als andere Röhren.
Warum aber Anzeigeröhren? Nun, das waren halt "bewährte Schaltungen", warum soll man etwas, das funktioniert, verändern? Ich kann die Entwickler verstehen.

Grüße

Stefan


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BeitragVerfasst: Fr Jul 11, 2014 8:34 
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hallo Stefan,

zu Antwort D muss ich nochmal einhaken. Du musst differenzieren zwischen dem MM-Prinzip und der Stereofonie. Der erste Abtaster, der in Mono den heute gebräuchlichen MM-Abtastern entsprach, war der PE3000 von Perpetuum Ebner, und kam 1951 auf den Markt, hierüber hatte PE ein Patent. Das, was ELAC bis heute als Grund für die Aussage nimmt, "Erfinder des Magnetsystems" zu sein, ist der Einsatz der von PE entwickelten MM-Technik für stereofone Wiedergabe. Das war 1957 und dafür hat ELAC ein Patent.

Die PE-Laufwerksgeneration von 1951 ist ein technischer Meilenstein, weil hier das Grammofon vom Plattenspieler abgelöst wurde, wie wir ihn bis heute kennen. PE nahm die Vinylplatte als Maßstab, obwohl sie erst viele Jahre später zum Standard wurde, und entwickelte ein Komplettpaket aus Laufwerk und Tonabnehmer, mit dem Platten in UKW-Qualität wiedergegeben werden konnten. In irgendeiner Zeitung steht die Anekdote, dass bei einer Vorführung der Plattenteller mit dem Finger abgebremst wurde, um den zweifelnden Journalisten durch das Leiern zu demonstrieren, dass die Musik tatsächlich von der Platte kam und nicht aus dem Radio. Besonders bemerkenswert ist das Ganze auch deshalb, weil von Anfang an darauf geachtet wurde, die Technik für den Heimgebrauch bezahlbar zu machen. Es gab zu dieser Zeit schon einige sehr gute Studioplattenspieler, von Ortofon gab es bereits einen Tonabnehmer, der ähnliche Qualität bot. Das alles war aber selbst für reiche Leute nicht bezahlbar. Dadurch, dass selbst die Sonderklasse-Laufwerke mit Magnetsystem billiger waren als ein Mittelklasseradio, rollte PE den ganzen Weltmarkt auf. Das Laufwerk mit dem Reibrad/Riemen/Kombiantrieb war schnell auch bei anderen Herstellern zu finden - so waren z.B. viele ELAC, und Polydor-Plattenspieler PE-Laufwerke mit einem anderen Tonarm.

ELAC hat sich in der Zeit vor der Stereofonie einen Namen mit hervorragenden Kristallsystemen gemacht - alle PE Standardlaufwerke bis etwa 1957 waren mit Systemen von ELAC bestückt.

Mit der Stereo Ära änderte sich alles, aber da begann der Stern von PE auch schon zu sinken. Es gelang der Firma nie mehr, an den Riesenerfolg des Laufwerks von 1951 anzuknüpfen. Der PE66 war im Vergleich zum Vorgänger schlechter und störanfälliger, während sich Dual mit dem 1007 das Geschäft als Zulieferer für Tonmöbel an Land ziehen konnte. Von Dual gab es nur einen "Sonderklasse" Plattenspieler - den 1006 M, bestückt mit dem selbst gefertigten Stereo Magnetsystem DMS900. Es war das einzige Magnetsystem, das Dual je selber gebaut hat - und kurz später kam dann die HiFi-Ära mit völlig anderen Plattenspielern. Bei Dual war das der 1009, bei PE der PE33. Beides waren sehr gute Plattenspieler, während aber der PE33 erst in letzter Zeit eine gewisse Würdigung erfährt, schlug der Dual 1009 ein wie eine Bombe. Ab hier sahen die Tonabnehmer auch so aus, wie wir sie heute kennen.

Gruß Frank


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BeitragVerfasst: Fr Jul 11, 2014 22:11 
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Zitat:
Die PE-Laufwerksgeneration von 1951 ist ein technischer Meilenstein, weil hier das Grammofon vom Plattenspieler abgelöst wurde, wie wir ihn bis heute kennen. PE nahm die Vinylplatte als Maßstab, obwohl sie erst viele Jahre später zum Standard wurde, und entwickelte ein Komplettpaket aus Laufwerk und Tonabnehmer, mit dem Platten in UKW-Qualität wiedergegeben werden konnten.

