Gutes Kontaktspray

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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röhrenradiofreak
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von röhrenradiofreak »

Egal was man mit welchem Spray reinigen will, man muss sich über ein paar Dinge im Klaren sein:

Man muss dafür sorgen, dass das verwendete Mittel vor der Benutzung des Gerätes vollständig beseitigt ist. Andernfalls kommt es zu unerwünschten Effekten wie Verstimmungen, Kriechströmen, Funkenüberschlägen und im schlimmsten Fall Brandgefahr, weil die meisten verwendeten Mittel brennbar sind.

Bezüglich der im vorvorletzten Beitrag angesprochenen Kriechstreckenbildung habe ich schon ganz andere Erfahrungen gemacht und bin damit nicht der Einzige. Zum Beispiel reinigte ich einmal das Innenleben einer extrem verschmutzten Fernbedienung und war der Meinung, alle verwendeten Mittel vollständig entfernt und alles getrocknet zu haben. Aber die Fernbedienung funktionierte danach nicht mehr. Erst nachdem ich die Platine drei Wochen auf der Heizung liegen gelassen hatte, funktionierte sie wieder. Das Pertinaxmaterial der Platine hatte offensichtlich Wasser oder einen anderen leitenden Stoff aufgenommen. Die Betriebsspannung dieser Fernbedienung war 3V, was ungefähr 100 Mal weniger ist als die in einem Röhrenradio vorkommenden Spannungen.

Manche Verschmutzungen oder Oxidschichten widersetzen sich hartnäckig jedem Angriff eines Reinigungsmittels. Dann kommt man um eine mechanische Reingung nicht herum.

Den Schmutz nur anzulösen reicht nicht. Man muss auch dafür sorgen, dass er aus dem Bereich der Kontakte herausgespült wird. Tut man das nicht, ist der Reinigungserfolg nur von kurzer Dauer.

Lutz
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Magnus
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Magnus »

Hallo zusammen,
wow, das ist ja richtig informativ geworden hier - klasse :D

Also die Röhrenstifte werde ich jetzt erst mal grob
vorsichtig abschaben und dann mit feinster Stahlwolle freireiben,
danach natürlich mit einer Lupe und einem Lappen Stahlwollereste abwischen.

Bei den Röhrenfassungen bin ich jetzt etwas verunsichert,
ich wusste dass manche Mittel auch auf Dauer Schaden anrichten können.

Vermutlich werde ich hier dann doch das Oszillin verwenden,
da das Trägermittel ja nach Angaben im Thread rückstandsfrei abdunsten soll.
Hier werde ich nicht in die Fassungen sprühen, sondern die Röhrenstifte leicht anfeuchten
und dann die Röhren in den Fassungen mehrmals einstecken und wieder herausziehen.


MfG
Magnus
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...sitzt der Drehko bombenfest, erübrigt sich der Radiotest...
...das Skalenseil ist auch gerissen?! Na Prost, Mahlzeit - klingt beschissen...
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BugleBoy
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von BugleBoy »

Hallo zusammen


Ich gebe zu, dass ich nie Kontaktmittel in Fassung spüren.
Nur Röhrenwackeln ist meine Mittel gegen Wackler in Fassung.

Grüss
Matt
すみません
achim1
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von achim1 »

Das ist ja auch eine Form der mechanischen Reinigung. Sozusagen minimal spanabhebend.... :D

Wer der Chemie misstraut, der kann in sehr hartnäckigen Fällen ja auch mit einen zylindrischen Diamantschleifer im Durchmesser der Röhrenstifte die Kontakte manuell abziehen. So einen einen verschlissenen Schleifer kriegt man in jedem Dentallabor geschenkt.

Gruß,
Achim
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Schlappmacher
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Schlappmacher »

Audion hat geschrieben:Ich nehme immer zum Reinigen von Kontakten/Potis etc. den Reiniger Tuner 600
von Kontakt-Chemie. Der verhält sich gleich wie Oszillin, reinigt gut und verdunstet
rückstandfrei.

Zum schmieren/konservieren habe ich beste Erfahrungen gemacht mit Kontakt 61
des gleichen Herstellers. Damit habe ich auch problematischste Kontaktprobleme an
Tastenaggregaten/Potis/Reglern dauerhaft beseitigen können!
[..]

KH
Hallo,

Karl-Heinz, das deckt sich 100% mit meinen Erfahrungen...

Kontakt 60 hat m. E. nach seinen schlechten Ruf nicht verdient. Es ist ein Oxid-Löser, der gemäss Handbuch wieder gründlich mit Kontakt WL ausgewaschen werden muss. Der Hersteller CRC/Kontakt Chemie empfiehlt anschliessend Konservierung mit Kontakt 61, wie von Karl-Heinz beschrieben. Ich vermute, dass viele Anwender das Merkblatt nicht lesen oder schlicht ignorieren...

