olaf utang hat geschrieben:Hallo,
es ist schon richtig, dass DKE und VE aus politischen Gründen nur den gleichgeschalteten Ortssender empfangen sollten. Das konnten diese Geräte damals an den meisten Standorten ohne aufwändige, teure Antennenanlagen, wie sie die Radiopioniere der 20er und 30er in der Zeit davor installiert hatten. Vermutlich hat sich die Politik/Propaganda darauf verlassen, dass diejenigen, die sich "nur" einen DKE oder VE leisten können, auch nicht das Geld für eine teure Antennenanlage aufbringen konnten. Damals wurde Antennenanlagen noch sehr streng kontrolliert und mussten sachgemäss ausgeführt sein, mit Eierketten-Isolatoren und solider Möglichkeit zum Erden.
....Wenn man zeitgenössische Berichte liest, dann haben die meisten einen DKE oder VE benutzt, um -wie auch immer- "Feindsender" zu hören und nicht die ausgereifteren Superhets, die ohnehin zum grössten Teil im Besitz des braunen Establishments waren.
Viele Grüße,
O.U.
Na ja, die VE (und später DKE) wurden ja in erster Linie entwickelt, um breite Bevölkerungsschichten überhaupt mit einem Radio versorgen zu können. Und zwar
die Bevölkerungsschichten, die sich die am Markt befindlichen Geräte nicht leisten konnten.
Das Ganze natürlich, um auf diese Weise nicht nur Musik, sondern auch Propaganda in möglichst alle Haushalte schleusen zu können, da die braunen Machthaber die Strahlkraft des Rundfunks erkannt hatten und konsequent nutzen wollten.
Die Geräte waren technisch nicht revolutionär: man kann eigentlich sagen, dass das bereits auf dem Markt Befindliche noch einmal abgespeckt wurde (z.B. Wegfall von Anschlüssen für TA und 2. Lsp, keine Skalenbeleuchtung, einfachstes Gehäuse, primitiver Skalenantrieb etc.), um den Preis so niedrig zu halten, dass die o.a. Bevölkerung das Gerät kaufen konnte.
Die Spulen waren dabei eigentlich das Highlight im Gerät, denn die waren wirklich nicht schlecht. Vergleichbare Geräte, wie Nora W20L, hatten schlechteres
http://www.radiomuseum.org/r/nora_w20l.html
Nichtsdestotrotz ist es natürlich so, dass andere Geräte durchaus für breite Schichten der Bevölkerung erschwinglich waren. Insbesondere die heute noch vorzufindende hohe Zahl von Geräten der Mittelklasse aus den Jahren 1936 - 1939 (Musterbeispiel: MENDE)zeigt, dass nicht nur "Parteibonzen" sich besseres, als den VE leisten konnten (meine Urgroßeltern waren weder reich noch Parteibonzen, dennoch habe ich einen Telefunken 755W geerbt). Die Preise der besseren Geräte sanken nämlich, was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt, kontinuierlich, wobei insbesondere die ab 1938 verbauten Stahlröhren zu einem sprunghaften Anstieg der Superhetverkäufe beitrugen, weil sie ermöglichten, sehr leistungsfähige Empfänger preiswert herzustellen.
Der 1938 neben dem revidierten 301 am Markt eingeführte DKE hatte schließlich das Ziel, auch den wirtschaftlich "ärmsten" Haushalt noch mit Propaganda zu erreichen, bzw. als Zweitgerät Verwendung zu finden, damit auch wirklich überall Radio gehört werden konnte.
In den großen Betrieben gab es überdies Gemeinschaftsempfang, zugleich wurden für bestimmte Übertragungen alle deutschen Sender zusammengeschaltet, so dass man auch wirklich die Reden der Partei überall hören konnte (das bessere Wört wäre: hören musste, d.h. keiner entkommen konnte oder einfach auf einen Musiksender umschaltete).
Was nun den "(Fern)empfang" anbelangt:
Natürlich sollte mit den VE der Ortssender jederzeit problemlos empfangbar sein. Das war die Basisanforderung (zeitgenössische Kataloge sprechen davon, dass "der Deutschlandsender überall empfangbar" sei), denn ansonsten hätte das Gerät ja keinen Sinn gemacht. Folglich wurde auch eine entsprechende Senderdichte geschaffen.
Was nun den Empfang von "Feindsendern" anbelangt: die wurden natürlich mit allen Radiotypen gehört. Für empfangsschwache Geräte wie die VE natürlich nur dort, wo die "Feindsender" mit so hoher Leistung ausgestrahlt wurden, dass ein empfangsschwaches Gerät dies empfing.
Dennoch konnte man natürlich im grenznahen Raum zu allen Zeiten auch mit einem VE ausländische Sender empfangen, denn das Gerät hatte ja keine eingestellten Festfrequenzen.
(So was wurde z.B. hier realisiert, wenngleich Nachkrieg: nur 3 fest eingestellte empfangbare Sender:
http://www.radiomuseum.org/forum/orion_ ... radio.html )
Gruß
k.