Ich habe mir den Artikel bzgl. der PE Plattenspieler (Link weiter oben) durchgelesen und bin erstaunt wie weit man zu der damaligen Zeit war. Es war ein reiner Plattenspieler (also kein Wechsler) mit Chassis und Teller aus Druckguß (nicht Stahl) und Reibradantrieb + Magnettonabnhemer. Der Entzerrer Vorverstärker saß da wo er hingehört und zwar im Plattenspieler. Bzgl. Komfort gab es nur eine automatische Abschaltung. Das Gerät wurde also 1951 vorgestellt. Doch erst 15 Jahre später kam mit dem 1009 von Dual eine Weiterentwicklung samt Mehrwert an Komfort. Das ist aus heutiger Sicht echt beeindruckend wie langsam die Mühlen damals noch mahlten.
Warum hat PE nicht versucht das Laufwerk dem Massenmarkt schmackhaft zu machen ? Über wachsende Stückzahlen wäre auch der Preis erheblich gesunken.
Dasselbe hätte übrigens auch Thorens mit seinem TD124 machen können, welcher so um 1957 auf den Markt kam.

Johannes


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BeitragVerfasst: Di Jul 15, 2014 10:30 
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8bitrisc hat geschrieben:
Zitat:
Die PE-Laufwerksgeneration von 1951 ist ein technischer Meilenstein, weil hier das Grammofon vom Plattenspieler abgelöst wurde, wie wir ihn bis heute kennen. PE nahm die Vinylplatte als Maßstab, obwohl sie erst viele Jahre später zum Standard wurde, und entwickelte ein Komplettpaket aus Laufwerk und Tonabnehmer, mit dem Platten in UKW-Qualität wiedergegeben werden konnten.

Ich habe mir den Artikel bzgl. der PE Plattenspieler (Link weiter oben) durchgelesen und bin erstaunt wie weit man zu der damaligen Zeit war. Es war ein reiner Plattenspieler (also kein Wechsler) mit Chassis und Teller aus Druckguß (nicht Stahl) und Reibradantrieb + Magnettonabnhemer. Der Entzerrer Vorverstärker saß da wo er hingehört und zwar im Plattenspieler. Bzgl. Komfort gab es nur eine automatische Abschaltung. Das Gerät wurde also 1951 vorgestellt. Doch erst 15 Jahre später kam mit dem 1009 von Dual eine Weiterentwicklung samt Mehrwert an Komfort. Das ist aus heutiger Sicht echt beeindruckend wie langsam die Mühlen damals noch mahlten.
Warum hat PE nicht versucht das Laufwerk dem Massenmarkt schmackhaft zu machen ? Über wachsende Stückzahlen wäre auch der Preis erheblich gesunken.
Dasselbe hätte übrigens auch Thorens mit seinem TD124 machen können, welcher so um 1957 auf den Markt kam.

Johannes


hallo Johannes,

zuerst mal ist es wichtig, sich vorzustellen, wie es 1951 in Deutschland aussah. Die Hälfte der überlebenden deutschen Männer saß noch in Kriegsgefangenschaft, die Währungsreform war gerade mal knapp drei Jahre her, die meisten Deutschen waren mehr oder weniger ausgebombt worden, das Flüchtlingsproblem war noch nicht gelöst. Ein PE Sonderklasse Laufwerk kostete zwei Monatslöhne, eine Schellackplatte den Lohn von drei bis vier Arbeitsstunden. Einen Massenmarkt, wie wir ihn uns heute vorstellen, gab es für Plattenspieler noch nicht. Wenn die Leute für Unterhaltungstechnik Geld ausgaben, dann wurde ein Radio gekauft - Musiktruhen und Phonotechnik waren selbst in der Standardvariante ein Vergnügen für Wohlhabende, volkstümlich wurde das alles erst in der zweiten Hälfte der Fünfziger.

Bei PE kam hinzu, dass die Standardvarianten der Laufwerke mit einem sehr guten Kristallsystem bestückt waren ( das von ELAC kam ), und der spürbare klangliche Vorteil der frühen Magnetsysteme nicht so groß war, wie man es bei dem technischen Aufwand vermutet. Gerade wenn das Geld knapp ist, bezahlen nur wenige Leute für einen geringen Klangvorteil fast den doppelten Preis.

