Hallo,
hier ein kurzer Bericht über die Reparatur eines Nordmende Rigoletto, Baujahr 1963. Äusserer Eindruck: verstaubt, Gehäuse verkratzt, Rückwand eingedrückt, Gehäusefüsse verschrammt, Netzzuleitung und UKW-Innendipolzuleitung abgeschnitten. Ich baute das Chassis aus, die Schallwand, alle Gehäuse-Anbauteile. Das Gehäuse gab ich dem Bekannten zurück, dieses wollte er selbst in der Tischlerei seines Schwiegervaters ausbessern und neu lackieren. Vom Chassis baute ich die Bedienknöpfe, die Plastikblenden und die Skalenscheibe ab. Die Madenschrauben wurden aus den Bedienknöpfen herausgedreht, die Bedienknöpfe und die Plastikblenden wurden über Nacht in Spüliwasser eingelegt. Die Skalenscheibe wurde vorsichtig gereinigt. Das Chassis wurde mit Pinsel und Staubsauger gereinigt. Jetzt ging es an die elektrische Überholung. Wie bei Nordmende üblich, waren auch bei dem Trafo dieses Radios die Vernietung der Kernbleche gerissen. Die Nieten-Reste bohrte ich aus, zog passend abgelängte M3-Gewindestangen ein und verschraubte unter Einsatz von M3-Zahnscheiben und M3 Muttern die Kernbleche wieder fest an. Der Selengleichrichter flog raus, Ersatz fertigte ich auf einer Lötleiste an, einen Brückengleichrichter mit jeweils 4700pF 1000V über den Diodenstrecken und einen nachfolgenden 51R 7W Zementwiderstand. Der Mehrfachelko war ausgelaufen, also setzte ich einen neuen ein, ich hatte vor einiger Zeit von Pollin Doppel-Elkos mit 220µ und 47µF günstig erworben.
Jetzt erfolgte die eigentliche Bauteile-Schlacht, viele Papierwickelkondensatoren riefen mir zu: hol mich hier raus! Daneben wurden der Katodenelko der EL84 und der Ratio-Elko erneuert. Die Röhrenfassungen lötete ich nach, die Lötstellen erschienen bereits "grobkörnig". Die Röhren selbst waren noch gut bis brauchbar, zeigte mir das Funke W19S. Der Ausschalter war hochhohmig, hier reichte eine Demontage, Reinigung, Wiederzusammenbau. Die Skalenlampen tauschte ich durch 7V 0,1A Typen aus. Deren Helligkeit reicht aus, die Papierblende wird nicht weiter "angeschröggelt" und der Trafo wird etwas entlastet. Die Papierblende selbst habe ich neu verklebt, das originale Klebeband war längs abgefallen.
Erster Probelauf mit der Vorschaltlampe. Empfang auf LMK, Krachen beim Umschalten des Tastensatzes. Kein Empfang auf UKW. Also öffnete ich die UKW Tunerbox und fand sogleich einen verbrannten 2k2 Widerstand. Aha, der bekannte Fehler. Der Trimmer im UKW-Vorkreis hatte Schluß. Diesen Trimmer tauschte ich aus, setzte einen neuen Widerstand ein. Jetzt war UKW-Empfang möglich.
Jetzt schloß ich das Radio über ein Wattmeter an die Netzspannung an. Die Stromaufnahme pendelte sich auf 49W ein. Nach ca. 20 Minuten Betrieb glich ich mit einem Teflon-Schlüssel den Trimmer im UKW-Vorkreis ab. Siehe da, die Empfindlichkeit ließ sich wesentlich steigern, mit einer kurzen Meßstrippe konnte ich in meiner Kellerwerkstatt alle WDR-Sender vom Teutoburger Wald Sender und BFBS von der Hühnenburg bei Bielefeld sowie die lokalen UKW-Sender gut empfangen, bei einigen Sendern ging das magische Band in den Vollausschlag. Den Tastensatz reinigte ich mit Tunerspray, auch die Potis bekamen davon etwas ab. Aus meiner "Schatzkiste" suchte ich eine optisch passende neue Netzanschlußleitung heraus und brachte diese an.
Vor zwei Tagen erhielt ich das neu lackierte Gehäuse zurück. Heute Nachmittag fertigte ich erst eine neue UKW-Innendipol Anschlußleitung aus einer 240 Ohm Band-Leitung aus einem Schlachtradio an. Dann baute ich die gereinigten Anbauteile wieder an das Gehäuse. Vorhin fand nun die "Hochzeit" statt, das Chassis ist wieder im Gehäuse, die Lautsprecher angeschlossen und das Radio spielt jetzt im Hintergrund zur Probe. Zum Abschluß brachte ich eine "neue" Rückwand aus meinem Fundus an. Die verschrammten Gehäusefüsse habe ich durch optisch passende Füsse von einem Schlachtgerät ersetzt.
Viele Grüße
andreas
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