Magisches Auge richtig abschalten

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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w123flo
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Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von w123flo »

Hallo Forum,

ich habe mir ein Graetz Sinfonia 4R (3354) wieder hergerichtet.
Sämtliche Kondensatoren und einige Elkos wurden getauscht.
Jetzt spielt es wieder.
Weil es so schön klingt, habe ich ihm auch noch ein funktionsfähiges
Magisches Auge EM34 eingesetzt.
Aber irgendwie werd ich mit dieser Lösung auch nicht glücklich, denn ich
will das gute Teil auch nicht einfach "runterbrennen" und das Radio klingt viel zu gut, um nur in der Ecke zu stehen.

Immer mal wieder habe ich gelesen, dass es gerade bei Graetz auch eine Abschaltung des MA gibt.
Wie macht man es nun richtig, wenn man das nachträglich realisieren will?

Nur die Heizspannung der EM abschaltbar machen?
Nur die Anodenspannung abschaltbar machen?

Beides abschalten?
oder???

Wer gibt mir Auskunft?

Grüße
Florian
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weiser_uhu
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von weiser_uhu »

Meiner Meinung nach schadet es nichts, wenn die Heizung aus ist und Anodenspannung an der Röhre anliegt. Die Heizung des magischen Auges sollte aber nicht ein- oder ausgeschaltet werden, wenn Anodenspannung anliegt, sondern im stromlosen Zustand (also bevor das Radio insgesamt eingeschaltet wird) sollte man entscheiden, ob das Auge an oder aus sein soll.

So kommt man mit einem einpoligen Schalter aus, der zudem keine hohe Spannung führt und deshalb nicht besonders isoliert sein muss.

Soviel ich weiß, kann es zu "Vergiftungserscheinungen" der Kathode kommen, wenn sie geheizt wird, aber keine Anodenspannung anliegt.

Inzwischen Grüße vom
-charlie-
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holger66
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von holger66 »

Beim Nachfolgemodell ist es umgekehrt gemacht: die Anodenspannung wird über eine separate Taste an der Gerätefront abgeschaltet, eine seeeehr sinnvolle Einrichtung. Heizspannung abschaltbar zu machen, ist sinnlos, da die betreffende Röhre ja dann erst wieder hochheizen müßte um zu arbeiten. ECC85 in UKW-Tunern vertragen das im Am-Betrieb auch bzw. ECH81 im FM-Betrieb.

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
w123flo
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von w123flo »

@ Charlie
Was sind das für " Vergiftungserscheinungen"
Ich will das wertvolle Magische Auge ja schonen, nicht schädigen...
Gruß
Florian
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paulchen
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von paulchen »

Soweit braucht man gar nicht denken Holger, obwohl es bei der Marke ja am nächsten liegt.
Was machen fast alle Nachkriegsgeräte bei TA/TB? Richtig - die Anodenspannung kappen.
Was machen die Tonbandgeräte im Wiedergabebetrieb? Richtig...

paulchen
rettigsmerb
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von rettigsmerb »

holger66 hat geschrieben: [...]
ECC85 in UKW-Tunern vertragen das im Am-Betrieb auch bzw. ECH81 im FM-Betrieb.

H.
Leider nicht ganz richtig. Gerade am Beispiel der ECHxx zeigt sich deutlich, ob sie in einem Radio auch bei AM-Betrieb "gefordert" wurde. Bei vielen Geräten ist nämlich durch die vorwiegende UKW-Nutzung das dann ohne Anodenspannung betriebene "C"(-Trioden)-System emissionsschwach (Stichwort: Inaktive Zwischenschichtbildung in der Kathodenbeschichtung). Symptomatik in diesen Fällen: Sehr oft kein Kurzwellenempfang mehr möglich, aber auch Mittelwelle ist schwach bzw. im oberen Bereich tot. UKW spielt indes einwandfrei. Ursache: Das emissionsschwache C-System kann seine Aufgabe als Oszillator nicht mehr erfüllen, die Schwingungsamplitude ist zu gering oder die Schwingungen reißen ab. Hexoden- und Triodensystem dieser Röhre besitzen ein gemeinsames Kathodenröhrchen, eine separate Abschaltung der Heizungen ist damit logischerweise nicht möglich. Da das Hexodensystem auch im UKW-Betrieb benutzt wird (1.ZF-Verst.), ist dessen Emission in den allermeisten Fällen noch einwandfrei in Ordnung.

Bei Magischen Augen mit innenliegendem Schirm ist allerdings i.d.R. nicht die emissionsschwache Kathode das Problem, sondern der sich relativ schnell verbrauchende Leuchtstoff.
w123flo
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von w123flo »

...also dann doch einen Schalter zum Unterbrechen der Anodenspannung im laufenden Betrieb
einbauen???

Wenn´s um ne EM 84 ginge wäre mir das alles recht egal, aber bei ner EM 34 will ich keine
Experimente machen.

