Grundig 1088 Röhrenradio defekt - Reparaturhilfe erbeten

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sanduhrgucker
Philetta
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Kurzupdate

Beitrag von sanduhrgucker »

Vor den Arbeiten nochmal getestet:
Gerät mit Vorschaltlampe(60W) kurz eingeschaltet -> Lampe brannte recht hell. Sicherung blieb drinn.
Bisher sind etwa die Hälfte der Kondensatoren getauscht. Mann ist das eine Fummelei ;-) Macht aber auch mächtig Spaß.

Die Bauteile die ich ausgebaut habe, habe ich mal durchgemessen -> entweder hatten sie ein fünftel oder das fünffache des aufgedruckten Wertes.
Einen echten Defekt habe ich aber (bisher) noch nicht ausmachen können.

Ich geh doch recht der Annahme, das wenn eine Röhre defekt wäre es _keinen_ Kurzschluss gibt oder? Die brennt doch wie eine Glühbirne durch ohne eine Kurzen zu hinterlassen oder?
Da wäre dann auch die Frage nach dem Röhren testen. Ist das mit meinen Hausmitteln möglich, oder hat vielleicht jemand von euch Profis ein Röhrentestgerät und bietet kleine Hilfe an?

Habt Ihr noch tips worauf der nächste Verdacht fallen sollte? Oder sollte ich inzwischen rein nach Plan vorgehen und nach dem Trafo alles durchmessen?

Gruß
Rene´
DAC324
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Re: Grundig 1088 Röhrenradio defekt - Reparaturhilfe erbeten

Beitrag von DAC324 »

Hallo,

Saba78 hat freundlicherweise schon den relevanten Teil des Schaltplans gepostet. C53 und C42 sollten auf jeden Fall gewechselt werden.

Als Erstes kann bereits das Schadbild der durchgebrannten Original-Sicherung einen ersten Hinweis auf den Fehler geben. Ist der Glaskörper schwarz, liegt der Fehler auf der Primärseite des Netztransformators. Ist der Glaskörper hingegen klar und nur der Sicherungsdraht durchgeschmolzen, liegt der Fehler auf der Sekundärseite.

Ich würde mich nun vom Netztrafo aus schrittweise in Richtung Gerät arbeiten:

1. Verbindungen vom Gleichrichter (beide!) zum Netztrafo sowie Heizkreis ablöten (rosa und blaue Drähte)
-> leuchtet die Vorschaltlampe immer noch hell? -> Netztrafo defekt
2. Leuchtet die Vorschaltlampe nicht mehr hell -> schrittweise weitermachen:
3. Heizkreis (blau) wieder anlöten, alles andere noch ab lassen
4. Funktioniert der Heizkreis ohne zu hohe Stromaufnahme? Jetzt erst mal Verbindung vom Gleichrichter zu C63 auftrennen und den Gleichrichter allein wieder anschließen.
5. Immer noch normale Stromaufnahme? Wird auch nichts warm? Dann Verbindung vom C63 zum Ausgangstrafo auftrennen und den C63 wieder mit dem Gleichrichter verbinden.
6. Immer noch normale Stromaufnahme? Verbindung des C63 mit dem Ausgangstrafo wieder herstellen. Vorher aber die EL84 ziehen und die Verbindung R38 zu C64 sowie vom C64 in die restliche Schaltung auftrennen.
7. Erst wenn bei all diesen Schritten die Stromaufnahme normal bleibt (Vorschaltlampe glimmt nur dunkel) wieder die Verbindung mit dem C64 herstellen.
8. Wenn erst NACH diesem Schritt die Stromaufnahme wieder ansteigt, ist C64 defekt.
9. Verbindung mit restlicher Schaltung wieder herstellen. Geht jetzt die Stromaufnahme hoch, liegt der Fehler irgendwo in der Anodenspannungszuführung der restlichen Schaltung (meist Isolationsfehler - den entsprechenden Draht genau prüfen!).
10. Ist die Stromaufnahme immer noch normal, die EL84 wieder stecken. Geht jetzt die Stromaufnahme hoch (helle Vorschaltlampe, trotz erneuertem C53), dann hat die Röhre Gitteremission und muss getauscht werden.

Ich glaube aber, dass man gar nicht so weit gehen muss. Die Ursachen für eine solcherart erhöhte Stromaufnahme liegen meistens im Netzteil. Ich befürchte allerdings, dass hier der Netztrafo durch vorangegangene Versuche der Inbetriebnahme gegrillt wurde. In den meisten Fällen sind bei Geräten dieser Bauart Gleichrichter und/oder Netzteil-Elkos defekt und reißen den Trafo mit ins Verderben. Kurzschlüsse im Heizkreis sind seltener, können aber z.B. durch defekte Skalenlampenfassungen oder Isolationsfehler im Heizkreis auch vorkommen.

