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 Betreff des Beitrags: Graetz Sinfonia, - die Zweite.
BeitragVerfasst: Fr Dez 19, 2008 16:44 
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† Siemens D-Zug
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Hallo,

vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an meinen Reparaturbericht über den Graetz Sinfonia, den seinerzeit Forumskollege 'senseo' zu mir brachte. Damals wurde eine Kondensatorkur durchgeführt, - das magische Auge umgebaut, und eine EABC80 gewechselt. Dazu kamen dann noch einige andere sanierende Arbeiten, wie z.B. die Klangregisterreparatur.

Nun kam das Radio erneut zu mir, da sich vor ca. 2 Wochen ein Brumm ergeben hatte. Bei diesem Radio finden zwei Becherelkos Verwendung. Einer mit 50+50µF und einer mit 100µF. Der erste 50er ist der Ladeelko, - der 100er der Siebelko, - und der zweite 50er ist ein weiterer Siebelko, der nach einem Widerstand eine zweite hohe Spannung bereitstellt.

Relativ schnell stand fest, daß der 100µF Elko wohl keine Kapazität mehr hat. Durch probeweises Anklemmen eines intakten Elkos - hier mittels Elko-Kapazitätsdekade vorgenommen - läßt sich das sehr gut feststellen. Der Brumm war weg. Nur der bei Röhrengeräten übliche und kaum störende Restbrumm war noch da. Nach Ablöten und Kapazitätstest ergaben sich einige wenige nF verbliebene Kapazität.

Hmmm, - wie geht man da nun vor?
Sicher denkt ihr: "Wo ist da das Problem? Man läßt den alten Becherelko wegen der Optik drin, und lötet den neuen Elko unter dem Chassis an."
Nun ja, - das könnte man natürlich schon so machen.
Allerdings wäre das zu einfach und stünde in krassem Gegensatz zu meiner bisherigen Vorgehensweise. Schließlich habe ich bei der vorhergehenden Sanierung nicht ohne Grund axiale Kondensatoren verwendet und diese auch noch aufwendig getarnt !!
Soll ich nun meine Grundsätze über Bord werfen? Nein, nein, mein Freund, - würde Michael Holm da sagen. :wink: :D

Also, - dann nach alter Väter Sitte weitermachen.

Hier ist das gute Stück. Plus-Anschluß über Lötfahne. Minus über die Laschen an Chassis. Mit diesen Laschen ist der Becher auch befestigt. Die werden einfach verbogen, sodaß sie am Rand des Loches im Chassis greifen. Besser wäre gewesen, Schlitze zu stanzen und die Laschen dort durchzuführen.

Bild

Wie bei den meisten Elkos dieser und ähnlicher Bauart, ist auch hier eine Abschlußplatte und ein Dichtungsring vorhanden. Hier ergibt sich dann auch gleich das erste Problem. Bei der Herstellung wurde alles sauber eingepaßt und dann der Rand umgebördelt. Zu keiner Zeit war vorgesehen, das jemals wieder öffnen zu müssen.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten:

a) Man biegt den Rand auf und kann dann Dichtung und Platte mehr oder weniger unbeschädigt entnehmen. Nur bekommt man diesen Rand später nie wieder so zu, wie er einmal war. Es ist mir bislang nicht gelungen, ein Verfahren zum Aufbördeln und wieder Zubördeln zu entwickeln. Und zwar so, daß man später nichts oder kaum etwas von diesem Vorgang sieht. Auch Fragen im Forum hierzu blieben ohne Resultat.

b) Man beläßt den Rand so wie er ist, und puhlt unter Inkaufnahme der Zerstörung von Dichtung und Platte alles heraus. Dann muß man später eben zusehen, wie man den Abschluß hinbekommt.

Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden.
Hier sieht man die Überbleibsel des Dichtungsringes.

Bild

Nun ist auch die runde Pertinaxplatte entfernt. Der Kondensatorwickel läßt sich nun ähnlich wie ein Fliegenfänger herausziehen. Nicht ganz so leicht, - aber so ähnlich. Kollege 'Fernmelder' hat das schon vor längerer Zeit mal vorgemacht.

Bild

Hier nochmals in der Totale.

