Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

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Stereowaage
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Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Ein freudliches Hallo in die Runde,

hat jemand von euch, der Erfahrungen mit schwierigen Chassis-Oberseiten-Entrostungen per Hand hat, eine Empfehlung:

Ich will bei einem komplex aufgebauten Gerät, was ich nicht so einfach mal demontieren kann, Zentimeter für Zentimeter handentrosten (mit aller Vorsicht und unter Absaugung). Ist ein Glasfaserradierer geeignet? Gibt es da verschiedenen Stärken, Dicken, habt ihr gute Erfahrungen mit einem bestimmten Produkt gemacht?

Gibt es noch etwas, was besser ist, z.B. bestimmte Einsätze für eine Minitool (am besten nicht solche Drahtbesen, denn die zersplissen bei der Nutzung).

Was würdet ihr anschließend machen? Blech dünn mit Fett abpolieren? Fettfrei machen und klarlackieren? Fettfrei machen und mit Silberbronze/Alulack pinsellackiern (sprühen geht nicht)?

Schon mal danke im voraus für eure Praxistipps!
mit besten Grüßen
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MichaelM
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von MichaelM »

Hallo,

eine schwierige Entscheidung, vor der Du stehst! Weil letztendlich immer die Frage im Raum stehen wird, ob man nicht lieber doch so komplett wie möglich restaurieren will, also um Demontage nicht drumherum kommt. Weil, man ärgert sich sehr schnell, es nicht doch getan zu haben... :devil:

Bei mir waren es zwei Radios bislang, die ich soweit es ging, demontiert habe.

Ein Sachsenwerk Olympia 542 WM, siehe hier:

http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... n/Text.htm

und ein Seibt Roland 43.

Ich hab' die Demontage hinterher nicht bereut und viel dabei gelernt.

LG Michael
Penthode?
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Stereowaage
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Hallo Michael,

sehr schön, was du da restauriert (schöner als je zuvor?) hast! So ähnlich habe ich es mit einem DeTeWe von 1939 erlebt.

http://downloadarchiv.cepha.de/DeTeWe97 ... rev-1a.jpg

Nun aber handelt es sich um den Yougster SABA FB14 studio A. An eine komplette Demontage will ich da nicht denken - schon gar nicht deshalb, da das Radio tadellos funktioniert.
Es sind also nur eine vorsichtige Reinigung und Entrostung der Chassisoberseite angesagt.
Man kann so manchen Aufbau vorsichtig demontieren, etwas anheben oder seitlich versetzen - so kommt man Zentimeter für Zentimeter voran.

Was ich also benötige sind Schleifwerkzeuge in Stift- oder Pinselform oder entsprechende Schleifaufsätze für eine Minitool (die aber selbst bei Anwendung möglicht nicht ihre Metallbesenborsten überall hinschleudern): Genau da wollte ich Erfahrungen mit ganz bestimmten Werktzeugen von euch abfragen.

Auch für andere Lösungsansätze bin ich natürlich offen.
Zuletzt geändert von Stereowaage am Mi Jun 19, 2013 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
mit besten Grüßen
Didi
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Didi »

Hallo

Mit einem Glasfaserstift kann man kleinere Rostflecken wegbekommen .
Dabei unbedingt Handschuhe tragen , da es sehr unangenehm und schmerzhaft ist
wenn so ein Glasfaserhaar in der Fingerkuppe steckt. Man bekommt es auch nur mit Mühe und Lupe wieder rausgezogen.( Eigene Erfahrung )
Bei größeren flächigen Rostflecken muß man zur kleinen Drahtbürste greifen, auch mit etwas Fummelarbeit bekommt man mit einer kleinen Akkubohrmaschine und passenden Bohrer mit Drahtkranz den Rost weg. Bei Net.o gabs von Kinzo so ein Koplettsatz für ca. nen Zehner zu kaufen.
Ich hatte es auch mal mit Rostlöser auf Ferrodit Basis versucht, hatte aber nur die Roststellen von Rot auf Grau umgewandelt, was nicht so schön aussah.

MfG. Didi
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Danke Didi für den Hinweis auf die Handschuhe. Habe mich gleich daran erinnern müssen als ich einmal Glas-/Steinwolleballen getragen hatte... !

Also meine bisherigen Recherchen ergaben: Wergzeuge für einige Minitools sind entweder im Sinne von Lock-in-produkten extrem überteuert oder/und unakzeptabel in ihrer Standzeit und zusätzlich gibt es dabei einige Schleifbürsten, die ihre kleinen Metallnadeln verschleudern wie ein wildgewordenes Stachelschwein, sodass unbedingt mit Schutzbrille und unter Absaugung gearbeitet werden muss!
All das macht die Anwendung solcher sonst eigentlich nützlicher Minitools weniger brauchbar-schade!

