Grundig typ 97

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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surfrie
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Grundig typ 97

Beitrag von surfrie »

Vielleicht kann ich hier im Forum von den eingefleischten Radiofachleuten einige Hilfestellungen bekommen, da meine Kenntnisse in diesem Bereich nicht allzuweit reichen.
Nachdem ich bei dem o. g. Radio den Siebelko sowie die Papierkondensatoren gewechselt habe, spielt das Radio, allerdings nur auf UKW und recht leise. Die Spannung am Siebelko C56 lag bei nur 206 Volt. Ich habe den gleichrichter getauscht und die Widerstände R16 und R18, da die Werte nicht stimmen.
Nun gibt das Radio keinen Ton von sich. Der Widerstand r28 mit 1,3 k Ohm 2Watt wird schnell sehr heiß, sodass ich das Radio lieber schnell ausschalte.
Der Widerstand zeigt bereits in der Mitte dunkle Verfärbung, der Wert stimmt jedoch noch. Ebenfalls wurde die umliegenden Widerstände geprüft – die sind auch in Ordnung.
Die Elkos C57, C58 habe ich ebenfalls gewechselt.
Kann mir jemand bei der systematischen Fehlersuche helfen?

Viele Grüße

Matthias
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röhrenradiofreak
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von röhrenradiofreak »

Du hast wahrscheinlich in der Anodenspannungsversorgung des Radios einen Kurzschluss eingebaut. Kontrolliere die Fassung der EL84, den Siebelko, die Zuleitungen sowie die Fassung des magischen Auges und alles, was elektrisch sonst noch damit in Verbindung steht, auf falsch angelötete Bauteile, Bauteile, die einander oder das Chassis berühren und ähnliches.

Lutz
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Ekorre
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von Ekorre »

Hallo zusammen,

dieser Tage habe ich einen Grundig 97 restauriert. Das ist ein sehr schönes Gerät. Vielleicht helfen die Bilder auf http://elektronikbasteln.pl7.de/grundig ... richt.html weiter. Ich kann auch noch hochauflösende Bilder vom Chassis liefern. Ich vermute, dass hier mindestens ein Verdrahtungsfehler oder ein Kurzschluss vorliegt. Da hilft nur eine systematische Fehlersuche.

Vor dem Austausch von Bauteilen fertige ich immer hochauflösende Bilder vom Chassis an. Bei meinem Grundig 97 konnte ich 10 Papierkondensator der Marke ERO 100 ausmachen. Man kann sich wirklich streiten, ob man alle austauschen muss. Ich habe zur Sicherheit nur in Serie zum Koppelkondensator für das Steuergitter der EL84 noch einen modernen Kondensator geschaltet. Andere wären aus Sicherheitsgründen auch etwas kritisch zu sehen, aber meine Variante für den schwedischen Markt ( Grundig 97 S) hat mehere Sicherungen eingebaut. Im schlimmsten Fall brennt eine Sicherung durch. Wenn der Abblockkondensator für ein Schirmgitter einen hohen Leckstrom besitzt, passiert nicht viel. Die betreffende Stufe wird, wenn überhaupt, eine geringere Verstärkung besitzen. Einfach die Spannungen nachmessen.

Was mir bei meinem Chassis aufgefallen war, ist, dass werksseitig einige Bauteile und blanke Drähte kaum Abstand zueinander hatten. Hier sind also Kurzschlüsse vorprogrammiert. Einige Drähte hatte ich deshalb nachgebogen.

Ich habe seit 8 Jahren ein Radio aus dem Jahr 1955 mehrmals pro Woche im Betrieb. Bei diesem hatte ich nur den besagten Koppelkondensator gewechselt. Irgendwann fing das Radio an immer lauter zu brummen, weil der Ladeelko an Kapazität verloren hatte. Sicherlich könnte ich noch die Kondensatoren der Klangeinstellung wechseln, aber das Radio klingt trotzdem gut, wenn ich die Höhen aufdrehe. Ansonsten spielt das Radio sehr zuverlässig. So oder so würde ich diese alten Radios nie ohne Aufsicht laufen lassen. Der Netztrafo kann zum Beispiel einfach so ohne Überlast einen Windungskurzschluss bekommen und sehr heiß werden.

