Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit Anderer

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Fuxs
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Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit Anderer

Beitrag von Fuxs »

Liebes Dampfradioforum,

vor wenigen Wochen habe ich per Ibää-Kleinanzeigen für insgesamt 30€ diesen DKE in der Sparversion bekommen. Dieser sollte eigentlich nur als Ersatzteilspender für die Restauration eines anderen DKEs herhalten. Bei genauer Betrachtung des Gerätes ist mir aufgefallen, mit welcher Sorgfalt bei der Reparation teilweise gearbeitet wurde. Bspw. wurde zum Schutz über dem Heizwiderstand ein "Hitzeblech" angeschraubt, an dem sogar die Kanten sorgfältig rundgeschliffen wurden. Die Verdrahtung wurde immer auf kürzestem Wege vorgenommen und sauber verlötet.

Eigentlich ist dieser DKE ein interessantes Objekt für die, ich schätze um 1945, durchgeführten Reparaturen. Andererseits brauche ich bspw. die originalen Kondensatoren um einen anderen DKE wieder in den Ursprungszustand zu versetzen.

Was meint Ihr?

Liebe Grüße
Holger
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olli0371
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von olli0371 »

Hi,

wieso Sparversion ? Ich finde, du hast da ein richtiges Schäppchen gemacht. Und wie du schon sagtest ist er ein Zeugnis der Zeit nach dem Kriege und sollte daher nicht geschlachtet werden, um ein paar Kondensatorhüllen zu gewinnen.
Ich habe hin und wieder bei ebay einen Anbieter gesehen, der Replikate der Kondensatoren angeboten hat - evtl. ist das ja etwas für dich.

Gruß
Oliver

P.S. Ach so - die VY2 - hier sollte ein Schutzwiderstand vor die Kathode gelötet werden, um sie nicht zu sehr zu überlasten. Die VY2 ist recht selten. Ebenfalls ist die Feinsicherung im Orginal deutlich überdimensioniert, so dass ein defekter Elko die VY2 killen kann. Also Vorsicht beim in Betrieb nehmen !
Das es sich um ein Gerät ohne Netztrennung handelt brauche ich sicher nicht zu erwähnen.
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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röhrenradiofreak
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von röhrenradiofreak »

In der ersten Nachkriegszeit wurden von Bastlern, Radiowerkstätten und Radioherstellern jeder Größenordnung unter Verwendung von allen möglichen Teile-Restbeständen viele Radios gebaut, die man aus heutiger Sicht nicht als Serienerzeugnisse einstufen würde. Allerdings denke ich, Dein Gerät ist das Ergebnis einer Reparatur, die sicher recht arbeitsintensiv war. Da hat offensichtlich jemand die defekte VCL11 durch zwei Wehrmachtsröhren RV12P2000 ersetzt, unmittelbar nach dem Krieg eine der wenigen Röhrentypen, die überhaupt zu bekommen waren.

Lutz
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Fuxs »

Guten Abend Oliver und Lutz,

nach Euren Ausführungen ist es ja sogar überlegenswert, diesem "Bastel-DKE" wieder Leben einzuhauchen. Dafür müsste ich allerdings die Funktionsweise verstehen. Die Rückwand ist noch im guten Zustand, nur der Lautsprecherstoff fehlt.

@ Olli:
Es ist kein typischer DKE38, sondern erste Sparmaßnahmen sind zu erkennen, wie bspw. die fehlenden Lautsprecherschellen oder der Festwiderstand.

Liebe Grüße
Holger
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Fuxs »

Guten Abend,

da mich Eure Antworten doch dazu bewogen haben, über eine Restauration nachzudenken, habe ich das Chassi grob gereinigt.

Folgendes kann ich nun sagen: Die VY2 ist noch schön hell. Die zwei Wehrmachtsröhren sind matt sind und müssten getauscht werden. Auch mindestens zwei Rs, die Grauen, sind hochohmig.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob diese Schaltung überhaupt funktioniert haben könnte. Ich habe mal zwei Bilder der identifizierten Bauteile angefügt.

Liebe Grüße
Holger
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von röhrenradiofreak »

Nach dem Aussehen einer Röhre kann man nicht deren Funktionsfähigkeit beurteilen. Dazu muss man sie schon elektrisch prüfen.

