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Kuriositäten https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=5&t=27680 |
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Autor: | röhrenradiofreak [ Fr Feb 10, 2023 19:03 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Ziemlich am Anfang dieses Threads habe ich etwas über Autoradios mit Cassettenspieler, aber ohne UKW-Empfangsteil geschrieben. So etwas ähnliches gab es in manchen Ländern sogar noch in den 1990er Jahren. Zum Beispiel dieses Gerät von 1993, das für Saudi-Arabien gebaut wurde. Es enthält einen Autoreverse-Stereo-Cassettenspieler, eine Uhr und zwei kräftige Endstufen (maximale Ausgangsleustung 2 x 30W), aber kein UKW-Teil, sondern nur einen Mittel- und zwei Kurzwellenbereiche: https://elektrotanya.com/sony_xrs-22swm ... nload.html Kurzwelle war in den arabischen Ländern scheinbar lange Zeit der wichtigste Wellenbereich. Es gab etliche Autoradios mit zwei oder mehr Kurzwellenbereichen, bei einigen kann man nachlesen, dass sie für diese Region bestimmt waren. Von Becker gab es Anfang der 50er Jahre sogar ein Autoradio, das ausschließlich Kurzwelle empfängt: https://www.radiomuseum.org/r/becker_tr ... ort_3.html Lutz |
Autor: | fritz52 [ Fr Feb 10, 2023 21:19 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
.....danke Lutz.....das sind echte Kuriositäten, denke ich. |
Autor: | röhrenradiofreak [ So Mär 19, 2023 12:45 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Gerade habe ich so ein Autoradio auf dem Tisch: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_b ... ra_44.html Das Gerät, das treffenderweise den Modellnamen Bikini trägr, besteht aus zwei gleich großen Teilen: dem Empfangsteil mit HF-und ZF-Stufen und den NF-Teil. In italienischen Autos der frühen 60er Jahre gab es im Armaturenbrett wohl keinen Platz für ein Autoradio im üblichen Format (die Gehäuse waren damals ja noch meist höher als die Front und ziemlich tief). Deshalb hat man das Radio aufgeteilt, um die beiden Teile so unterzubringen, wie es der Platz zuließ: nebeneinander, übereinander oder getrennt. Letzteres nur begrenzt: Das Verbindungskabel ist nur knapp 25 cm lang. Es hat 5 Adern, davon ist eine nur für die Versorgung der Skalenlampe. Das Gerät, das ich vor mir habe, hat ein Empfangsteil für Mittel- und Langwelle und ist für 12V, umschaltbar Plus oder Minus an Masse. Es gab auch Ausführungen für 6V, mit Mittel- und Kurzwelle, nur mit Mittelwelle, und eine Ausführung mit UKW, MW und LW. Die Endstufe ist, wie bei vielen Hybrid- und frühen Transistor-Autoradios, eine Eintakt-Endstufe mit einem Transistor OC26 oder AD143 und einem Ruhestrom von 400 mA. Das Empfangsteil ist ein 7-Kreis-Super mit induktiver Abstimmung und abgestimmter HF-Vorstufe. Bei dem Gerät musste ich den Lautstärkeregler reinigen, den Klangregler gängig machen und die Skalenlampe erneuern. Sonst wäre es voll funktionsfähig, wenn nicht irgendein Torfkopp in der Nähe des Radios Lackierarbeiten durchgeführt hätte, ohne es abzudecken. Nicht nur das Gehäuse ist teilweise lackiert, auch die Kontakte des Wellenbereichsumschalters, der sich direkt hinter einigen Lüftungslöchern befindet. Deren Reinigung hat von allen Arbeiten am längsten gedauert. Beim Probelauf zeigte sich aber, dass das noch nicht alles war. Ein Transistor AF117 im ZF-Verstärler hatte zeitweise den berüchtigten Emitter-Gehäuse-Schluss. Nach Ersatz fiel auch der zweite AF117 in gleicher Weise auf. Noch habe ich genügend Ersatz, aber Germianiumtransistoren werden auch langsam seltener. Lutz |
Autor: | Optamist [ Mo Mär 20, 2023 8:56 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Heute undenkbar; 1954 konnte man das noch sagen: FS 54-02-36.JPG Beste Grüße Klaus |
Autor: | Pitterchen [ Mo Mär 20, 2023 13:25 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Hallo Lutz, wozu dient beim AF117 das vierte Beinchen? |