Bild
Viele Grüße
Volker

Leuchtet das Anodenblech im hellen roten Schein,
wird es wohl ein defekter Koppelkondensator sein.

Stinkt das Radio nun zu allem Überdruss nach einem faulen Ei,
ist jetzt sein Selengleichrichter durch Überlast entzwei.


http://elektronikbasteln.pl7.de/roehren ... mlung.html
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von achim1 »

Das ist ein wirklich hübsches und sehr schön restauriertes Gerät, Hochglanz, ganz mein Geschmack.
Bei mir warten noch zwei Stück auf die Restauration. Leider ist der Stoff beschädigt. Weiß vielleicht jemand wo man Ersatz herbekommen kann?

Gruß,
Achim
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von xscotty1990 »

achim1 hat geschrieben:Das ist ein wirklich hübsches und sehr schön restauriertes Gerät, Hochglanz, ganz mein Geschmack.
Bei mir warten noch zwei Stück auf die Restauration. Leider ist der Stoff beschädigt. Weiß vielleicht jemand wo man Ersatz herbekommen kann?

Gruß,
Achim
Hi Achim, falls der Stoff nicht original sein muss, bei Volker gibt es Ersatzstoff:

http://shop.antikradio-restored.de/index.php?cPath=21 (runterscrollen)

Grüße

Marco
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von Ekorre »

Den Laden kannte ich noch nicht. Danke! Auf Flohmärkten finde ich ab und zu passende Stoffe. Das können alte Vorhänge oder alte Röcke sein. Es sollte etwas mit Streifen sein. Der Unterschied könnte sogar werkseitig sein. Das fällt kaum auf. Es gibt eine Firma, die Lautsprecherstoffe nachwebt. Das wird aber sicher sehr teuer.

Mir bereitet der Riss im Kunststoff noch Kopfzerbrechen. Ich dachte mir den Riss von unten mit einem Stück Pertinax und Kleber zu stabilsieren und dann Schicht für Schicht Lack auftragen, der anschließend geschliffen poliert wird. Wo bekomme ich aber den Lack in der gleichen Farbe her ohne gleich einen halben Liter anmischen lassen zu müssen.
Viele Grüße
Volker

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Re: Grundig typ 97

Beitrag von achim1 »

Wo ist denn da ein Riss? Im Gehäuse?
Wenn dem so sein sollte, dann gibt es nur eine Methode das wirklich professionell und dauerhaft zu reparieren. Du musst den Riss aufziehen, etwa 3mm breit, mechanische Retentionen einschleifen und mit einem geeigneten Harz verfüllen. Vorher von unten Glas-oder Kohlegewebe anlaminieren. nach Aushärtung des Harzes schleifen und anschießend mit Spritzspachtel behandeln. Das gesamte Gehäuse fillern und schleifen bis eine farblich einheitliche, glatte Fläche entstanden ist. Dann neu lackieren. Evtl. gibt es eine RAL-Farbe die passt.

Gruß,
Achim
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von Ekorre »

Hallo Achim,

es ist ein kleiner Riss hinten auf der Oberseite des Gehäuses, das aus Polystyrol besteht, wie ich jetzt herausgefunden habe. Wenn ich das mit der Spraydose lackiere, wird das sicher nicht befriedigend. Ich kann nicht gut spritzen. Die Endlackierung müsste ich dann von einem Lackierer mit der richtigen Ausrüstung in staubfreier Umgebung machen lassen.

Das Radio begann leider ein paar Minuten nach dem Einschalten leise zu brummen. Es war ein satter Brumm, der nur bei leiser Wiedergabe zu hören war. Die Ursache war ein Kathoden-Heizfaden-Feinschluss der EL84. Röhre getauscht und der Brumm war weg. Ein ganz ganz leiser Brumm stammt noch vom Netztrafo her, weil die Resonanzfrequenz des Gehäuses ausgerechnet auf 50 oder 100 Hz liebt.

