Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

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drahtfunk
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von drahtfunk »

Nun, nach einigen Jahren in Benutzung, verstummte das Gerät plötzlich während des Betriebes.

Die Abstimmanzeige reagierte nach wie vor auf die veränderte Abstimmung, aber kein Ton oder Brummen ließ sich hören.
Da mit einem einfachen Röhrentausch im NF- Bereich keine Änderung eintrat,kam das Gerät nochmal auf den Arbeitstisch.
Bei der Spannungsmessung ergab sich an der Anode des Triodensystems der EABC 80 eine Spannung von 0,5 V. Anliegen sollten dort 65 V.
Ein defekter Widerstand (R 29) war die Ursache. Statt 220 kOhm war da gar nichts mehr.
Diese typischen grünen DDR- Standardwiderstände 0,25 W mit axialen Drahtanschlüssen. Sonst kenne ich diese Typen als ausgesprochen langlebig.

Ein sofortiger Ersatz des R 29 brachte die volle Klangfülle zurück.

Wenn nur alle Reparaturen so einfach und schnell gingen!

Grüße
drahtfunk
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von edi »

drahtfunk hat geschrieben:Bei der Spannungsmessung ergab sich an der Anode des Triodensystems der EABC 80 eine Spannung von 0,5 V. Anliegen sollten dort 65 V.
Ein defekter Widerstand (R 29) war die Ursache. Statt 220 kOhm war da gar nichts mehr.
Diese typischen grünen DDR- Standardwiderstände 0,25 W mit axialen Drahtanschlüssen. Sonst kenne ich diese Typen als ausgesprochen langlebig.
Stimmt- sowas war bisher äußerst selten.

Hatte ich bisher nur einmal bei meinen Restaurierungsgeräten, es gab ähnliche mit roter Lackierung, da hatte ich schon mehrere Fälle.
Da hat der Zahn der Zeit genagt- Luftfeuchtigkeit konnte durch den Lack diffundieren, und eine Oxydschicht zwischen Kappe und Kohleschicht aufbauen. An der Kante der Kappe ist die Lackschicht sowieso wesentlich dünner.

Nichbenutzung, Lagerung in Kellern oder auf Böden, Kälte und Feuchtigkeit sind Treiber dieses Effekts.
Radios sind da wie wir, sie wollen geliebt, und auch so behandelt werden.

Hauptsächlich betroffen sind hochohmige Widerstände, >100 kOhm, die niederohmigeren bisher nicht.

Bei Widerständen, wenn mal aus irgendeinem Grunde ausgebaut, oder auch bei unbenutzten Altteilen vor dem Einbau, sollte man heutzutage schon eine Kontrollmessung vornehmen, Wert über Toleranz -> Tonne, denn wenn die Toleranzgrenze überschritten ist, wird dies weitergehen.

Radios dieser Zeit haben nun mal über 60 Jahre auf den Lampen. Das wird nun öfter vorkommen.
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paulchen
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von paulchen »

Mit der gleichen Bauform, nur eben 1/10W hatte ich hier mal hier
[lnk]https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=22&t=9560&p=90551&hilit=widerst%C3%A4nde+1%2F10W#p90551[/lnk]
meine Probleme.
Die 1/4 kannte ich bis dahin auch als robust, habe da allerdings auch schon Fälle gehabt, wo die Kappe nur noch rauf gesteckt war und bei der geringsten Belastung abging. Ergo für mich - taugt scheinbar nach fast 60 Jahren auch nicht für die Ewigkeit.
Den kleinen davon begegne ich nur noch mit massivsten Mißtrauen. Danach habe ich mich auch eine gute Zeit lang geweigert ein REMA anzufassen. Ich hatte damals den Kanal voll davon bzw von diesen Widerständen.

paulchen
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drahtfunk
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von drahtfunk »

paulchen hat geschrieben:Mit der gleichen Bauform, nur eben 1/10W hatte ich hier mal hier
[lnk]https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=22&t=9560&p=90551&hilit=widerst%C3%A4nde+1%2F10W#p90551[/lnk]
meine Probleme.
Die 1/4 kannte ich bis dahin auch als robust, habe da allerdings auch schon Fälle gehabt, wo die Kappe nur noch rauf gesteckt war und bei der geringsten Belastung abging. Ergo für mich - taugt scheinbar nach fast 60 Jahren auch nicht für die Ewigkeit.
Den kleinen davon begegne ich nur noch mit massivsten Mißtrauen. Danach habe ich mich auch eine gute Zeit lang geweigert ein REMA anzufassen. Ich hatte damals den Kanal voll davon bzw von diesen Widerständen.

paulchen
Na, mein Lieber, herzliche Grüße aus dem Berliner Norden! Leider fehlt mir oft die Zeit für dieses Forum.

