Eine sogenannte "große" Magnus. Groß bedeutet halt, daß sie die größte ihrer Bauart dieser Firma war, hergestellt wohl zwischen 1968/70 von der Magnus Harmonica Corp. in Linden/ New Yersey. Es gab sie auch in einem hochwertigen Holzgehäuse.
Elektrisch ist auch ein wenig hochtrabend, denn außer einem Schalter, ein wenig nötiges Restgedöns und einem Lüfter ist da nichts weiter mit Elektrik. Was auch wieder gut und dem Klange frommend ist, da die Billigsynthesizer damals ohnehin nichts taugten. Heute aber auch nicht, daran hat sich nichts geändert. Nur tauglich zur Klangerregung in Modellautos für 5-jährige.
Aber mit der Elektrik paßt es irgendwie wieder hier auch hin

Diese kleine Orgel funzt also nur mit Luft, Aufbau im wesentlichen wie ein Akkordeon. Der Klang pendelt sich aus zwischen Harmonium, denn ein wahres Gotterbarmen läßt sich ihr entlocken, das alle zu schwer geprüften Büßern macht, und Akkordeon, wobei ich eher zum Musette tendiere. Ich habe im Netz auch eine Musikdatei gefunden, da klingt es wirklich so. Allerdings kann der Mann auch spielen, was ich wiederum nicht kann.
Die Idee zu diesen Instrumenten stammt wohl, wenn meine Google-Ergebnisse richtig sind, aus 1959. Da hatte das Gerät noch nur zwei Oktaven und ein Register aus sechs Dur-Akkorden. Es war auch für Leute, insbesondere Kinder, gedacht, die ohne große Notenkenntnisse damit erste Spielversuche machen konnten. Ob Spielen nach Zahlen oder bunten Punkten ist schließlich unerheblich. Von der Idee her wird es wohl der Vorläufer der Bontempi-Geschichten gewesen sein.
Mein Modell ist das Modell 371, daß sowohl aus Tischmodell als auch als Standmodell betrieben werden konnte. Schön, daß meines noch vollständig ist, denn die Füße machen komischerweise bei vielen Geräten den Verschwindemann, häufig der Notenständer ebenso. Und als Standmodell wirkt sie einfach viel "erwachsener und professioneller". Als Zubehör gab es noch eine in die Auslaßschlitze einklemmbare Lampe, die nur das Notenblatt beleuchtete. War aber leider nicht dabei.
Die Grand hat nun drei Oktaven und ein Chord-Register aus 12 Akkordgriffen, sechs Dur, sechs Moll. Insbesondere mit diesen und dazu gespielten dürren Einzeltönchen in der obersten Oktave kommt das große Gotterbarmen über die Menschheit. Dazu noch den richtigen Gottesdienst, - und vor dem Beichtstuhl herrscht Gedränge. Schöner könnte man das mit einem Harmonium auch nicht, nur lauter.
Ach so ja, ein verstellbarer Lufteinlaß an der Unterseite regelt die Lautstärke. Es will mir aber so erscheinen, als ob dies auch tonal noch etwas verändert. Muß ich noch ein wenig experimentieren.
Und einen Ton muß ich auch reparieren. Das unterste Cis/Des rappelt, da scheint sich die Zunge aus ihrer Verankerung gelöst zu haben. Aber mit Hilfe einer Seite, die sich nur mit diesem Gerät beschäftigt, werde ich das wohl problemfrei hinkriegen. Ansonsten scheint alles noch pächtig im Lot zu sein. Alle anderen Töne da, alle Akkorde ebenso. Ein großer Spaß.
Das größere Problem sind die ganzen Kleberreste, die mit unerträglichen Aufklebern wohl ein Kind dem Instrument zugefügt hat. Da muß ich einmal etwas Geistesschmalz drauf verwenden, denn ich möchte nicht, daß dieser Hochglanzkunststoff hinterher wie schon 'mal gegessen ausschaut. Eine Idee habe ich auch schon, nur funktionieren muß sie. Ich habe mir nämlich gedacht, daß ich die alte Kleberschicht mit Hilfe eines Paketbandes abziehen kann, wenn ich den alten Kleber vorher mit einem Fön leicht erwärme und wieder "geschmeidig" mache. Wenn das klappt, hinterher ein wenig Autopolitur, und das Ding sieht aus wie neu.


Wie gesagt, nicht wirklich ernst zu nehmen, aber trotzdem ein großer Spaß


Gruß und schönen Sonntag,
Ralph