Hier ein paar Impressionen vom Radio:

Viele Grüße
Volker

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Re: Grundig typ 97

Beitrag von achim1 »

Hallo Volker,
Polystyrol ist insofern kritisch als es nicht lösemittelbeständig ist. Alle Lacke, Filler, spritzspachtel, ect. die auf Acryl oder Nitrobasis aufgebaut sind werden das Gehäuse anlösen. Selbst wenn man alles gut durchtrocknen lässt wird die nächste Schicht den gesamten vorherigen Aufbau wieder durchdringen.
In dem Fall würde ich dir wirklich raten, den Lackaufbau von einem Profi in 2K machen zu lassen. 2K-Produkte enthalten kaum Lösemittel und polymerisieren zu einer unlösbaren, inerten Schicht.
Es wäre wirklich schade um dieses hübsche Radio wenn das Gehäuse hochgehen sollte. Ich hab mein Lehrgeld schon bei einem Philetta-Gehäuse bezahlt. Seither nur noch 2K und nichts anderes mehr. Auch keine Nitrokombispachtel, ect. So schön einfach sie auch anzuwenden sind, so mies sind sie im Enderegebnis.

Das Video ist ja richtig klasse. Der Klang kommt bei mir superl rüber. Hast du das nur mit dem Mic der Cam aufgenommen? :super:

Gruß,
Achim
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von polynom »

Hallo Volker

Soweit mir bekannt ist, lässt sich Polystrol in Benzol auflösen und ergibt so einen Kleber bzw. eine Art Kitt dafür. Müsstest diese Masse dann nur noch möglichst gut passend einfärben und in den aufgerauhten Riss einarbeiten. Dafür eignen sich farblose Polystrol-Spulenkörper von alten Filtern o. ä.

Beste Grüße von D.-Jürgen
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Re: Grundig typ 97

Beitrag von Ekorre »

Hallo zusammen,

das Video ist mit Originalton entstanden. Als Sender diente ganz legal ein kleiner UKW-Transmitter. Die Szenen habe ich nach der Musik geschnitten und kurze Überblenden verwendet. Aufgenommen wurde alles mit einer 9 Jahre alten Digitalknipse. Ich sollte mir mal eine neue kaufen.

Eine ähnliche Idee mit dem Polystyrol hatte ich auch. Es muss nicht unbedingt das krebseregende Benzol sein. Es geht auch Pinselreiniger, habe ich mal gelesen. Auf jeden Fall geht spezieller Plastikkleber für den Modellbau. Damit hab ich auch schon gearbeitet. Das ist auch nichts anderes als Lösungsmittel. Es ist ja nur ein kleiner Riss und es ist nur eine kleine Menge Material abgesplittert. Ich dachte mir einen halben Quadratzentimeter von der Unterseite des Gehäuses abzufeilen und die Späne dann auflösen und vorsichtig auftragen. Vorher den Riss von unten mit Bastlerglas, was auch Polystyrol ist, verkleben und stabilisieren. Wenn der Riss und die abgesplitterte Stelle zugekittet und getrocknet sind, wird geschliffen, wahrscheinlich mit 400er oder 1000er Papier und danach wie gehabt auf Hochglanz poliert. Ob das klappt, weiß ich nicht. Ich werde es deshalb mit Bastlerglas ausprobieren und nicht gleich am Radio. ich vermute aber, dass leichte Verfärbungen zu sehen sein werden. Damit könnte ich aber leben. Ob man die Oberfläche, die mit 400er Papier geschliffen worden ist, wieder auf Hochglanz polieren kann, kann auf der Unterseite ausprobiert werden. Sollte alles daneben gehen, muss das Gehäuse halt neu gespachtelt und lackiert werden.

Übrigens rechne ich in den nächsten 10 Jahren mit vielen Nachbauten dieser Kunststoff- und Bakelitradios, wenn die 3-D-Drucker günstiger und besser geworden sind. Es muss nur mal jemand sich die Mühe machen die Gehäuse und Knnöpfe mit dem Laser-Scanner abzutasten. Dann holt man sich die Dateien aus dem Internet lässt sich die Gehäuse und Knöpfe ausdrucken, die dann noch lackiert werden müssen. Die Skalenglasbedruckung kann man ja jetzt schon mit dem Tintenstrahldrucker auf Klarsichtfolie erzeugen. So ein Philetta-Nachbau würde mich reizen, natürlich mit Röhren. Die meisten werden wohl ein Transitorradio einbauen, gleich noch mit W-LAN. Mal sehen, was uns in der Maker-Szene noch erwartet.
Viele Grüße
Volker

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