Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

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Lukas95
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Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Hallo zusammen, :hello:
es ist schon einige Zeit her das ich mein allererstes Röhrenradio (ein Graetz Super 158W) restauriert hab. Da ich damals den Fehler gemacht habe, nicht die Spannungen zu messen, habe ich mich nun dazu entschlossen das Radio nochmal aufzumachen und alle Spannungen nachzumessen (nur um sicher zu gehen). Hat soweit in 220V-Stellung alles gepasst, Heizspannung ist mit ca. 6,5V auch ok.

Nun der Fehler: die EAF42 weist den Fehler auf das die Anodenspannung anstelle der erwarteten 40V immer so ca. 92V groß ist. Sonst stimmen alle Spannungen relativ genau. Habe die Röhre schon gegen eine andere getauscht und es hat nichts gebracht. Im Radio wurden alle Teeris gegen Folienkondensatoren ausgetauscht. Die Widerstände (20k, 200k, 100k, 5M, 1,25M) sind alle in Ordnung und kalte Lötstellen sind auch keine vorhanden.
Ich habe im Anhang einen Ausschnitt des Schaltplans mit allen gemessenen Spannungen angefügt.

Hat irgendjemand eine Idee wo der Fehler liegen könnte bzw. wo ich noch nachmessen könnte?
Ich bedanke mich schonmal für eure Hilfe!!!

Gruß Lukas


PS: Vorhandene Messgeräte: Multimeter, Isotest 6, Oszilloskop
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paulchen
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von paulchen »

Du mußt an dieser Stelle mit einem recht niederohmigen Messgerät messen. (im Plan steht was dazu!!).
In der Regel einfach ein altes analoges Meßgerät nehmen und Du wirst sehen, es passt.

paulchen
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Lukas95
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Ah super, danke für die schnelle Antwort! :danke:

Jetzt wo dus sagst: Ich habe das mit dem Messgerät schonmal irgendwo gehört. Dann werde ich mir demnächst wohl ein analoges Messgerät anschaffen, ich spiele sowieso schon länger mit dem Gedanken.


Andere Frage: Wenn das Radio warm gelaufen ist, so nach 5-10min fällt mir auf das der Sender wegläuft und man ihn nachstellen muss (aber nur einmal). Die EF42 wurde ebenfalls schonmal getauscht. Ist das ein generell altersbedingtes Problem, oder ist das ein thermischer Effekt, der dann also bei Widerständen oder Röhren zu suchen wäre?
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Lukas,

so praktisch ein analoges Multimeter auch ist, solltest Du allerdings bedenken, dass die modernen analogen Multimeter einen Innenwiderstand von meist 10 Kiloohm/V haben, also auch deutlich höher als die angegebenen 500 Ohm/V im Schaltplan.

Trotz allem, zusätzlich ein analoges Multimeter zu haben ist durchaus sinnvoll.


Gruß

Martin
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Lukas95
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Gerade ist mir in der Bucht ein Analoges Multimeter aus der ehemaligen DDR, ein "MTM Uni 7" für nur 15€ ins Auge gestochen. Leider bestätigt sich Ihre Vermutung: Das Multimeter hat einen Innenwiderstand von 20kOhm/Volt.

Lieg ich mit der Vermutung das ich mit diesem - im Vergleich zu 500Ohm/Volt - doch recht hohem Innenwiderstand ebenfalls nur Mist messe?

Gruß Lukas
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Blue Fox
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Blue Fox »

Ja, so ist es.

Moderne Messgeräte belasten das gemessene System viel weniger, wodurch auch die Spannung viel weniger einknickt. Nach heutigen Maßstäben wäre ein Gerät mit 500 Ohm/Volt (übertrieben gesehen) fast einem Kurzschluss gleichzusetzen. :lol:

Anfangs habe ich auch irgendwelche Fehler gesucht, bis mir das jemand erklärte. :x

Gruß,

Volker
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von hf500 »

Moin,
ein Messgeraet mit 500Ohm/V hat im 300V-Messbereich einen Widerstand von ganzen 150 Kiloohm. Schalte mal diesen Wert von Anode der EAF42 nach Masse und messe erneut mit dem Digitalmultimeter nach.
Wenn ich den Spannungsabfall ueber dem 20k Siebwiderstand (R129) der NF-Stufe nachrechne, komme ich auf 750µA Anodenstrom, was plausibel ist.

73
Peter
Zuletzt geändert von hf500 am Di Jul 29, 2014 21:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Lukas95
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Das mit dem Widerstand werde ich morgen gleich mal ausprobieren, danke für den Tipp!

Ausgerechnet ein Messgerät aus den 50ern finde ich nirgends. Ich liebäugle mit einem "H&B Multavi II" aus den 30er/40er Jahren. Das hat aber nen Ri = 100kOhm, also nur 333Ohm/Volt. :D

Gibt es irgendwelche besonderheiten worauf ich beim Kauf/bei der Verwendung solch alter Messgeräte achten muss?


Gruß Lukas
hf500
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von hf500 »

Moin,
ohne das Ding zu zerlegen, kann man nur durch drehen des Geraetes ueberpruefen, ob der Zeiger leichtgaengig ist. Er darf auch nicht verbogen sein. Der Zeiger muss sich leicht auf den mechanischen Nullpunkt einstellen lassen. Besteht das Messwerk diese Pruefung, scheint es wenigstens mechanisch in Ordnung zu sein. Elektrisch kann man es nur mit bekannten Spannungen/Stroemen pruefen.
Unbedingt einen Blick ins Batteriefach (die Zelle(n) fuer die Widerstandsmessung) werfen, nicht, dass man da ein Auslaufmodell drin hatte.