Autor: | volvofan58 [ Mo Mär 20, 2023 17:32 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Moin Peter, ich bin zwar nicht der Lutz, antworte aber einfach mal. Das vierte Beinchen ist die Abschirmung, der Transistor hat ja ein Metallgehäuse und an dieses geht das vierte Beinchen. Das vierte Beinchen geht auf Masse um die Abschirmung zu gewährleisten. Beste Grüße Peter |
Autor: | röhrenradiofreak [ Mo Mär 20, 2023 19:42 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Diesen Gehäuseanschluss, in den Anschlussbildern üblicherweise mit S bezeichnet, findet man bei vielen HF-Kleinleistungstransistoren mit Metallgehäuse. Der AF117 und seine Kollegen im gleichen (TO7-) Gehäuse sind mit einem Material gefüllt, das das Wachstum von Whiskern zulässt bzw. begünstigt. Im Laufe der Jahrzehnte bilden sich nadelförmige Verbindungen aus Zinn zwischen dem Innenleben und dem Gehäuse. Im rm.org gibt es dazu ein paar gute Fotos. Meist zwischen Emitter und Gehäuse, weil die Spannung dazwischen am größten ist (der Emitter liegt am Pluspol, das Gehäuse meist an Masse). Die Verbindungen sind so dünn, dass der Kurzschluss mitunter verschwindet, wenn man eine Spannung zwischen Gehäuse und Innenleben anlegt, er kommt aber bald wieder. Manchmal kann man die Funktion wiederherstellen, indem man den Gehäuseanschluss abtrennt. Es gibt aber auch, gerade ibei HF-Stufen, Schaltungen, die darauf mit Verstimmung oder sogar Schwingneigung reagieren, dann funktioniert diese Methode nicht. Und überhaupt, wer weiß, wie lange dieser fehlerhafte Transistor überhaupt noch funktioniert. Ich tausche solche Transistoren deshalb generell aus. Zum Glück gibt es elektrisch identische Ersatztypen in anderem Gehäuse, die dieses Problem nicht haben. Lutz |
Autor: | Pitterchen [ Di Mär 21, 2023 10:10 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Vielen Dank Euch beiden für die aufschlußreichen Antworten. |
Autor: | röhrenradiofreak [ Fr Jun 30, 2023 18:47 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Kürzlich bin ich über so ein Autoradio gestolpert: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_ra163e.html Das Besondere daran ist eine (eisenlose) Gegentaktendstufe mit zwei sehr unterschiedlichen Transistoren: ein Germaniumtransistor AD262 und ein Siliziumtransistor BD162 arbeiten im Gegentakt. So etwas findet man nur sehr selten. Warum hat man das wohl so konstruiert? Es gibt von diesem Radio mehrere Ausführungen mit unterschiedlichen Endstufen. Die anderen sind nicht so speziell: Mit zwei typgleichen Germaniumtransistoren und Übertrager: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_b ... a_163.html https://www.radiomuseum.org/r/autovox_ra163a.html Diese Radios sind für Betrieb an 6V umschaltbvar. Für eine für ein Autoradio ausreichende Ausgangsleistung von einigen Watt braucht man bei 6V einen Übertrager. Mit zwei typgleichen Germaniumtransistoren, aber ohne Ausgangsübertrager: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_ra163b1.html Diese Endstufe enthält einen Treibertrafo, um die beiden Endstufentransistoren symmetrisch anzusteuern. Mit eisenloser Endstufe und Komplementär-Transistoren: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_ra163b.html Lutz |
Autor: | Munzel [ Sa Jul 01, 2023 11:54 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Hallo, röhrenradiofreak hat geschrieben: Kürzlich bin ich über so ein Autoradio gestolpert: https://www.radiomuseum.org/r/autovox_ra163e.html Das Besondere daran ist eine (eisenlose) Gegentaktendstufe mit zwei sehr unterschiedlichen Transistoren: ein Germaniumtransistor AD262 und ein Siliziumtransistor BD162 arbeiten im Gegentakt. So etwas findet man nur sehr selten. Warum hat man das wohl so konstruiert? das war die einfachste Möglichkeit, eine Komplementärendstufe hinzubekommen. Ge-NPN-Typen sind sehr selten. Die bestehenden Ungleichheiten der Signalverarbeitung muß dann halt die Gegenkopplung geradeziehen. Bei irgendeinem Plattenspieler hatte ich das auch gesehen. MfG Munzel |
