Beethoven- Ruine

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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drahtfunk
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Beethoven

Beitrag von drahtfunk »

Hallo,

dieses hier schon angesprochene...

Bild

...leidige Aufplatzen der Messinghohlnieten der Poti- Vernietung ärgert mich auch sehr.
Typisch für die RFT- Geräte aus der Zeit Ende 50er bis Anfang 60er Jahre.

Ursache ist offenbar durch starke Luftfeuchtigkeit aufgequollenes Pertinax der Zwischenebnen der Potis, das die sehr dünnen Messingnieten sprengen läßt.

Momentan stehen hier auch ein 'Weimar 4860' und ein 'Oberon', mit genau diesem Problem.

Etliche solcher Potis habe ich schon repariert. Entweder verniete ich neu oder verschraube mit M2- Schrauben.
Schwieriger ist die Reparatur bei den -wie abgebildet- kleinen Bauarten von RFT, die bis Anfang der 60er Jahre verwendet wurden. Passende Nieten fehlen hier.

Gelegentlich verwende ich Potiteile von Schlachtgeräten, da gelegentlich Einzelteile verlustig gehen.

Gruß drahtfunk

Edit Mod. Niko: Ich habe mir mal erlaubt, das Bild auf die richtige Größe zu verkleinern...
Schützt unsere Muttersprache!

Im übrigen:

Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!
edi
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Beitrag von edi »

Hallo, Eisenkern,

Vielen Dank, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, nochmal in Ihre Beethovens zu schauen- so weiß ich jetzt, daß die Beschaltung offensichtlich so richtig ist, wie ich es für richtig halte.
Ich dachte schon, ich bin doof...
:-)

Hätte ja durchaus eine beabsichtigte Variante sein können, und die Übersteuerung noch ein unentdeckter Fehler.

So kann ich den elektrischen Teil der Restauration heute abschließen.

Mir der korrekten Beschaltung und KSP 215 klingt das richtig gut.
Satte, watteweiche Bässe, und wenn man das Gehäuse oder die Drehknöpfe anfäßt, spürt man die Bässe- phantastisch !

Dann kam heute vormittag von Jean Berlin der passende große Lautsprecher, ein LP536.
Stabiler Gußkorb, wie aus einem Stück gehauen, ein Mordsteil, da mußten die Rochlitzer sogar iin der Gehäuseoberplatte eine Aussparung lassen, und auch unten sind nur einige Millimeter Platz. Der KSP ist gegen den 536 richtig grazil.

Und wie beschrieben- mit dem 536 kommen die Bässe knochentrocken. Auch hier sind die Bässe zu spüren.

In Der Lautsprecheraussparung ist eine schmale Querleiste, die soll wohl das Schwingen des Bespannstoffs im Zaum halten... diese Querleiste ist angebrochen -das Gerät war ja ziemlich ramponiert. Mit dem KSP kein Problem... aber nun kommt's, kaum zu glauben...: Der 536 macht soviel Druck, die Bruchstelle scheppert jetzt !
Ich werde die Leiste auf jeden Fall ersetzen müssen.

So bleiben mir dann noch die Höchtöner und Schönheitsreparaturen... Gehäuse, Zierleisten, das rostige Chassis, auch die Skale ist arg ramponiert- die Bedruckung hat viele Fehlstellen, ist unterwandert und rissig, aber größtenteils fest. Ich werde erstmal mit Siebdruckfarbe reparieren müssen, und versuchen, eine gute Skalenscheibe zu bekommen.

Übrigens war noch eine Merkwürdigkeit zu verzeichnen- zwischen den feinverzahnten Kupplungsrollen des Duplex- Skalentriebs waren 2 dünne Gummischeiben drunter... dadurch funktionierte der Skalentrieb schlecht- nach dem Entfernen der Gummis- funktioniert der Skalentrieb auch wieder gut. Die Gummischeiben sind aber nicht selbstgeschnitten... ich frage mich, ob das nicht evtl. auch schon drin war.