Viel Erfolg bei der Fehlersuche!

Beste Grüße
DAC324
sanduhrgucker
Philetta
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Update

Beitrag von sanduhrgucker »

Hallo DAC324!

vielen Dank für deinen Fahrplan!

Alle Papierkondensatoren und die Sicherung wurden getauscht.
Die Werte dieser waren entweder 1/5 des aufgedruckten, oder das fünffache. Ein Kondensator war komplett durch.
DAC324 hat geschrieben:Hallo,
Ich würde mich nun vom Netztrafo aus schrittweise in Richtung Gerät arbeiten:
1. Verbindungen vom Gleichrichter (beide!) zum Netztrafo sowie Heizkreis ablöten (rosa und blaue Drähte)
-> leuchtet die Vorschaltlampe immer noch hell? -> Netztrafo defekt
Nein, Lampe glimmt nur noch schwach.
DAC324 hat geschrieben: 2. Leuchtet die Vorschaltlampe nicht mehr hell -> schrittweise weitermachen:
3. Heizkreis (blau) wieder anlöten, alles andere noch ab lassen
Die Lampe leuchtete jetzt etwas heller.
DAC324 hat geschrieben: 4. Funktioniert der Heizkreis ohne zu hohe Stromaufnahme? Jetzt erst mal Verbindung vom Gleichrichter zu C63 auftrennen und den Gleichrichter allein wieder anschließen.
Die Lampe leuchtete nur beim einschalten kurz etwas heller, dunkelte nach ein paar sekunden dann zu einem "deutlichen glimmen ab".
DAC324 hat geschrieben: 5. Immer noch normale Stromaufnahme? Wird auch nichts warm? Dann Verbindung vom C63 zum Ausgangstrafo auftrennen und den C63 wieder mit dem Gleichrichter verbinden.
Die Lampe leuchtete nur beim einschalten kurz etwas heller, dunkelte nach ein paar sekunden dann zu einem "deutlichen glimmen ab".
DAC324 hat geschrieben: 6. Immer noch normale Stromaufnahme? Verbindung des C63 mit dem Ausgangstrafo wieder herstellen. Vorher aber die EL84 ziehen und die Verbindung R38 zu C64 sowie vom C64 in die restliche Schaltung auftrennen.
7. Erst wenn bei all diesen Schritten die Stromaufnahme normal bleibt (Vorschaltlampe glimmt nur dunkel) wieder die Verbindung mit dem C64 herstellen.
8. Wenn erst NACH diesem Schritt die Stromaufnahme wieder ansteigt, ist C64 defekt.
9. Verbindung mit restlicher Schaltung wieder herstellen. Geht jetzt die Stromaufnahme hoch, liegt der Fehler irgendwo in der Anodenspannungszuführung der restlichen Schaltung (meist Isolationsfehler - den entsprechenden Draht genau prüfen!).
10. Ist die Stromaufnahme immer noch normal, die EL84 wieder stecken. Geht jetzt die Stromaufnahme hoch (helle Vorschaltlampe, trotz erneuertem C53), dann hat die Röhre Gitteremission und muss getauscht werden.
Es bleibt dabei, dass die Lampe nur beim einschalten kurz etwas heller leuchtet, und nach ein paar sekunden dann zu einem "deutlichen glimmen" abdunkelt.
Ich glaube mich verlassen hier wieder die Ideen (und eure Vorschläge).
Vielleicht sollte ich es doch in fähigere Hände geben - hat jemand Interesse?


Gruß
Rene´
DAC324
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Re: Grundig 1088 Röhrenradio defekt - Reparaturhilfe erbeten

Beitrag von DAC324 »

Hallo René,

Schwaches Glimmen der Lampe ist doch schon mal gut. Ganz aus geht sie nicht (soll sie auch nicht). Wenn man jetzt EL84 und EABC80 steckt, bleibt es beim Glimmen der Lampe? Gerät jetzt mal auf "Tonabnehmer" (TA) schalten und mit einem metallischen Schraubenzieher nacheinander beide Buchsen des TA-Eingangs berühren. Ist da etwas zu hören?


Beste Grüße
DAC324

P.S.: Ich kann mir das gute Stück auch gerne mal persönlich anschauen, müsste dafür natürlich wissen, wo es im Moment "wohnt".