Das sehe ich uch so. Viel wichtiger finde ich, dass die Lötstellen ordentlich ausgeführt sind. In Geräten, die bereits einmal in Bastlerhänden waren, habe ich schon viele unprofessionell ausgeführte Lötstellen gesehen, zum Beispiel:
Kalte Lötstellen in allen Variationen
Angeschmorte Bauteile in der Umgebung durch unvorsichtiges Hantieren mit dem Lötkolben
Das Ersatzbauteil stimmt in der Lage nicht mit dem Originalbauteil überein, weil z.B. die Anschlussdrähte zu lang oder zu kurz sínd
Das defekte Bauteil wurde einfach herausgekniffen, dadurch konnte das Ersatzteil nicht in die Lötösen eingefädelt werden, weil diese "voll" waren. Also wurden dessen Anschlussdrähte einfach auf die vorhandene Lötstelle "draufgebraten". Oder, noch schlimmer, das defekte Bauteil wurde so herausgekniffen, dass dessen Anschlussdrähte zum Teil im Gerät verblieben, und an diese Anschlussdraht-Stummel wurde das Ersatzbauteil angerödelt und verlötet (oder auch nicht).
Zum Ausbau des Chassis wurden die Kabel zum Lautsprecher einfach durchgekniffen und hinterher wieder irgendwie verbunden: zusammengerödelt, gelötet oder mit Lüsterklemme.
Und so weiter.
Solche Reparaturen führen zwar oft zu einem funktionierenden Gerät, aber mit einer Restauration hat das nichts zu tun.
Ich führe Arbeiten immer so aus, dass man hinterher möglichst wenig davon sieht. Je älter bzw. wertvoller das Gerät ist, desto mehr achte ich darauf. Klar, manchmal lässt es sich nicht vermeiden, abweichende (modernere) Bauteile einzubauen. Und die frischen Lötstellen sieht man natürlich in den nächsten Jahren auch. Aber insgesamt erkennt man bei den Geräten, die ich gemacht habe, in der Regel erst auf den zweiten Blick, dass kürzlich daran gearbeitet wurde.
Das ist so ähnlich wie mit den Auto-Oldtimern. Auf einem Oldtimer-Treffen gibt es, was den Zustand betrifft, zwei Gruppen von Fahrzeugen: die eine mit mehr oder weniger deutlichen Gebrauchs- bzw. Altersspuren, man erkennt sofort, dass dieses Fahrzeug auch benutzt wird. Solange die Schäden nicht zu schlimm sind bzw. keine unprofessionellen Veränderungen des Originalzustandes vorgenommen wurden, ist das m.E. in Ordnung. Die andere absolut perfekt restauriert, aber diese Fahrzeuge werden nie benutzt, im Extremfall werden sie auf einem geschlossenen Anhänger herangekarrt. Letzteres manchmal, um dies zu verschleiern, nur bis 5 km vom Treffen entfernt, ab da wird das Fahrzeug gefahren. Das nenne ich Betrug! Denn diese Fahrzeuge gewinnen locker jeden Wettbewerb, bei dem es um Schönheit, Originalität usw. geht, nur Gebrauchswert haben sie keinen: Wer mit einem Fahrzeug, das in den letzten 20 Jahren nur 50 km gefahren ist, auf Tour geht, wird nicht weit kommen.
Lutz
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