Moin,
vor ein paar Wochen schrieb mir ein Sammlerkollege (Modellbahn), dass er da noch son Röhrenradio hat... die TFK Jubilate 55. Hat er vor Jahren mal auf dem Flohmarkt für 25€ gekauft "vielleicht tuts ja". War aber nicht. Gar nichts tat es. Absolut nichts.
Schrieb mich dann an.. ja kannste mal.. und ob ich kann. Und ich habs ihm gleich abgequatscht.
25€ gab ich ihm dann auch, entstand ihm bis auf den Versand zu mir kein Verlust. Und jaaaaaa der Versand ging gut! Eltern natürlich gleich etwas erregt, aber ruhig gestellt durch "repariere ich nur für ihn, dann bekommt ers wieder". HA HA HA
(Dazu später noch!
)
Dann wars ja hier.. und erstmal geschaut. Radio in Reihe zur Prüflampe angeschlossen. Nichts, gar nichts. Wie ja zu erwarten war. Sicherung gemessen. Sicherung durch. Aha!
Aber sicher doch nicht grundlos.. also angefangen zu suchen.
Also sekundärseitig mal alle Last vom Trafo genommen. Der Trafo war nicht der Auslöser. Der ist okay.
Also Heizspannung dran und schon hatte ich den Kurzen. Jemand hatte per Lüsterklemme die Heizspannung gegen Masse kurzgeschlossen. Maaaaaahlzeit!
Also Kurzschluss weg. Dann mal das Radio mit Anodenspannung versorgt. Ah, der Gleichrichter liefert keine vernünftige Gleichspannung mehr. Ersetzt gegen Dioden. Dann lag die Gleichspannung aber bei 354V (Schaltplan will aber 250). 47 Ohm/11 Watt eingelötet. 4V weniger. 600 Ohm/5 Watt eingelötet. 5 Volt weniger. Hääää?
Mal geschaut, was denn die Endstufe sagt. EL 41 Kathode: 0V. Na toll. Eine Wicklung des AÜs gemessen. Kein Durchgang, klasse. Lötstelle nachgelötet.. Durchgang. EL 41 Kathode: 8V. Ok.
Denn wollte ich mal hören. Aua, was ein Netzbrumm. Lade- und Siebelkos gegen einen Becher aus einem Schlachtchassis gewechselt. Netzbrumm nahezu weg. TA konnte ich was hören, AM/FM = tot.
ECC 85 heizt nicht. Andere ECC eingesteckt. Heizt auch nicht. Hmmmmmmmmmm.
Ahhh! Der Draht der Heizspannung, der gegen Masse gelötet war, um die Heizspannung kurzzuschließen, gehört an die ECC 85! Angelötet. Heizspannung (6,42V) lag an. Ein Heizen der Originalröhre war nicht zu sehen/fühlen. Andere ECC eingesteckt, juhu, ich konnte UKW hören.
Aber jemand hat den Zeiger auf der Skala derbe verschoben. NDR 2 (89,2) lag bei 94irgendwas. Den Zeiger auf dem Skalenseil verschoben, alle Sender passen wieder. Achja. Die 240V Einstellungs-Strippe am Spannungswähler war auch ab. Habe ich eben auch noch schnell repariert. Da die Anodenspannung aber so schon fast genau bei 250V liegt (wie der Schaltplan es haben will) werde ich das Radio mit 220V-Stellung betreiben. Dann habe ich noch eine kleine Kondensatorkur vollzogen.
Auf AM tut sich dennoch nichts. Nicht mal ein Rauschen. Also mal ne andere ECH 81 gesteckt. Dann hatte ich das Rauschen, welches wie wohl normal üblich im unteren Mittelwellen und oberen Langwellenbereich auch stärker wurde. Sender konnte ich trotzdem nicht empfangen. Tastensatz gereinigt, auch das half nicht. Probeweise hatte ich 12m Antenne + Heizung als Erdung dran. Es war nichts rauszuholen aus dem Teil.
