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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Philips Stereo-Radio-Recorder D 8070 - mein erstes Radio

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BeitragVerfasst: So Dez 18, 2016 19:21 
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Es begab sich aber zu der Zeit, als mein tragbares Kassettenabspielgerät mit UKW-Stereo-Radioteil, was ich einst mit acht Jahren zu Weihnachten bekam schwächelte und der Batteriekonsum meinen Eltern mißfiel. Da traf es sich gut, dass Geburtstag und Weihnachten - die bei mir dicht aufeinander treffen - gerade vorbei waren und etwas Geld in der Kasse lag. Meinem Wunsch nach einem "richtigen" Radio konnten meine Eltern nun nichts mehr entgegensetzen und so durfte ich im Winter 1987 oder Anfang 1988 beim "massa" in Kaiserslautern für DM 98,- also mein erstes netzbetriebenes Radio kaufen.

Soviel war klar: Es musste Stereo haben, eine Klangregelnung und vor allem ein Kassettenlaufwerk mit Aufnahme-Funktion, sowie ein eingebautes Mikrofon und die Möglichkeit es Batteriebetriebs besitzen. Meine Eltern beschränkten das Budget auf 100DM und da gab's nur den Philips D8070, der da stapelweise bei eben dem besagten massa-Markt in der Rundfunk- und Fernseh-Abteilung stand.
Mein (drei Jahre älterer) Bruder vertrieb sich derweil die Zeit bei den Computern - er interessierte sich für Soft- und Hardwarezubehör für seinen Amiga 500.

Ja auch sowas gab's damals im Kaufhaus...

Die meisten von Euch können sich sicher an solche einschneidenden Erlebnisse erinnern. So sehe ich mich immernoch vor meinem geistigen Auge, wie ich bereits im Flur meines Elternhauses das Radio auspacke und an der erstbesten Steckdose ausprobiere. Für den Rest das Abends war ich nicht mehr zu sehen...

So diente das Radio zum Anhören der SWF1-Hitparade, in der ich noch die letzten großen Hits der neuen deutschen Welle mitbekam, als Abspielgerät für meine bescheidene Benjamin-Blümchen-Sammlung, von Captain Blitz und vor allem der Jan Tenner-Kassetten, die mein Bruder fast vollständig zusammengesammelt hatte. Es musste für meine selbst produzierten Radiosendungen herhalten, für Interviews mit Oma und Verwandten (Die Kassetten sind leider (oder glücklicherweise) nachher mangels Budget für Leerkassetten überspielt worden), für selbst produzierte Nachrichtensendungen (Videotext als Quelle) und was weiß ich, was man als 9-12 jähriger so alles anstellt.
Dann der erste große Unfall: Der Deckel vom Kassettenfach war abgebrochen und ließ sich nicht reparieren, viele kleine Unfälle in Form von Schrammen und Macken folgten...
Nach zwei Jahren sah das Teil schon sehr mitgenommen aus (war ja auch ein Reiseempfänger, eben zum Mitnehmen :D), als ich bei meinem älteren Cousin dessen mit Plakafarben knallbunt angemaltes Radio sah. Also "verschönerte" ich mein Radio auch. Bald gefiel mir das nicht mehr und ich hatte ernsthafte Absichten, das Radio komplett neu zu lackieren, damit es wieder "ordentlich" aussehen solte. Beim Zerlegen löste sich ein Draht aus einer diese unseeligen Verbindungen, die ich für Stecker hielt und das Radio lag zerlegt ein paar Tage bei meinen Großeltern (nicht weit vom Elternhaus), wo es mein Großvater schließlich entsorgte.
Damit war der Lebenslauf meines ersten "richtigen" Radios beendet.

Viele Radios in allen Formen und Ausführungen folgten, aber DIESES Modell ging mir über die Jahre nicht aus dem Kopf. Nach langer Suche im Internet fand ich zunächst die Modellbezeichnung heraus. Es sollten aber noch einmal drei Jahre vergehen, bis im Internet ein Gerät zu einem vernünftigen Preis zu bekommen war.

So schlug ich vorletzte Woche zu: Das Gerät sollte einwandfrei funktionieren, auch der Kassettenteil. Der Zustand war auf den Bildern als brauchbar einzustufen und voller Spannung wartete ich auf den Tag der Lieferung.
Dateianhang:
Dateikommentar: Gerät im Lieferungszustand
A PHILIPS - D 8070-00 20161218_001840 1500 164.101.jpg
A PHILIPS - D 8070-00 20161218_001840 1500 164.101.jpg [ 119.38 KiB | 7111-mal betrachtet ]

Optisch entsprach das Radio den Bildern der Auktion, der Radioteil funktionierte, aber UKW nur Mono. Der Kassettenteil funktionierte nicht. Nur ein Rattern war aus dem Innern des Gehäuses zu entnehmen, aber nichts drehte sich.
Gestern Abend und heute Morgen fand ich dann Zeit, mich dem kleinen mal anzunehmen.
Der Defekt am Kassettenteil war nach dem Öffenen des Apparates direkt zu sehen: Die Haltevorrichtungen des Antriebsmotors, sowohl an Motor und Kassettenlaufwerk, waren abgebrochen. Offenbar erfuhr das Radio eine Erschütterung. Ob das nun ein Transportschaden oder vorher schon war, ist mir bei dem Preis egal.
Dateianhang:
B PHILIPS - D 8070-00 20161218_002634 1000 98.645.jpg
B PHILIPS - D 8070-00 20161218_002634 1000 98.645.jpg [ 96.33 KiB | 7111-mal betrachtet ]

Mit Sekundenkleber ließen sich die Teile wieder bruchbündig verkleben und alle Klebestellen haben die Montage des Motors überstanden und bis jetzt halten sie.
Das Gehäuse war relativ sauber und für einen fast 30jährigen Apparat auch einigermaßen erhalten. Vom Chromdekor sind einige Stellen abgewetzt und es gibt leichte Kratzer hier und da, aber ich wollte und erwartete kein Neugerät.

