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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Ein Mehrfachpotentiometer, - Zerlegen und Reparatur

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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 6:05 
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† Siemens D-Zug
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Hallo,

wie schon angekündigt, berichte ich hier über das Zerlegen, die Reparatur/Wartung, und den Wiederzusammenbau eines relativ komplizierten Mehrfachpotentiometers. Manchmal ist diese Arbeit relativ einfach, - manchmal ist sie aber auch der reinste Horror. So wie in diesem Fall. Ich konnte schon vorher abschätzen was da auf mich zukommt. Zunächst mal stand schon vorher fest, daß es sich um ein vernietetes Poti handelt. Um derartige Kandidaten drückt man sich in der Regel so lange als irgend möglich. In meinem Fall kam ich aber um ein Öffnen nicht herum. Der Balanceregler ließ sich um 360° durchdrehen, - und das war wohl nicht von Anfang an so.

Hier ist das Poti noch auf der Platine. Von links nach rechts sieht man den ziemlich unscheinbaren Balanceregler in Höhe der Platine. Danach kommen die beiden Lautstärkeregler der Stereokanäle, - und ganz rechts, das Schwarze, ist ein Schalter 2x Um der auf Zug der Potiachse reagiert.

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Nun ist er ausgebaut. Die Beschaltung habe ich so weit es ging dran gelassen.

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Ist leider etwas unscharf. Der Aufbau ist derart, daß rechts oben und links unten ein Nietrohr durch die gesamte Anordnung hindurchläuft. Dieses mußte hier mit einem 2mm Bohrer aufgebohrt werden. Danach konnte die Abschlußplatte abgenommen werden. Hier sieht man die geöffnete Schaltereinheit. Als nächstes muß der E-Sicherungsring der Achsbetätigung heraus. Und noch zwei Pertinaxscheiben die die Betätigung ausführen.

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Die Schaltereinheit ist nun abgenommen. Das hier ist nun die Abdeckung der 1. Potieinheit. Mit einer Überraschung !! Die Abdeckplatte ist diagonal zugepresst. Das wurde in der Form gemacht, daß zwei Zapfen des Zinkdruckgußgehäuses teileweise plattgepresst wurden. Dies läßt sich nicht materialerhaltend abbauen! Der plattgepresste Rand muß abgefeilt werden. Der Zapfen sollte stehenbleiben. Danach läßt sich die Metallplatte abheben.

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So. Der Deckel ist runter. Das was man hier sieht ist die Platine die auf der anderen Seite die Kohlebahn trägt. Hier sieht man auch schön die Hohlnieten, die nun immer länger werden. Und auch die Zapfen, die nach dem Abfeilen des Randes stehenblieben.

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Platine abgehoben und umgedreht. Die Kohleschicht ist Ok. Die Schleifereinheit wird wie alles andere natürlich Zug um Zug gründlich gereinigt. Dieses Poti hat drei Abgriffe zur gehörrichtigen Lautstärkeeinstellung. Das ist bislang der Rekord.

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Schleifereinheit und Druckgußgehäuse sind entfernt. Und schon lauert das zweite Poti. Und auch hier warten wieder zwei Zapfen deren Ränder abgefeilt werden müssen.

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Also. Dann eben das Ganze nochmal von vorn. Nicht zur Strafe, nur zur Übung. Hier die zweite Platine mit einer Kohleschicht unten drunter.

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Das Ganze abheben, und so allmählich nähern wir uns dem Balanceregler.

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Nachdem auch noch die zweite Schleifereinheit und das zweite Druckgußgehäuse entfernt wurden, ist das alles was noch von dem einst so stolzen Potentiometer übrig bleibt. Der Balanceregler.

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Hier eine kleine Übersicht, was inzwischen so alles ausgebaut wurde. Logisch, daß nichts von alledem verlorengehen sollte.

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Die Deckplatte ist abgenommen. Auch hier mußte wieder gefeilt werden. Die Trägerplatte hat ganz offensichtlich sechs Anschlüsse.

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Hmmm, - das sieht gleichermaßen interessant wie auch seltsam aus.
Moment, - das kriegen wir noch größer.

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Die Schleiferbahn ist tatsächlich nur in der rechten Hälfte aus Kohle. Die hellere linke Seite, - das ist nicht etwa eine Spiegelung des Lichts, - sondern die ist tatsächlich so hell. Irgendwie scheint sie eher metallischen Charakter zu haben; anstelle von einer Kohleschicht.