Ich besitze eine neue (NOS) Röhre RV12P2000, die ist auch matt. Sie ist so hergestellt worden und natürlich in Ordnung.

Lutz
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Fuxs »

Vielen Dank Lutz für Deine Antwort.

Ich würde nun so vorgehen: alle Widerstände, die über der Toleranz sind, werde ich tauschen. Alle Kondensatoren werde ich durch Neue ersetzen, gegebenenfalls auch tarnen. Danach werde ich per Vorschaltlampe versuchen, die Schaltung in Betrieb zu nehmen.

Lg Holger
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von BugleBoy »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Nach dem Aussehen einer Röhre kann man nicht deren Funktionsfähigkeit beurteilen. Dazu muss man sie schon elektrisch prüfen.

Ich besitze eine neue (NOS) Röhre RV12P2000, die ist auch matt. Sie ist so hergestellt worden und natürlich in Ordnung.

Lutz
Anfangs guckt Henning :hello: AL4 (aus meiner Karton, auf DRF Treffen) komisch an, denn diese AL4 ist auch matt.
Da gibt einige Vorkriegsröhren (auch diese Wehrmachtsröhren) mit innere mattierte Glas. Wozu treibt Hersteller diese Aufwand, weiss ich auch nicht.

Grüss
Matt
すみません
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Elko
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Elko »

Lieber Holger!

Ich weiß nicht, ob Du es brauchst, aber unter:

http://www.jogis-roehrenbude.de/VE-DKE-Plaene.htm

findest Du alle Unterlagen, die Du für Deinen DKE brauchst. :hello:
noli turbare circulos meos

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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Fuxs »

Matt und Elko,

Ihr seit spitze. Werde mich mal ans Werk machen. Etwas Erfahrung konnte ich ja schon bei der Restaurierung meines Ve sammeln. Bin gespannt, ob dieser DKE irgendwann mal läuft. Es könnte tatsächlich sein, dass die Röhren aus mattiertem Glas sind, da sie auch äußerlich etwa rau sind.

Lg Holger
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Elko
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Elko »

Lieber Holger!

Wünsch Dir viel Erfolg bei der Restauration. Mit einer 6-10 Meter langen Drahtantrenne dürftest Du am Abend einige Sender reinbekommen.

Solltest Du allerdings aus dem Lausprecher eine krächzende Stimme hören, die Dich zum Endkampf auffordert ----- SOFORT AUSSCHALTEN !!! :mrgreen:

Anm.: War nur ein blöder Witz
noli turbare circulos meos

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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Fuxs »

Guten Abend,

nun habe ich mal eine Komplettdurchsicht des Gerätes vorgenommen und eine Ersatzteilliste aufgestellt, um den DKE wieder fit zu machen brauche ich:

- zwei 4µF/ 385V Cs, da werde ich mit der Spannung etwas höher gehen,
- einen 10µF/ 15V,
- einen 200pF/ 2250V (gibt diesen überhaupt? Hab mal ein Foto des Cs mit hochgeladen),
- einen 2x0,25µF/ 250V (kann ich da nicht auch einen 0,5µF nehmen?),
- einen 10000pF/ 3000V,
- einen 5000pF/ 250V,
und ggf. einen 2,5K Ohm/ 1W und einen 1,5k Ohm/ 0,5W, da bei diesem mein einfaches Multimeter teiweise einen 30-50% höheren Wert anzeigt.

Ich benötige leider nochmals Euern Rat:

Die bei Antikradio erhältlichen Cs haben nicht exakt die passenden Werte. Für die Zwei 4µF Cs würde ich 4,7µF nehmen. Für den C mit 0,25µF müsste ich mich zwischen 0,33µF und 0,22µF entscheiden, für den 5000p müsste ich zwischen 4700pF oder 6800pF wählen.

Probleme habe ich jedoch bei den folgenden Dingen:
Unter dem Metallkästchen befindet sich ein unbeschrifteter C im Glasröhrchen (siehe Foto). Was mache ich den mit diesem, wie könnte ich dessen Wert bestimmen?