Es bleiben alternative, teilweise selbstentworfene Mittel und Werkzeuge zur Anwendung ganz normaler Stahlwolle.
Dazu natürlich Geduld und viel Zeit - oder man lässt des Rost :angry:
mit besten Grüßen
uli12us
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von uli12us »

Hast schon mal Zitronensäure und Strom probiert. Es geht zwar auch ohne, dauert dann aber sehr lange.
2_Stroker
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von 2_Stroker »

Hallo,
Aus meiner Sicht ist hier eine mechanische Bearbeitung eher suboptimal.
Das deswegen, weil durch die Bearbeitung mit einer Bürste zwar Rost entfernt wird, jedoch dann auch Material fehlt und Krater entstehen, die nur durch das komplette Abschleifen des Gehäuses wieder entfernt werden können. Zusätzlich liegt die Gefahr nahe, dass durch weitere Feuchtigkeitseinwirkungen in Zukunft die bearbeiteten Stellen wieder zu Rosten beginnen (Erfahrungswert)
Wenn du weiterhin (verständlicherweise!) das ganze Gehäuse nicht demontieren willst, würde ich auf chemischer Basis weiterfahren.

Es gibt insbesondere aus dem KFZ Bereich sogenannte Rostumwandler, welche mit einem Pinsel in Flüssiger Form aufgetragen werden können.
Man sieht natürlich die nachher ergrauten ehemaligen Rostflecken noch, jedoch sind sie nicht mehr knall-orange.

Meint
2_Stroker
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Hallo 2_Stroker, hallo uli12us,

nein, chemische Umwandlung habe ich bei Radiochassis noch nie versucht. Rostumwandler bei einem Auto, dort aber auch nach mechanischen Vorarbeiten, schon.
Das mit der Riefen- und Kraterbildung und nachfolgendem Nachschleifen ist wohl wahr http://downloadarchiv.cepha.de/SABAstud ... rost-1.jpg und bedeutet deutlich mehr Arbeit bzw. Nacharbeiten. Deshalb bin ich jetzt eher primär mit feinem Diamantschleifpapier und feinschleifenden Minitoolaufsätzen bei der Arbeit.
An einer Probe kann ich ja einmal die chemische Rostumwandlung erproben.

Wenn man aber diese Empfehlungen liest http://www.rostschutz-forum.de/board2-k ... entrosten/ ist ein komplex verwinkelt und mit Kanten und Falzen aufgebautes Radiochassis zu einer chemischen Rostumwandlung eher nicht geeignet.

Hingegen findet man auch positive Erfahrungen wie diese: http://www.kaffee-netz.de/reparatur-und ... s-ure.html
Man kann es ja an einer kleinen ganz gut zugänglichen Stelle wenigstens einmal versuchen.
mit besten Grüßen
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von saarfranzose »

vielleicht noch ein Tipp, Christian.
Das Chassis wird nicht ansehnlicher, aber es wird konserviert mit Owatrol. Ich kann dir ja mal etwas davon abfüllen, muss eh noch die Post bemühen.
Gruß,
Jupp
------------------------------
Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Würde mich sehr freuen, Jupp, wenn du eine kleine Menge davon für mich abzwacken könntest. Da du nur bei dir mit gutem Erfolg erprobte Mittel empfiehlst erübrigt sich wohl diese Frage: Dieses Schutzmittel hat Kriechölcharakter - bekannte Gefahren für Kriechstrombildung? Ich melde mich per PN noch einmal - erst einmal vielen Dank für dein Angebot!

P.S. An einer kleinen Stelle des flächenhaft angerosteten Chassis habe ich es mit einer pinselaufgetragenen dreitägigen Citratbrünierung erstmalig versucht; ich finde, wenn man Geduld und Zeit hat eignet sich diese chem. Rostumwandlung durchaus für solche Art von Anrostung. Es entsteht nach der Neutralisierung eine zunehmend saubere, dunklere, glatte und intensiv nach oxierender Säurebehandlung metallisch riechende Oberfläche, die man dann ebenfalls mit Pinsel und Tuch sparsam einölen oder anderweitig weiterbehandeln könnte.

http://downloadarchiv.cepha.de/VorCitra ... 613-1a.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/NachCitr ... 713-1b.jpg
mit besten Grüßen
Erik
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Erik »

Könnte man da nicht auch einen "Dremel" mit biegsamer Welle und entsprechende Einsätze anwenden?