Bild

So. Nun ist alles raus. Gibt 'ne Menge Abfall. Erstaunlich, was da so reingeht. :)

Bild

Nun geht's an die Neubestückung. Hier ist der neue Elko, bereits mit Anschlußdrähten versehen.

Bild

Sehr viel kleiner dürfte die Öffnung nicht sein. Der neue Elko ging gerade noch so durch. Unter dem Elko ist noch ein Distanzstück und eine Zweikomponentenmasse. Die Gummischeibe am oberen Ende des Bechers wurde wiederverwendet. Ein O-Ring zentriert den Elko. Ein Kunststoffeinsatz aus kräftiger Folie (schwach sichtbar) unterstützt dies.

Bild

Nun habe ich das Ganze noch etwas vergossen. Dient der Stabilität.

Bild

Nun kommt der neue Abschluß. Das war nun nicht so ganz einfach.
Zunächst wird eine runde Pertinaxplatte benötigt. Dann müssen zwei Lötfahnen her, denn nur die Drähte --- das wäre zuviel Bastelei.
Die stabile Drahtdurchführung ist eine Sache für sich. Ich habe da zwei Gewindehülsen aus Messingrohr hergestellt. Mit M3 Außengewinde. Dann alles sauber verschraubt und noch mit Lack gesichert.

http://img510.imageshack.us/img510/5593 ... tebpw8.jpg

Bild

Nun ist der Deckel drauf. Man könnte nun noch etwas Vergußmasse reinlaufen lassen, - aber die Sache ist bereits stabil genug.
Der eine Anschluß, der da anscheinend so gefährlich nahe am Gehäuse sitze, - das ist der Minuspol. :wink: Keine Sorge. Verlötet ist hier noch nichts, - erst müssen die Anschlußdrähte noch durch die Lötösen hindurch. Da die Verpressung durch die Bördelung und Dichtring nun fehlt, liegt natürlich kein Minuspol mehr am Gehäuse. Dies wird nun durch die Drahtverbindung der zweiten Lötöse realisiert.

http://img502.imageshack.us/img502/7002 ... ztbdl9.jpg

Nun kann der Kondensator wieder eingebaut werden.
Obwohl mir die Befestigung mittels Verdrehung der Gehäuselaschen nach wie vor nicht gefällt! :?

Gruß

Rocco11


PS: Edit: Mußte das letzte Bild erneuern weil Imageshack es verloren hatte.


Zuletzt geändert von Rocco11 am Sa Jan 24, 2009 21:58, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa Dez 20, 2008 11:23 
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Du treibst einen ziemlich hohen Aufwand für die Optik.

Drei kleine Verbesserungsvorschläge:

Anstatt Gewindestücke herzustellen, würde ich die Lötösen annieten. Das ist, wenn das richtige Werkzeug dafür vorhanden ist, viel einfacher.

Da der Minuspol am Becher liegt, würde ich diesen, falls möglich, gleich an der Innenseite des Ringes mit den Laschen anlöten, der wahrscheinlich aus verzinntem Blech besteht. Dann hätte der Elko, wie beim Original, nur einen Plusanschluss.

Diese Art der Befestigung am Chassis ist elektrisch nicht immer zuverlässig, das stimmt. Besonders nach Ausbau oder Austausch kriegt man nicht immer einen dauerhaft einwandfreien Massekontakt hin. Deshalb sollte man, falls nicht schon vorhanden, eine Drahtverbindung von einer Lasche zu einem benachbarten Masseanschluss einlöten.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Dez 20, 2008 15:05 
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Hallo Lutz,

Deine Verbesserungsvorschläge greife ich sehr gerne auf, - bzw. sind (Pkt. 3) in gewissem Sinne umgesetzt.

