Es ist etwas still im Fernsehforum geworden, da muß ich doch mal
wieder ran.
Vorstellen möchte ich heute ein Standgerät der Firma Grammont aus
dem Pariser Vorort Malakoff (bis 1952/53 Rue de Raspail).
Das Fernsehgerät habe ich von einem Möbelhändler nahe der Schweizer
Grenze (Berner Oberland) erworben.
Bei tiefstem Schneetreiben mußte ich das Gerät in den Bergen abholen,
um so mehr freute ich mich über den herzlichen Empfang und die für
Frankreich so übliche Gastfreundschaft.
Eine große! Tasse Kaffee und und ein großer Teller Kekse wurden kredenzt.
Der Verkäufer hatte dieses seltene Fernsehgerät von einem Entrümpeler
erworben, und dieser hatte es vom Dachboden eines alten Schlosses
geholt.
Sowohl den Verkäufer als auch mich hätte interessiert, aus welchem
Schloß es wohl stammte.
Das Gehäuse ist keine Sonderanfertigung für betuchte Schlossbesitzer,
sondern laut Werbeanzeige aus "la télévision francaise" ein luxoriöses
Standgerät.
Der Verkäufer führte mir dann noch mit einem 110V Trafo vor, das der
Fernseher nur noch leise Knackgeräusche von sich gäbe.
Naja, die Elkos sind ja noch in Ordnung, denn ein leises unregelmäßiges
Knacksen und leises Netzbrummen war zu hören.
Französische Fernseher hatten AM-Ton.
Und da sind wir schon bei der Technik:
Bildröhre Philips MW 31-16 mit Ionenfalle
Hochspannung aus dem Netztrafo, technischer Aufbau ähnlich dem Vor-
gänger 218 der Jahre 1948/49.
Aus dem Oberteil des Gehäuses und der Chassiskonstruktion wurden
die 51er Modelle 504 (455 Zeilen) und 508 (819 Zeilen) abgeleitet.
Bei diesem Gerät ist das Chassis jedoch geteilt, Netzteil im Boden des
Gehäuses.
Zeilenendröhre ist die bauchige EL 38, sonst überwiegend amerikanische
Röhren (Pico).
Den Schriftzug habe ich auch.
Oberhalb des Lautsprecherfeldes befindet sich eine Klappe mit den Synchron-
reglern.
Der Fernseher ist üblicherweise ein Einkanaler.
Ungewöhnlich ist der Fundort, normalerweise war Empfang nur im Umkreis
bis max 180 km radius um den Eiffelturm möglich.
Dem Gerät wurde noch eine selbstgebastelte Vorstufe verpasst, untersucht
habe ich diese nicht, es kann eine Art Antennenverstärker sein oder ein
Frequenzumsetzer.
455 Zeilenfernseher können keine 819 Zeilen synchronisieren, da der
Zeilentrafo aus Blech ist, allenfalls ein zu schmales Bild wird sichtbar.
Wegen des Antennenbrandes auf dem Eiffelturm wurde 1956 der Betrieb
eingestellt, die Geräte unbrauchbar, ursprünglich war ein Betrieb bis
1957 vorgesehen.
1948 kostete das billgste Fernsehgerät ca. 248000 Fr (Aussage eines Sammlerkollegen),
soviel wie ein neuer kleiner Citroen!
Die Begeisterung der Fernsehteilnehmer war daher groß als diese Geräte
plötzlich nur noch Schrottwert hatten.
Deshalb wurden Fernsehgeräte vom Staat teilweise zurückgenommen und
der Kaufpreis teilweise erstattet.
Den ersten Ärger gab es schon 1950, als das 819 Zeilen-Programm seinen
offiziellen Dienst aufnahm, das Programm war attraktiver gestaltet.
Auch wurden die Fernsehempfänger schlagartig besser und preiswerter.
Heute ist mir in Sammlerkreisen nur noch ein weiteres Gerät dieses Typs bei
einem Sammler in Paris bekannt.
Noch eine kleine Geschichte am Rande:
Warum heißt der Ei
ffelturm eigentlich Ei
felturm?
Eine Klassenkameradin, damals 4. Schuljahr sagte mir, daß ihre Oma
erzählt habe, er heiße so, weil man bei schönem Wetter bis in die
Eifel
sehen könnte!
Hoffentlich steht dieser Unfug nicht bald bei Wi....!
Gruß,