Heute löste bei einer Strommessung eine der Schmelzsicherungen in dem Digital-Multimeter aus, das ich aktuell benutze. Bei dieser Gelegenheit schaute ich einmal in die Bedienungsanleitung.
Die üblichen Sicherheitshinweise, die den Weltuntergang verkünden für den Fall, dass der Benutzer sich nicht genauestens an alle Vorschriften in der Anleitung hält, enthalten auch das ausdrückliche Verbot, das Gerät zu öffnen. Man soll es bei Störungen zu einem Fachbetrieb bringen. Das macht bei einem Gerät aus der 12€-Klasse nur Sinn, wenn es ein Fachbetrieb der Entsorgungswirtschaft ist.
In der Tabelle "Problembehandlung" steht u.a., dass die Gerätesicherungen defekt sein können, wenn kein Messwert angezeigt wird, und man diese überprüfen und ggf. ersetzen soll. Auf der nächsten Seite ist beschrieben, wie das gemacht wird. Obwohl darüber steht, dass das nur ein Fachmann tun darf, ist die Beschreibung für jeden formuliert, der einen Schraubendreher halten kann.
Der Wert der Sicherung, die ich ersetzen musste, ist widersprüchlich angegeben: Auf der Platine unterhalb des Sicherungshalters steht 0,2A, verbaut ist aber eine 0,5A-Sicherung. In der Anleitung findet man auf unterschiedlichen Seiten beide Angaben.
Das Gerät enthält eine "NCV-Funktioin", das ist eine berührungslose Spannungserkennung. An der Stirnseite befindet sich ein "NCV-Sensor". Wird dieser in die Nähe einer Wechselspannung gebracht, gibt das Gerät optischen und akustischen Alarm.
Der "NCV-Sensor" besteht aus einem Draht, der an der Gehäusewand zu einer flachen Spirale aufgewickelt ist. Neugierig, ob das funktioniert, hielt ich das Gerät in unterschiedlichen Positionen an verschiedene 230V führende Leitungen. Bei einer einadrigen Leitung funktioniert das, bei einer mehradrigen Leitung nicht zuverlässig.. Diese Einschränkung wird aber in der Anleitung nicht erwähnt.
Anstelle des NCV-Sensors kann man auch die + Messstrippe als Sonde verwenden. Das soll ab 15V funktionieren, funktioniert tatsächlich aber erst ab ca. 100V..
Ein Sicherheitshinweis lautet: "Führen Sie immer eine zweipolige Spannungsprüfung mit einem geeigneten Messgerät durch, bevor Sie Arbeiten an einer Stromleitung durchführen. Die Phasenprüfung sollte stets einpolig durchgeführt werden..." Ja was denn nun? Und ist dieses Multimeter ein "geeignetes Messgerät" dafür? Ein Benutzer, dem auf einer anderen Seite erklärt werden muss, wie die Messleitungen für Spannungs-, Strom- und Widerstandsmessungen anzuschließen sind, kann mit diesem Hinweis sicher nichts anfangen.
Ds Messgerät soll bis zur Messkategorie III bis zu einer Spannung von 500V geschützt sein. In der DIN EN 61010-1, die ausdrücklich genannt wird, gibt es keine Kategorie 500V, aber wenn man interpoliert, muss das Messgerät Spannungsspitzen von über 5 kV verkraften, ohne dass der Benutzer gefährdet wird. Dass das mit den beiliegenden mickrigen Messleitungen möglich ist, wage ich zu bezweifeln.
Abgerundet wird der Unsinn durch Sicherheitshinweise, die sich auf Kapazitätsmessungen beziehen. Das Gerät hat aber keine Kapazitätsmessfunktion.
Lutz
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