Im Grossen und Ganzen ist es besser, moderne Messgeraete zu verwenden und die Wirkung eines praxisgerechten hohen Innenwiderstandes im Hinterkopf zu haben. Messgeraete unter 1k/V verwendet man heutzutage nur noch fuer Elektroinstallationen, weil man damit weniger Fehlmessungen durch induktive/kapazitive "Fehlspannungen" hat. Als Zeigermesswerke sind die auch robuster als Feinmesswerke mit mehreren 10k/V.
Roehren-/Transistor-/FET-Voltmeter haben wie die Digitalmultimeter einen konstanten Innenwiderstand von meist 10M Ohm.
Zeigermessgeraete verwendet man heute gerne, um Spannungsaenderungen verfolgen zu koennen (Abgleich etc.) Dafuer braucht man aber moeglichst hochohmige Messgeraete.

Der Messfehler bei Zeigermesswerken ist auf den Endwert bezogen, daher mitt man moeglichst in einem Bereich, der den Zeiger bei dem zu erwartenden Messwert in das obere Drittel der Skala bringt.

73
Peter
polynom
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von polynom »

Bei Spannungsmessungen in alten Schaltplänen ist zu beachten, mit welchem Messmittel-Innenwiderstand die Werte entstanden. Das ist besonders von Bedeutung, wenn an hochohmigen Messpunkten, hier hinter dem 100K-Widerstand an der Anode der NF-Röhre gemessen wird. Es handelt sich dann um ein relativ hochohmiges Netzwerk bzw. "Spannungsquelle" Beim Anschluss des Messgerätes entsteht ein Spannungsteiler 100k und der Ri des Messgerätes liegen dann in Reihe. Wenn der Ri original 500Ohm/Volt war und Du mit einem höheren Ri 10KOhm oder größer misst, verändern sich die Teilerverhältnisse enorm. Klar, dass dann am höhen Ri auch eine höher Teilspannung anliegt, wie bei Dir rund 90 statt bei Ri=500Ohm/Volt 40 Volt. Evtl. wäre es hilfreich wenn Du Dich mal etwas mit den Grundlagen der Reihen- bzw. Parallelschaltung von Widerständen sowie die vorliegende Spannungs- bzw. Stromverteilung befasst Früher wurde sowas bereits im Physikunterricht ab der 9.-10. Klasse gelehrt. Heute ist das leider nicht mehr so selbstverständlich.

Beste Grüße von D.-Jürgen
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paulchen
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von paulchen »

Und da nun alle das gesagte nochmals schreiben, ich auch nochmal.

Schaue nicht so verbissen auf die angegebenen 500Ohm/V. Die relativ normalen 333Ohm/V machen es allemal auch.
Da findet sich immer was für kleines Geld. Bisher habe ich nie mehr als 10,- Euro für solche Meßgeräte ausgegeben. Entweder auf dem Trödel oder aus Spaß mal in der Bucht (inkl. Versand!).
Schaue da mal gezielt nach Geräten aus der DDR oder Sowjetunion. Die sind preiswert und gut (und robust!!).
Was sie haben sollte ist mindestens 600V-/~ und 1,5A -~. Nach unten sollten mindestens 1V und 1mA da stehen. Weniger wäre besser.

paulchen
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von rettigsmerb »

Hier wurde das alles bereits abgehandelt: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... and#p82204
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Lukas95
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Hallo Jürgen,

danke für deinen Hinweis, aber ich glaube das ich mich dank meiner Ausbildung bestens in Sachen Reihen-/Parallelschaltung von Widerständen auskenne. Ich muss halt zu bedenken geben das ich mit meinen 19 Jahren nicht all zu viel Berufserfahrung vorweisen kann und noch einiges dazulernen muss. Gerade was Röhrenradios und die Technik von früher angeht, lernt man heute nicht mehr all zu viel, bzw. garnichts mehr. Zum Glück gab es noch die einen oder anderen "alten Hasen" in der Berufsschule die mir doch ab und zu alte Literatur zum Thema Röhren und ähnlichen ausgeliehen haben. Ich stelle hier im Forum wirklich nur Fragen wenn ich selbst mit meinem Latein am Ende bin und versuche natürlich, so gut es geht, mir die Schaltungen und deren Funktionen selbst zu erarbeiten.

Ich bedanke mich bei allen hier im Forum für eure kompetente Hilfe! :super:

Gruß Lukas
Mathias
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Mathias »

Hallo Lukas,

ich verwende bei Schaltungen, für die ein niederohmiges Messgerät vorgesehen war, eine Steckbrücke.
Diese kommt einfach parallel auf die Eingänge des Multimeters.
Ein extra Messgerät habe ich mir nicht zugelegt.
DSCN3339-600dpi.jpg
Gruß, Mathias
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Lukas95
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Re: Anodenspannung zu hoch. Nur warum?

Beitrag von Lukas95 »

Um diesen Thread zu beenden:

Ich habe mir jetzt das oben genannte Multavi II für 10€ auf eBay Kleinanzeigen gekauft. Das Messgerät wurde getestet und funktioniert einwandfrei. War recht verkratzt, hab ich aber mit Stahlwolle 000 und Autopolitur wieder super hingekriegt!

Und die Spannung die mich vorher zur Verzweiflung gebracht hat stimmt jetzt auch!

Gruß Lukas
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