Schade, dass Du den Beitrag von Oldradio, Verfasst: Di Apr 22, 2014 9:16, direkt nach meinem vorigen Beitrag, nicht beachtet hast.Binser hat geschrieben:Hallo zusammen,
irgendwie ruft mich dieses Thema auf den Plan... Der in weiten Teilen gute Artikel Die deutschen Volksempfänger - wie gut oder wie schlecht waren sie ? gibt die Historie des Volksempfängers nicht vollständig wieder und wirft m.E. ein zu ungutes Licht auf Otto Griessing.
Der Begriff "Volksempfänger" geht in der Tat auf Joseph Goebbels zurück, der zu einem Wettbewerb für ein "einfaches Empfangsgerät für alle Schichten des Deutschen Volkes" aufrief. Es sollte ein Rundfunkgerät zu einer festen Preisbindung sein. 76,- RM, etwa die Hälfte des Preises eines einfachen Einkreisers 1932, sollte das Gerät nicht übersteigen. Da diese Vorgabe von kleinen Radiofirmen nicht zu erfüllen waren, beteiligten sich damals nur die Großen, TELEFUNKEN, BLAUPUNKT und SEIBT. Nur knapp ein halbes Jahr hatten die Bewerber Zeit, ein vollständiges Gerät zu konstruieren. SEIBT "trickste" etwas, und ging mit der Schaltung der Vorjahresmodelle SEIBT 21b an den Start. Diese Schaltung gewährleistete die größtmögliche Flexibilität (RENS 1204 oder REN904, RES 164 oder RE134). Da sie bereits 1930 entwickelt worden war, hatte sie noch die Trafokopplung und eine etwas umständliche Antennenanpassung mit Steckanschlüssen.
Mit den drei Schaltungen wurden nun Empfangsvergleiche an verschiedenen Orten des Reiches durchgeführt und SEIBT erhielt den Zuschlag. Erst nun kam Otto Griessing auf den Plan und entwickelte auf Basis des 21b den VE301. Aus Kostengründen wurde auf eine Schirmgitterröhre verzichtet und die REN904 kam zum Einsatz (welche ohnehin steiler als die 1204 war). Walter Maria Kersting erhielt den Auftrag, das Gehäuse für den VE301 zu entwerfen. Da an ein Parteiinstrument zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken war, erhielt das Gehäuse noch nicht die Prägung mit Reichsadler... ein kleiner Adlerkopf mit Funkwellen war's für's Erste. Mit dem durchschlagenden Erfolg des VE wurden alle deutschen Radiohersteller verpflichtet, das Gerät nach einheitlichen Maßgaben zu bauen um der Nachfrage Herr zu werden...
Viele Grüße,
Jörg
Denn dann hättest Du vielleicht den Link http://www.radiomuseum.org/forumdata/up ... _Vers2.pdf mit dem hervorragenden Artikel von Hans M. Knoll
„Der Volksempfänger „VE 301W“, Mythos und Wirklichkeit!“
gelesen und wüsstest dann, unter Anderem, dass weder Goebbels noch andere Nazis den Begriff „Volksempfänger“ erfunden haben. Schon Jahre zuvor wurden von mehreren Firmen billige Radios als „Volksempfänger“ angeboten, die ab der Einführung des Nazi-Volksempfängers diesen Begriff nicht mehr verwenden durften.
Deine Informationsquelle stammt aus der VE- Jubelpropaganda, wo alle Aspekte des VE so positiv wie möglich dargestellt wurden.
Die hohe Steilheit der REN904 nutzt wenig, da die Verstärkung einer Triode durch dem Verstärkungsfaktor µ bestimmt wird, der bei der REN904 nur 30 beträgt, weshalb das Signal mittels Zwischenübertrager hochgepäppelt werden musste. Diese Technik war 1933 völlig veraltet.
Ciao, Jacob