Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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qekjunior
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Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von qekjunior »

Hallo Zusammen,

als mein Schwiegervater sein (Schreiner-)Meisterstück, eine Musiktruhe, für eine neue Lackierung aus der Versenkung holte, habe ich das Radiochassis vor der Inbetriebnahme erstmal an mich genommen, um es mir genauer anzusehen.

Es handelt sich um ein Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35: (http://www.radiomuseum.org/r/grundig_st ... gst_6.html)

Der jahrelange Stillstand im Keller hat am Netzteil-Elko seine Spuren hinterlassen: eine Kapazität war mit meinen Geräten nicht messbar, auch nicht nach einer Formatierungsorgie. Aber wie es der Zufall will hatte ich aus meinem vorletzten Projekt, der Korrektur einer missglückten Reparatur bei einem Nordmende Othello 58 (http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=15463), einen 2x 100µ übrig, der dort so richtig fehl am Platz war, aber in Ordnung zu sein scheint. Die Maße und die Befestigung passten wie Ar... äh Hintern auf Eimer ( :mrgreen: ) und somit war der Austausch schnell vollzogen.

Nach dem langsamen Hochfahren blieb der rechte Kanal sehr leise, was ich auf die Tatsache schob, dass, in Unkenntnis der Stereofonie, immer nur ein Lautsprecheranschluss benutzt wurde und eben der rechte Kanal leer lief :cry: . Ich sah mich schon am Austausch eines noch zu besorgenden Übertragers (aber woher??) oder auch der heiklen ECLL800. :roll:

Zuvor wollte ich jedoch meiner Frau den Erfolg des tönenden Radios präsentieren und siehe da: beide Kanäle spielen :-) - warum auch immer? Ich schiebe es jetzt mal auf die good vibrations meiner Frau, bin aber auch für andere Erklärungen offen ;-)

Davon abgesehen habe ich aber noch 3 andere Fragen:
1. das Radio stammt wohl aus Anfang/Mitte der 60er (1964 ?) sind da schon unproblematische Kondensatoren wie bei einem Freiburg 14 verbaut? Klassische Papierkondensatoren oder gar braune Wimas sehe ich jedenfalls keine.
2013-10-12 23.17 a.jpg
2. die Informationen aus dem Netz sind zu diesem Gerät sehr dürftig. Wie schätzt ihr das Gerät in den Punkten Wertigkeit, Qualität, Alltagstauglichkeit, Reparaturfreundlichkeit etc. ein? Gerade den letzten Punkt sehe ich angesichts einer hohen Dichte der Bauteile eher kritisch...

3. hat zufällig jemand einen Grundig Stereodecoder 4 oder 5, den er nicht mehr mag? ;-)



vielen Dank für eure Hilfe

schöne grüße
Andi

PS: während der Recherche und dem Verfassen dieses Beitrages läuft das teil jetzt seit ca.1 Stunde einwandfrei :-))
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volvofan58
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von volvofan58 »

Hallo Andi,
qekjunior hat geschrieben:1. das Radio stammt wohl aus Anfang/Mitte der 60er (1964 ?) sind da schon unproblematische Kondensatoren wie bei einem Freiburg 14 verbaut? Klassische Papierkondensatoren oder gar braune Wimas sehe ich jedenfalls keine.
Sollte so sein, ich sehe die verbauten Kondensatoren als gut an, allerdings mit einer Ausnahme. Wenn der Netzteilelko schon platt war, werden einiege Andere evtl. nur unwesentlich besser sein. Insofern würde ich z.B. alle Kathodenelkos ersetzen, kosten nur ein paar Cent und man ist auf der sicheren Seite. Dein Phänomen könnte auf so ein Problem hindeuten und selbst wenn der sich nun selber formiert hat, würde ich diese tauschen.
qekjunior hat geschrieben:2. die Informationen aus dem Netz sind zu diesem Gerät sehr dürftig. Wie schätzt ihr das Gerät in den Punkten Wertigkeit, Qualität, Alltagstauglichkeit, Reparaturfreundlichkeit etc. ein? Gerade den letzten Punkt sehe ich angesichts einer hohen Dichte der Bauteile eher kritisch...
Ich sehe dieses Gerät als sehr wertig an, an der Qualität sollte auch nichts auszusetzen sein. Auch sehe ich das Chassis als recht übersichtlich an, damit hätte ich in punkto Raraturfreundlichkeit nicht wirklich ein Problem.

Alltagstauglichkeit, was soll ich dazu sagen? Eigentlich schon, aber die Endröhren sind in Bezug auf die Lebensdauer nicht wirklich der Reißer und die Preise kennst Du ja.