Mit den von Dir angesprochenen kleinen Widerständen habe ich auch schon die abenteuerlichsten Abweichungen erlebt. Und das auch vielmals mit neuen, unbenutzten Widerständen aus Altbestandslagern. Die Farbpunkte sehen aus, als wären die von Hand einzeln aufgetupft.
Mit dieser Farbkodierung machte die Rundfunkindustrie der (größten) DDR (der Welt!) einen ersten Schritt der Angleichung an internationale Normen, wie auch die Einteilung der Werte nach dem damals neuen System.
Von diesen punktierten Winzlingen mit abenteuerlichen Werten und Blechkontaktzungen hatte ich vor etlichen Zeiten einen Karton voll bekommen. Immer drei oder vier Punkte drauf. Bei etwa zwei Drittel der Menge stimmten die Meßwerte bei Weitem nicht mit dem Wert des Farbkodes überein.
Einfach wegwerfen war mir nichts. So habe ich die Menge fotografiert und im Internet angeboten. Mit dazu geschrieben, daß die Widerstandeswerte nicht zu der Kodierung passen. Es setzte ein reges Gebotstreiben ein und am Ende gab es einen guten Betrag. Wer weiß, bei welchem Kunstprojekt die Dinger jetzt ihren Dienst tun?
Ein ähnliches Beispiel hatte ich mit einer Röhre AD 1, die ich mit einem Posten Altröhren bekam. Sie hatte einen Fadenbruch. Auch ein Ablöten des Sockels und Nachmessen brachte keinen Erfolg.
Ich bot das bauchige Ding so beschrieben im Netz an, und: dasselbe Spiel. Am Ende für über hundert Euro nach Japan verkauft. Was da wohl mit dieser strahlungsarmen Röhre passiert ist?
Das zeigt auch wieder, daß man im Netz alles loswird und gar nichts wegwerfen muß. Dementsprechend werden ja auch immer wieder Dutzende blinde Anzeigeröhren angeboten und verkauft.

Aber zurück zum Eingangsthema. Das Eigenartige bei dieser Widerstandsbauform ist aus meiner Beobachtung, daß diese Type mit aufderucktem Widerstandswert wesentlich zuverlässigere Werte zeigt , als die farbkodierte Variante. Wohl unterschiedliche Herstellungszeiten. Interessanterweise hatten die leistungsmäßig größeren Widerstände dieser Bauart nie diese Farbpunkte.
Die kleinen Typen sind indes Anfang der 60er Jahre reichlich bei der damals beginnenden Leiterplattenbestückung eingesetzt worden. Erhaben als "gedruckte Schaltung" bezeichnet.

Ansonsten ist das Thema 'falscher Widerstandswert' vor allem bei Werten über 100 k Ohm in historischen Geräten ein bekanntes Thema. Und das herstellerübergreifend. Beispiele hierfür die Gitterwiderstände in Geräten der 30er Jahre.

Einen REMA habe ich aktuell auch im täglichen Gebrauch. Es ist ein Rema 2001, der mich durch authentische Klangwidergabe erfreut.
Der kam vor einigen Jahren zu mir, gerettet aus dem Sperrmüll. Völlig mit Kalkstaub zugesetzt, innen wie außen und seiner Lautsprecher beraubt.
Nach dem peniblen Reinigen zeigte sich, abgesehen von einem Blumevasenring, ein vortreffliches Gehäuse. Nach Beschaffen und Einbau der beiden L 2259 PBO bot das Gerät die volle Funktion, auf allen Wellen.
Neuerdings kommt hier allerdings ein gewisses Baßdröhnen an den Gehäusdeteilen, dem ich demnächst mal nachfühlen will.

Grüße
drahtfunk
Zuletzt geändert von drahtfunk am Mi Feb 12, 2025 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von drahtfunk »

edi hat geschrieben: Stimmt- sowas war bisher äußerst selten.

Natürlich habe ich - wie bestimmt jeder hier- in der Vergangenheit unzählige Geräte ausgeschlachtet. Als Beifang bleiben dann auch die jeweiligen, scheinbar unterwertigen Teile auf dem Tisch liegen. Daher habe ich baugleiche Widerstände in der Sortierkiste, aus der ich mich dann gelegentlich bediene. So bleibt das Radioinnere optisch unverändert.
Aber immer eine Kontrollmessung vor dem Einbau oder wie neulich, eine gezielte Messung auf einen Wert. Hier für ein Vielfachmeßgerät "Mellenbach III", den ich (noch) immer wieder und gern bei der Fehlersuche verwende. Aber das Ding verzeiht auch keine hohe Spannung im falschen Meßbereich. So kam das Gerät, von einem Kollegen ausgesondert, zu mir.
Inzwischen habe ich drei Stück davon. Dieser dünne rote Glaszeiger beeindruckt mich immer wieder.

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paulchen
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Re: Die kleine Restaurierung für zwischendurch: Halle 5120

Beitrag von paulchen »

Auch Du sei mir nach der langen Zeit gegrüßt! Schön mal wieder von Dir zu lesen.

Ja, die "großen" grünen (auch mit den Blechzungen als Anschluß) sind in der Tat erheblich robuster. Aber eben auch da hatte ich schon Anschlußdraht mit Kappe in der Hand und konnte nach dem zusammenfürgen wieder den geforderten Widerstandsdraht messen. Nur eben war das nun einen Wackelwiderstand...
Aber wie Du schon schreibst, die kleinen sind ein Graus. Schlimmer als die Massekohlewiderstände westlicher Bauart.

REMA´s sind schon feine Geräte. Die späteren Radios (dazu gehören dann die 8001, 2001 etc) sind im Prinzip mit Standardbaugruppen aufgebaut, bringen aber einen schönen Klang bei gleichzeitig gutem Empfang.
Wenn man allerdings diesen Weg der Tränen wie ich bei dem 8001 gegangen ist, hat man danach erstmal die Faxen dicke davon. Später ist mir nochmals ein 8001 Stereo (schon mit einem nachbauten Stereodecoder) auf den Tisch gekommen. Mächtiger Klang und sehr gute Alltagstauglichkeit. Zum Glück lief da alles nach den Wünschen des Besitzers, nur mechanische Probleme waren zu beheben.
Bis heute mache ich eher einen Bogen um diese Dinger. Letzter REMA hier vor Jahren war ein Tenor II.
Die alten REMA waren da wie ich finde was besonderes in ihren teilweise eigenwilligen Lösungen.

paulchen ...aus dem südlichen Süden vor B