Autor: | röhrenradiofreak [ Sa Jul 01, 2023 13:34 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Aber AD161 und AD162 waren schon vor AD262 und BD162 auf dem Markt und wurden, auch von diesem Hersteller in einer früheren Version dieses Radios, verwendet. Das alleine kann es also nicht sein. AD262 und BD162 wurden fast nur in Autoradios eines Herstellers verbaut, der in Italien unter dem Namen Autovox, in Spanien unter dem Namen Marconi Espanola anbot. Lutz |
Autor: | yehti [ Sa Jul 01, 2023 14:24 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Ganz so weit weg brauchst du da nicht zu gucken: Blaupunkt hat so eine Tonendstufe in die Farbfernsehgeräte der 2. Generation als Nachfolger der PCL86 eingebaut. Gruß Gerrit |
Autor: | röhrenradiofreak [ Sa Jul 01, 2023 19:12 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Tatsächlich. Dort wurden aber die Typen AD263 und BD163 verbaut, deshalb habe ich das über die Verwendung in rm.org nicht gefunden. Lutz |
Autor: | Optamist [ So Jul 02, 2023 10:00 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Ein paar habe ich noch: Funktechnik 1952, Heft 5 Dateianhang: FT 52-05.JPG Für was diese Werbeanzeige wohl steht? Und hier sollten sich vielleicht Radiobastler angesprochen fühlen? Dateianhang: ELEKTRO-RADIO-PHONO-PRAXIS 1934ak.JPG Und hier riechts nach Ampere: Dateianhang: FS 34-04-026.JPG Spar-Raumklang: Dateianhang: FS 55-06-123.JPG Wenns die Funkschau sagt, also doch "Röhrensockel"? Dateianhang: FS 52-06-VIII.JPG Sonniges Wochenende wünscht Klaus |
Autor: | röhrenradiofreak [ So Aug 13, 2023 19:09 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Kuriositäten |
Um Autofahrer mit Verkehrsinformationen zu versorgen, erfand Werner Hinz, technischer Direktor des Deutschlandfunks, um 1970 den Hinz-Triller, ein Tonsignal, das in normaler Musik oder Sprache nicht vorkommt. Ursprünglich wollte man damit ein Bandgerät starten, das die Verkehrsmeldung aufnimmt und jederzeit abgehört werden kann. Das war für den Einsatz in Millionen Autos zu aufwendig, und so stellte der ADAC an einigen Autobahnraststätten "Infotheken" auf, an denen man die Meldungen abhören konnte. Weil niemand in kurzen Abständen anhielt, um sie abzuhören, war die Aktualität sehr begrenzt. Obwohl der Hinz-Triller heute für Steuerungszwecke nicht mehr benötigt wird, strahlen manche Sender ihn immer noch aus, um auf Verkehrsmeldungen aufnerksam zu machen, denn er ist für das Gehör ziemlich auffällig. Ab 1973 wurde in den deutschsprachigen Ländern das ARI-System eingeführt: UKW-Sender, die Verkehrsmeldungen ausstrahlten, sendeten einen Hilfsträger (57 kHz), der unterschiedlich moduliert wurde, um Verkehrsmeldungen auch hörbar zu machen, wenn das Autoradio leise gestellt war oder wenn eine Cassette lief, und um in Gebieten, wo mehrere Verkehrsfunksender zu empfangen waren, den richtigen zu finden. Die Entwicklung des Decoders war ähnlich wie beim Stereodecoder: anfangs war das ein Spulengrab, später hat man alles in einen IC integriert. An 1988 gab es RDS, das alle Funktionen von ARI und viele weitere Funktionen enthielt und nicht auf die deutschsprachigen Länder beschränkt war. Für Autoradios, die noch kein RDS hatten, gab es eine Übergangszeit, in der beide Signale parallel gesendet wurden. Diese dauerte in Deutschland bis 2003, in Österreich bis 2008. Das war nur möglich, weil RDS so ausgelegt wurde, dass die beiden Systeme sich gegenseitig nicht störten. Trotzdem gab es Anfang der 1990er Jahre einige Autoradios, die beide Sysreme enthielten. Mir sind folgende bekannt: Becker Grand Prix 1302, 1315, 1319 und 1320 Blaupunkt Düsseldorf RCR84, Frankfurt RCM82 Kenwood, KDC-86R, KDC-96R, KDC-654, KDC-752R Philips 22DC587 Pioneer KEX-M830 Sharp RG-F871, RG-F895 Bei diesem Systemwechsel wurden die Nutzer also nicht einfach allein gelassen. Das war oft anders, man denke an die Abschaltungen von DSR, der analogen TV-Ausstrahlung oder des ersten DVB-T-Systems, die jeweils große Mengen eigentlich funktionsfähiger Geräte in Elektronikschrott verwandelten. Gur, der Vergleich hinkt, denn ein Autoradio mit ARI bzw. ohne RDS kann man weiterhin benutzen (bis eines Tages die analogen UKW-Sender abgeschaltet werden). Lutz |
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