Beste Grüße
Peter, der das Gerät weiter benutzen würde
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von EQ80 »

Hallo Andi,


die Einschätzung von Peter teile ich fast zu 100%. :super: Hatte mal selbst NF10 und HF 10 aus der Grundig Bausteinserie. Da war eigentlich gar nichts dran zu machen.
Ich fand die Grundig Idee klasse, preiswerte und recht hochwertige Stereo-Bausteine zur Montage in Möbeln nach eigenem Geschmack herzustellen.
Näheres zu der Bausteinserie gibt es hier z.B.:
http://www.hifimuseum.de/grundigs-hifi-werbung.html .Die teilweise recht eigenwilligen Texte sind allerdings nicht jedermanns Sache...
Das HF 35 wird da allerdings nicht mehr ausdrücklich angesprochen. In 1964 lösten die Transistoren die Röhren auch schon ab und es gab Nachfolger in Transistortechnik (HF 500)

Noch zum HF35: ich würde ihn von der Wertigkeit allerdings eher in die Mittelklasse einordenen da
-HF und NF Endverstärkung auf einem Chassis
-im UKW Teil auf eine zusätzliche ZF-Stufe verzichtet wurde
-Endstufen mit ECLL 800, wie schon von Peter geschrieben, nicht so "standfest" sind

Ansonsten würde ich mir die beiden 0,1MF Gitterkondensatoren der Endröheren ansehen. Wenn dies Durolit-Dinger sind (könnte nach deinem Bild so sein) würde ich die gegen hochwertige neue 630V Typen tauschen im Interesse der Lebensdauer der Endröhren.
Die negative Gittervorspannung wird separat über eine Germaniumdiode aus der Heizspannung gewonnen. Soll= -8V. Mal prüfen, ob das passt.
Ausserdem den Flachgleichrichter B250C150 mal prüfen. Wird dieser deutlich mehr als handwarm, besser durch Si-Dioden mit Vorwiderstand tauschen.

Zum Stereo-Decoder 4 und 5: die sind leider ziemlich selten und teuer. Evtl. könnte man da was umstricken auf Decoder 6... Den gibt es häufiger. Oder gleich eine IC-Lösung verbauen.

Welche Lautsprecher sind überhaupt in dem Möbelstück verbaut? Vermute, auch Grundig Typen aus der Bausteinserie. Gibt es Bilder davon?

Viel Erfolg mit dem Teil!
Viele Grüße

Frank
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von EQ80 »

Noch ein Lesehinweis: in den Grundig Technischen Informationen April 1964 Seiten 739 bis 745 ist das Gerät ausführlich beschrieben. Es ist nahezu baugleich mit dem Steuergerät Stereomeister 15.
Viele Grüße

Frank
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qekjunior
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von qekjunior »

hallo Peter, frank, mitleser,

vielen dank für die antworten. Mittlerweile habe ich einige eurer hinweise abgearbeitet:

- die 0,1 µ an den endröhren sind wimas. Da ich lediglich ersatz aus china hier habe, lasse ich die originalen mal drinn, zumal die gemessene kapazität stimmt.

- Das gilt auch für die restlichen kondensatoren. Alle messungen, die ich durchführen konnte, sind im grünen bereich. Das gillt für alle spannungen, widerstände und kapazitäten an deren messpunkt ich herankam. Allerdings muß ich auch sagen, dass ich durch den teilweisen schichtweisen aufbau des gerätes diesbezüglich etwas eingeschränkt war. (der unterschied zu meinen letzten projekten, welches alle älter waren und viel mehr platz hatten, ist unter dem gesichtspunkt der technischen entwicklung schon interessant!)

- Die temperatur am gl betrachte ich mit 29 grad als ok.

- die gittervorspannung ist mit – 6,8 V etwas niedrig, aber niedrige spannungen habe ich immer, bisher bei allen geräten/projekten! Warum weiß ich auch nicht. Im testbetrieb am trenntrafo stelle ich allerdings auch immer 220 V ein. Erhöhe ich auf reale 230 V stimmen die spannungen hier, wie auch im allgemeinen...

- der stereodecoder ist ja nicht zwingend notwendig, wäre halt ein nettes geschenk....

- tja, und die lautsprecher sind aus einem wohl damals geschlachteten saba wildbad/villingen 3d. Jedenfalls ein breitbänder und zwei hochtöner, jeweils mit „SABA“-aufdruck und in originaler schaltung.
Aber das ist jetzt eines meiner probleme: kann ich einen kanal lediglich mit einem hochtöner und einem 10 oder 20 µ anschließen, damit eine seite nicht wieder jahrelang leer läuft? Die alternative wäre ein externer lautsprecher (hifi habe ich noch einen einzelnen da), der dann aber natürlich ganz anders klingt. Andererseits darf man mit dem oben beschreibenen verfahren keine frühen ping-pong-stereo-aufnahmen hören... ;-) was tun?

