Dampfradioforum

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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 18:51 
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Mal ´ne doofe Frage, auf die ich bisher in der Suchfunktion keine Antwort finden konnte, die mich aktuell aber schwer beschäftigt:

Kann und darf man eigentlich an die Lautsprecher-Ausgänge eines Röhren-Steuergerätes (hier ein Nordmende 3004) einen Sennheiser-Kopfhörer neuerer Bauart anschliessen, ohne dass es schädlich für die Endstufen ist ? Oder sind die Ausgänge nur für Lautsprecher mit 4-Ohm (und nur dafür) vorgesehen ?

Ich höre nämlich sehr viel über Kopfhörer und der 3004 ist momentan meine Steuerzentrale für die restlich Anlage. Von daher bin ich an einer - oder mehreren - kompetenten Antwort sehr interessiert.

Danke schon mal und Gruß
Thomas


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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 19:16 
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Da hänge ich mich mit dran:
Ich habe gehört, daß Röhrenendstufen, ganz im Gegensatz zu Transen, zwar kurzschlußfest wären, aber, genau andersherum, nie ohne Lastwiderstand betrieben werden dürfen.
Stimmt das so?

Da ein Kopfhörer, wie in Thomas´Beispiel, nicht wirklich eine Last darstellt, könnte es da bei gleichzeitig abgestellten Lautsprechern (was anderes macht wohl keinen Sinn) zu Problemen kommen.


Ich möchte ja einen ausgebauten Empfänger aus einer Truhe als Receiver benutzen und da käme dieser Fall wohl vor.

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Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 19:26 
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Hallo,

Röhrengeräte arbeiten i.d.R. mit sehr viel höheren Spannungen als Transistorgeräte.
Bei fehlender Last und entsprechender Aussteuerung können sich sehr hohe Spannungen gemäß den Induktionsgesetzen aufbauen, die möglicherweise zu Schäden an AÜ und/oder Endröhren führen.

Nachfolgend finden sich Informationen zum Anschluss eines KH an ein Dampfradio
viewtopic.php?f=22&t=3317


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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 21:05 
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Danke.
Ich gehe mal als Laie davon aus, daß die zur Endstufe jedes Kanals parallel geschalteten 10 Ohm Widerstände die Ersatzlast für die Lautsprecher darstellen sollen.

Auf welche Belastung müssen die Widerstände ausgelegt sein?
Da soll doch wohl Leistung verbraten werden, damit die Röhren sich ins Geschirr stemmen müssen und nicht im Leerlaufbereich herumflackern.

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Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 22:34 
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Wenn Du den Kopfhörer nicht so laut betreibst, dass Du einen Gehörschaden riskierst, reicht eine Belastbarkeit von 1/4 Watt aus. Denn ein Kopfhörer arbeitet bei normaler Lautstärke mit Spannungen um oder unter 1 Volt, das entspricht einer Leistung von maximal 0,1 Watt an dem parallel geschateten 10 Ohm-Widerstand.

Wenn Du sicher gehen willst, dass der Widerstand auch dann nicht durchbrennt, wenn Du den Verstärker voll aufdrehst, musst Du ihn für dessen Ausgangsspannung bei Nenn-Ausgangsleistung auslegen. Bei Eintakt-Röhrenendstufen reichen 3-5 Watt.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 22:40 
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Registriert: Fr Okt 24, 2008 18:16
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Hallo, in die Runde,

aufgrund der grundverschiedenen Verhältnisse von Röhrenendstufen gegenüber Transistorendstufen ergeben sich folgende Fakten:
- Eisenlose Endstufen ( z. B. einige Philips Geräte ) dürfen ohne LAst betrieben werden. Die Ausgangsspannung ist jedoch zu hoch für Kopfhörer, so dass Überlastung für Kopfhörer und Ohren droht.

- Röhrenendstufen mit Ausgangstrafo dürfen nicht ohne Last betrieben werden. Deshalb muss, falls ein Kopfhörer angeschlossen werden soll, ein zusätzlicher Lastwiderstand anstelle des Lautsprechers eingefügt werden. Dabei muss im allgemeinen nicht die genaue Impedanz eingehalten werden, in der Praxis sind Werte um 10 Ohm durchaus üblich.

- Röhrenendstufen sind nicht unbedingt dauerhaft kurzschlussfest. Es treten jedoch im Falle eines Kurzschlusses keine sofortigen Schäden auf.

