Liebe Forumsmitglieder,
seit vielen Jahren befasse ich mich mit Elektronik als Hobby. Meine Bastelobjekte hatten bis vor einem Jahr im Kern immer Silizium, gerne viele Beinchen und waren häufig auch programmierbar. Röhrenradios kannte ich nur aus frühkindlicher Erinnerung bei meinen Großeltern.
Vor gut einem Jahr ist mir mehr durch Zufall ein Röhrenradio neben allerlei alten Bauteilen und Röhren zugelaufen und hat meine Faszination geweckt. Nicht zuletzt mit Unterstützung aus diesem Forum spielt das Radio wieder und es sind noch einige dazugekommen. Der Einstieg ist mir jedoch teilweise überraschend schwer gefallen, da ich manch grundlegende Erklärung nirgends gefunden habe. Was ist z.B. ein Messsender, den ich zum Radioabgleich verwenden kann? Und wo bekomme ich so ein Teil heute her? Ich habe daher nachfolgend höchst subjektiv meine Erfahrungen zusammengestellt, so dass es mir vor einem Jahr geholfen hätte.
In der nachfolgenden Zusammenstellung gibt es überhaupt keine neuen Quellen oder Informationen; lediglich den Blickwinkel und die Art der Zusammenstellung habe ich zumindest im Internet nicht gefunden. Vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen.
Die alten Hasen bitte ich um freundliche Korrektur und Ergänzung (und natürlich Nachsicht für meine Fehler).
Die nachfolgende Zusammenstellung wendet sich an Quereinsteiger in die Welt der alten Radios, mit gutem Elektronikwissen, aber keinen speziellen Kenntnissen im Bereich Radios, speziell Röhrenradios.
1. Welche Geräte (Messgeräte) sollte man haben?Multimeter:
alle moderne Digitalmultimeter sind geeignet, da diese einen hohen Eingangswiderstand mitbringen.
Funktionsgenerator (Messsender):
Dieses ist ein einstellbarer Frequenzgenerator mit folgenden Eigenschaften:
0 bis 20 Mhz (einstellbar)
0 bis 5 V Ausgangsspannung (einstellbar)
FM und AM Modulation
Die FM Modulation kann auch für den dynamischen Abgleich von Filtern genutzt werden (Wobbeln). Dabei fehlen die Frequenzmarken, die die alten Geräte hatten. Da die modernen Geräte jedoch sehr exakt arbeiten kann die Frequenz am Oszilloskop auch abgezählt/ausgemessen werden (die Mittenfrequenz befindet sich exakt in der Mitte der Darstellung).
Ein digitaler Arbitrary Waveform Generator leistet gute Dienste. Ich benutzte den FY6900 von KKMoon.
Mir ist es nicht gelungen, verwendbare alte Geräte zu vertretbaren Preisen zu finden.
Oszilloskop:
Ein altes Analogoszilloskop bis 20 MHz ist ausreichend. Ein digitales Speicheroszilloskop mit mindestens 2 Kanälen und XY-Darstellung noch komfortabler. Ich habe ein altes HAMEG HM203 und ein modernes Speicher-Oszilloskop Siglent SDS 1104X-E; beide sind zum Radioabgleich gleichermaßen geeignet.
Lötkolben:
Die zu erhitzenden Massen sind in den alten Radios deutlich größer als moderne Baugruppen; der Lötkolben darf daher nicht zu schwach sein. Mit einer Lötstation von 80 W bin ich bis dato gut klargekommen.
Abgleichbesteck:
Mir ist es nicht gelungen zu vertretbaren Preisen ein altes Abgleichbesteck zu ergattern und verwendbare Neuware habe ich nicht gefunden. Ich habe daher Essstäbchen aus Bambus vom letzten Asia-Essen zugeschliffen, so dass die ich die passende Spitze erhalte. Dieses hält jetzt schon viele Monate.