Zumindest die Technik funktioniert jetzt wieder, erstaunlich bei dem ehemals miesem Zustand,
und der Klang ist sicher auch etwas besonderes. Werde ich dann sehen, wenn auch noch die passenden Hochtöner drin sind.

Erst mal Dank an Eure Mithilfe- nächste Woche stelle ich den technischen Teil des Restaurationsberichts ein.

Ein schönes Wochenende wünscht

Edi
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Gummischeiben?

Beitrag von nordmender »

Hallo edi,
diese hauchdünnen Gummischeiben waren im Original im Duplex-Antrieb der Rochlitzer Geräte.

Gruß nordmender!



Übrigens war noch eine Merkwürdigkeit zu verzeichnen- zwischen den feinverzahnten Kupplungsrollen des Duplex- Skalentriebs waren 2 dünne Gummischeiben drunter... dadurch funktionierte der Skalentrieb schlecht- nach dem Entfernen der Gummis- funktioniert der Skalentrieb auch wieder gut. Die Gummischeiben sind aber nicht selbstgeschnitten... ich frage mich, ob das nicht evtl. auch schon drin war.
Wer mit der Röhre hört,der hört,wie es richtig röhrt :D
Eisenkern
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Beitrag von Eisenkern »

Hallo Edi,

es zeigt sich mal wieder, das auch merkwürdige Fehler nicht einzigartig sein müssen. Wirklich unberührte Geräte sind selten geworden und das sieht man keineswegs immer auf den ersten Blick.
Vielleicht haben die Potis schon früher öfters Probleme gemacht und wurden deshalb repariert oder gar getauscht.
Merkwürdig ist jedoch, das selbst auffällige Fehler nach erfolgter "Reparatur" nicht korrigiert worden sind.

Schön jedenfalls, das Ihr Beethoven nun wieder ordentliche Klänge von sich gibt. Mit den richtigen Hochtönern kommt noch eine ausserordentliche Reinheit der Wiedergabe dazu. Die aufwendige NF Schaltung, kombiniert mit den originalen Lautsprechern, macht den Beethoven zu einem besonders bemerkenswerten Großgerät.
So sollte man ihn auch belassen bzw. dementsprechend restaurieren.
Für den weichen Klang gibt es genügend andere schöne Geräte.

Die Gummischeiben gehören wie Nordmender schon sagt, zu den Originalteilen der Kupplung. Sie dienen als Mitnehmer zwischen den Metallteilen. Es geht aber offensichtlich auch ohne. Beim Beethoven wurde eben an nichts gespart.
:)

Gruß Henry
edi
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Beitrag von edi »

Vielleicht haben die Potis schon früher öfters Probleme gemacht und wurden deshalb repariert oder gar getauscht.
Merkwürdig ist jedoch, das selbst auffällige Fehler nach erfolgter "Reparatur" nicht korrigiert worden sind.
Ich habe gerade ein Bild von einem Forenkollegen bekommen, da ist wieder die andere Beschaltung, die ich in meinem Gerät vorfand, drin. Allerdings sieht die sonstige Beschaltung auch etwas anders aus- möglicherweise handelt es sich wieder um eine andere Version des Beethoven.
Möglicherweise wurden wirklich Potis gewechselt, und nach Kenntnis einer bestimmten Version "reverdrahtet". Wie beschrieben... merkwürdigerweise ging das so durch- obwohl der Klang doch wesentlich anders ist.

Ebenso merkwürdig ist die Sache mit den Gummischeibchen... ich werde versuchen, diese durch wirklich hauchdünne Scheiben zu ersetzen. Die Funktion der Scheiben ist mir schon logisch... allerdings sind die in meinem Gerät... einfach zu dick, und das Schiebe/ Raststück kann nicht mit dem optimalen Anpreßdruck die Verbindung herstellen. Vielleicht hat sich auch das Gummimaterial im Laufe der Jahrzehnte verändert.

Edi