Woran es liegt, weiß ich nicht. Falls noch jemand einen kleinen Kniff hat ("kannst das mal probieren.."), immer her damit. Ansonsten lass ichs so. UKW ist eh viel wichtiger, und dafür dass das Radio vorher gar nichts tat..
Auf UKW spielt es jedenfalls sehr gut. NDR2, NDR1, NDR Kultur, Deutschlandradio Kultur, Bremen 1 und WDR 4 kann ich jedenfalls klar und rauschfrei empfangen, mit gutem UKW Dipol aus dem geschlachteten EMUD de Luxe 62. Denn eine gehäuseinterne Antenne hat die Jubilate ja nicht.
Optisch sieht man dem Radio an, das es mal als "wir-malern-die-Bude-neu-an-Radio" verwendet wurde, und Macken hat es auch einige davongetragen.
Das Netzkabel habe ich erstmal im Braun (original)-weiß (Wandfarbe)- Look gelassen.
Am Gehäuse habe ich einige weiße Flecken entfernt, mit warmen Wasser und Spüli gereinigt, tiefere Macken mit Beitze ausgebessert, und anschließend polliert. Die Skalenscheibe habe ich ebenfalls gereingt. Sowie auch die gesamte nicht gerade einfach gestaltete Front. Die messingfarbene Einfassung habe ich dabei auch noch etwas gerichtet (ganz ist es mir nicht gelungen) und anschließend polliert. Hell-Dunkel-Regelung klappt auch wudnerbar ohne kratzen, ebenso die Lautstärkeregelung.
Der Originalschaltplan ist auch dabei, steckt in einer Papiertasche hinten an der Rückwand.
Gedruckt im August 1954, Bauteile des Radios weisen ähnliche Druckdaten aus, ich denke daher, das Radio ist aus Ende 1954, also schon bald 60 Jahre alt...
Und ich empfange sechs Sender rauschfrei in guter Klangqualität ohne DAB+ und ohne den Blödmarkt oder sonstige Plasteombasteläden besucht zu haben. Verbrauchen tut die Kiste übrigens etwa 45 Watt. Und richtig schön heizen tut das Ding. Ganz an die Wand ohne "Luft" dazwischen würde ich das Ding nicht stellen, dann würde es wohl echt kollabieren.
15cm "Luft" msus man dem Teil gönnen, es hat schon eine enorme Wärmeentwickung, die man auf der Rückwand und oben drauf besonders im Bereich der Endröhre fühlen kann.
Und nun Bilder vom Ist-Zustand. Bilder der Innereien habe ich leider nicht.
Einen Platz hat es auch schon ("für ein Radio findet man immer einen Platz!
"). Jetzt kann ich wenn ich im Bett liege nicht nur TV gucken, sondern auch Radio schauen. und hören!
Jetzt brauch ich nur noch ne neue Steckerleiste.. Aktuell ist da ne 3-fach. Reichte ja auch für TV, Receiver und das EMUD hinterm Fernseher. Brauch da dann jetzt ne 6-fach. Somit hätte ich dann hier in meinen zwei Räumen 6x 3-fach und 3x 6-fach verbaut. Wenn das die Regierung wüsste!
Nahaufnahme:
Und den Raum mal etwas abgedunkelt:
Tja.. und da stands dann. Und dann kam Mama rein "Oh wie süüüß das ist aber Deins oder?" "Jaaaaa natüüüüüüüürlich!"
War echt mal nen schönes Dingen. Nem Radio, das gar nichts mehr tut, neues Leben einzuhauchen.
Danken muss ich aber dem Herby, der sich wieder einige Stunden mit mir aufgerieben hat.. darauf ein
Will dann die nächsten Tage mal an meinem VE weiter machen, hab da noch Widerstände einzubauen, und zwei Kondensatoren zu wechseln..
Freue mich auf Feedback!
mfg Tim