Grüße
Florian
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von rettigsmerb »

Es gibt Radiohersteller, die das so gemacht haben. Optischer Effekt für den Benutzer: Es tut sich sofort beim Betätigen des Schalters etwas, was eine ganz andere psychologische Wirkung hat, als wenn er auf eine Reaktion warten muss. Der Mensch wartet nicht gern, er erwartet eine möglichst unverzögerte Reaktion auf seine Aktion. Technisch wäre die Abschaltung der Heizung meines Erachtens die bessere Lösung, denn eine "kalte" Röhre verbraucht sich nicht messbar.
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falk205
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von falk205 »

Hi,

Die "Vergiftungserscheinung" beruht darauf, das Elektronen von der
Heizung frei werden und eine Brücke zwischen Heizfaden und
Kathode bauen. Das wurde unterbunden, das ein 1MOhm von Kathode
zur Masse geschaltet wurde um das abzusaugen.

Das findet man Schaltplanmäßig bei Fernsehern mit Röhrenkanalwähler
fürs 1. Programm mit zugebautem Transistorkanalwähler fürs 2.Programm.
Da werden die Röhren abgeschaltet und die Katoden über 1MOhm zu Masse
umgeschaltet.



solong...
w123flo
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von w123flo »

...dann bleibt noch die Frage ob es das Magische Auge stört, wenn ich nach dem Abstimmen
die Heizspannung abschalte.

Gruß
Florian
rettigsmerb
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von rettigsmerb »

w123flo hat geschrieben:...dann bleibt noch die Frage ob es das Magische Auge stört, wenn ich nach dem Abstimmen
die Heizspannung abschalte.

Gruß
Florian
Klare Antwort: Nein. Es wird lediglich einhergehend mit dem Auskühlen der Kathode allmählich dunkel. Danach passiert nichts mehr.
rettigsmerb
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von rettigsmerb »

falk205 hat geschrieben:Hi,

Die "Vergiftungserscheinung" beruht darauf, das Elektronen von der
Heizung frei werden und eine Brücke zwischen Heizfaden und
Kathode bauen. Das wurde unterbunden, das ein 1MOhm von Kathode
zur Masse geschaltet wurde um das abzusaugen.

Das findet man Schaltplanmäßig bei Fernsehern mit Röhrenkanalwähler
fürs 1. Programm mit zugebautem Transistorkanalwähler fürs 2.Programm.
Da werden die Röhren abgeschaltet und die Katoden über 1MOhm zu Masse
umgeschaltet.



solong...
Kannst Du das bitte einmal anhand eines Schaltungsauszuges belegen?
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Rufusi
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von Rufusi »

Hallo Herbert,

bisher war ich der Auffassung dass der recht hohe Anodenstrom des C-Systems die Katode verbraucht.
Man sieht das auch bei der ECC85 im UKW-Teil, die ist eine der ersten Röhren (abgesehen von der EMnn) welche
verbraucht ist. Eine EF86 ist z.B. meiner Meinung nach wegen geringer Belastung meist "wie neu".

Ich würde die Anodenspannung schalten.

Gruß
Wolfgang
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von rettigsmerb »

Rufusi hat geschrieben:Hallo Herbert,

bisher war ich der Auffassung dass der recht hohe Anodenstrom des C-Systems die Katode verbraucht.
Man sieht das auch bei der ECC85 im UKW-Teil, die ist eine der ersten Röhren (abgesehen von der EMnn) welche
verbraucht ist. Eine EF86 ist z.B. meiner Meinung nach wegen geringer Belastung meist "wie neu".

Ich würde die Anodenspannung schalten.

Gruß
Wolfgang

Moin Wolfgang,

dass die ECC85 relativ schnell ermüdet, liegt in der Tat am grenzwertig hohen Anodenstrom, mit dem insbesondere die Misch/Oszillatortriode "gefahren" wird. Meines Erachtens ist die Röhre für die Anwendung auf Dauer etwas zu schwach dimensioniert, ebenso wie die EC92.

Zur ECHxx: Von den im Laufe der Jahre aus geschlachteten Radios gesammelten Röhren sind die meisten auf dem C-System emissionsschwach. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es bei UKW-Betrieb anodenstrommässig abgeschaltet ist. Wird das Gerät nun über viele Jahre so betrieben, bildet sich eben in der Kathode eine inaktive Zwischenschicht, die nur das C-System taub werden lässt.

Anzeigeröhren: Hier fällt auf, dass meistens die Typen mit einem indirekten (innenliegenden) Leuchtschirm ihre Leuchtkraft frühzeitig einbüßen. Misst man solche leuchtschwachen Röhren auf dem RPG, wird man immer wieder über die eigentlich noch gute Emission überrascht sein.

Röhren mit direktem Leuchtschirm (an der Innenseite des Glaskolbens aufgetragene Leuchtschicht) hingegen halten um ein Vielfaches länger. Warum das so ist, hat sich mir bisher nicht erschließen können.
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paulchen
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Re: Magisches Auge richtig abschalten

Beitrag von paulchen »

Hallo Herbert!

Das lag an der Leuchtschicht als solches. Zinksilikat wurde später zu Zinkoxid. Das hat eine erheblich längere Lebensdauer. Leuchtet etwas in den bläulichen Bereich hinein (EM84 zB.). Die alten (EM11 zB.) hatten mehr den grünen Stich.
Hatten wir hier schon.

paulchen
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