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Unter der Platine mit der Kohleschicht sitzt die Schleifereinheit. Und hier fand ich nun endlich des Rätsels Lösung, wieso sich der Regler um 360° durchdrehen ließ! An der Stelle auf die die roten Pfeile zeigen, da ist die Hohlachse des Reglers auf zwei Seiten zweimal eingeschlitzt. Dadurch entsteht je eine etwa 5mm breite Lasche, die durch Umbiegen in die Pertinaxplatine der Schleifer eingreift. Die Pertinaxplatine weist an dieser Stelle eine Vertiefung auf. Irgend jemand hatte es wohl geschafft, durch kräftiges Drehen des Balancereglerknopfes diese Laschen zurückzubiegen. Dadurch fand kein Eingriff in die Vertiefung der Schleiferplatte mehr statt und der Knopf ließ sich um 360° durchdrehen. Ich habe dann die Laschen zurückgebogen und dem Ganzen durch Zweikomponentenkleber noch etwas mehr Halt gegeben. Trotzdem sollte der Balanceregler auch künftig sehr gefühlvoll gedreht werden. Die Sache ist trotz allem nicht übermäßig robust. Meiner Meinung nach hätte man das konstruktiv sehr viel stabiler ausführen können. Selbst zu Zeiten als das Radio noch jung war, und wo man hätte noch ein Originalersatzteil bekommen können, - selbst dann wäre ein Austausch dieser Reglereinheit ganz extrem kompliziert und zeitaufwendig gewesen!!!

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So. Nun geht es an den Zusammenbau. Hier stellt sich zunächst das Problem mit der Vernietung. Die alten Hohlnieten lassen sich nicht mehr verwenden. Die sind durch das Ausbohren zu kurz geworden. Neue Nieten sind nicht aufzutreiben. Auch findet sich praktisch nirgends ein Messingrohr mit diesen Abmessungen. Die Nieten haben 1,6mm Außen- und 1,1mm Innendurchmesser. Selbst im Modelbaubereich ist 2mm das dünnste Rohr.
Man liest oft davon, daß jemand einfach Draht da durchgezogen und dann irgendwie verzwirbelt hat. Das mag auch hinlänglich funktionieren. Nur, - man möge mir verzeihen, - ist mir das nicht elegant und auch nicht perfekt genug. Ich habe deswegen einen anderen Weg beschritten.
Zur Anwendung kommt bei mir ein 2mm Eisendraht. Nicht Stahldraht! Diesen bekommt man im Modellbaugeschäft. Für Rudergestänge in kleineren Modellflugzeugen wird dieser oft verwendet. - Nun muß man zwei Drahtstücke ablängen und auf jeder Seite ein M2 Gewinde schneiden. Hierbei nicht mit Schneidöl sparen! Auf je einer Seite habe ich dann die M2 Mutter mit der Stange verlötet.

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Hier werden die Gewindestangen schon mal eingeführt. In meinem Fall mußte ich noch 3 Seiten der Sechskantmutter leicht abfeilen. Sonst hätte sie sich nicht genügend an die Gehäuseaussparung angepasst. Schließlich war zuvor nur Platz für einen Nietkopf nötig.
Nun muß noch eine Zusatzarbeit erledigt werden. Die Bohrungen in allen Teilen durch die das Nietrohr durchging, haben natürlich nur 1,6mm Durchmesser. Benötigt werden aber nun 2mm. Ich habe dann alle Bohrungen mit einem 2mm Fräser von Hand ausgerieben. Ein Aufbohren oder ein maschineller Fräsereinsatz (Dremel, Proxxon, o.ä.) schien mir zu gefährlich. Wenn eine Führung eines der Potigehäuse durch Verhaken des Werkzeuges ausbricht (Zinkdruckguss!), oder wenn gar (noch schlimmer!) das Werkzeug in der Führung abbricht, - dann ist dieses Problem nur sehr, sehr schwer zu lösen! Oder auch gar nicht!

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Der Balanceregler ist schon mal zu. Nun geht's voran.

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Die untere LS-Potieinheit ist auch schon fertig. Die obere noch in Arbeit. Die abgefeilten Zapfen lassen sich nicht in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Aber das hat keinen Nachteil. Der seitliche Halt ist gegeben. Fehlen tut nur die Fixierung des jeweiligen Deckels. Die ist aber nicht zwingend erforderlich. Die Gewindestangen bieten später ausreichenden Anpressdruck, sodaß sich nichts lösen und sich auch nichts verrücken kann.

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So. Fertig. Alles wieder dran. Die Muttern nicht allzu fest anziehen. Die ursprüngliche Vernietung bringt nicht annähernd so viel Kraft auf wie ein Gewinde! Zum Schluß noch etwas Schraubensicherungslack. Sicher ist sicher.

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So. Das war's. Nun kann das Poti wieder eingebaut werden.

