Neuanfertigung einer Philetta-Taste

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achim1
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Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von achim1 »

Einige der Tasten meiner Philettas sehen nicht mehr besonders schön aus. Angefressene Kanten, Verfärbungen und kleine Ausbrüche trüben das optische Bild.
Also hab ich versucht, die Tasten komplett neu anzufertigen.

Gruß,
Achim
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von radio-hobby.de »

Unschlagbar!
Viele Grüße,
Georg N.
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
uli12us
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von uli12us »

Schön gemacht, ich bin mal gespannt wie lange das hält. PMMA ist ja jetzt nicht unbedingt für seine Langzeitstabilität und grosse Zähigkeit bekannt. POM (Nylon) natur würde sich da sicher hervorragend dafür eignen.

2 Fragen dazu, diese Nasen und Kerben auf der Form. Ist das ein quasi Formkasten der im Zahntechnikbereich standardmässig verwendet wird, bzw wenn nicht woher stammt das Teil.

Farbkonzentrat, heisst das, dass die Farbe flüssig oder wahrscheinlich eher teigig ist, so ähnlich wie die Abtönfarben ausm Baumarkt. Oder handelts sich dabei um irgendwelche Pülverchen.
achim1
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von achim1 »

PMMA ist chemisch Plexiglas. Wieso soll das nicht langlebig sein? Zahnprothesen werden aus diesem Material gemacht und die erreichen spielend eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten.
POM ist ein genialer Kunststoff, nur leider nicht gießbar.
Aber es stimmt natürlich, dass man bei manueller Polymerisation nie die Qualität eines industriell hergestellten Kunststoffes erreichen kann. Aber für
Die Kerben sind einfach mit dem Skalpell frei Hand eingeschnitten, die Nasen sind das Gegenstück wenn von oben her der Deckel gegossen wird. Man könnte natürlich auch, wie im Formenbau üblich, Passerstifte setzen, aber der Aufwand rentiert nicht. Die Form überlebt max 5 Ausgüsse. Das Monomer setzt dem Silikon stark zu. Nachteilig bei PMMA ist auch der relativ hohe Schrumpf bei der Polymerisation. PU-Harze wären da allemal besser, aber ich habe keines gefunden, das eine ausreichende Transluzenz hätte. Die beige-opaken Tasten im Bild sind aus PU. Das kommt farlich nicht annähernd an das Elfenbein der Philetta hin.

Der "Formkasten" ist einfach der Deckel einer Sprühdose. Ausser dem Silikon ist da nichts dran, was nicht in jedem Haushalt verfügbar wäre. Für die Isolierung der beiden Formhälften wird einfache Vaseline verwendet.
Die Farbkonzentrate sind aus dem Modellbaubereich, pastös und eigentlich für Polyester und Epoxi-Harze gedacht. Sie funktionieren aber genauso für PU- und PMMA. Man braucht eh nur homöopathische Mengen. Für schwarz funktioniert der Ruß einer Azetylenflamme am besten.

Gruß,
Achim
uli12us
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von uli12us »

Ich verarbeite ja selber gelegentlich mal Plexiglas. Das Zeug ist zwar superschön durchsichtig und sehr schön polierbar, ist aber leider recht kratzempfindlich und verträgt UV-Licht nicht besonders. Dazu neigts, wenns in Kontakt mit Alkohol kommt dazu, Spannungsrisse zu kriegen.

Und Pom ist selbstverständlich giessbar, aber halt nicht als 2K-Harz sondern nur durch aufschmelzen mit entsprechendem Druck. Das würde hobbymässig schon etwas zu weit führen. Obwohls auch in Amerika so Spritzgiessmaschinen für arme gibt. Das ist im Prinzip nur eine beheizte Kammer, wo mans Granulat einfüllt und oben als Verschluss ein Pressluftzylinder der einen leider recht geringen Druck erzeugt. Als Form muss man da aber mindestens was aus Alu benutzen. Silikon hält zwar die Temperatur aus, aber wohl nicht den Druck der obwohl nicht wirklich hoch, locker schon 100 bar erreicht. Bei den Maschinen mit denen irgendwelche Verschlüsse, Gehäuse usw gemacht werden, gehts hoch bis 4000bar.

http://www.ebay.com/itm/POWERLAB-Bencht ... 3a77a51802

http://www.ebay.com/itm/AB-Model-AB-100 ... 6rk%3D1%26
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von achim1 »

Das Gerücht, Plexiglas wäre UV-anfällig, hört man zwar immer wieder, stimmt aber meines Wissens nicht. So geben die namhaften Hersteller eine Garantie von 30 Jahren auf Lichtdurchlässigkeit und UV-Stabilität. Bei Ausseneinsatz wohlgemerkt. Die Spannungsrisskorrrosion ist ein Fakt, allerdings auch nicht problematisch. Zahnprothesen werden ungezählte male mit alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln behandelt ohne irgendwelche Schäden zu zeigen. Und das händisch verarbeitete PMMA erreicht bei weitem nicht den Polymerisationsgrad wie industriell hergestellte Produkte.

Mit Gießen meinst du vermmutlich "Spritzguß". Das gab es auch mal in der Zahntechnik. Ein Granulat in Alukartuschen wurde auf 208°C erhitzt und mit 20bar Druck in eine Messingummantelte Gipsform gespritzt. Hat sich aber nicht durchgesetzt.
Selbst wenn wir für die Radios eine Spritzgußmaschine hätten - wer macht die Form und wie färbt man den Kunststoff ein? Das geht wohl über unsere Möglichkeiten....

Gruß,
Achim
uli12us
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Re: Neuanfertigung einer Philetta-Taste

Beitrag von uli12us »

Das einfärben ist das geringste Problem, da kommt eine gewisse Menge Farbpulver ins Granulat, bissi geschüttelt dass es gleichmässig verteilt ist und dann wird gespritzt. So wirds professionell auch gemacht, da gibts nur das farblose Granulat und auf der Maschine steht ein Mischer mit der Farbe.

Schallplaten früher mal oder CDs heute werden ja auch gepresst obwohl das Material normalerweise verspritzt wird. Es ginge also eine bestimmte Menge der Pampe in die Form zu geben und das Gegenstück reinzudrücken. So ähnlich wies mit den Duroplastknöpfen auch passiert.

Und das gekaufte Plexiglas hat ne extra UV-beständige Beschichtung. Das ist mittlerweile aber schon soweit Standard, dass man das Zeug gar nicht mehr ohne diese Beschichtung kriegt. Das kommt erst dann wieder zum tragen, wenns spanabhebend bearbeitet wird. Nach einiger Zeit verfärbt sich dann das ganze Teil und wird brüchig.

Meine Färbeversuche ergaben, dass es mit ner geringen Menge so an die 3% Titandioxid Cremeweiss von Kremer Pigmente in weisses Grundmaterial praktisch dieselbe Farbe ergibt. Anfangs dachte ich, man müsste noch was in Richtung Gelb zumischen, das war aber gar nicht nötig.
Wobei ich natürlich nur für meine Tasten Sprechen kann, andere können durchaus abweichende Farben haben, das dürfte auch daran liegen, ob die Dinger häufig Sonnenlicht abgekriegt haben.
Wenn man jetzt mit Farblosem Giessharz beginnt, wird man da noch eine gewisse Menge Weiss beispielsweise aus Zinkoxid zusetzen müssen.