- Halbleiterendstufen dürfen ohne Last betrieben werden. Bei Kurzschluss am Lautsprecherausgang tritt eine Überlastung ein, die zum ansprechen der Überstrombegrenzung führt ( wenn vorhanden ), oder zum auslösen der Sicherung, und im ungünstigen Fall zur Zerstörung der Endtransistoren. Grund für dieses Verhalten ist der gewollte außerordentlich niedrige Innenwiderstand von Transistorendstufen.

Ich hoffe, das trägt zur Klärung bei,

VG Henning

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BeitragVerfasst: Sa Dez 04, 2010 23:19 
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Registriert: Sa Jan 16, 2010 15:58
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hoeberlin hat geschrieben:
Hallo, in die Runde,

aufgrund der grundverschiedenen Verhältnisse von Röhrenendstufen gegenüber Transistorendstufen ergeben sich folgende Fakten:

- Röhrenendstufen mit Ausgangstrafo dürfen nicht ohne Last betrieben werden. Deshalb muss, falls ein Kopfhörer angeschlossen werden soll, ein zusätzlicher Lastwiderstand anstelle des Lautsprechers eingefügt werden. Dabei muss im allgemeinen nicht die genaue Impedanz eingehalten werden, in der Praxis sind Werte um 10 Ohm durchaus üblich.

Ich hoffe, das trägt zur Klärung bei,

VG Henning


Jein, im Prinzip ja schon aber... wie verfährt man nun am elegantesten ? Wie "zwiebelt" man da nun einen 10-Ohm-Widerstand rein ? Adapter löten ? Den Kopfhörer umarbeiten ? Wie löst man das Problem schaltungstechnisch so, dass kein Umgestöpsel nötig ist ?

Ich muss gestehen, dass ich in meiner Jugend sehr sorglos den Kopfhörer an Musikschrank und Röhrentonbandgeräte angeschlossen habe, Schäden sind da keine aufgetreten. Vielleicht einfach nur das Glück des Unbedarften ?
Aktuell liegt der Fall aber etwas anders: Der 3004 hat zwei ELL 80, also ein kleines Kraftwerk in Gegentakt-Technik und ist ein für mich wertvolles Gerät, das ich nicht durch unbedachtes Handeln killen möchte.

Gruß
Thomas


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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 8:20 
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Hallo,

mein Vorschlag, wie auch bei einigen Truhenchassis ausgeführt, wäre, je einen 10 Ohm Widerstand dauerhaft im Gerät an die LS Ausgänge.

Beim Betrieb nur mit Kopfhörer werden die Endstufen geschützt, beim Betrieb mit Lautsprecher tritt nur eine relativ kleine Abweichung der Lastimpedanz ein, die in der Praxis nicht stört.

Ich halte es nicht für nötig, diese Widerstände für die maximale Leistung auszulegen, denn ich gehe davon aus, dass das Gerät weder mit Lautsprechern, noch mit Kopfhörer bei voller Leistung betrieben wird.

VG Henning

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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 8:38 
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hoeberlin hat geschrieben:

Ich halte es nicht für nötig, diese Widerstände für die maximale Leistung auszulegen,...

Hallo,

das dürfte auch gar nicht so einfach sein.
schließlich weiß man ohne Kenntnis der möglichen Leistung bei abweichender Last (hier: 10 Ohm) nicht, wie groß diese Widerstände exakt sein müssten - auf alle Fälle wohl geringer als die Nominalleistung, da diese meist für 4-5 Ohm (reell) gilt.
10 Ohm erscheinen mir auch als guter Kompromiss.


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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 12:17 
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Man könnte ja bei einer nachträglich angebrachten Kopfhörerbuchse einen entsprechend mit Lastwiderständen bestückten Umschalter vorsehen.
Eine manuelle Stummschaltung der eingebauten (oder externen) Lautsprecher müßte man ja sowieso realisieren.
Das könnte man dann kombinieren.

Wie schnell schaukelt sich die Spannung denn am unbelasteten Ausgang hoch?
Müßte man evtl. mit wischenden Kontakten arbeiten, damit nicht schon das Umschalten selbst für einen schädlichen Leerlauf sorgt?

Zitat:
Beim Betrieb nur mit Kopfhörer werden die Endstufen geschützt, beim Betrieb mit Lautsprecher tritt nur eine relativ kleine Abweichung der Lastimpedanz ein, die in der Praxis nicht stört.