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 12:59 
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Registriert: Di Jan 15, 2008 10:38
Beiträge: 14
Wohnort: Hennef
Klasse Arbeit !!
Du hast mit Deinem Bericht und den Fotos bestimmt anderen Leuten
Mut gemacht, sich an das Thema ranzutrauen und selber auch Hand anzulegen. Meiner Erfahrung nach klappt es in fast allen Fällen, wenn man
präziese arbeitet und denn vom Erfolg belohnt wird.
Gruß Lötkolben


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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 13:58 
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Registriert: Do Dez 28, 2006 17:03
Beiträge: 1887
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
Hallo Rocco,

tolle Arbeit! :wink:
Besonders die Bilder helfen ungemein, sich das ganze Prozedere der Reparatur vorzustellen; ohne Fotos wäre das kaum möglich.
Unbezahlbar, wenn eine reguläre Werkstatt diese Reparatur hätte durchführen wollen.


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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 14:54 
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Registriert: So Jul 13, 2008 17:51
Beiträge: 2859
Wohnort: Rigodulum
Ja,Aaabeit zieht Aaabeit nach sich :lol: . Ganz gehöriger aufwand,hoffe das mir sowas erspart bleibt. Vorallem hat man schnell mal nen draht am falschen pin angelötet under beim zerlegen/zusammenbau des potis fällt was runter,dann ist *game over*,findet man nie wieder. Der lautsärkeregler von meinem saba was mir schon knifflig genug :lol:

_________________
Mfg.
Mario


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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 17:42 
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Administrator
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Registriert: Do Aug 18, 2005 17:40
Beiträge: 3175
Wohnort: bei Koblenz
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hallo!

Wirklich klasse Beitrag und wirklich super gemacht, respekt! :super:

Ich hätte für so etwas zu wenig Geduld.

Gruß Christopher :)

_________________
Administrator http://www.dampfradioforum.de


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BeitragVerfasst: Mo Nov 03, 2008 18:52 
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† Geographik
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Registriert: Fr Jul 21, 2006 17:23
Beiträge: 597
Wohnort: 83088 Kiefersfelden
Vor diesen Beitrag ziehe ich meinen Hut. So ein Poti in drei Ebnen und mit Schalter hatte ich auch noch nicht in den Fingern. Eine Portion Mut und Geduld gehören schon dazu. Früher hatte ich die meißten Probleme bei Potis mit Schaltern, wo der Schalter defekt war. Und als Ersatz für die langen Hohlnieten habe ich mir eine Sammlung von M2-Schrauben mit Muttern zugelegt.

_________________
MfG Volkmar

Alle Stufen schwingen, nur der Oszillator nicht !


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BeitragVerfasst: Di Nov 04, 2008 8:55 
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Registriert: Mo Apr 28, 2008 21:51
Beiträge: 1959
Wohnort: Aachen
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
Hallo Rocco,

dolle Arbeit und super dokumentiert! :super:

Weiß ehrlich nicht, ob ich mir das zutrauen würde. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, daß ich Nordmende völlig verwurschtelt finde innendrin. Auch bei meinen geht es unten drunter zu wie bei Hempels unterm Sofa. Die Lust und auch der Mut, dort etwas herauszufummeln, wird durch den chaotischen Aufbau nicht gerade gestärkt.

Wirklich, ganz doll gemacht. Alle Achtung!

Gruß Ralph

_________________
Und klingt der Netzbrumm schauerlich, das Radio spricht: NOCH LEBE ICH!


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BeitragVerfasst: Di Nov 04, 2008 14:25 
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† Siemens D-Zug
† Siemens D-Zug
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
Wohnort: Göppingen
Hallo Forumskollegen,

zunächst mal vielen Dank für die durchweg positiven Bewertungen der Arbeit.
Ebenfalls vielen Dank für das Lob, das ich gerne annehme.

In diesem Umfang habe auch ich solch eine Arbeit zum ersten Mal gemacht.
Und ich muß sagen, es war interessant und auch lehrreich. Das nächste Mal kann ich mit anderen Voraussetzungen an ein ähnliches Problem herangehen.
Diese Aufgabe hat mir gezeigt daß nahezu alles machbar und möglich ist, sofern man dazu bereit ist die nötige Geduld und Sorgfalt aufzubringen, und man nicht gerade zwei linke Hände hat. Feinmechanische Erfahrung und/oder Modellbauerfahrung sind hierbei von großem Nutzen.

Völlig Recht hat 'Ralph' mit seiner Anmerkung bezüglich des schon chaotisch zu nennenden Drahtverhaus à la Nordmende. Wie in dem Ursprungsthread vermerkt, mußten insgesamt 32 Kondensatoren getauscht werden. Und das innerhalb dieses Drahtlabyrinthes. Ich bewundere die Leute, die eine komplette Restaurierung innerhalb von 3 Tagen zustande bringen. Was die in 3 Tagen erledigen, dafür brauche ich 3 Wochen.

Ok. Vergesst meinen Ursprungsthread nicht ganz. Dort schrieb ich heute früh noch, daß nun der UKW-Drehkondensator samt restlicher Skalenzugmechanik dran ist. Nachher geht's weiter. :wink:

Gruß

Rocco11


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