Hallo Johannes,
abgesehen davon, dass die Automatik bei den Meersburg Modellen (ausser 6-3D) wegen der
nicht Fernbedienbarkeit im Prinzip eine überflüssiges Feature ist, ist es doch faszinierend damit umzugehen. Es ist schon eine tolle Sache den motorischen Suchlauf zu beobachten, wie er dann bei den jeweiligen Sendern stehenbleibt und besonders die Scharfstellfunktion bei gefundenem Sender ist schon etwas Besonderes.
Um jetzt zumindest den Motorantrieb zu entzaubern habe ich noch einmal, in einer weiter vereinfachten Skizze, die Motorumgebung mit der Motorendstufe hervorgehoben.
Jetzt sollte für 'jeden' das Prinzip erkennbar sein. Die Motorendstufe entspricht einer einfachen, normalen NF-Endstufe. Die Motorwicklung im Anodenkreis entspricht dem üblichen Ausgangsübertrager. Dieser ist, um eine brauchbare Verstärkung zu erzielen als ca. 50Hz Resonazkreis ausgebildet. (Damit wird auch verhindert, dass Modulationsreste des NF-Nutzsignals die Automatik Funktion beeinträchtigen).
Nun zurück zur Endstufe: Sie bekommt die 'Suchlaufspannung' - ein 50Hz Signal aus dem Netztrafo- dem G1 zugeführt. Diese Spannung wird nun in der Röhre verstärkt und erscheint dann im Anodenkreis und somit an der Motorwicklung des Abstimmotors. Zu beachten ist auch die Werthaltigkeit von R95 (1M) über welchen die Gittervorspannung der Endröhre zugeleitet wird (Festlegung des Arbeitspunktes).
Bei gefundenem Sender wird die Suchlaufspannung abgeschaltet, dann übernimmt das Signal aus dem Nachstimmdiskriminator die Scharfeinstellung auf den Sender.
Dateianhang:
Breisgau Automatik-Motor Endst. Suchlauf-neu-net.jpg
Ich denke, dass es mit diesem Schaltungsausschnitt möglich sein sollte den Motorantrieb wieder in Gang zu bekommen. Die Spannungs- und Stromangaben sind reine Orientierungswerte - sie können aufgrund unterschiedlichen Röhrenverschleisses und Netztspannungen etwas abweichen.
Noch einige interessante Neben-Erkenntnisse: Die Endstufe arbeitet auch bei völlig angetrenntem Festfeld unbeirrt weiter. Selbst ein Kurzzschliessen der Festfeldwicklung (bei vorher abgeklemmtem Festfeld) ändert an der Funktion nichts. - Wenn also die ca. 4V~ an Steuergiiter anstehen müssen sie auf jeden Fall verstärkt an der Anode ankommen!
- Vielleicht liegt es tatsächlich an einer schlappen Motorendröhre, wir werden sehen.
Noch ein paar Antworten auf bislang übersehene Fragen: Die defekte Drossel hat nichts mit dem Automatikproblem zu tun. Möglicherweise starb sie an einer Überlastung - vielleicht durch Kurzschluss. Gelegentlich ist auch ein Wicklungsdraht wegoxydiert.
Anhand deiner Dioden-Messung an den Zwerggleichrichtern (Briketts) kannst du dich nicht festlegen, dass eine davon defekt ist. Es handelt sich bei der Variante E62,5C5 intern um die Reihenschaltung von 3 Selenzellen, daher reicht die Messpannung der üblichen Diodentester nicht aus, um die 3 Dioden in den leitenden Zustand zu versetzen. Der andere E12,5C5 Gleichrichter hingegen besteht aus nur einem Selen-Element, welches bei der niedrigen Messpannung bereits leitend wird.
Und auch ich würde, wie bereits vorgeschlagen wurde, den guten MP-Becher Kondensator im Gerät belassen, sofern er keine eindeutigen mechanischen Beschädigungen aufweist.