Signalgenerator:
Dieses ist nichts anderes als ein astabiler Multivibrator mit einer Frequenz von einigen kHz. Die Rechteckspannung erzeugt Oberwellen bis in den Mhz-Bereich, so dass die für die jeweilige Baugruppe benötigte Frequenz immer dabei ist. Damit lässt sich sehr einfach feststellen, ob eine Schaltung überhaupt irgendwie funktioniert, da dann ein Pfeifton zu hören ist.
Bauanleitung z.B.
https://www.radiomuseum.org/forum/signa ... guage_id=4Trenntrafo:
Dadurch wird eine galvanische Trennung von der Netzspannung erreicht. Dieses kann lebensrettend sein, da das Radio lebensbedrohliche Spannungen führt und Arbeiten am offenen Gerät durchgeführt werden. Dieses setzt jedoch voraus, dass die galvanische Trennung nicht wieder durch eine Messleitung hergestellt wird. Neue Geräte sind z.B. bei ebay rasch zu finden. Über den Umgang finden sich im Internet zahlreiche Quellen.
80 bis 100 Watt Glühbirne als Ersatz für einen Regel-Ternntrafo:
Ein Kurzschluss kann schnell zum Abrauchen des alten Gerätes führen. Vor dem ersten Einschalten sollte daher daher eine 80 bis 100 Watt Glühbirne in Serie geschaltet werden. Beim Einschalten des Radios sollte diese nur schwach glimmen. Wenn die Glühbirne hell leuchtet gibt es einen Kurzschluss; die Glühbirne verhindert jedoch (hoffentlich) eine größeren Schaden.
Besser geht natürlich ein Regel-Trenntrafo mit Volt- und Ampermeter, der langsam hochgedreht wird. Diese Geräte sind aber neu wie gebraucht ziemlich teuer.
2. Wo kann ich Schaltpläne erhalten?http://www.radiomuseum.org (als Gast kann sich jeder bis zu drei Schaltplänen am Tag sich zuschicken lassen.
GFG Schaltplansammlung:
https://www.nvhr.nl/gfgf/schema.asphttp://anova.at/Riesige Sammlung von Schaltplänen als Download.
3. Wo kann ich spezielle Fachkunde für Röhrenradios finden?Georg Rose, Fachkunde für Radio- und Fernseh-Techniker, 11. Auflage
Das war das Lehrbuch für die Lehrlinge seinerzeit und biete eine sehr kompakte und gut verständliche Übersicht über Bauteile und Schaltungstechniken. Die 11. Ausgabe enthält sowohl noch die Röhrentechnik als auch schon die Transistortechnik. Wer sich mit Röhrentechnik begnügt kann auch eine frühere Ausgabe nehmen. Die Bücher sind antiquarisch noch gut erhältlich.
Ernst Erb, Radios von Gestern, Book on Demand (Amazon)
Viele der Kapitel finden sich auch zum Download im Internet
https://www.radiomuseum.org/forum/radio ... bibel.htmlDie Ausführungen zur Restauration von Radios lassen wohl keine Aspekt unberücksichtigt (es findet sich sogar eine Anleitung um fehlenden Radioknöpfe selber zu gießen…). Die technischen Erläuterungen waren für mich jedoch z.T. zu Beginn etwas knapp.
Wumpus Welt der alten Radios:
https://www.welt-der-alten-radios.de/Diese Seite bietet sehr viele Informationen Rund um Röhrenradios; insbesondere unter dem Reiter Kompendium habe ich viele praktische Informationen rund um Fehlersuche und Reparatur gefunden
https://www.welt-der-alten-radios.de/ko ... t-243.htmlDer praktische Funkamateur:
zahlreiche Büchlein aus der Nachkriegszeit zum Nachbauen für den Hobbybastler, z.B.
https://archive.org/details/DerPraktisc ... aitungenIi…. und wenn man mit seiner speziellen Frage gar nicht weiterkommt natürlich auch dieses Forum!
Gruß
Stefan