Keinen Ersatz habe ich für den C mit 200pF und 2250V (siehe Foto), den 10000pF/ 3000V und für den 2,5K R mit 1W, der einen erhöhten Wert anzeigt, gefunden.

Anbei mal noch ein paar Bilder der benötigten Cs und der matten Röhren. Werde , soweit das möglich ist, gleich bei Antikradio bestellen. Hoffentlich lohnt diese ganze Aufwand :( .

lg Holger

P.S.: Laut Schaltplan ist es ein DKE40.
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von Elko »

Lieber Holger!

Wenn Dein DKE keinem der Schaltpläne entspricht, wird´s schwierig.
Da brauchst Du einen Spezialisten.

Aber den hab ich für Dich - und zwar: http://www.obermoserradio.at/index.htm

Ich denke, Herr Obermoser kann Dir weiterhelfen. Er beschäftigt sich ausschließlich mit VE und DKE.
noli turbare circulos meos

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Martin
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röhrenradiofreak
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich denke, dieses Gerät wird keinem erhältlichen Schaltplan entsprechen, weil es im Rahmen einer Nachkriegsreparatur mit zwei PV12P2000 anstelle der wohl defekten VCL11 versehen wurde. Also gibt es folgende Möglichkeiten:

Die Spannungen (Heizung, Anode, G2) an den RV12P2000 prüfen.
RV12P2000.jpg
Die RV12P2000 testen. Wenn kein geeignetes Röhrenprüfgerät zur Verfügung steht, ersatzweise die Anodenströme messen.

Die Schaltung des Gerätes aufnehmen, um eine systematische Fehlersuche zu ermöglichen.

Lutz
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klausw
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Re: Restauration Spar-DKE und der Respekt vor der Arbeit And

Beitrag von klausw »

Fuxs hat geschrieben:....Probleme habe ich jedoch bei den folgenden Dingen:
Unter dem Metallkästchen befindet sich ein unbeschrifteter C im Glasröhrchen (siehe Foto). Was mache ich den mit diesem, wie könnte ich dessen Wert bestimmen?

Keinen Ersatz habe ich für den C mit 200pF und 2250V (siehe Foto), den 10000pF/ 3000V und für den 2,5K R mit 1W, der einen erhöhten Wert anzeigt, gefunden.

Hoffentlich lohnt diese ganze Aufwand :( .
.....
lg Holger

P.S.: Laut Schaltplan ist es ein DKE40.

Hallo Holger,

der Aufwand wird gar nicht so groß sein, und lohnen sollte er sich allemal.

Um Dir zu den obigen Punkten weiterzuhelfen:

dieser "Glaskondensator" dürfte defekt sein und sollte ersetzt werden. dazu müsstest Du mitteilen, wohin er verlötet ist. Ich kann dies auf dem Bild nicht erkennen. Ersatzweise könnte man ihn mit einem Kapazitätsmessgerät im abgelöteten Zustand prüfen, überschlägig 50% des ermittelten Werts abziehen und dann einen intakten Kondensator mit diesem Wert einlöten.
Und bevor jetzt einige "losschreien": das ist natürlich nur eine Näherungsmethode. Besser ist die Identifikation anhand des Lötplans.
Normalerweise sitzt unter dem Abschirmblech das Gitter"aggregat" aus Kondensator und Widerstand. Im Original hat der Gitterkondensator 100-200pF, dies nur am Rande.

Zur Spannungsfestigkeit der Bauteile: Du musst für dieses Gerät nicht krampfhaft Spannungswerte suchen, die bei 2250/ 3000 Volt liegen. Diese Spannungen kommen im Gerät nicht vor, d.h. Kondensatoren mit einer Spannungsfestigkeit von 1000 Volt- tun es allemal. Für die beiden 4µF reichen z.B. 350V- auf jeden Fall, da das Gerät keinen Trafo hat, der die Netzspannung hochtransformiert.

Gruß
k.

p.s.: der Umbau eines DKE auf 2x RV12P2000 war gängige Praxis. Es gibt dazu auch Literatur. Also lässt sich das Vorgefundene auch reparieren.
Zuletzt geändert von klausw am Mo Jun 17, 2013 21:03, insgesamt 1-mal geändert.

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(Friedrich II.)