Zu Vorschlag Nr. 1:
Das hätte ich sehr gerne so gemacht. Wäre weniger Arbeit gewesen. Ich scheiterte da aber an den Möglichkeiten. Ich besitze eine Nietzange und Hohlnieten für Stoffe und Leder, - aber das sind Nieten mit ca. 5-6 mm Durchmesser. Also zu groß. Ich habe mal einen Potianschluß mittels Adernendhülse neu vernietet. Aber die ist aus Alu und hier nicht stabil genug. Das Messingrohr aus welchem ich die Gewindehülsen angefertigt habe, ist relativ dickwandig. Es bricht beim Versuch es zu vernieten.
Mir fehlen also erstens Niet-Rohmaterial, wie es z.B. bei der Vernietung von Potigehäusen verwendet wird, - und zweitens die Nietzange mit den dafür passenden Einsätzen.

Zu Vorschlag Nr. 2:
Das werde ich beim nächsten Mal wohl so machen.

Zu Vorschlag Nr. 3:
Ist im vorliegenden Fall nicht erforderlich, da ein separater Anschluß für Masse vorhanden ist. Bei Realisierung von Punkt 2 muß das natürlich gemacht werden.

Generell bleiben noch einige Probleme, mit welchen wohl alle Leute die sich je mit einer derartigen Elkosanierung beschäftigt haben, konfrontiert sind.
In meines Wissens nach allen Foren hat bislang noch niemand das Problem der Bördelung lösen können.
Bei der Herstellung muß das wohl in einer speziellen Presse, mit speziellen Werkzeugen und unter großem Druck gemacht worden sein. Möglicherweise sogar unter gleichzeitiger Erwärmung des Alurandes. Es scheint mir völlig ausgeschlossen, den Rand zurück- und später wieder zuzubiegen. Die einzige Möglichkeit wäre, den Rand gerade abzuschneiden und dann neu zu verbördeln. Dann würde der Becher aber um mindestens 6-8 mm kürzer. - Ich las auch schon von Methoden, da wurde das obere Ende abgeschnitten, - dann geweitet oder ausgedreht, - und später wie eine Kappe wieder aufgesetzt und verklebt. Durch die notwendige Überlappung wird aber auch hier der Becher kürzer.
Man wird überlegen müssen, welches das kleinere Übel ist. Im letzteren Fall bleibt das untere Ende mit Verbördelung, Dichtung, Pertinaxscheibe und Massering unangetastet. Nur ist dann das obere Ende sichtbar verändert.

Wenn man das alles endlich mal lösen könnte ....... :?

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Sa Dez 20, 2008 20:49 
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Na ja, Deine Methode, den Elko zu entkernen, ist doch gar nicht so schlecht. Und wenn der Ersatz-Elko durch die Öffnung passt, ist doch das Problem gelöst.

Zum Nieten braucht man nicht unbedingt spezielles Werkzeug. Hohlniete aus Messing o.ä. kann man gut verarbeiten, wenn man eine Seite plan auflegt (z.B. auf eine massive Stahlfläche oder einen in den Schraubstock eingespannten Zylinderstift), dann die Gegenseite zunächst mit dem Hammer und einem kegelförmigen Werkzeug, z.B. einem Körner, etwas weitet und dann mit einem zweiten Zylinderstift flach schlägt. Wenn man danach den von innen kommenden Anschlussdraht in das Loch des Niets einlötet und den Niet mit der zwischengelegten Lötöse verlötet, hat man eine 1 a Kontaktgabe.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Dez 20, 2008 21:40 
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Ich gratuliere Rocco11 zu diesem gelungenen Ersatz!
Gruß Heiner!

_________________
MfG Heiner
Die schöne Adrienne
hatte noch eine Hochantenne!


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BeitragVerfasst: So Dez 21, 2008 2:50 
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Ja,ich hatte bei einem 50/50µf kondensator mit schraubsockel den rand vorsichtig aufgebogen,platte samt wickel raus,2 neue elkos rein,passten mit etwas isoband umwickelt,stramm nebeneinander rein. Aus der platte die 2 alunieten rausgemacht,dann die kondensatoranschlüsse rausgeführt und da direkt die lötösen mit angelötet. Dann den dichtring wieder reingelegt und vorsichtig zugebördelt. Wenn er montiert ist,ist von außen praktich nichts mehr zu sehen. Auch nicht DIE reparaturlösung,aber besser wie 2 elkos unten am chassis anzumurxen.

Ich finde den erfindungsreichtum was sowas betrifft immer wieder genial! :wink:

_________________
Mfg.
Mario


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