Hallo zusammen,
hier möchte ich die Reperatur eines Philips A60A vorstellen. Ich habe das Gerät auf ebay Kleinanzeigen in der Nähe gesehen, es war zu verschenken mit einem anderen französchischen Radio. Also nicht lange gefackelt, sondern die Radios abgeholt. Dabei sprang für kleines Geld noch ein Nixiwröhrenvoltmeter von Schlummberger raus - eine Win-Win Situation.
Ein paar kurze Infos zu dem Gerät: Baujahr zwischen 1941 und 1942. Es ist ein AM-Super mit 6 Kreisen, davon 4 ZF Kreise. Das Radio empfängt, LW, MW und KW. Die ZF-Frequenz liegt bei 472 kHz. Die Röhrenbestückung war folgende: ECH3, EBF2, EF9, EBL1, EM4 und eine AZ1. Bei meinem Radio stellte ich schnell fest: Es ist eine 1883 statt einer AZ1 verbaut. Das hat einen einfachen Grund: Es ist nicht der originale Trafo vorhanden. Der "Nachrüsttrafo" hat keine 4V Heizwicklung, sonder 5V. Also genau passend für die 1883. Auch positiv zu Buche schlägt die Möglichkeit, den Trafo auf eine Netzspannung von 240V einzustellen. Rückwand war auch vorhanden, einzig das Netzkabel fehlte. Das war aber nicht schlimm, ich ersetze bei meinen Geräten immer das Netzkabel.
Das Chassis war schnell ausgebaut, es ist ein Bakelitchassis. Insoweit etwas Besonderes für mich, da ich bis dato nur Chassis aus Blech auf dem Tisch hatte. Die Masse wird über ein Blechband entlang des Chassisrahmens verteilt. Dort sind alle Bauteile, die mit Masse verbunden sind, direkt angelötet - eine interessante Lösung. Hier mal drei Bilder, die den zustand des Chassis und der Bauteile zeigen:
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Man sieht: Widerstände stark verbogen, teilweise habe ich 50% Wertabweichung gemessen. Die Kabelisolierung total brüchig, zerbröstelte gerade so in der Hand beim Anfassen. Also habe ich mich dazu entschlossen, einen kompletten Neuaufbau zu machen. Soweit so gut. Das hat sich ganzschön hingezogen, da man ja nicht immer Zeit hat. Und ehrlich gesagt: Manchmal auch keine Lust, denn so ein kompletter Neuaufbau benötigt teilweise ganz schön Zeit. Die Widerstände und Kondensatoren waren auf zwei Pertinaxstreifen aufgelötet, die durch die Bauteile fixiert waren. Die sind natürlich für die neueren Bauteile etwas ungeeignet gewesen. Ich habe also kurzum eine Löstleiste genommen und mit meinem 3D Drucker zwei Halterungen gedruckt, die in die alten Schraublöcher der Pertinaxstreifen passten. So konnte ich die Bauteile schön einbauten. Bei den alten Pertinaxstreifen hatte ich teilweise Probleme, da die kein Lötzinn mehr angenommen haben. Davon habe ich leider kein Bild gemacht. Die HF-Beschaltung wurde belassen, hier sind alle Bauteile eng an den Röhren montiert. Die Filter Elkos habe ich auch erneuert. Dafür habe ich zwei neuere Elkos ausgehöhlt und neue Elkos eingebaut. Den Ladeelko an der Kathode der 1883 habe ich auf von 12 uF auf 16 uF umgebaut, die beiden weitern Siebelkos sind auf 47 uF erhöht worden (als 12 uF + 25 uF). Die Zuleitung zum ÄU, der auf der Schallwand montiert ist, habe ich leider erstmal vermurxt. Für die Anodenzuleitung habe ich das alte, geschirmte Kabel genommen (hat eine Isolationprüfung mit Bravour bestanden). Die beiden Rückkopplungsdrähte habe ich verdrillt ausgeführt --> großer Fehler! das führte dazu, dass ab einer gewissen Potistellung (ca. 80% der max. Lautstärke und mehr, also am "oberen" Ende des Potis) tieffrequente (<=100 Hz, stark verzerter Sinus, Aussteuerung an der Anode über 400Vpp) Schwingungen auftraten, habe am PU Eingang ein NF-Signal eingespeist. Die Rückkopllungswicklung ist angezapft auf Masse gelegt. Hier mal ein Auszug aus dem Schaltplan:
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Philips_A60A_Schaltplanausschnitt.jpg [ 107.96 KiB | 1843-mal betrachtet ]
Beim Suchen der Ursache für die "Brummschwingung" bin ich noch auf ein weiteren Fehler gestoßen. Die Abschirmung der EF9 lag nicht auf Masse sondern auf B+. Hat bei einer Gelegenheit für einen kräftigen Funken gesorgt. Im Schaltplan sind die Röhrensockel mit eingezeichnet, allerdings wird die äußere Abschirmung nicht eingezeichnet. Ich dachte, der Pin sei frei und habe den als Stützpunkt für die B+ Spannung verwendet. Das habe ich dann schnell behoben, die Schwindung wurde dadurch allerdings nicht behoben. Zog man die EF9 oder legte deren Gitter direkt auf Masse, verschwand die Schwindung. Also ging ich davon aus, dass der Fehler in der Rückkopplung liegen müsse. Wenn ich beide Rückkopllungszweige entfernt habe, war die Schwingung weg. Habe ich den Zweig entfernt, der zuerst über ein Tiefpassfilter (1,6 kHz) läuft, war die niederfrequente Schwindung weg, es tratt nun aber eine hochfrequente Schwingung auf. Das war widerum abhängig von der Stellung der Tonblende. Nach einigem Überlegen und sinnlosen Probieren, habe ich die verdrillte Zuleitung entfernt und durch zwei normale Drähte ersetzt. Außerdem habe ich die Zuleitung zur Klangfarbe von geschirmten auf normale Kabel geändert (Das habe ich gemacht, da ich dachte, so schirme ich das ganze besser ab). Und siehe da: alles funktioniert einwandfrei ohne Schwindungen bei irgendwelchen Potistellungen. Meine Theorie zum Ganzen: durch die Verdrillung der beiden Rückkopplungspfade habe ich von den für tiefe Frequenzen eine positive Rückkopllung geschaffen. Allerdings habe ich noch nicht ganz verstanden, wie das funktionieren kann. Die Spannung an der oberen Hälfte der Rückkopllungswicklung war gleichphasig zur Anodenwechselspannung. Die Spannung der unteren Hälfte der Rückkopplungs natürlich genau gegenphasig gegen Masse. Die wird an das obere Ende des LS-Potis geführt. Und die gegenphasige Spannung wird an das untere Ende des Potis gegeben, das verstehe ich ja. Dadurch senke ich die Steuerspannung, die ich mit Schleifer abgreife. Da allerdings ein an der Anzapfung noch eine RC Kombination gegen Masse hängt, wird die mehr oder weniger die Anzapfung NF mäßig auf Masse legen. Und dann hat ja die gegenphasige Spannung deutlich geringere Auswirkungen auf die mit dem Schleifer abgenommene NF Spannung. Den gleichphasigen, seh Anteil, den ich auf das "obere" Ende des Potis gebe, müsste doch eine positive Rückkopllung bewirken, vorallem für Frequenzen unter 1,6 kHz. Wie genau die Niederfrequenten Schwingungen enstanden sind, kann ich mir bei dem Gedanken ganz nicht wirklich erklären. Falls da gravierende Fehler drin sind, bitte berichtigen. Ich würde das wirklich zu gerne wissen, was da los war.
Den weiteren Verlauf der Reperatur zeige ich im nächsten Post.