Wieso die Einfachspieler nicht besonders massentauglich waren, hatte den simplen Grund, dass eine Schellackplatte nur etwa fünf Minuten Spieldauer pro Seite hatte. Die Leute kauften alle Wechsler, der PE Wechsler, der auf dem hier diskutierten Laufwerk aufbaut, hieß REX, und war in der Standardvariante sofort ein großer Erfolg. Die etwas modernisierte Variante Rex A war sozusagen der Standardplattenwechsler in fast jeder deutschen Musiktruhe, man kann also nicht sagen, dass es PE nicht gelungen ist, den Massenmarkt zu erreichen.

Auch die Wechsler gab es immer in einer Sonderklasse-Variante. Der Wechsler, der von der Abtasttechnik dem Einfachspieler aus der Funktechnik entspricht, nennt sich Rex Sonderklasse. Grundig baute diesen Plattenspieler standardmäßig in die Grundig Musiktruhe 9010 ein, die 1952 mit 3250 DM fast soviel kostete wie ein Kleinwagen - zu einer Zeit, wo ein Moped ein Luxus war, den sich nicht jeder leisten konnte.

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Zu dem sehr hohen Preis kam dann noch die technische Unausgereiftheit der ersten Magnetsysteme. Das PE3000 wurde schon ein Jahr später durch das fast baugleiche aber nicht kompatible PE5000 ersetzt und weitere knapp zwei Jahre später kam das das PE7000. Diese dritte Variante war das erste PE Magnetsystem, das halbwegs so gebaut war, wie wir es heute kennen ( kleines würfelförmiges Metallgehäuse, 1/2"-Befestigung ).

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Der erste Plattenspieler, in den dieses System eingebaut war, war 1956 der Rex A Sonderklasse / 7000 . Der steckbare Tonkopf und die 1/2"-Befestigung wurden eingeführt, weil sich dies in den USA zum Standard entwickelt hat - und die USA waren einer der wichtigsten Exportmärkte für PE. Das PE7000 war ein großer Erfolg, und wurde noch bis in die sechziger Jahre in den Rex Deluxe Sonderklasse eingebaut. Das Stereo-Magnetsystem PE9000 kam dann von ELAC, zu finden ist es z.B. im PE66 Sonderklasse. Eine Sondervariante des Rex A / 7000 gab es als OEM-Gerät für Grundig. Hier beschloss man, die Plattenspieler in den Spitzenmusikschränken durchgängig mit Magnetsystemen auszustatten. Damit dies nicht zu teuer wurde, wurden keine echten Sonderklasse-Laufwerke verwendet. Stattdessen nahm man einen einfachen Rex A, bestückte diesen mit dem Export-Tonarm und dem PE7000, und schickte das Signal an einen selbst gefertigten Entzerrer Vorverstärker, der als Modul auf dem Radiochassis steckt. Das Radiochassis in der Musiktruhe 9080 ist z.B. ein modifiziertes 5080 Chassis, das neben einer kräftigeren Endstufe mit einem eingebauten Entzerrer Vorverstärker ausgestattet ist.

Für die frühen Magnetsysteme PE3000 und PE5000 gab es schon wenige Jahre später keine passenden Ersatznadeln mehr. Die Systeme besaßen keine Umschaltung Mikrorille / Normalrille, wenn man im Wechsel Schellacks und Vinyl abspielen wollte, musste man das System wechseln - jedem frühen Sonderklasse Plattenspieler lagen hierfür zwei Systeme bei - ein weisses für Normalrillen und ein knallrotes für Mikrorillen. Zusätzlich gab es optional noch ein violettes für Vorkriegs-Schellackplatten. Für das jeweils nicht benutzte System gab es eine kleine Plastikschatulle, die in den Musiktruhen fest montiert war.
Das häufige nach unten Herausdrücken des Systems belastete den Tonarm stark. Wenn dann noch etwas Ungeschicktheit dazukam, leierte die Befestigung aus oder der ganze Tonkopf brach ab. Viele ließen in so einem Fall den ganzen Tonarm gegen ein moderneres Modell mit Umschalt-Kristallsystem tauschen. Der Umbau auf Kristallsystem muss wohl in den Fünfzigern üblich gewesen sein, es gibt kaum noch Laufwerke, die unberührt mit dem Originaltonarm bestückt sind. Auch die Systeme sind ultraselten. Die oben gezeigte 9010 hat so einen umgebauten Sonderklasse Rex, bei den meisten 9010, die in den letzten Jahren bei Ebay angeboten wurden, fehlte der Plattenspieler ganz, bzw. ist durch irgendein sechziger Jahre Laufwerk ersetzt worden.