Ansonsten empfehle ich:
  • Kleinste Mengen der Kontaktreiniger verwenden
  • Wegen der Dämpfe im Freien arbeiten
  • Potis, Schalter und Fassungen oft betätigen bzw. Bauelemente einsetzen und wieder 'rausziehen.
Frohes Schaffen,

Der Schlappmacher
"Digital is a special case of Analogue", Bob (Robert C.) Dobkin
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Radiomann
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Radiomann »

Schlappmacher hat geschrieben:
Karl-Heinz, das deckt sich 100% mit meinen Erfahrungen...

Kontakt 60 hat m. E. nach seinen schlechten Ruf nicht verdient. Es ist ein Oxid-Löser, der gemäss Handbuch wieder gründlich mit Kontakt WL ausgewaschen werden muss. Der Hersteller CRC/Kontakt Chemie empfiehlt anschliessend Konservierung mit Kontakt 61, wie von Karl-Heinz beschrieben. Ich vermute, dass viele Anwender das Merkblatt nicht lesen oder schlicht ignorieren...
Eben, ansonsten hätte sich K60 sicherlich nicht so viele Jahrzehnte am Markt halten können.
rettigsmerb
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von rettigsmerb »

Aufgrund gemachter (schlechter) Erfahrungen lehne ich die Verwendung nichtflüchtiger Kontaktreiniger besonders an Röhrenfassungen und Wellenschalteraggregaten entschieden ab. Dazu muss ich mich hier nicht en détail wiederholen, die Gründe wurden hier im Forum bereits an anderer Stelle dargelegt.
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Wheely
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Wheely »

Für hartneckige Röhrenfassungen nehme ich leicht angerauhte Düsenreinigungsnadeln, die man in allen Größen bekommt. ( Atzetylen-Schweißgeräte ) Angerauht werden sie mit 80er Papier. 2 x durchgezogen genügt. Kontaktspray niemals für Röhrenfassungen oder wie ich erst kürzlich an Hand der Rückstände sah, bei Poti`s verwenden.

Bild
So sieht die Reinigungsnadel aus. Nur so gehe ich vor bei Röhrenfassungen. Stifte mit Stahlwolle und peinlichst den Bereich um die Stifte säubern, ebenso die Rückseite der Fassungen. Das wird meist vergessen und wenn es dort knistert und funkt fällt es einem erst ein.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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Audion
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Audion »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Egal was man mit welchem Spray reinigen will, man muss sich über ein paar Dinge im Klaren sein:

Man muss dafür sorgen, dass das verwendete Mittel vor der Benutzung des Gerätes vollständig beseitigt ist. Andernfalls kommt es zu unerwünschten Effekten wie Verstimmungen, Kriechströmen, Funkenüberschlägen und im schlimmsten Fall Brandgefahr, weil die meisten verwendeten Mittel brennbar sind.

Kontakt 61 ist nicht brennbar und nicht el. leitend.

Bezüglich der im vorvorletzten Beitrag angesprochenen Kriechstreckenbildung habe ich schon ganz andere Erfahrungen gemacht und bin damit nicht der Einzige. Zum Beispiel reinigte ich einmal das Innenleben einer extrem verschmutzten Fernbedienung und war der Meinung, alle verwendeten Mittel vollständig entfernt und alles getrocknet zu haben. Aber die Fernbedienung funktionierte danach nicht mehr. Erst nachdem ich die Platine drei Wochen auf der Heizung liegen gelassen hatte, funktionierte sie wieder. Das Pertinaxmaterial der Platine hatte offensichtlich Wasser oder einen anderen leitenden Stoff aufgenommen. Die Betriebsspannung dieser Fernbedienung war 3V, was ungefähr 100 Mal weniger ist als die in einem Röhrenradio vorkommenden Spannungen.

SABA-Pertinax-Plättchen an den Drucktastenschiebern ergibt bei Kontakt 61 feinste Tröpfchenbildung.
Die putze ich mit Mini-Wattestäbchen wieder trocken.

Manche Verschmutzungen oder Oxidschichten widersetzen sich hartnäckig jedem Angriff eines Reinigungsmittels. Dann kommt man um eine mechanische Reingung nicht herum.

Mini-Dremel mit dem Messingtöpfchen macht´s !

Den Schmutz nur anzulösen reicht nicht. Man muss auch dafür sorgen, dass er aus dem Bereich der Kontakte herausgespült wird. Tut man das nicht, ist der Reinigungserfolg nur von kurzer Dauer.

Lutz
Ich sammele alte Röhrenradios. Mir ist nicht mehr zu helfen.....
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Magnus
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Re: Gutes Kontaktspray

Beitrag von Magnus »

Hallo zusammen,
ich habe jetzt für die Reinigung der Röhrensockel Dentalbürsten verwendet,
die bürsten zwar kräftig, zerkratzen aber nichts und tragen somit auch kein Material ab.
Kurz in Alkohol getaucht, gebürstet und die Kontakte glänzen wieder wie neu.
Der Alkohol verdunstet rückstandsfrei (kann man bei 99%igem auch erwarten :wink: )


MfG
Magnus
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