Ist das so?
Wird nicht sogar bei nur 10 Ohm ein großer Teil der ohnehin in reiner Wattzahl gemessenen mageren Leistung unserer Röhrenendstufen damit nicht schon verbraten?
Ich würde Lastwiderstände deshalb wirklich nur dann einsetzen wollen, wenn es der Betrieb des Verstärkers nötig macht; also bei reinem Kopfhörerbetrieb.

Was meint Ihr?

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Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 12:33 
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Zitat:
Wie schnell schaukelt sich die Spannung denn am unbelasteten Ausgang hoch?

Die Spannung schaukelt sich nicht hoch, sondern das Problem liegt bei hoher Aussteuerung in dem schnellen Spannungsanstieg (Differential dU/dt), welcher hohe Induktionsspannungen generiert.


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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 14:48 
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...was aber meine Frage nach den wischenden Kontakten nicht beantwortet.

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Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 19:07 
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Ich erwähne in diesem Zusammenhang mal ein Beispiel aus der Energieversorgung (10KV).

In den Schaltzellen von Hochspannungsanlagen befinden sich teilweise Messwandler, die ein Verhältnis von z.B. 100/1 besitzen. Fließen am Eingang 100A, so fließen am Ausgang 1A, da ist dann ein Amperemeter mit 1A Messbereich angeschlossen (Skala in 100A). Der Messwandler ist ein Kurzschlußfester Trafo. Kurzschlußfeste Trafos sind "Spannungsweich", das heißt die Spannung bricht bei Kurzschluß zusammen. Im Fall des Messwandlers fließt jetzt ein Strom, bei Volllast, von 1A.
In unserer Firma ist folgendes passiert: Das Amperemeter, bzw die Nachgeschaltete Elektronik für die Fernmessung wurde demontiert, man vergaß aber den Messwandler kurz zuschließen. Das Strom Übersetzungsverhältnis 100/1 bedeutet aber ein umgekehrtes Spannungsverhältnis (Trafoprinzip). Die Lehrlaufspannung wurde nach dem Zuschalten der 10KV so hoch, das sich der Messwandler explosionsartig zerlegte. In der Schaltzelle war alles weg, einschließlich der Kupferschienen.

Übertragen auf den AÜ müsste ähnliches passieren, nur sind die Übersetzungsverhältnisse anders, hier hat die Primärseite eine höhere Spannung. Die Sekundärseite ist aber auch Spannungsweich, somit habe ich auch eine hohe Lehrlaufspannung, die aber nicht gefährlich sein wird. Hierbei ist die Rückwirkung auf die Primärseite wohl das Problem.

Was ich nur mit dem oberen Beispiel verdeutlichen wollte, ist die unter Umständen schädliche Wirkung der Lehrlaufspannung. Den Knall habe ich Gott sei Dank nicht mitbekommen, nur bei der Reparatur war ich dabei. Damals war ich noch in der Ausbildung.

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Gruß Stephan

Röhre gut, alles gut
Ein Wunder ist das elektrisch Licht, manchmal geht es, manchmal nicht. :idea:

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BeitragVerfasst: So Dez 05, 2010 21:59 
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Hallo,

zur Frage "ist ein spezieller Schalter ( wischender Kontakt ) nötig" : Ich meine nein. Begründung: Jeder vernünftige Mensch wird vor dem Umschaltvorgang die Lautstärke zurückdrehen....
Ein sofortiges auftreten wilder Schwingungen ist nicht zu befürchten. kritisch wird es immer nur dann, wenn die endstufe ausgesteuert wird. Ich meine sogar, dass Eintaktendstufen da empfindlicher sind, als Klasse A Gegentaktendstufen.

Hier noch eine Begründung, warum ich das annehme: Bei einer funktionsfähigen Gegentaktendstufe werden die Röhren wechselseitig angesteuert, normalerweise aber neimals soweit, dass eine Röhre völlig sperrt. Der trafo ist also über die Röhren bedämpft. Bei einer Eintaktendstufe kann im Übersteuerungsfall ein völliges Sperren der Röhre auftreten, damit entfällt sofort die bedämpfende Wirkung der Röhre, und es bleibt nur der Lastwiderstand. Wenn keiner dran ist ( kein Lautsprecher angeschlossen ) ist der Trafo mit seiner Induktion alleinegelassen, was unabsehbare folgen haben kann.

Vielleicht hilft das weiter,

VG Henning

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