Ein weit verbreitetes Einsatzgebiet des PE3000 war als TO1000 Ersatz. Scheinbar konnte man das PE3000 elektrisch 1:1 gegen das TO1000 tauschen, und es gab einen schwarzen Plastiktonarm, der mechanisch 1:1 gegen den TO1000 Metalltonarm getauscht werden konnte. Sehen kann man das bei den Drahttonkombinationen von Schaub und Lorenz - die ersten Varianten hatten noch den TO1000 Tonarm:

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Die Nachfolgemodelle waren dann mit dem schwarzen PE-Tonarm und einem PE3000 für Normalrillen bestückt:

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So, mehr fällt mir momentan nicht ein, ich hoffe, den einen oder anderen interessiert es. Zum Abschluss noch ein Bild von dem erfolgreichsten PE-Plattenspieler, der auf dem Laufwerk von 1951 basiert:

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Diesen Plattenspieler kennt sicher jeder.

Gruß Frank


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BeitragVerfasst: Di Jul 15, 2014 17:33 
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Hallo Frank und alle,

das Phono-Thema ist wirklich interessant! Es macht immer wieder Freude darüber etwas zu lesen und zu erfahren, dass irgendwo noch so seltene Schätze existieren. So gegen Mitte der 50er hat sich die Vinyl-Platte richtig etabliert, Platten aus der Zeit sind immer noch zu finden, insbesondere Klassik im "Mittelformat" 25cm und Singles.

Mit Beginn der Stereoplatten 1958 stiegen die Anforderungen an die TAs, die magnetischen Typen schnitten da besser ab. In den "Funkschau"-Zeitschriften gibt es dazu viele interessante Artikel. Elac war m. E. zumindest in Deutschland die erste Firma mit einem magnetischen Stereo-TA (STS 200), welches auch als PE 8000 bei den Schwarzwäldern zu finden war. Der legendäre 3310 studio hatte dann schon die "Rakete" von B & O (Typ SP), welches auch als PE 9000 für den 66er Sonderklasse zu haben war. Wer dann für den Wechsler noch mehr wollte, konnte über PE auch noch ein Shure M 7 D bekommen.

_________________
Grüße,

Bernd


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BeitragVerfasst: Di Jul 15, 2014 18:03 
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Frank@

sehr schöner Beitrag von Dir, interessant und gut zu lesen! :super:

_________________
Freundliche Grüße
und
guten Empfang
Hennes

Guten Empfang gibt es nur mit genügend Lötzinn auf der Rolle!

https://www.radiohennes.de/


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BeitragVerfasst: Di Jul 15, 2014 21:58 
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Beiträge: 184
Hallo Frank,
vielen Dank für den tollen Beitrag und die schönene Fotos.

Zitat:
Die Leute kauften alle Wechsler, der PE Wechsler, der auf dem hier diskutierten Laufwerk aufbaut, hieß REX, und war in der Standardvariante sofort ein großer Erfolg.


Klar, wenn ein Wechsler gleichzeitig ein guter Plattenspieler ist, kann das nur zum Erfolg führen. Auch Dual hat das wohl so gesehen. Die großen Dual Spitzenplattenspieler 1009, 1019, 1219, 1229 und 1249 (es gab noch weitere mit kleinerem 25cm Plattenteller) waren auch gleichzeitig Plattenwechsler. Ob man die Wechselfunktion bei diesen damaligen "High End" Laufwerken aber auch genutzt hat, glaube ich kaum.

Wie war das damals mit den Schellackplatten ? Wurde ein bestimmter Titel parallel auf Vinyl und Schellack veröffentlicht oder gab es einen festen Zeitpunkt ab dem man sich vom Schellack verabschiedet hat ?

Gruß Johannes


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BeitragVerfasst: Mi Jul 16, 2014 0:11 
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Das sind tolle, hochinformative Beiträge. vielen Dank dafür. Kann man die nicht auskoppeln und irgendwo unterbringen wo sich nicht in der Versenkung verschwinden?

Gruß,
Achim


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