Alle Innereien wurden dem Gehäuse entnommen und gereinigt. Das Gehäuse musste zum Baden gehen.
Die Platine wieß Spuren von einstiger Nässe auf.
Dateianhang:
Dateikommentar: Platine vor der Bearbeitung
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Ich habe sie mit Kontakt-WL und den Drehko mit Tuner 600 gereinigt. Es waren Elkos von drei herstellern verbaut: NKL, YEC und Rubycon. Die Rubicons und NKL waren noch in Ordnung und hatten neuwertige Messwerte. Die YEC wichen jedoch deutlich ab und hatten allesamt schlecte ESR-Werte im zweistelligen Ohm-Bereich. Die meisten hatten Sollwerte im einstelligen µF-Bereich. Im Umfeld des Stereo-Decoder-ICs befanden sich auch drei Stück: zwei mit 0,47µ und einer mit 1µ. Soweit möglich ersetzte ich alle YEC-Elkos gegen Folienkondensatoren. Die anderen gegen hochwertige Elkos.

Dann konnte es mit dem Zusammenbau weitergehen...

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Daniel


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Zuletzt geändert von SABA78 am So Dez 18, 2016 19:30, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So Dez 18, 2016 19:22 
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Alles fand wieder zurück ins Gehäuse.
Dateianhang:
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Der Kunststoff war außen nach der Wäsche leider blass und matt geworden. Eine Nachbehandlung mit Politur und Ballistol erzeugten wieder eine schöne Oberfläche.

Der Funktionstest verlief zur vollsten Zufriedenheit. Das Kassettenteil funktioniert wieder und UKW ertönt wieder in Stereo!

Nun kann das gute Stück ins Regal.
Leider ist meine Oma vor acht Jahren gestorben, sonst würde ich mir demnächst den Spaß machen und sie mal wieder interviewen.
Dateianhang:
F PHILIPS - D 8070-00 20161218_131639 1000 81.168.jpg
F PHILIPS - D 8070-00 20161218_131639 1000 81.168.jpg [ 79.27 KiB | 7109-mal betrachtet ]


Euch allen ein fröhliches, streßfreies, entspanntes Weihnachtsfest :)

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BeitragVerfasst: Mo Dez 19, 2016 1:08 
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Schöne Geschichte, Daniel!
Solche Berichte sind immer wieder herzhaft zu lesen.
Und eine gelungene Restaurierung, die du da beschreibst.
MfG Heiner

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MfG Heiner
Die schöne Adrienne
hatte noch eine Hochantenne!


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BeitragVerfasst: Mo Dez 19, 2016 10:41 
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Vielen Dank, Heiner.

Dieses Radio ist ja technisch nichts Besonderes. Klanglich auch nicht viel besser als die meisten Radiowecker.
Fast schon zynisch, die Hinweise, Kassetten und Tonbänder stets sauber und vor allem fettfrei aufzubewahren, dann aber direkt oberhalb des Laufwerkes den Skalenantrieb mit Plastikzahnschubstange und rotem Plastikstreifen einzubauen und das ganze ordentlich einzufetten - natürlich unverkapselt.
Theoretisch kann wenn's warm wird, das Fett direkt in den Kassettenschacht tropfen in dem die Kassette ja mit der Bandöffnung nach oben eingelegt wird.

Wenn man sich die Platine anschaut, sieh man ja direkt wie - nunja, sagen wir schlicht - alles aufgebaut ist.
Die Lautsprecherchassis sind aus Kunststoff, wesentlich kleiner als man von außen vermuten würde und der Oberknaller: In den oberen äußeren Ecken sind Lamellen links und rechts, bei einer steht "Microphone". Das Mikrofon ist tatsächlich aber hinter der Abdeckung des rechten Lautsprechers in Höhe der Skala eingebaut. Das Gerät soll nach mehr aussehen, als es eigentlich ist.
Der UKW-Empfang ist durchschnitt, das können manch' andere in der gleichen Liga auch besser.
Ein Fernost-Plastikradio für weniger Geld hätte da vielleicht mehr geboten...

Dennoch stört mich das alles heute genauso wenig wie damals.

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Gruß,
Daniel


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BeitragVerfasst: Mo Dez 19, 2016 11:09 
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Hallo Daniel und danke für die nette Geschichte und die Wiederherstellungstipps. Die Aussagen zu den Elkos lassen sich sicher auch auf andere Geräte der Consumer-Elektonik vergleichbarer Baujahre übetragen.
Gut auch, daß man heutzutage im www wertvolle Hinweise finden kann um "das erste Radio" einwandfrei zu identifizieren.
Mein wirklich erstes Radio war übrigens ein Schaub-Lorenz Goldsuper W42, wobei ich nur das Chassis aus dem Strassengraben gezogen hatte und retten konnte. Das ist mittlerweile deutlich über 40 Jahre her, aber erst vor etwa 10 Jahren konnte ich die genaue Type ermitteln. Könnte eigentlich auch mal ne eigene Geschichte zu schreiben, wobei vom damaligen W42-Chassis heute leider nur noch Einzelteile existieren.

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Viele Grüße

Frank


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