Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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achim1
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von achim1 »

Hab ich, erhlich gesagt, noch nicht erlebt.
Wenn man sich angewöhnt, vorher Fotos zu machen, die Lötstellen zu markieren, immer nur einen Kondensator nach dem anderen zu tauschen und das Radio nach jedem Wechsel kurz ausprobiert, dann sind Fehler eigentlich sehr unwahrscheinlich.
Von meinen Lieblingsradios hab ich immer ein Musterchassis daneben stehen. Das ist wohl die sicherste Methode bei der Reparatur.

Auch wenn so ein Kondi an unkritischer Stelle sitzt, so hat er doch eine bestimmte Aufgabe die er nur optimal erfüllen kann wenn er die ursprünglichen Werte besitzt. Zumindest den Eros und Wimas sieht man doch in 90% aller Fälle schon optisch an, dass sie nicht mehr in uneingeschränkt funktionstüchtigem Zustand sind. Die Vergußmasse läuft doch nicht grundlos heraus und Wima-Geäuse reißen nicht ohne Ursache ein.

Gemessen am Gesamtaufwand einer Restauration ist der Kondiwechsel doch ein unbedeutender Nebenkriegsschauplatz.
Für mich ist die Reinigung nach wie vor der kritischte Punkt der noch immer nicht optimal gelöst ist.

Gruß,
Achim
Ralf
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von Ralf »

Wenn das Radio vorher mehr schlecht als recht spielt, so hat man mit der C-Kur recht gute Chancen die Funktion zu verbessern.

Ebenso kann man die Funktion verbessern in dem man gezielt nur den einen oder anderen Kondi entlarvt und tauscht.

Letzteres hat den Vorteil das man sich mit der Technik befaßt und auseinander setzt und dabei was lernt. Ebenso bleibt ein Großteil der alten Bauteile erhalten.

Spielt das Radio gar nicht mehr, so ist eine C-Kur eher kontraproduktiv.

Abgesehen davon ist die C-Kur hier auch nicht das Thema.... :hello:
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ColonelHogan9162
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Defekte oder angeschlagene Teerbomber schlagen auch im Signalweg erheblich zu Buche, und zwar mit mäsigem Klang, schwacher bis Nullwirkung der Klangregler bzw Register und Verzerrungen.
Nach dem Wechsel ist in allen Fällen der Klang deutlich hörbar besser.
Selbst wenn einer noch normale Werte zeigt ist es trotzdem nur eine Frage der Zeit, wann auch der die Friedensfahne rausstreckt.
Zumindest ich hab keine Lust, nach nem Halben Jahr wieder ranzumüssen um den letzten Mohikaner rauszuschmeissen

Auf der Netzseite als Entstörer haben die Dinger garnix mehr zu suchen, wenn die durchknallen geht die Luzie richtig ab

Und im Hochspannungsbereich kann so ein Dingens unter Umständen wie gesagt durch nen Teilschluss die Anodenspannung dermassen absenken daß die Arbeitspunkte verschoben sind, was die Röhren killt, gerade wenn die auch noch die Gitterspannungen verändern ist der frühe Tod der Röhre vorprogrammiert.
Ausserdem überlastet das teilweise noch den GR.
Also meine Meinung ist daher: Raus mit den Dingern.
Ein Dampfradio sollte vielleicht äusserlich wie neu aussehen und funktionieren, schaltungstechnisch original sein aber die 50 Jahre können an einigen Stellen ruhig bemerkbar sein, auch das gehört dazu.


Gruss
Andi
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Stefan163
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von Stefan163 »

Hallo,

Zustimmung von meiner Seite. Auch früher hatte ich gedacht, so mancher Kondi kann doch bleiben. Der Originalität wegen.
Nur, ein Gerät soll ja auch zur Benutzung sein, und nicht nur Ziergegenstand. Viele Kondensatoren sind halt beschränkt in ihrer Lebensdauer. UNd als Sündenfall empfinde ich das nicht, diese zu tauschen.
In meinen 1939er Empfängern waren schon genügend Kondensatoren mit Fertigsdaten der Mittvierziger drin, also waren viele Typen schon original nicht sehr dauerhaltbar.
Das z.B. die braunen Wima und die Ero Teerpapier schlecht sind, hatte ich schon als Schüler mitbekommen, vom Fersehmeister und meinem Vater bestätigt. Und das war vor 35 Jahren, als viele Radios noch gar nicht so alt waren.

Zu warten, bis erst ein größerer Schaden eintritt, ist ärgerlich, und manchmal sehr teuer.
Beispiel war ein Lüfter mit Kleinmotor, 34 W. Der Anlaufkondensator bekam nach 25 Jahren einen Schluß, und das tötete die Anlaufwicklung. Da es sich um ein Spezialteil eines verflossenen Herstellers handelte, war nur Neu-Wickeln die Lösung. Kostete mit 300 EUR sogar mehr, als bei manch größerem Motor. Der Meister warnte auch gleich, und riet von der Reparatur des Motors ab, die "sind billiger Neu zu kaufen". Erhöhter Aufwand halt.
Bei Wiederinbetriebnahme der Maschine damals gleich für 4 EUR nen neuen Kondensator rein, hätte viel Geld gespart.

Originalität das Eine, sichere Funktion das wichtigere. Ob jetzt Tarnen sein muß, ich mache das nicht. Es soll funktionieren.

Grüße Stefan
achim1
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von achim1 »

Ausserdem kann man den Kondensatoren ja ohne allzuviel Arbeit ein perfektes Originalaussehen verpassen wenn man darauf Wert legt.

Gruß,
Achim
polynom
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von polynom »

Hallo Paulchen

Nicht so selten, dass nach dem großen Eingriff das Radio nicht mehr funktioniert. Solche Eingriffe sollten besser in Teilschritten erfolgen, um zwischendurch einen Fehler auf eine bestimte Maßnahme zurück verfolgenzu können. Zeit lassen um die richtige Bauteilgröße, zum Original exakt zu vergleichen.
Bei etwas Mühe und Konzentration stimmt der Erfolg am Ende jeden zufrieden und erfüllt manch einen mitunter mit etwas Stolz.

Beste Grüße von D.-Jürgen
klausw
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Re: Was ist denn da passiert? Weißes Pulver im Gehäuse

Beitrag von klausw »

Um jetzt mal von der "Grundsatz"diskussion des Wechselns oder Nichtwechselns von Altkondensatoren wieder etwas wegzukommen:

Hat sich denn mittlerweile geklärt, wozu das weiße Pulver (Talkum ?) vom Reparateur verwendet worden war?

k.

k. steht für klaus

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(Friedrich II.)