Diese Glasfaserstifte hasse ich! Warum? Habe einige Jahre am Zeichenbrett verbracht und ein gut geschliffenes Radiermesser war immer besser als diese ekeligen Juck-Stifte.
- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Alle möglichen Dremelaufsätze und Schleifutensilien hatte ich schon durchprobiert weil ich mir das auch ganz gut vorgestellt hatte und auch sonst glaube nicht ganz ungeschickt zu sein, Erik, ging aber auf dem bebauten Chassis echt schlecht und hinterließ auch unschöne Schleifspuren - wie immer ich es auch versuchte. (Ich demontiere den gut funktionierenden SABA FB14 studio A nicht komplett! Trafo, AÜ und Dekoder sind aber kein Problem.)
Die Schleifaufsätze sind auch schlecht axial anwendbar sondern meist 90° zur Dremelachse oder der Verlängerung. Dazu zeigen die Schleifbürsten auch wenig Wirkung und Schleifkegel sind zu grob und hinterlassen Riefen.
Auch mit nahezu zahnärztlichem Geschick besteht bei maschinellem mechanischem Schleifen Gefahr für sensible Chassisaufbauten.
Alles wird gut :wink:
mit besten Grüßen
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von achim1 »

Dachte mir schon dass das mit dem Dremel nicht funktioniert. Wenn das wirklich schön undgleichmäßig werden soll, wird wohl nur Strahlen mit 50µ Glasperlen oder notfalls 35er Aluoxid helfen.

Gruß,
Achim
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Hier einmal ein kleines Zwischenergebnis (dritte Woche) im Verlauf einer chem. Citrat-Rostumwandlung - angestrebtes Endergebnis: Brünierung - bei einem an der Oberfläche verrosteten SABA FB14 studio A - Chassis.

Mit Wärme und Strom geht es wohl schneller - ich habe Zeit, warm ist es zur Zeit gut ;) und so bin ich konservativ vorgegangen und habe das Chassis jeden Tag mehrfach mit gesättigter Citronensäurelösung eingepinselt.

Vorher sah es so aus:

http://downloadarchiv.cepha.de/SABAstud ... -1b-kl.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/SABAstud ... -1c-kl.jpg

Nach Zitronensäure-Behandlung: Fe-Citrat-Komplex noch mit kristalliner Kruste

http://downloadarchiv.cepha.de/CitratBr ... Wo-1a2.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/CitratBr ... Wo-1a1.jpg

Nach erstem, mehrmaligem neutralisierendem Abwaschen mit Spüliwasser (Pinsel, Tuch, Tupfer)

http://downloadarchiv.cepha.de/Bruenier ... 13-004.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/Bruenier ... 13-001.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/Bruenier ... 13-002.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/Bruenier ... 13-003.jpg

Es können nun einzelne kleine noch verbliebene Rostherde nachbehandelt - und dann kann weiter neutralisiert, getrocknet, schonend nachpoliert und mit einem Oberflächenschutz abgeschlossen werden.

Nach abschließender Oberflächenbehandlung mit dünn aufgetragenem und nachpoliertem WD 40- und Fettfilm arbeitet das Gerät wieder einwandfrei.
Ein Abkleben der Röhrenfassungen und ein vorsichtiges Vorgehen beim Aufpinseln der Säure- wie auch der Neutralisationslösungen und gutes Nachtrocknen (z.B. auch mit Föhn auf niedriger Wärmestufe) geben wohl ausreichend Schutz vor "Kollateralschäden".

Bei meiner ersten chem. Enterostung - und dann auch noch an diesem Gerät - war ich doch noch recht skeptisch. Deshalb auch: Danke noch einmal für euren guten Ratschläge.

Bilder vom fertig chemisch entrosteten SABA FREIBURG 14 studio A - Chassis:

http://downloadarchiv.cepha.de/SABAfb14 ... g-001c.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/SABAfb14 ... g-001d.jpg

http://downloadarchiv.cepha.de/SABAfb14 ... g-001e.jpg
mit besten Grüßen
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Stereowaage
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Re: Chassis handentrosten - Glasfaserradierer

Beitrag von Stereowaage »

Ich weiß: Ist schon lange abgeschlossen aber ich werkel wieder einmal etwas weiter an dem Chassis des Freiburg 14 Studio A und wollte Jupp noch einmal danken für sein Owatrol: Habe das gut brünnierte Chassis mit Owatrol versiegelt und finde das Mittel auch gut - danke noch einmal Jupp! Einziger kleiner Nachteil: Owatrol riecht nicht gerade so besonders lecker... :wink:

Übrigens muss ich mich noch um die Tasten- und Anzeigelämpchen kümmern: Hierzu gibt es ja einen ganz guten Beitrag in einem Nachbarforum: http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=5062&pagenum=1
Und die Filzdämpfungen der Fernsteuerrelaises zur Umschaltung der Wellenbereiche muss noch nachgesehen oder verstärkt werden, da es noch zu sehr "knallt" wenn diese Relaises anziehen. Hat das schon einmal jemand von euch gemacht?

Das Gerät ist mehrfach pro Woche in Betrieb und macht mit der FB und dem Stereodecoder (s.auch http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=16438 ) viel Freude beim Hören (zur Zeit an SABA Boxen FL40G).
mit besten Grüßen