Ansonsten stimme ich euch zu: ein gut verarbeitetes gerät im zeitgenössischen design der 60er. Und mein schwiegervater wird nach der mühe der neuen lackierung auch vor der anschaffung 2 „neuer“ ECLL800 nicht zurückschrecken. Das eigene meisterstück ist schließlich auch nicht irgendein radio... ich mutmaße mal, dass das teil hin und wieder seinem sinn und zweck entsprechen darf :-)

schöne grüße
andi
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von EQ80 »

Aber das ist jetzt eines meiner probleme: kann ich einen kanal lediglich mit einem hochtöner und einem 10 oder 20 µ anschließen, damit eine seite nicht wieder jahrelang leer läuft?
Die Ausgangsübertrager wollen "ohmsche Lasten" sehen. Also einen Lautsprecher direkt anschliessen (bzw. einen Tieftöner über Drossel). Alternativ kannst du auch einen Widerstand ca. 10 Ohm nehmen, muss halt 8 Watt vertragen, wenn dieser Kanal (versehentlich) mal voll aufgedreht wird. Zusätzlich kannst du natürlich immer noch einen Hochtöner über Kondensator anschliessen.
Ansonsten würde ich schon sehen, einen vollwertigen Lautsprecher (ggf. Box) anzuschliessen. Sonst macht der Stereo-Verstärker des HF 35 nicht wirklich Sinn...

Das mit den Saba-Lautsprechern finde ich in dem Selbstbau-Möbelstück finde ich irgendwie witzig, dabei hatte doch Grundig sehr schöne Lautsprecher-Kombinationen zu den HiFi Bausteinen im Programm. Vermutlich musste bei dem Möbelstück gespart werden und so wurde halt der alte Saba geschlachtet...
Gibt es Bilder von dem Möbel?
Viele Grüße

Frank
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 läuft

Beitrag von qekjunior »

hallo frank, hallo mitleser

ich weiß es nicht genau, aber vermutlich mußte tatsächlich gespart werden. zumindest ist mal anzunehmen, dass die 500,- DM anschaffung für den grundig 1964 für einen meisterschüler schon eine stange geld waren. zumal der plattenspieler (Dual) und was weiß ich noch alles sonst (holz?) dazukamen. da kann schon mal ein oller wildbad aus mutters küche dran glauben (was jetzt aber nur eine beispielhafte unterstellung ist ;-) ).

ja und über den sinn von stereo habe ich versucht zu diskutieren... widerstand scheint mir praktikabel.

wenn mein schwiegervater es zuläßt, werde ich ein foto machen und hier reinstellen. aber soviel sei euch versichert: der mann kann möbel bauen; mit sinn und ästethik!

bevor ich das teil wieder zum einbau zurückbringe, muß ich allerdings noch den seilzug gängig machen. der blockiert in der unteren hälfte. sowas habe ich noch nie gemacht, mal gespannt was da auf mich wartet.

schöne grüße
andi

ps: wieso ist eigentlich ein hochtöner keine ohmsche last? und wenn doch, ändert die sich mit einem 10 µ davor? und wenn nein, brauche ich dann noch den widerstand? (sorry :oops: , aber das gehört zu den dingen, die ich schon seit 20 jahren mal wissen wollte. jetzt ist der richtige moment, das wissen auch gleich anzuwenden! :D )
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Re: Grundig Rundfunk-Empfangsteil HF35 umschaltkupplung

Beitrag von qekjunior »

hallo zusammen,

so ein skalenseil und diese ganze mechanik drumherum ist ja echtes neuland für mich. Bisher waren alle meine radios in diesem feld problemfrei, wenn man mal von einem gesissenen seil an einem orchester absieht. Aber das ist z.zt. in der warteschleife.

Bei diesem gerät zeigen sich aber dafür gleich mehrere probleme:

1. schwergängigkeit bei der umschaltung von ukw auf AM. Die welle, welche die umschaltkupplung bedient, bewegt sich nur mit nachhilfe meinerseits.

2. Tragischer ist allerdings der umschalthebel an sich. Das teil, das bei UKW das AM-seil ausser kraft setzt ist etwas kurz geraten. Der hebel springt daher immerwieder aus der führung. Zur veranschaulichung hier 2 bilder:
umschalthebel draußen.jpg
2013-10-18 01.28.50 a.jpg
da das gerät recht selten zu sein scheint, streiche ich gleich mal die hoffnung, eigenständig ein schlachtgerät mit passendem ersatzteil aufzutreiben. Die alternative wäre verlängern. Aber wie? bevor ich das wagnis einer demontage eingehe, hoffe ich auf eure ideen dazu. Ich bin kein metaller und habe von solchen dingen keine ahnung.



Schöne grüße
andi
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